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Zu Ehren des Vaters: Kabinettstück in drei Akten

Gruß gen Himmel: Jean-Michel Bazire mit Crusoé d’Anama (Foto: canalturf.com)
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Frankreich

Vincennes, Dienstag, 23. Februar 2021. Bedarf es noch eines Beweises, dass Jean-Michel Bazire nach der nunmehr fünfjährigen Abstinenz Jos Verbeecks von französischen Bahnen wegen Querelen mit den dortigen Finanzbehörden der unumschränkte König des Bänderstarts ist, so lieferte der 49-jährige den in der Quinté-Prüfung.

Im recht undurchsichtigen, weil mit vielen formstarken Aspiranten gespickten Prix du Chesnay für sieben- bis elfjährige Einheimische, die keine 451.000 Euro auf der hohen Kante hatten, nahm sich der Maître mal wieder Crusoé d’Anama höchstselbst zur Brust. Mit der im zweiten Band aufgestellten Arbeitsbiene des Stalles - für den erst im August in sein Quartier gewechselten Ni-Ho-Ped-d’Ombrée-Sohn war’s der elfte Auftritt im Meeting, dazu kommen zwei siegreiche Abstecher nach Nantes und Bordeaux - spulte „JMB“ ein Kabinettstück in drei Akten ab, das einmal mehr seine ganze fahrerische und taktische Klasse unterstrich.

Akt eins: der Start. Den bekam er wie so oft von den acht Kandidaten des zweiten Bandes am besten hin und war „haste-nicht-gesehen“ sofort dran an den bei 2850 Meter loslegenden Kandidaten. Auf den folgenden 1200 Metern hieß es erst mal, abzuwarten und Tee zu trinken.

Akt zwei: der entschlossene Überfall bei verbummelten 1:17,3 durch den Bogen von Joinville, der ihm ausgangs desselben das Kommando einbrachte. Bis 400 Meter vorm Ziel hielt Bazire den dicht gepackten Pulk zusammen, wusste seine Hauptgegner Duel du Gers eingeklemmt und Dexter Chatho auf weiten Wegen unterwegs und ließ Akt drei folgen: die Abfahrt. Eh sich die verdatterte Konkurrenz versah, hatte Crusoé d’Anama mit raketengleicher Beschleunigung vier, fünf Längen Vorsprung herausgeholt, von denen sich - ganz im Gegensatz zu Face Time Bourbon im Prix de France - bequem leben ließ.

80 Meter vorm Ziel nahm Bazire die Hände herunter bzw. reckte - zum Epilog - den rechten Zeigefinger gen Himmel. Geschenkt, dass Duel du Gers bis auf eine halbe Länge heran spurten durfte. Zu knacken war der nunmehr zehnfache „Winner“ - die Hälfte davon unter des Meisters kurzer Regie -, der 30.150 der ausgeschütteten 67.000 Euro erhielt, längst nicht mehr.

„Wirklich ein schickes, praktisches Pferd. Als ich zu Beginn der Zielgerade losgefahren bin, hat er prächtig mitgespielt und sich lang und länger gemacht. Er ist ja noch gar nicht so lange bei uns. Es hat reichlich Arbeit gekostet, ihn mit seinen neun Jahren und rund 90 Starts in Schwung zu bringen, aber er hat sich enorm entwickelt. Im Einlauf hab ich an seinen Besitzer Mario Xuereb gedacht, dessen Vater heute morgen verstorben ist. Es ist nur ein kleiner Trost für diese treue und passionierte Besitzerfamilie.“ Genau dies sind die Szenen, für die „Jean-Mi“ von seiner immensen Anhängerschar so geliebt wird und die ihn in Frankreich einzigartig machen.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-02-23/7500/1

Im richtigen Kino,

…doch im falschen Film wähnten sich die „turfistes“ im Prix d’Avenches, dem mit 70.000 Euro finanziell größten Happen des nachmittäglichen Acht-Gänge-Menüs für einheimische Satteltraber der Generation „H“, die keine 145.000 Euro verdient haben durften. Geschwindigkeit ist manchmal keine Hexerei, Traben dagegen schon. Über 2175 Meter hieß es, in Windeseile in die Hufe zu kommen, doch fünf der zehn Kandidaten hatten völlig verwachst. In einer konzertierten Aktion sprangen Harley Charentaise, Hamilton Renka, Hilyrose d’Icelea, Hector des Champs und Hopla des Louanges, von denen lediglich die Letztgenannte weitermachen durfte.

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Hacker Boy mit Eric Raffin (Foto: canalturf.com)

Als Mitte der Joinviller Kurve auch der gerade in Front gedüste He His Quick galoppierte, waren nach nicht mal 600 Metern gerade noch vier Aspiranten im großen Spiel - und die mit 40 Meter Rückstand hinterher hechelnde Hopla des Louanges. Von denen zeichnete Hora Bot Eur Moël vor Helboy d’Alesa und dem im Schlussbogen ausgemusterten Hispanien, der bis dahin Hacker Boy durch die Außenspur gezogen hatte, für die flotte Pace verantwortlich. Dort hatte Helboy d’Alesa das Zepter an sich gerissen, sich damit jedoch gründlich übernommen. Eingangs der finalen Geraden schrägte der Rodrigo-Jet-Sohn binnen weniger 100 Meter an die Außenrails und war so müde, dass selbst Hopla des Louanges ihn locker abhängte.

Für die unansehnliche Darbietung wurden die Zuschauer in nah und fern wenigstens mit einem spannenden Zweikampf entschädigt. So sehr sie sich auch mühte, brachte Hora Bot Eur Moël das Match nicht nach Hause. Eine halbe Länge stärker war Hacker Boy, mit dem Eric Raffin jede Deckung so lange wie möglich nutzte und ihn zum ersten Gruppe-Sieg der Karriere stukte.

„Hacker Boy hat sich übers gesamte Meeting beständig verbessert - da ist dieser Gruppe-III-Sieg nur die logische Konsequenz. Er ist definitiv ein Guter“, resümierte Raffin. Züchter, Besitzer und Trainer Yves Dreux war über den zweiten Sieg (in Folge) happy: „Es hat ein Weilchen gedauert, bis er die Nase als Erster im Ziel hatte. Das war ein gelungener Abschluss seines Winter-Meetings. Nun darf er erst mal ein redlich verdientes Päuschen einlegen.“

Prix d’Avenches - Monté - (Gruppe III nat., Vierjährige, keine 145.000 Euro)

2175m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro

1.      Hacker Boy                    12,4     Eric Raffin                           61

         4j.br. Wallach von Akim du Cap Vert a.d. Orestane Girl von Erestan des Rondes

         Be / Zü / Tr: Yves Dreux

2.      Hora Bot Eur Moël        12,5     Guillaume Martin              95

3.      Hopla des Louanges   13,0g  Damien Bonne                530

4.      Helboy d’Alesa             13,6     Victor Saussaye              130

         Hilyrose d’Icelea           dis.r.    Mathieu Mottier                  22

         He His Quick                 dis.r.    Alexandre Abrivard        320

         Harley Charentaise      dis.r.    Adrien Lamy                      54

         Hector des Champs     dis.r.    Yoann Lebourgeois        490

         Hamilton Renka            dis.r.    Matthieu Abrivard           160

         Hispanien                      dis.r.    Paul-Philippe Ploquin    120

Sieg: 61; Richter: sicher ¾ - 6 - 6½ Längen; 10 liefen

Zw-Zeiten: 08,7/675m - 06,8/1175m - 11,6/1675m

Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 (- 3.500 - 1.400 - 700) Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-02-23/7500/4