Zwei Ladys erreichen das Hambo-Finale

(nn) East Rutherford / New Jersey, Samstag, 1. August 2020. Nachdem man vor sieben Jahren zum bis 1996 geltenden Modus zurückgekehrt war, Vorläufe und Finale des Hambletonian an einem Tag zu entscheiden, um die Spannung zu erhöhen, gab’s zur 95. Auflage des Millionendings die Retour der Retour. Pferde- und tierschutzgerechter wurden die Qualifier zu Nordamerikas berühmtestem und legendärstem Trabrennen für die Dreijährigen wieder eine Woche vorher durchgezogen.
Allerdings wurden neben den Finalfahrkarten, die die fünf Bestplatzierten einsackten, nur noch 50.000 anstelle von 70.000 Dollar verteilt. Groß war der Andrang mit 17 Aspiranten, die sich in zwei Vorläufen auf The Meadowlands stellte, jedoch nicht, obwohl sich im Gegensatz zum Vorjahr kein echter Primus herausgeschält hat - ganz im Gegenteil.
Das rief zwei Stuten auf den Plan, die sich mit dem starken Geschlecht messen und zwei Jahre nach Atlanta die Krone des nordamerikanischen Trabrennsports ins weibliche Lager holen wollen. Die Aussichten dafür stehen so ungünstig nicht, denn die von Tony Alagna trianierte Ramona Hill gewann ihren Qualifier dank ihres Top-Speeds und zog dabei Back of the Neck das Fell über die Ohren, und auch Sister Sledge verkaufte sich als Vierte nicht übel.
Leichtes Spiel schien in Vorlauf 1 der von Åke Svanstedt trainierte Back of the Neck zu haben, mit dem Scott Zeron die „1“ weidlich nutzte und als innerer Zweiter hinter Big Oil sehr viel schwungvoller in die Partie kam als Ramona Hill, die durchweg die rote Laterne trug. Nach 450 Metern übernahm Zeron mit dem vom Schweden Stefan Balaszi gezüchteten Sieger einer Abteilung des Stanley Dancer Trot selbst das Kommando und schien im Einlauf bombensicher hinzukommen, zumal Ramona Hill weiterhin als Schlusslicht auf die Zielgerade bog.
Andy McCarthy wusste jedoch offensichtlich, was er mit der Stute, die schon beim Sieg im Del Miller Memorial restlos überzeugt hatte, für ein Fluggerät in Händen hielt. Im Düsentempo fraß die Muscle-Hill-Tochter ganz außen Gegner um Gegner, ohne dass der „Aussie“ einen Finger rührte, und machte auch vor Back of the Neck nicht Halt, der um eine halbe Länge eher sicher denn nach „Kampf“ aus allen Träumen gerissen wurde.
Knapp zwei Längen dahinter war Amigo Volo, mit sechs Siegen aus zwölf Auftritten und 610.546 Dollar Gage zweijährig die Nummer eins der Generation 2017, rechtzeitig in Form, um für „Bronze“ Big Oil und Hollywood Story um je eine halbe Länge auszustechen.
„Ich denke, Andy wollte aus der letzten Kurve heraus sehen, ob sich Publikum diesseits der Bahnbegrenzung in äußere Spuren verirrt hat und sie von der Piste jagen“, juxte Trainer Tony Alagna über die Fuhre seines Steuermannes, um ernster hinzuzufügen: „Andy wird meinen Nerven zuliebe im Finale hoffentlich auf so eine miese Ausgangslage verzichten. Sie hat ihr enormes Potential bestätigt. Im letzten Jahr war sie selbst für eine Zweijährige reichlich unreif - und hat ihren Job mit sechs Treffern aus sieben ‚shots‘ trotzdem bestens erledigt. Bereits im Miller Memorial hat sie gefunkelt, nun leuchtet sie taghell. Ich hoffe, im Endlauf läuft nichts gegen uns.“
95. Hambletonian - Vorläufe - (Dreijährige)
1609m Autostart, 50.000 USD
Wert: 25.000 - 12.500 - 6.000 - 4.000 - 2.500 USD
1. Vorlauf
1. Ramona Hill 09,2 Andrew McCarthy 22
3j.br. Stute von Muscle Hill a.d. Lock Down Lindy von Lucky Chucky
Be: Crawford Farms, Grant, Leblanc & In the Gym Partners; Zü: Crawford Farms; Tr: Tony Alagna
2. Back of the Neck 09,2 Scott Zeron 28
3. Amigo Volo 09,5 Dexter Dunn 50
4. Big Oil 09,6 Andy Miller 485
5. Hollywood Story 09,6 Tim Tetrick 343
6. Third Shift 09,7 Åke Svanstedt 145
7. Beads 10,1 Jimmy Takter 219
8. Maesteraemon 09,7g* Brian Sears 229
*als Sechster durchs Ziel galoppiert und auf Platz 8 gesetzt
Sieg: 22; Richter: sicher Hals - ¾ - ½ - ¾ - ½ - 8 - 13½ Längen; 8 liefen
Video: https://www.youtube.com/watch?v=iz9ny8iNKsM
Auch Vorlauf 2 wurde von einem der am Start außen aufgestellten Kandidaten gewonnen. Von der „8“ löste Yannick Gingras die Bremse bei Ready for Moni nur halb, schaute sich durch den ersten Bogen in dritter Spur das muntere Treiben um die Pole Position an, für das sich Threefiftytwo eingangs desselben gegen Capricornus durchgesetzt hatte.
Brian Sears verzichtete als Dritter, hinter diesem Duo nach innen abzutauchen, gab nach 300 Metern Gas und scheuchte Sister Sledge kurz nach dem Viertelmeilenpfosten in Front. Genau darauf hatte Gingras spekuliert, folgte der Father-Patrick-Tochter, die vor einer Woche eine Abteilung des Tompkins Geers gewonnen hatte, wie ein Schatten und übernahm nach 850 Metern selbst das Kommando. Das war für den 2018 in Lexington für 220.000 Dollar verauktionierten Ready-Cash-Sohn die halbe Miete.
Zur ganzen wurde es, als er sich zu Beginn der Zielgeraden vom raufenden Rudel absetzte und viel leichter zum sechsten Mal aus zehn Versuchen als Erster am Pfosten war, als die im Rennbericht vermerkte Dreiviertellänge hergibt. Gingras hatte längst schon die Hände herunter genommen und auf „Kräfte sparender Modus“ umgeschaltet. Mit Threefiftytwo brachte Scott Zeron auch seinen zweiten Aspiranten als „Ehrenplätzler“ ins große Finale.
Dahinter wurde es mächtig eng: An Sister Sledge mogelte sich innen Capricornus vorbei, außen kamen Rome Pays Off und der nur um einen langen „Hals“ aus dem Endlauf plumpsende Jula Trix Treasure nicht mehr ganz hin, womit der Traum des recht neu im großen Geschäft engagierten schwedischen Großindustriellen Karl Johan Blank, dessen Pferde fast alle unter „Jula“ laufen, aufs Hambo-Finale platzte.
„In diesem Jahr ist durch den Corona-Lockdown der Rennkalender ziemlich durcheinander geraten und es ist - natürlich für alle - etwas schwieriger, passende Rennen für den im Winter ausgeknobelten Trainings- und Matchplan zu finden. Wir wollten Ready for Money nicht zu viele Prüfungen aufdrücken, und so hat er vor dem Saisondebüt, dem Stanley Dancer Memorial, eben ein paar Qualis absolviert. Ich hoffe, wir haben damit alles richtig gemacht und er ist am kommenden Samstag weiter gefördert“, plauderte Nancy Takter aus dem Nähkästchen einer durch das Corona-Virus und dessen Lockout-Folgen aus dem Zeitplan geworfenen Trainerin.
2. Vorlauf
1. Ready for Moni 09,4 Yannick Gingras 22
3j. schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Nothing but Moni von Credit Winner
Be: Fielding, Liverman, Hatfield & Lindy Farms of Conn.; Zü: Moni Maker Stables; Tr: Nancy Takter
2. Threefiftytwo 09,5 Scott Zeron 77
3. Capricornus 09,6 Tim Tetrick 423
4. Sister Sledge 09,6 Brian Sears 31
5. Rome Pays Off 09,7 Mattias Melander 72
6. Jula Trix Treasure 09,7 Åke Svanstedt 222
7. Sky Castles 09,9 Corey Callahan 1414
8. Chestnut Hill 09,9 David Miller 178
9. Moon Bridge 12,0 Andy Miller 213
Sieg: 22; Richter: sicher ¾ - 1½ - ¼ - ½ - ¼ - ¾ - ¼ - 16¾ Längen; 9 liefen
Video: https://www.youtube.com/watch?v=bk165KsSb9c
Ausgelost wurden die Final-Startplätze für den 8. August (mit Fahrern und Trainern)
95. Hambletonian - Finale - (Dreijährige)
1609m Autostart, 1.000.000 USD
1. Ready for Moni* Yannick Gingras Nancy Takter
2. Back of the Neck Åke Svanstedt Åke Svanstedt
3. Hollywood Story Tim Tetrick Marcus Melander
4. Big Oil Andy Miller Julie Miller
5. Ramona Hill* Andrew McCarthy Tony Alagna
6. Threefiftytwo Scott Zeron Luc Blais
7. Capricornus Tim Tetrick Marcus Melander
8. Rome Pays Off Mattias Melander Marcus Melander
9. Sister Sledge Brian Sears Ron Burke
10. Amigo Volo Dexter Dunn Richard Norman
*Vorlaufsieger
Wert: 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 USD
Kollektives Aufatmen…
…dürfte durch die Reihen der älteren Stuten bzw. ihres Umfelds gegangen sein, als zur vierten Runde des Miss Versatility Trot weder die erst vor einer Woche zu einer neuen Weltbestmarke gespritzte Manchego noch Atlanta eingeschrieben wurden. Hinter diesem Duo infernale klafft leistungsmäßig eine enorme Lücke, was das Treffen der acht Damen bis zur Linie zum spannendsten des Abends machte, auch weil die von Grand Swan angeschlagene Pace an ein gemütliches Abendkränzchen erinnerte.
Zwischen Siegerin und Nummer sieben lagen lediglich zwei Längen - nur Pat Matters hatte sich durch eine Galoppade hinterm Startauto früh aus der Massenankunft ausgeklinkt. Es grenzte an ein kleines Wunder, dass sich Åke Svanstedt mit Weltrekordlerin Plunge Blue Chip als 14:10-Favorit durchsetzte, die noch zu Beginn der Zielgeraden an fünfter Position lag und mit dem schnellsten „final Quarter“ den Spieß um Haaresbreite gegen Kenziesky Hanover und die das Feld gemeinsam mit Tempomacherin Grand Swan in den Einlauf bringende Princess Deo umbog.
Miss Versatility - 4. Runde - (int., frei für alle Stuten)
1609m Autostart, 40.000 USD
1. Plunge Blue Chip 09,9 Åke Svanstedt 14
5j.br. Stute von Muscle Mass a.d. Dunk the Donato von Donato Hanover
Be: Svanstedt, Blue Chip Bloodstock & Tomas Andersson; Zü: Blue Chip Bloodstock; Tr: Åke Svanstedt
2. Kenziesky Hanover 09,9 Corey Callahan 77
3. Princess Deo 09,9 Andrew McCarthy 872
4. Pure Chance 10,0 Scott Zeron 96
5. Grand Swan 10,0 Brian Sears 88
6. Beautiful Sin 10,1 Dexter Dunn 195
7. Refined 10,1 Yannick Gingras 425
8. Pat Matters 17,4g David Miller 147
Sieg: 14; Richter: Kampf k.Kopf - Kopf - 1 - ¼ - ¼ - ¼ Länge; 8 liefen (NS Felicity Shagwell / Attest)
Wert: 20.000 - 10.000 - 4.800 - 3.200 - 2.000 USD