Wenn Vater und Sohn streiten

Skellefteå, Samstag, 1. Oktober 2022. Ohne nominelle Gulddivisonen kam in der „Goldstadt“ - in einem nahegelegenen Bergwerk wurde lange Zeit Gold abgebaut - der bedeutendste Renntag der Saison zur 70-Jahr-Feier daher. Am 24. Februar 1952, einem Sonntag, wurden in der Stadt am Bottnischen Meerbusen rund 750 Kilometer nördlich der Hauptstadt Stockholm erstmals Trabrennen ausgetragen: zehn Prüfungen, von denen nur zwei den „Warmblütern“ vorbehalten waren.
Die beste Klasse durfte sich in der an den 2012 verstorbenen 35-fachen Bahnchampion Stig Lindmark erinnernden, 2011 erstmals entschiedenen Styrkeprov austoben. Nach mindestens 3.140 Metern, für die Reichen gern noch ein bisschen mehr, standen insgesamt 431.500 Kronen zur Debatte - mehr als bei einer gewöhnlichen „goldenen Aufgabe“.
Dass es dennoch für den Sieger nur 150.000 Kronen wie in einer üblichen Gulddivisionen gab, lag daran, dass es deren zwei gab, die sich die erste und zweite Prämie schiedlich teilten, bevor es zum Familienzwist kam. Nicklas Westerholm wusste „Springspår 6“ aus Band eins trefflich zu nutzen und scheuchte Testa di Cavolo mit Schmackes in Front, derweil Rambunctious Ravin am Start und Albert Zonett nach 800 Metern ausfielen.
Geschlafen hatte aber auch Robert Bergh nicht, brachte Favorit L.L.Royal aus Band zwei nicht minder schwungvoll ab und kreuzte sofort im dritten, dann zweiten Paar außen auf. Lange hielt es den Offensivmann dort jedoch nicht. Eine Runde war gerade absolviert, da gab er L.L.Royal den Laufpass. Westerholm ließ den Herrn Papa gewähren und überreichte ihm - wohl auch in Anbetracht des Open Stretch - das Kommando auf dem Silbertablett.
Fortan konnte Bergh nach Belieben walten. Weder der im vorletzten Bogen springende Pretty Devil noch Magic Cash vermochten ihn ernsthaft zu behelligen, und auch der 2018er Breeders‘-Crown-Champion Selmer I.H. als letzter Herausforderer biss sich die Zähne aus.
Anders Testa di Cavolo, den Westerholm wuchtig in die Schlacht warf, die bis zur Linie tobte. Erst nach fünf Minuten stand die Auswertung des Zielfotos fest: Vater Bergh (54) und Sohn Westerholm (31) bzw. ihre Rösser trennte nach mehr als drei Kilometern nichts, was Robert kommentierte: „Das ist der schönste Ausgang, den ich mir vorstellen kann. Wir beide gemeinsam bei einer Siegerehrung - das hat’s noch nie gegeben. Normalerweise bin ich eine Länge besser.“
„Ich hätt gern allein gewonnen“, flachste der längst auf eigenen Trainerfüßen stehende Nicklas nach seiner ersten 2022er V75-Schleife schelmisch, „aber für die Zuschauer war’s ein echtes Spektakel.“
Stig Lindmarks Styrkeprov (int.)
3140m Bänderstart, 20m Zulage ab 650.001, 40m ab 1.300.001 SEK; 431.500 SEK
1. Testa di Cavolo 3140 14,8 Nicklas Westerholm 159
7j.br. Wallach von Un Mec d’Héripré a.d. Keystone Delicious von American Winner
Be: Easy KB; Zü: John Backlund; Tr: Nicklas Westerholm
1. L.L.Royal 3160 14,3 Robert Bergh 21
6j.br. Wallach von Revenue a.d. Vicky du Ling von Dreamaster
Be: GLOAB Konsult AB; Zü: Två Kloka HB; Tr: Robert Bergh
3. Selmer I.H. 3180 14,2 Samu Sundqvist 81
4. Deliver 3140 15,3 Christian Månsson 782
5. Flight Deck 3140 15,4 Daniel Wäjersten 747
6. Toutre 3160 15,0 Ove Lindqvist 614
7. Copertino V.W. 3140 15,8 Mikael Lindqvist 1114
8. Magic Cash 3160 15,3 Sandra Eriksson 308
9. Holy Moses Mearas 3140 15,8g Petter Lundberg 75
10. Hard Times 3180 15,0 Ulf Ohlsson 650
11. Zorro Swing 3180 15,1 Leif Eriksson 842
Rambunctious Ravin 3140 agh. John Östman 75
Albert Zonett 3140 agh. Rikard Skoglund 170
Pretty Devil 3140 dis.r. Mats Djuse 105
Sieg: 79 & 10; Richter: Kampf totes Rennen - 6 - 2 - 1½ - 1 - 4 Längen; 14 liefen (NS Kinky Boots / Halsinfekt)
Zw-Zeiten: 14,6/500m - 15,4/1000m - 15,0/1500m - 15,9/2000m
Wert: 150.000 - 150.000 - 55.000 - 30.000 - 20.000 - 12.500 - 8.000 - 6.000 SEK
Schutzengel für Skoglund
Im Kaltblut-Land hatten natürlich auch die „Dicken” ihren Auftritt. Das Steggbest Minne, mit dem Skellefteås im Innenraum der Rennbahn begrabenen besten „Kallblod“ aller Zeiten in Rennen wie Zucht Referenz erwiesen wird, ging mit einer Monster-Schrecksekunde los: Våler Nikolaj und B.W.Rune gerieten in der Startphase aneinander und sprangen, wobei sich B.W.Rune derart erschreckte, dass er wild und hoch auskeilte.
Mehrere Schutzengel hatte Rikard Skoglund, dem die Hinterhufe am Kopf vorbeipfiffen, bevor er sich geistesgegenwärtig aus dem Sulky fallen ließ. Natürlich wurde das Rennen abgeläutet und ohne den „Übeltäter“ neu gestartet, was wiederum Glück für Co-Favoritin Stjärnblomster war: Die „Sternenblume“ war an der „1“ unabhängig von den anderen galoppiert und machte es beim zweiten Anlauf wesentlich besser.
Zwar konnte die Achtjährige gegen Pydin (3) die Pole Position nicht verteidigen, übernahm aber nach 400 Metern das Kommando und bekam 300 Meter weiter Besuch von Favorit Grisle Odin G.L. (7). Mats Djuse nutzte die zweite Chance konsequent und steuerte Stjärnblomster eine Länge voraus zum 24. Erfolg ihrer 43 Auftritte umfassenden Karriere, deren Ausbeute mit den heute überwiesenen 150.000 Kronen bei 2.8908.943 SEK steht.
Dazu kommt mit 1:20,2/1640m die Würde der schnellsten älteren Kaltblutstute Schwedens (ab sechsjährig) aller Zeiten. Djuse gab unumwunden zu: „Zum Siegen gehört immer etwas Glück. Wir waren praktisch schon ‚out‘, bekamen eine zweite Chance, haben Stjärnblomster ein paar Gummi-Boots aufgezogen, und damit war sie richtig gut. Aber es ist nicht das Gleiche, als wenn alles glatt läuft. Ich hoffe für Rikard (Skoglund) dass ihm nichts passiert ist.“
Der saß wenig später schon wieder im Sulky: „Angst hatte ich nicht - dafür ging alles viel zu schnell. Der Tag, an dem du anfängst zu denken und Angst bekommst, ist der, an dem du die Leinen weglegen solltest.“
V75-1 (Klass I): Mizai / Jan Ove Olsen 67
V75-2 (Klass II): Barolo Gene / Roger Nilsson 75
V75-3 (Kallblod): Stjärnblomster / Mats Djuse 29
V75-4 (Diam-Sto): Twigs Intense / Tomas Pettersson 411
V75-5 (Silver): Leave your Sox on / Ulf Ohlsson 276
V75-6 (Stayer): Testa di Cavolo / Nicklas Westerholm 79
L.L.Royal / Robert Bergh 10
V75-7 (Brons): Fabulous Pellini / Daniel Wäjersten 31
Umsatz V75: 88.468.916 SEK
1. Rang: 51,32 Systeme à 448.233 SEK
2. Rang: 1.641 SEK
3. Rang: 82 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 2.120.257 SEK