Zu Paralympia gebummelt

Åby, Samstag, 1. April 2023. Der an den 19-fachen Bahnchampion Algot Scott erinnernde Minneslopp für die beste Kategorie eröffnete zugleich den Run auf den seit einigen Jahren etwas verwirrend als „Paralympiatravet“ betitelten ersten Gruppe-I-Höhepunkt des schwedischen Rennjahrs.
Nicht die Pferde sind die „Handicapper“ - die sollten selbstverständlich topfit sein -, sondern es ist ein Dankeschön schwedischer Paralympier für die von der ATG gewährte finanzielle Unterstützung und war einst als „Olympiatravet“ ins Leben gerufen worden.
Nur acht Gespanne wollten trotz auf 431.500 SEK erhöhter Gage im ersten Vorlauf nach ins Finale am 6. Mai - ein Ruhmesblatt für die vermeintlich besten Cracks des Nordens war auch diese Gulddivisionen erneut nicht. Keine Opposition gab’s gegen Night Brodde, der, von Conrad Lugauer richtig scharf gemacht, an der „1“ mühelos die Pole Position gegen Vagabond Bi, Beartime und Sahara Peyote behauptete. Nach 1:14,6 für die ersten 500 Meter schwante Vielen schon, wie der Rest des 2.140 Meter weiten Weges ablaufen würde.
Der von Rampe „5“ zügig, aber nicht überstürzt ins Match geführte Rackham wurde von Lugauer widerstandslos durchgewinkt, und anschließend durfte Christoffer Eriksson mit dem teils für seine eigene Kasse laufenden Love-You-Sohn zum Steinerweichen bummeln. Nach 1.500 Meter stand 1:15,1 zu Buche, womit Rackham Reserven ohne Ende in die nicht stattfindende Schlacht werfen konnte. 600 Meter vorm Pfosten zog er die Fahrt enorm an, und sofort verlor Vagabond Bi den Kontakt.
Auch für den vor der am Start sofort zurückgenommenen Dear Friend (6) die Todesspur beackernden Emoji wurde es sauschwer, gegen den wie entfesselt losdüsenden Fuchs Boden gutzumachen, der in nicht erwähnenswerten 1:13,1 das Siegdutzend vollmachte und mit 200.000 Kronen Prämie in fünf Wochen noch einmal ins Mölndal gereist kommt.
Mit Night Brodde, der in der Schlusskurve ein wenig den Kontakt verlor, saugte sich Lugauer noch mal heran, wartete bis 100 Meter vorm Ziel auf den Open Stretch und versuchte dort sein Glück. An Rackham prallte er ab wie ein Öltropfen an einer Teflon-Pfanne, doch für den 100.000 SEK wertvollen Ehrenplatz hielt er dem wackeren Emoji um einen „Hals“ stand.
Eriksson unterstrich damit seine Einschätzung, dass sein Paradepferd über Winter in Frankreich trotz zweier Disqualifikationen und nur einem Ehrenplatz viel dazugelernt habe und besser als je zuvor sei: „Die letzte Kurve durchraste er in 1:05 und fühlte sich dennoch nicht so an, als sei er am Limit. Das hat richtig Spaß gemacht“, gestand der Jägersroer.
Algot Scotts Minne -Gulddivisionen - (int., 1. Vorlauf zum Paralympiatravet)
2140m Autostart, 431.500 SEK
1. Rackham 13,1 Christoffer Eriksson 55
7j. Fuchshengst von Love You a.d. Red Orchid von Dream Vacation
Be: Vitkindade HB & Christoffer Eriksson AB; Zü: WHAP Trotting AB; Tr: Christoffer Eriksson
2. Night Brodde 13,3 Conrad Lugauer 57
3. Emoji 13,3 Flemming Jensen 81
4. Dear Friend 13,4 Johann Untersteiner 42
5. Beartime 13,5 Carl Johan Jepson 111
6. Vagabond Bi 13,6 Magnus Djuse 368
7. Cicero TG 13,7g Magnus T. Gundersen 29
8. Sahara Peyote 13,8 Hannu Torvinen 810
Sieg: 55; Richter: leicht 1½ - Hals - Hals - 1 - 1½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 14,6/500m - 16,1/1000m - 15,4/1500m - 08,7/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 55.000 - 30.000 - 20.000 - 12.500 - 8.000 - 6.000 SEK
Weitere Qualifikationsläufe für den in Åby am 6. Mai entschiedenen Paralympiatravet um 2.845.000 SEK, davon 1.500.000 SEK dem Sieger: Romme 9. April, Axevalla 15. April, Jägersro 22. April, Örebro 29. April; es qualifizieren sich nur die jeweiligen Sieger; automatisch startberechtigt ist Titelverteidiger Who’s Who.
Deutlich mehr Zug war in der gleichfalls über die Mittelstrecke führenden Silverdivisionen, in der der zeitig in Front gefegte Arvid S.H. gegen die in breiter Phalanx angreifenden Gegner im entscheidenden Moment nichts mehr zuzusetzen hatte.
Durch die Todesspur schien Johan Untersteiner mit Behind Bars den Sieg bereits sicher zu haben, als auf der zweiten der beiden Open-Stretch-Spuren der einen prächtigen Saisoneinstand gebende Kentucky River aus dem dritten Paar einen gehörigen Endspurt aufs Tapet hämmerte. Es war die berühmte Haaresbreite, mit der sich Behind Bars ins Ziel und zu 125.000 SEK rettete vor dem fünfjährigen Father-Patrick-Sprössling, in den Per Nordström große Hoffnungen setzt.
Kein gefundenes Fressen war der Tag für die Favoriten, von denen sich keiner durchsetzte. Zwei Schocker für über 20-fache Sieg-Odds, darunter zum Einstand der immer stärker in den Vordergrund rückende 19-jährige Gustav Johansson mit dem von seinem Vater trainierten Yuvaraj sorgten für eine Feinsiebung, bei der nur neun System im Netz blieben.
Die durften sich über je 2.362.788 Kronen Ostergeld freuen, wobei fast selbstverständlich auch Harry Boy seine mildtätige Hand im Spiel hatte. Nur 196 Kronen durfte das elektronische Wettsystem für einen Tipp ausgeben, der mit zweiten und dritten Rängen 2,5 Millionen wert wurde.
V75-1 (Brons): Yuvaraj / Gustav Johansson 214
V75-2 (Klass II): Smile Silvio / Peter Untersteiner 43
V75-3 (Guld): Rackham / Christoffer Eriksson 55
V75-4 (Diam-Sto): Tour Eiffel / Peter Ingves 76
V75-5 (Silver): Behind Bars / Johan Untersteiner 63
V75-6 (Diam-Sto): Special Chance / Hannu Torvinen 246
V75-7 (Klass I): Friend of Elves / Magnus Djuse 57
Umsatz V75: x SEK
1. Rang: 9,83 Systeme à 2.362.788 SEK
2. Rang: 11.406 SEK
3. Rang: 571 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 1.746.663 SEK
Zum Auftakt der Veranstaltung konnte Karin Walter-Mommert mit der Sonne um die Wette strahlen. Ihr Beachcomber zeigte sich beim für ihn eher ungewohnten Bänderstart bestens aufgelegt und kam als Schnellster der zweiten „Abteilung“ blendend in die Hufe, was ihm eine perfekte Lage im dritten Paar außen bescherte. Die wurde für den Love-You-Wallach noch besser, als der äußere Anführer Rendez Vous 800 Meter vorm Ziel in Front preschte.
Joakim Lövgren wartete seelenruhig bis zum Scheitel der Schlusskurve, gab Beachcomber dann den Kopf frei und brachte dessen mit 35.000 Kronen belohnten zehnten Volltreffer aus 20 Versuchen viel sicherer unter Dach und Fach, als der Vorsprung von einer Dreiviertellänge auf Nelsonbrighteagle vermuten lassen könnte.
Am Toto gab’s für die 1:15,3/2160m-Vorstellung des sechsjährigen Braunen 21:10. Weniger glücklich lief’s für Andreas und Pavlina Jauß‘ Lampard, der nach 900 Metern im dritten Paar innen unvermittelt bis zur roten Karte sprang.
Nur Platz fünf und 11.500 SEK Bares blieben dem auf seiner Spezialstrecke von 3.180 Metern trotz 40 Meter Zulage bei 20:10 notierten Under Armour. Nach mäßigem Beginn zierte Lövgren mit dem From-Above-Sohn des Stalles Adamas ewig das Ende des für einen Stayerlopp schmalen Elferfeldes.
Von der neunjährigen Maharajah-Tochter Olga Utca ab 800 Meter vorm Ziel in dritter Spur in vordere Gefilde gezogen, hatte Under Armour im Gegensatz zu seiner Lokomotive im Einlauf wenig zuzusetzen. Die wiederum brauchte Gustav Johansson kaum zu fordern, um sich trotz des Monstertransports für 184:10 sicher in 1:15,0/3180m durchzusetzen; Lohn der ausgiebigen Mühen waren 100.000 SEK.
Die Nummer vier im Elitloppet-Revier…
nach (chronologisch) San Moteur (Schweden) sowie den beiden Franzosen Horsy Dream und Titelverteidiger Etonnant heißt Vivid Wise As. Der Italiener war schon 2020, 2021 (da belegte er Platz zwei zu Don Fanucci Zet) und 2022 dabei und hat sich vor wenigen Wochen zum dritten Mal in die Siegerliste des Gran Critérium de Vitesse von Cagnes-sur-Mer eingeschrieben.
In einem von der ATG während der V75-Übertragung eingespielten Interview zeigte sich dessen Trainer Alessandro Gocciadoro „dankbar, diese Einladung erhalten zu haben. Wir freuen uns sehr, nach Solvalla zurückzukehren und Teil des Elitloppet zu sein.“