Zauberkünstler Åke Svanstedt

East Rutherford / New Jersey, Samstag, 2. Juli 2022. Nur einen Tag nach dem ersten Dreijährigen-Klassiker in Yonkers bewies The Meadowlands mit zwei Hochkarätern ein Herz für ältere Traber.

Bei einem von ihnen, dem Crawford Farms Trot um 147.000 USD, machte Åke Svanstedt mal wieder seinem Namen als Zauberkünstler und Lebensbrunnen für ältere Traber alle Ehre, wenn auch nicht unbedingt zum eigenen fahrerischen Vorteil.

Er selbst hatte sich für Ecurie D. entschieden, der am 21. Mai mit einem 1:07,9-Weltrekord-Lauf in die Saison eingestiegen und seither auf der Rennbahn nicht mehr zu sehen gewesen war, und Alrajah One fürs US-Debüt Dexter Dunn, dem „Wundermann aus Neuseeland“, an die Hand gegeben.

Nach dem zweiten Qualifier, den er am 25. Juni als Dritter in nicht der Rede werten 1:10,4 volle zehn Längen hinter Lovedbythemasses absolviert hatte, galt Italiens Derby-Sieger von 2019 - damals mit Enrico Bellei für Claus Hollmann - nur als Außenseiter und schien diese Rolle auch bis aufs I-Tüpfelchen ausfüllen zu wollen.

Mit der „6“ wurde der Maharajah-Sohn hinter dem mit 400 Meter Vollgas gegen Lovedbythemasses (3) das Zepter an sich reißenden Ecurie D. (5), Titelverteidiger Forbidden Trade, It’s Academic sowie Ahundreddollarbill als Sechster eingeparkt und hatte lediglich Venerate hinter sich.

Für den bei 11:10 haushoch favorisierten Ecurie D. schien alles wie am Schnürchen zu laufen, denn der sich ab Halbzeit in der Außenspur vortastende Ahundreddollarbill schien ebenso wenig eine Bedrohung wie dessen Anhängsel Alrajah One und Venerate. Mit zwei Längen Vorsprung bog der von Jean-Pierere Dubois fürs dänische Gestütbuch gezüchtete Sohn seines italienischen Derby-Siegers Infinitif auf die lange Zielgerade ein – und erlebte wie fünfweitere Mitstreiter ein braunes Wunder.

Als hätte Dunn auf einen Knopf gedrückt, schoss Alrajah One los und fegte alle von der Planche. Der „Kiwi“ konnte seelenruhig genießen, wie sein Partner an den Rivalen vorbeizischte, als träten sie auf der Stelle, und war spektakulär 2½ Längen voraus um 73.500 Dollar reicher. Um einen „kurzen Kopf“ musste Ecurie D. sogar um den Ehrenplatz gegen Lovedbythemasses das Knie beugen, und auch Forbidden Trade war nur eine halbe Länge später am Pfosten.

(Foto: Instagram Meadowlandsracetrack)

„Tempo-Einteilung und Taktik haben ihm offensichtlich bestens geschmeckt. Er hat bombastisch trainiert, doch ich hätte ihn nicht unbedingt als Sieger erwartet, eher als Zweiten oder Dritten. In den Qualis haben wir bewusst nicht viel von ihm verlangt“, gestand Akes Ehefrau Sarah Svanstedt, die als Co-Trainerin fungiert, „ich habe nur einige Rennen von ihm gesehen, aber er hat in Europa gute Pferde bezwungen. Ich bin froh, dass er solch einen fantastischen Einstand hingelegt hat. Glückwunsch an die Besitzer, die ihn uns überstellt haben. Fernziel ist die Breeder’s Crown, aber natürlich wird er vorher bei einigen Grand-Circuit-Rennen zu sehen sein.“

Man darf gespannt sein, was das Team Svanstedt aus Alrajah One noch alles herauskitzelt, der zuvor seinen letzten Auftritt am 28. November 2021 hatte und Europa in diesem Frühjahr mit 13 Siegen aus 34 Starts und 1.029.221 Euro (bzw. 1.179.777 Dollar) verlassen hat.

Crawford Farms Open Trot (int., frei für Alle ab dreijährig)
1609m Autostart, 147.000 USD
1.    Alrajah One    08,9    Dexter Dunn    196
    6j.br. Hengst von Maharajah a.d. Mariu von Varenne
    Be: Scud. My Horse Srl, IT; Zü: Sara Bacchi & Luca Crosetti, IT; Tr: Åke Svanstedt
2.    Lovedbythemasses    09,1    Tim Tetrick    97
3.    Ecurie D    09,1    Åke Svanstedt    11
4.    Forbidden Trade    09,2    Bob McClure    97
5.    Venerate    09,6    Andy Miller    807
6.    It’s Academic    09,7    Yannick Gingras    648
7.    Ahundreddollarbill    10,1    Todd McCarthy    208
Sieg: 196; Richter: leicht 2½ - k.Kopf - ½ - 3¼ - 1 - 2¾ Länge; 7 liefen
Wert: 73.500 - 36.750 - 17.640 - 11.760 - 7.350 USD

Video: https://www.youtube.com/watch?v=a_MxhJURJqY

Dexter Dunn auch bei den Ladys

Ein Hauch von Svanstedt, der selbst mit der ehemals von Timo Nurmos trainierten Schwedin Ghostintheshell wenig Sonne sah und als Fünfter zugleich Vorletzter wurde, wehte auch durch den Winner Circle nach dem 131.250-Dollar-Vergleich für gestandene Traber-Stuten.

Schließlich ist der Six Pack Trot nach jenem auf der Deo Volente Farm aufgestellten Hengst benannt, den der 63-jährige einst unter anderem zu Siegen im Kentucky Futurity, Yonkers Trot und fast zwei Millionen Dollar Gewinnen geführt hat.

Erneut spielte - chronologisch vor dem Knall mit Alrajah One - Dexter Dunn die erste Geige nach einem für ihn sehr ähnlichen Rennfilm. Während When Dovescry (1), Next Level Stuff (3) und Weslynn Quest (6) mit Feuereifer um die Führung stritten, die im Scheitel der ersten Biege an Tim Tetricks Stute ging, harrte er an vierter Stelle mit Bella Bellini der Dinge, die da kommen sollten.

Mit der außen hängen gebliebenen Weslynn Quest gab Andy McCarthy kräftig Gas und sauste nach 600 Metern an der Anführerin vorbei. Deren Konter ließ nicht lange auf sich warten: Bevor das kleine Feld in die Schlusskurve bog, war die Rochade beendet und gab Nextlevelstuff wiederum knackig „Stoff“. Außen hatte sich inzwischen When Dovescry aus der Deckung gewagt, und hinter der lauerten Bella Bellini und Atlanta.

Während die große alte Dame des nordamerikanischen Trabrennsports, die am 18. Juni in Mohawk vor When Dovescry und Bella Bellini den Armbro FlightTrot auf ihre Kappe gebracht hatte, diesmal ihr gefürchtete Explosivität etwas vermissen ließ, klappte dies bei Bella Bellini umso besser.

Ohne dass sich Dunn rühren musste, der sie dezent aus der Hand fuhr, flitzte die dreijährige Traberstute der Saison 2021 zum 14. Treffer ihrer Karriere und dritten der laufenden Saison und bewies einmal mehr, wie gut ihr der Sprung in die „Erwachsenen-Liga“ gelungen ist. David McDuffees „Homebred“, das zweijährig nach sieben Starts nicht einmal auf die Ehrenrunde gehen durfte und nur 4.398 USD zur Ernährungslage beigetragen hat, ist mittlerweile bei 1.298.932 Dollar Gage angelangt.

„Sie ist sooo schnell“, schwärmte Dunn, ihr Standard-Steuermann seit April 2021, „hinter When Dovescry war sie exzellent aufgehoben. Als ich sie herausnahm, ist sie regelrecht explodiert. Ich brauchte da gar nichts zu machen. Heute Abend - das war die beste Vorstellung in diesem Jahr. Ich denke, sie hat einen gewaltigen Sprung von drei- auf vierjährig getan. Es liegt an mir, ihr den Run zu servieren, mit dem sie ihren außergewöhnlichen Speed am effektivsten einbringen kann.“

Six Pack Trot (ehemals Joie de Vie Trot) (int., Stuten ab dreijährig)
1609m Autostart, 131.250 USD
1.    Bella Bellini    08,5    Dexter Dunn    27
    4j.br. Stute von Bar Hopping a.d. Bella Dolce von Kadabra
    Be / Zü: David McDuffee; Tr: Richard Norman
2.    When Dovescry    08,6    David Miller    26
3.    Weslynn Quest    08,9    Andrew McCarthy    660
4.    Atlanta    08,9    Yannick Gingras    30
5.    Ghostintheshell    09,0    Åke Svanstedt    186
6.    Next Level Stuff    09,1    Tim Tetrick    166
Sieg: 27; Richter: leicht 1 - 1¾ - ¼ - 1 - ¾ Länge; 6 liefen
Wert: 65.625 - 32.812 - 15.750 - 10.500 - 6.562 USD

Dunn sicherte sich noch drei weitere Ehrenpreise, darunter mit dem vierjährigen Bulldog Hanover (von Shadow Play/Foto unten: Instagram Meadowlands) jenen in der zweiten Abteilung des Roll With Joe Open Pace um 99.500 USD für Trainer Noel Daley. Division 1 ging an Todd McCarthy und den ebenfalls 2018 geborenen Rockyroad Hanover (von Captaintreacherous).

Die Hälfte der 143.000 „greenbacks“, die im Perfect Sting Pace für die älteren Passgeher-Damen ausgelobt waren, schnappte sich Jason Bartlett mit der fünfjährigen Racine Bell (von So Surreal).

Pacer Bulldog Hanover in 1:05,9 (Instagram Meadowlands)