Zwei Hagoort-Musketiere ganz vorn

(mw) Skive, Pfingstmontag, 1. Juni 2020. In den letzten Jahren war das beschauliche 20.000-Einwohner-Städtchen in Mittel-Jütland am Musketerdagen ein ausgesprochen gutes Pflaster für Pferde mit deutschem Besitzer- und/oder Züchter-Hintergrund.
Sonst stets um die April-Mai-Wende herum ausgetragen, wollte Skive in Corona-Zeiten auf den bedeutendsten Renntag der Saison, bei dem die Hauptrennen nach in Jütland aufgestellten Deckhengsten benannt sind, nicht verzichten und verlegte die Veranstaltung kurzerhand um sechs Wochen nach hinten. Schwacher Trost für den Veranstalter, der wie derzeit überall in Europa auf Besucher verzichten musste, war ein wolkenloser Frühsommertag mit Temperaturen um die 23 Grad.
Auf dem 2014 von 800 auf 950 Meter verlängerten Linkskurs musste im Pay Dirts Mindelöb für die Generation 2017 Namanga Bo, Hans Ulrich Bornmanns Siegerin des Berliner Jugend-Preis, zum Einstand in die Derby-Saison ganz außen von der „8“ los und quittierte dies mit einem Startfehler, der sie wie den ebenso patzenden, in Schweden heuer bereits viermal siegreichen Favoriten Forever Melon rund 50 Meter kostete. Sehr viel besser lief’s für Kilimanjaro, der seinerseits den ersten Auftritt in Jägersro vergaloppiert hatte. Robin Bakker fackelte nicht lange, knöpfte nach 400 Metern Steen Juuls Fossa die Führung ab und durfte fortan eine ruhige Kugel schieben.
Mit dem bei fünf Starts noch nie bezwungenen First Blood, hinter dem Namanga Bo nach dem enormen Bodenverlust doch noch ein feines Plätzchen gefunden hatte, hütete sich Birger Jörgensen, früh auf die Tube zu drücken, und als es an der Zeit gewesen wäre, nahm ihm Bakker mit einer kernigen Tempoverschärfung den Wind aus den Segeln. Auch den sich über den Open Stretch versuchenden Fossa hielt der Conway-Hall-Sohn aus dem Lot Paul Hagoorts ganz leicht in Schach.
Für Namanga Bo waren nach dem anfänglichen Fehler nicht mehr als Rang fünf und 6.000 DKR drin. „Er liebt es, sein Tempo durchzuziehen, und so wollte ich so früh wie möglich an die Spitze. Das hat bestens geklappt, und der Rest war ein Kinderspiel“, verriet Vollstrecker Bakker.
Pay Dirts Mindelöb (int., Dreijährige)
2060m Autostart, 120.000 DKR
1. Kilimanjaro 14,8 Robin Bakker 37
3j.dklbr. Hengst von Conway Hall a.d. Adena Boko von Pearsall Hanover
Be / Zü: L. Schalkoort, NL; Tr: Paul Hagoort
2. Fossa 3. Frank jr Bounce 4. First Blood 5. Namanga Bo 6. Fly by so Easy 7. Forever Melon 8. Livi Power 9. Ferrari Bork |
15,0 Steen Juul 15,0 Rene Kjær 15,2 Birger Jörgensen 15,6g Dion Tesselaar 15,7 Bent Svendsen 15,9g Jeppe Juel 16,1 Kent Friborg 17,1g Morten Friis |
46 695 67 93 578 22 449 635 |
Sieg: 37; Richter: leicht 1½ - 1 - 2 - 3 - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/500m - 15,3/1000m
Wert: 60.000 - 27.000 - 13.000 - 8.000 - 6.000 - 4.000 - 2.000 DKR
Sehr ähnlich lief’s zwischen Bakker und Steen Juul im Frosty Hanovers Mindelöb für die 2016 Geborenen mit dem Unterschied, dass es dort zwischen Juan Les Pins und Elliot, dem der Mollema-Traber ebenfalls nach 400 Metern den Taktstock entrissen hatte, letztlich nur um die Plätze drei und vier ging - diesmal mit dem besseren Ende für den wiederum über den Open Stretch kommenden unverwüstlichen dänischen Altmeister. Mit dem Sieg hatten beide nicht das Geringste zu tun - der spielte sich in einem messerscharfen Kampf vier Längen voraus zwischen den beiden Favoriten ab.
Mit E Type Cash scheute sich Gordon Dahl nicht, Juan Les Pins früh die Daumenschrauben anzusetzen. Noch imponierender war der Auftritt Emojis, mit dem Flemming Jensen aus Startreihe zwei an letzter Stelle untergekommen war. 800 Meter vorm Ziel blies der Broad-Bahn-Sohn in dritter Spur, aus der er nicht mehr wegkommen sollte, zur Attacke, der Juan Les Pins, der in Kopenhagens 4-års-eliten recht glücklich den Ehrenplatz eingeheimst hatte, nur bis eingangs der Zielgeraden standzuhalten vermochte. Anders E Type Cash. Bei dem furiosen Finish vermochte auch die Zielfotografie weder für Dahls Ready-Cash-Sohn noch für Emoji einen Vorteil auszumachen, die sich 87.000 Kronen für Platz eins und zwei schiedlich-friedlich teilten.
Frosty Hanovers Mindelöb (int., Vierjährige)
2060m Autostart, 120.000 DKR
1. E Type Cash 12,7 Gordon Dahl 57
4j.schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Paris Lavec von Ganymède
Be: Stald Rosenvang; Zü: Flemming Reinhold; Tr: Gordon Dahl
1. Emoji 12,7 Flemming Jensen 22
4j.br. Hengst von Broad Bahn a.d. Shelovesyoubutcher von Love You
Be / Zü: Annette Praëm; Tr: Flemming Jensen
3. Elliot 4. Juan Les Pins 5. Eastboundanddown 6. Elegant C N 7. Enforalle P 8. Express Bork Ericano Eastandwest |
13,2 Steen Juul 13,2 Robin Bakker 13,4 Birger Jörgensen 13,4 Bent Svendsen 15,7g Kent Friborg 17,1 Morten Friis dis.r. Kenneth Andersen agh. Jeppe Juel |
128 30 61 247 652 1187 867 663 |
Sieg: 28 & 11; Richter: Kampf totes Rennen - 4 - ½ - 2 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,2/500m - 13,8/1000m
Wert: 43.500 - 43.500 - 13.000 - 8.000 - 6.000 - 4.000 - 2.000 DKR
Tsunamis dritte Skive-Welle
Nach dem kleinen Ausrutscher mit Arnold Mollemas Juan Les Pins war im Jubilæumspokalen wieder das Dream-Team Hagoort/Tsunami Diamant angesagt, das in Skive bereits 2018 im Frosty Hanovers Mindelöb (mit Danny Brouwer) und 2019 im Lord Valentines Mindelöb die Lorbeeren abgeräumt hatte. „Ich komme gern nach Skive. Die Bahn ist sehr pferdefreundlich, die Menschen sind nett, und unsere Pferde fühlen sich hier pudelwohl“, so Bakker, was Tsunami Diamant zum dritten Mal auf seine Weise unterstrich.
„Ich hatte mich vorher mit Flemming Jensen (1, Slide so Easy) verständigt, dass ich nicht auf Gedeih und Verderb um die Spitze fahren würde, er mich dafür früh vorbeilassen würde.“ Manchmal kommt es anders als geplant, denn nicht Slide so Easy war es, der in Front schoss, sondern Obi. Doch auch mit dem norwegischen Außenseiter klappte das Wechselspiel nach 400 Metern, und fortan durfte Deutschlands Derby-Sieger 2017 „das tun, was er am liebsten mag: Nach nicht überstürztem Beginn frei vorneweg laufen und die Gegner kommen lassen.“
Das war zunächst Wonderboy, der für die Schlussrunde vom mit Nummer „10“ in die zweite Startreihe verbannten Heart of Steel abgelöst wurde, neben dem in dritter Linie Photo Lavec sein Heil versuchte. Tsunami Diamant machte die Herausforderung nicht das Geringste aus. Während Photo Lavec und auch Heart of Steel, dessen Umfeld nach dem spektakulären Copenhagen-Cup-Triumph fest mit der Elitloppet-Einladung gerechnet hatte und nun in Skive Satisfaktion haben wollte, im Schlussbogen mit eklatanten Gangartschwächen aufwarteten, die Peter Untersteiner halbwegs ausbügeln konnte, wurde der Gustav-Diamant-Sohn der Herren Holzapfel und Schwarz immer spritziger.
Die Zielgerade herunter war’s ein Schaulaufen fünf Längen vor der hinter hinterher hechelnden Meute, aus der sich der ganz nach außen dirigierte Slide so Easy als knapper Zweiter gegen Wonderboy und den noch einmal Tritt fassenden Heart of Steel durchsetzte. Auf Platz fünf raufte sich von ganz hinten Gerhard Sporrers U R Amazing, der mit 1:12,8 seine Bestmarke egalisierte. „Wie es mit dem von Jahr zu Jahr besser werdenden Tsunami weitergeht, weiß ich nicht - da müssen Sie den Trainer fragen. Auf jeden Fall bleibt er in unserer Schweden-Dependance in der Nähe von Göteborg und wird von dort sicherlich lohnende Aufgaben finden“, war Bakkers Schlusswort.
Jubliæumspokalen (int., frei für Alle)
2060m Autostart, 89.000 DKR
1. Tsunami Diamant 12,2 Robin Bakker 23
6j.dklbr. Hengst von Gustav Diamant a.d. Glide Chip von Yankee Glide
Be: Johan Holzapfel & Stall MS Diamanten, DE; Zü: Max Schwarz, DE; Tr: Paul Hagoort
2. Slide so Easy 3. Wonderboy 4. Heart of Steel 5. UR Amazing 6. Rapide du Pommeau 7. Flying Fortuna 8. Rocky P H 9. Photo Lavec 10. Obi Apapmand |
12,7 Flemming Jensen 12,7 Steen Juul 12,8g Peter Untersteiner 12,8 Cees Kamminga 13,1 Bent Svendsen 13,3 Birger Jörgensen 13,3 Knud Mönster 13,3 Bo Westergaard 14,8g Mads Henriksen agh. Jeppe Rask |
49 361 24 1505 1720 756 65 447 739 96 |
Sieg: 23; Richter: überlegen 5 - ½ - Kopf - ½ - 3 Längen; 11 liefen (NS Tourmalet / Husten)
Zw-Zeiten: 09,6/500m - 12,5/1000m
Wert: 40.000 - 20.000 - 10.000 - 6.000 - 4.000 - 3.000 - 3.000 - 3.000 DKR
Nachfolger von Tsunami Diamant auf dem Siegertreppchen des Lord Valentines Mindelöb für Fünfjährige, in dem der 2018er Derby-Dritte Fabio de Pervenche sowie der -Fünfte Very Impressive S für die deutsche Würze sorgten, wurde der vom Fleck weg regierende Stoletheshow, der sich mit Jeppe Juel gegen den ihn permanent bedrängenden Lewis Ale um einen „Kopf“ ins Ziel rettete.
Während sich Fabio de Pervenche auf der zweiten Überseite im Mittelfeld um Kopf und Kragen sprang, schnappte sich der im dritten Paar außen untergebrachte Very Impressive S fünf Längen hinter den beiden Kampfhähnen Platz drei knapp vor seinem inneren Nachbarn Dortmund, womit die Dreierwette zum Abschreiben von der Totalisator-Tafel fast perfekt war. Für den in Norwegen geborenen Stoletheshow, der seit drei Jahren in Halmstad von Marcus Lindgren trainiert wird und sich die Rennhärte derzeit fast ausschließlich in Schweden holt, war’s der zwölfte Erfolg aus 33 Versuchen; seinen größten Coup landete er als Überraschungssieger im Norsk Trav-Kriterium 2018.
Lord Valentines Mindelöb (int., Fünfjährige)
2060m Autostart, 120.000 DKR
1. Stoletheshow 12,3 Jeppe Juel 20
5j.br. Hengst von Dream Vacation a.d. Abba Hall von Garland Lobell
Be: Stall Marlin - Stud, SE; Zü: Per Rune Pollestad & Larsen Odin, NO; Tr: Marcus Lindgren
2. Lewis Ale 3. Very Impressive S 4. Dortmund 5. Da Vinci Peak 6. Diamant Östervang 7. Dream of Success 8. Dontpaytheferryman 9. Dekanen K Fabio de Pervenche |
12,3 Peter Untersteiner 13,0 Cees Kamminga 13,0 Marc Bæk Nielsen 13,2 Steen Juul 13,4 Kenneth Andersen 14,2 Bent Svendsen 14,3 Birger Jörgensen 14,3 Kasper Andersen dis.r. Dion Tesselaar |
53 65 44 200 1532 585 414 696 140 |
Sieg: 20; Richter: Kampf Kopf - 5 - 1 - 1½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,8/500m - 13,1/1000m
Wert: 60.000 - 27.000 - 13.000 - 8.000 - 6.000 - 4.000 - 2.000 DKR
Im Rahmenprogramm war Heiner Christiansen mit seinem Paradepferd Larsson Start-Ziel Herrscher des Travligaen-Finale, dessen Vorlauf am 1. Mai in Odense der Ostenfelder Hengst ebenfalls gewonnen hatte. Der 17. Sieg des mit den engen Bögen blendend zurechtkommenden Repeat-Love-Sohnes war 40.000 DKR (rd. 5.360 Euro) wert. Nach 1:13,9/2060m konnten sich seine Anhänger den 9,75-fachen Sieg-Einsatz einstecken.