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Zentimeter, die Zehntausende wert waren

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Frankreich

(nn) Vincennes, Sonntag, 26. September 2021. Eine Woche, nachdem Ganay de Banville im Prix de l’Etoile trotz 50 Meter Zulage die „gefahrenen“ Dreijährigen vorgeführt hatte, widerfuhr ihren gerittenen Altersgefährten im klassischen Vergleich um 200.000 Euro ein ähnliches Schicksal. Es traf die Generation „I“ im Prix des Elites, der fast regelmäßig zur Beute der Älteren wird, noch schlimmer.

Ohnehin nur zu dritt angetreten, patzte ihr vermeintlich Chancenreichster Ici C’est Paris 200 Meter nach dem Start und grüßte wie Hope on Victory früh vom Sünderturm. Umso mehr nahm sein einstiger Trainingskamerad Inouï Danica beim ersten Auftritt für seinen neuen Besitzer und Trainer die Beine in die Hand und schmetterte, was die Lunge hergab, ein fröhliches Liedchen deutlich unter einem 1:10er Takt aufs Parkett, das das Feld weit auseinander riss. Selbst Bandkameradin Idéale du Chêne sah aus 20 Meter Abstand die Hacken des nunmehr von Nicolas Bridault vorbereiteten Braunen, noch größer war die Differenz zu den älteren Jägern.

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(Foto: canalturf.com)

Von denen mühten sich Galla de Manche und Hilyrose d’Icelea redlich, doch lange vergeblich für den Schulterschluss. Der kam erst 500 Meter vorm Ziel, wo Galla de Manche der aufwändigen Nachführarbeit erlag und den Rückwärtsgang einlegte. Ausgangs der Schlusskurve waren die beiden Flüchtlinge gestellt. Doch auch die erste Angreiferin Hilyrose d’Icelea konnte die Früchte wegen einer Galoppade nicht ernten. Besser durch hielten die in dritter Spur aufkommenden Granvillaise Bleue und Gospel Pat sowie die mitten durch den kleinen Pulk schneidende Girly Béco, die auf dem kürzeren Weg eine Länge Vorteil herausholte.

In einem furiosen Gefecht rückte Camille Levesque mit der Jag-de-Bellouet-Tochter Zentimeter um Zentimeter näher und war im Ziel so dicht dran, dass nur die Technik die Siegerin zweifelsfrei ausmachen konnte. Es reichte hauchdünn für Girly Béco, die ihr Image der grauen, nur mitlaufenden Maus mit ihrem ersten Sieg auf höchstem Niveau abgelegt haben sollte. Schon bei der Kurzstrecken-Generalprobe am 3. September hatte sie Granvillaise Bleue bezwungen, die auf einen solchen Gruppe-I-Coup nun noch ein bisschen warten muss.

Fürs „Girl“ des Guillaume Martin war’s erst der fünfte Erfolg, mit dem ihr Guthaben auf 321.970 Euro schnellte. Die vielleicht fünf Zentimeter Vorsprung waren 40.000 Euro wert. Gratis dazu gab’s eine neue Rennbestzeit: Mit 1:10,5 löschte sie den gerade mal ein Jahr alten Rekord Feeling Cashs um 0,1 Sekunden aus.

Den Triumph der Fünfjährigen komplettierte 2½ Längen hinter den beiden Kampfhennen Gospel Pat drei Längen vor Idéale du Chêne, die die Fahne des jüngsten Jahrgangs nicht ganz untergehen ließ. Dem schneidigen Tempomacher Inouï Danica blieb Platz fünf.

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(Foto: leparisien.fr)

„Ich wollte gern vor Ende meiner Reiterlaufbahn einen solchen Klassiker gewinnen“, feixte der gerade mal 27 Jahre alte Martin, „gut, dass es mit Girly geklappt hat. Nun hab ich noch ein wenig Zeit, Nummer zwei in Angriff zu nehmen. Aber Scherz beiseite - Maxime Bézier (für den es ebenfalls der erste Treffer auf höchstem Niveau war / Anm.d.Red.) hat sie auf den Punkt genau fit gehabt. Ich hatte mir Chancen auf Platz vier oder fünf ausgerechnet, doch diese kleine Stute wirft jedes Mal ihr Herz in die Spur, besonders auf der kürzeren Distanz, die zweifellos ihre Stärke ist. Das Rennen lief optimal für uns, und aufgrund ihrer Wendigkeit konnte ich mit ihr kleinste Lücken nutzen. Das hat letztlich den Ausschlag gegeben!“

Prix des Elites - Monté - (Gruppe I nat., drei- bis fünfj. Hengste und Stuten)

2200m Bänderstart, 50 Meter Vorgabe für die Dreij.; 200.000 Euro

1.      Girly Béco                      2200   10,5*   Guillaume Martin              186

         5j.br. Stute von Tiégo d’Etang a.d. Verveine Gédé von Diamant Gédé

         Be / Zü: Ec. Hervé Guérin; Tr: Maxime Bézier

2.      Granvillaise Bleue        2200   10,5     Camille Levesque              34

3.      Gospel Pat                     2200   10,7     Alexandre Abrivard          220

4.      Idéale du Chêne           2150   12,7     Paul-Philippe Ploquin      230

5.      Inouï Danica                  2150   12,9     François Lagadeuc          470

6.      Hirondelle du Rib         2200   12,0     Jean-Loïc Claude Dersoir 42

7.      Galla de Manche          2200   13,0     Benjamin Rochard           460

8.      Hopla des Louanges   2200   13,2     Anthony Barrier                 390

9.      Grisabella Vrie              2200   24,9     Eric Raffin                          160

         Ici C’est Paris                2150   dis.r.    David Thomain                    52

         Hilyrose d‘Icelea           2200   dis.r.    Mathieu Mottier                    69

         Hope on Victory            2200   dis.r.    Matthieu Abrivard             220

*Rennrekord

Sieg: 186; Richter: Kampf k.Kopf - 2½ - 3 - 2½ - 9 - 5 Längen; 12 liefen

Zw-Zeiten: 07,8/650m - 09,1/1150m - 11,3/1650m

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-09-26/7500/5

Die Schwächen der Anderen eiskalt genutzt

Eine gallebittere Pille bekamen die Favoritenwetter vom sonst so zuverlässig liefernden Clegs des Champs eingetrichtert, der im Satteltraben des Prix Georges Dreux förmlich neben seinen Schuhen (die er wie üblich gar nicht anhatte) stand. Bereits zu Beginn kam der 14:10-Tipp des Tages zweimal kurz aus dem Tritt und klappte zusätzlich zu seinen 25 Meter Mehrabreit, die er gemeinsam mit Boss du Meleuc und Fado du Chêne verschrieben bekommen hatte, um 15 Meter hinterdrein. Kaum hatte der 24-fache Sieger wenigstens den Kontakt zu Fado du Chêne hergestellt, ging’s bergan wieder rückwärts - und das in derart mäßiger Gangart, dass die Rennrichter gar nicht anders konnten, als ihn auszuhängen.

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(Foto: canalturf.com)

Und weil auch Boss du Meleuc, Clegs‘ stetem Runner-up, ohne seinen Dauerrivalen der nötige Biss zu fehlen schien, war einer saftigen Überraschung Tür und Tor geöffnet. Es war nicht die lange führende Bilooka du Boscail, die die Lorbeeren einheimste. Der Look-de-Star-Tochter zog die Führungsarbeit gründlich den Zahn. Nutznießer war der von Alexandre Angot klug in ihrem Windschatten versteckte Boston Terrie, der, kaum auf Attacke gepolt, rasch vorbei war und sich auch durch Fado du Chêne nicht mehr von der Straße zum zwölften Karrieretreffer, der zugleich der zweite auf Gruppe-III-Niveau war, schubsen ließ. Auch sein Reiter hat diesbezüglich noch nicht allzu viele Schleifen eingesackt: Für ihn war’s der 77. Sieg - und der dritte auf diesem Level.

Acht Längen zurück hatte Alexandre Abrivard alle Hände voll zu tun, den lange an fünfter Stelle aktiven Boss du Meleuc für Platz drei an Frisbee d’Am vorbei zu zirkeln. Das reichte, ihn zum neuen Millionär zu machen: Genau 1.009.700 Euro hat Yannick-Alain Briands Wallach nun auf dem Kerbholz und ist damit der Elfte dieses schon jetzt legendären Jahrgangs, der die Millionen-Gage geschultert hat.

Prix Georges Dreux - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnjährige)

2850m Bänderstart, plus 25m ab 761.000 Euro (unbesetzt); 80.000 Euro

1.      Boston Terrie                 2850   13,4     Alexandre Angot             111

         10j.br. Wallach von Késaco Phédo a.d. Nouvelle Idole von Casino des Sports

         Be / Tr: Melvin Kondritz; Zü: Thierry Gohier

2.      Fado du Chêne             2875   12,9     Paul-Philippe Ploquin    100

3.      Boss du Meleuc            2875   13,6     Alexandre Abrivard           64

4.      Frisbee d‘Am                 2850   14,3     Anthony Barrier               140

5.      Bilooka du Boscail       2850   14,5     Matthieu Abrivard           290

6.      Dolce Vita Phédo         2850   15,5     Benjamin Rochard         290

         Clegs des Champs      2875   dis.r.    David Thomain                  14

Sieg: 111; Richter: leicht 2½ - 8 - 1 - 3 Längen; 7 liefen

Zw-Zeiten: 13,1/1350m - 12,9/1850m - 13,8/2350m

Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-09-26/7500/7

Souveräner Schwalbenflug nach Göteborg

Wie so oft lockte die Aussicht, das Europaderby der Vierjährigen weit entfernt in der Fremde bestreiten zu müssen, trotz der ausgelobten und auch fürs französische Schlaraffenland üppigen 400.000 Euro nur wenige Aspiranten hinterm gallischen Ofen hervor. Gerade mal sieben Anwärter brachten lediglich einen Vorlauf zustande, aus dem sich der von Maik Esper trainierte Hermès Pat sofort im Galopp abmeldete. Matthieu Abrivard ergriff die günstige Gelegenheit beim Schopf und schmetterte mit Wild West Diamant ratzfatz in Front, wo Deutschlands 2020er Derby-Sieger bei einer Fahrt von knapp unter 1:10 prächtig am Gebiss stand.

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(Foto: equidia.fr)

Unbehelligt durfte er vor Helgafell, Hakim Griff sowie dem von Hirondelle Sibey vor Héliade du Goutier und der 500 Meter vorm Ziel erschöpft springenden Hermine Sibey angeführten äußeren Zug seinen Stiefel durchziehen. An der letzten Ecke kam es zum Schwur, der für den Sohn der Mustang’s Sally als Meineid endete. Die auf Gruppe-Ebene durch viele erfolgreiche Schlachten gestählte, zuletzt etwas schwächelnde Hirondelle Sibey war nach minimalen Aufforderungen Eric Raffins im Handumdrehen vorbei, und auch die Chance auf einen der weiteren drei Finalplätze schwand mit jedem Meter.

Die „rote Schwalbe“ des Jean-Michel Baudouin tat für ihren zehnten Sieg nur das Allernötigste und wird die Reise ins ferne Göteborg als Halbmillionärin antreten: Genau 500.100 Euro stehen nach dem Eine-Länge-Sieg über die Kopf an Kopf über die Linie stürmenden Héliade du Goutier und Helgafell - mit minimalem Vorteil für die Guarato-Stute - für sie zu Buche. Wild West Diamant hatte gar keine Munition mehr, musste auch Hakim Griff, der lediglich seinen Karriereeinstand gewonnen hatte, vor sich dulden und war als Fünfter zugleich abgeschlagener Letzter der Wertung, was ihm 2.400 Euro Reisespesen bescherte.

Grand Prix de l’UET - Vorläufe - (int., vierj. europ. Hengste & Stuten)

2100m Autostart, 60.000 Euro

3. Vorlauf

1.      Hirondelle Sibey           10,9     Eric Raffin                           22

         4j. Fuchsstute von Gazouillis a.d. Célina du Châtelet von So Lovely Girl

         Be / Zü: Ecurie Le Rivage; Tr: Jean-Michel Baudouin

2.      Héliade du Goutier       11,0     Gabriele Gelormini           83

3.      Helgafell                        11,0     David Thomain                  39

4.      Hakim Griff                    11,5     Alexandre Abrivard        230

5.      Wild West Diamant      11,9     Matthieu Abrivard              49

         Hermès Pat                   dis.r.    Yoann Lebourgeois        110

         Hermine Sibey              dis.r.    Louis Baudouin               460

Sieg: 22; Richter: leicht 1 - Kopf - 5 - 4 Längen; 7 liefen

Zw-Zeiten: 09,1/600m - 09,6/1100m - 10,9/1600m

Wert: 30.000 - 15.000 - 9.000 - 3.600 - 2.400 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-09-26/7500/8