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Was für ein „Fair Day“!

A Fair Day im Prins Carl Philips Jubileumspokal (Foto: Facebook Trav i Värmland)
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Schweden

Färjestad, Karfeitag, 29. März 2024. Kaum erwacht in Schweden die lukrative Saison, steht Alessandro Gocciadoros Equipe auf der Matte. Das begann vor sechs Tagen, als sein Quartett trotz einer an einen nächtlichen Überfall grenzenden Stallkontrolle in Solvalla zwei Läufe von Margaretas Tidiga Unghästserie und insgesamt 663.500 SEK abschleppte und setzte sich in Karlstad am Nordufer des Vänersees fort.

Dort hat sich Björn Goops Heimatbahn 1996 zum 60. Geburtstag für den Karfreitag den Prins Carl Philips Jubileumspokal spendiert, mit dem der 44-jährige Kronprinz des Königreichs sein Rennen bekommen hat. Der sowie das gut halb so wertvolle Pendant für die Stuten wendet sich traditionell an Fünfjährige aus aller Herren Länder. In beiden Läufen hatte Italiens Campione im Vorjahr den Rahm abgeschöpft und erneut ein extrem hoffnungsvolles Duo unter Order, das hier wie da knapp den Favoritenstatus genoss.

Obgleich beide einen vorzüglichen Eindruck hinterließen, scheiterten sie an der Mission, ihren Vorgängern Jimmy Ferro BR und Clarissa nachzueifern, letztlich recht deutlich. Spielverderber waren zwei Einheimische, für die zur Freude der immerhin 3.698 Zuschauer vor Ort die Vorentscheidung Richtung Sieg bereits am Start fiel.

Frühe Entscheidung zum zwölften Sieg

Zunächst stritten die 2019 zur Welt gekommenen Ladys im Folke Hjalmarssons Minneslopp über 2.140 Meter um den „Gulddivisionen-Pott“ von 329.000 SEK. Decision Maker von der „4“ oder Gocciadoros Delicious Gar von der „8“ - das war bei 25 bzw. 22:10 fast eine Glaubensfrage, die Stefan „Tarzan“ Melanders Darling am Ende glasklar zu ihren Gunsten entschied.

Sofort die Führung an sich zu reißen vermochte die Tochter von Nuncio aus einer Scarlet-Knight-Stute - ein hundertprozentiges Melander-Gewächs folglich - zwar nicht. Da war Mary Ann Lane vor, mit der Johan Untersteiner wie ein Irrwisch von der „6“ nach vorn schmetterte. Ein Phantast ist der 39-jährige nicht, und so ließ er Carl Johan Jepson mit der aus den letzten neun Auftritten siebenfachen Siegerin nach 500 Metern in 1:10,3 widerstandslos vorbei.

Innen folgten Xerava C.D., Deutschlands inzwischen bei Per Henriksen in Åby gelandete Stuten-Derby-Siegerin Mose Eagle (1) und die norwegische Propulsion-Tochter Cabaret Artist. Außen gab Queen Belina vor Global Dancer und dann erst Delicious Gar, mit der Gocciadoro sein Pulver endlos lange trocken hielt, den Ton an. Das passte Jepson bestens ins Kalkül, zumal Queen Belina nie ernsthaft Druck ausübte, im Schlussbogen bei kernig verschärfter Pace rasch die weiße Flagge hisste und Global Dancer wie Delicious Gar auf weite Wege zwang.

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Foto: Facebook Trav i Värmland

Decision Maker war de facto schon zum zwölften Treffer aus 36 Versuchen enteilt, als die Italienerin endlich den Turbo-Gang fand und die Meter nur so fraß. Die Father-Patrick-Tochter reichte mit ihrer Flugshow jedoch nur noch auf eine Länge an das „Melander-Girl“ heran, das „definitiv zu den besten schwedischen Stuten gehört. Wir wussten um die Schwere der Aufgabe und haben sie mit Zugwatte ausstaffiert, aber ziehen mussten wir sie nicht. Da haben wir für kommende Prüfungen noch was in petto“, verriet Jepson.

Folke Hjalmarssons Minneslopp (int., fünfj. Stuten)

2140m Autostart, 329.000 SEK

1.      Decision Maker             12,1     Carl Johan Jepson           25

         5j.hlbr. Stute von Nuncio a.d. Full Authority von Scarlet Knight

         Be / Zü: Stefan T.Z. Melander HB; Tr: Stefan Melander

         Pflegerin: Sanna Ljungberg

2.      Delicious Gar                12,2     Alessandro Gocciadoro   22

3.      Global Dancer               12,6     Mats Djuse                       147

4.      Xerava C.D.                   12,7     Björn Goop                       326

5.      Mary Ann Lane             12,8     Johan Untersteiner         399

6.      Queen Belina                12,8     Jörgen Westholm           102

7.      Cabaret Artist                12,9     Örjan Kihlström               104

8.      Mose Eagle                   12,9     Ulf Ohlsson                      354

Sieg: 25; Richter: sicher 1 - 3½ - 1 - 1 - Hals; 8 liefen (NS Mellby Korall / Fieber)

Zw-Zeiten: 10,3/500m - 13,9/1000m - 13,8/1500m - 08,0/letzte 500m

Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK

Dank Rekord-Spektakel zum Elitloppet?

Auch im Pokal des Herzogs vom Värmland fand Gocciadoro fast nach identischem Muster seinen Meister. „Er steht in etwa mit Jimmy Ferro BR auf einer Stufe“, hatte der 49-jährige, der diese Aufgabe im Vorjahr mit dem Van-Dijk-Traber in 1:09,5 gelöst hatte, über Diamond Truppo verraten. Mit dem kleinen Bruder von Deutschlands Traber des Jahres 2020 Cindy Truppo war „Alex“ an der „4“ von Hause aus wesentlich besser für den 1.640-Meter-Sprint aufgestellt, der um fast 100.000 auf 636.000 Kronen angehoben war.

Dennoch hatte er nicht den Hauch einer Chance gegen den an der „5“ wie von der Tarantel gestochen losdüsenden A Fair Day, der nach vier Monaten Rennpause kaum zu bremsen war. Es war dem mit fünf Treffern am Streifen in die Winterruhe gegangenen Maharajah-Sohn ein Leichtes, vor Thereisnolimit (1), Following (2) und Love Keeper (7) im Sauseschritt das Kommando zu erobern. Keine Chance für Diamond Truppo, ihn dort zu verdrängen, so dass er sich fortan vor Ante La Roque auf dem Todessitz abquälen musste.

Das zog ihm bei durchweg unter 1:10er Tempo gründlich den Zahn, so dass mehr als „Bronze“ und nicht zu verachtende 80.000 SEK nicht drin waren für den Varenne-Sohn. Die Konkurrenz hoffte vergebens, A Fair Day würde beim Comeback einknicken. Vier Längen vor Thereisnolimit begann Oscar Ginman 100 Meter vorm Ziel jubelnd die Peitsche zu schwingen - wofür es übrigens keine Strafe gab -, „dass ich dabei wohl den Bahnrekord verschenkt habe.“

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Foto: Facebook Trav i Värmland

Thereisnolimit durfte bis auf eine Länge heran an den Hellbraunen mit dem Keilstern, der „nur“ in 1:09,4 anschlug - Bahn- und Rennrekord von San Moteur aus dem Jahr 2022 egalisiert. Natürlich rief dieses Spektakel sofort die um diese Zeit in Skandinavien unvermeidliche Frage nach einem Start im Elitloppet auf den Plan, zumal Ginman bestätigte, dass trotz lediglich acht Grad Celsius „die Piste super präpariert war und ich durchaus 1:08,5 hätte fahren können.“

Dem rasenden TV12-Reporter Matteus Lilienborg antwortete Besitzertrainerin Elisabeth Almheden, die nach ihrer Pensionierung die Arbeit mit den Trabern wieder aufgenommen hat: „Der Elitloppet? Für dieses Märchenpferd, das alles kann und alles will, ist nichts unmöglich. Es ist ein Traum aller schwedischen Traberleute, einmal an diesem Rennen teilzunehmen.“

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Foto: Facebook Trav i Värmland

Wer weiß, ob der in Kalmar lizenzierten 69-jährigen, die sich zudem über den Sieg von A Fair Days ein Jahr jüngerem Vollbruder Maroon Day ebenfalls mit Oscar Ginman zum Auftakt der Veranstaltung und weitere 50.000 SEK freuen durfte, noch einmal eine solche Chance winkt.  Man darf gespannt sein, welche Einladungskarte Solvalla-Sportchef Anders Malmrot am Ostersonntag in Romme aus dem Elitloppet-Hut zaubert. Breeders-Crown-Sieger A Fair Day wäre mit 13 Treffern aus 25 Versuchen und 3.030.000 SEK nicht das erste Gewinnsummenleichtgewicht, das bei der Sprinter-WM mit ein wenig Auslosungsglück für Furore sorgte.

Hertigen av Värmland, Prins Carl Philips Jubileumspokal (int., Fünfjährige)

1640m Autostart, 636.000 SEK

1.      A Fair Day                      09,4*   Oscar Ginman                   23

         5j.hlbr. Wallach von Maharajah a.d. Jolene Day von Glen Kronos

         Be / Tr: Elisabeth Almheden; Zü: Team Lindvall HB

         Pflegerin: Malin Almheden

2.      Thereisnolimit               09,5     Ulf Ohlsson                      119

3.      Diamond Truppo          10,5     Alessandro Gocciadoro   22

4.      Ante La Roque              10,7     Örjan Kihlström               218

5.      Love Keeper                  10,8     Peter Untersteiner          428

6.      Dancer Brodde             11,1g  Johan Untersteiner           80

7.      Following                       11,2     Carl Johan Jepson         328

*Bahn- und Rennrekord eingestellt, nordeuropäische Saisonbestleistung

Sieg: 23; Richter: leicht 1 - 6 - 1 - 1 - 2 - ½ Länge; 7 liefen

Zw-Zeiten: 08,3/500m - 09,2/1000m - 10,2/letzte 500m

Wert: 300.000 - 150.000 - 80.000 - 45.000 - 27.000 - 18.000 - 10.000 - 6.000 SEK

Video: https://www.youtube.com/watch?v=FqWhUZl2NE8

V75-1 (Stayer):        Ready to Roll / Jan Silvén                       246

V75-2 (Amateure):  Shiraz de Zeun / Peter Strömberg           65

V75-3 (5j. Sto):        Decision Maker / Carl Johan Jepson      25

V75-4 (Kallblod):     Faks Odin / Ole Johan Östre                  105

V75-5 (Nachw.):      Mega Occagnes / Alex Persson               42

V75-6 (5jähr.):         A Fair Day / Oscar Ginman                       23

V75-7 (4jähr.):         Quintus Tooma / Ulf Ohlsson                 766

Umsatz V75: 30.445.378 SEK

1. Rang: Jackpot à 7.915.798 SEK

2. Rang: 17.814 SEK

3. Rang: 507 SEK

Umsatz Top-7 (Nachwuchs): 452.784 SEK

Pearl Kayz und Mega Occagnes „mega“ voraus

Im Vorspiel der V75-Serie präsentierte sich Karin Walter-Mommerts Pearl Kayz beim zweiten Sieg in Folge und achten der Karriere wie aus einem Guss. Nach 600 Metern einer Prüfung für Stuten, die keine 575.000 SEK verdient hatten, von Björn Goop ins Kommando gescheucht, wurde die schwarzbraune Real-de-Lou-Tochter fortan ihrer exponierten 14:10-Stellung auf jedem Meter gerecht.

Mit Angucken kanzelte sie ihre Mitstreiterinnen, von denen sich Raya Maya noch am besten hielt, in 1:12,7/2140m um fünf Längen ab und wurde um 50.000 SEK reicher. Die Fünfjährige hat nun 405.913 Kronen auf dem Konto und bescherte der schwedischen Equipe ihrer Besitzerin den 20. Erfolg der laufenden Saison.

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Pearl Kayz (Foto: Facebook Trav i Värmland)

Nummer 21 folgte im Nachwuchsfahren mit Mega Occagnes. Alex Persson brachte das Kunststück fertig, den Propulsion-Sohn von Startplatz „10“ um die sofort galoppierenden Dare und Tyson Renegade herum nach 300 Metern an die Spitze zu lancieren, womit der Grobschnitt Richtung Winner Circle früh erledigt war. Der Rest war ein Kinderspiel für den 20-jährigen Neffen von Trainer Håkan Persson, der drei Längen voraus der Besitzerin den ersten sechsstellig dotierten Sieg 2024 bescherte; mit den 100.000 Kronen hat Walter-Mommerts Schweden-Lot heuer 1.147.855 SEK verdient.

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Mega Occagnes mit Alex Persson (Foto: Facebook Trav i Värmland)

Wegen zweier Fehlstarts fast auf die Minute zur gleichen Zeit wie Pearl Kayz versuchte sich in Eskilstuna Jorma Kontio mit Max Schwarz‘ Yucatan Diamant über 2.640 Meter nach identischem Muster. Ebenfalls kurz nach der ersten Zeitmessung in Front gezogen, musste sich der bei 34:10 notierte Gustav-Diamant-Sohn im Ziel lediglich dem ihn beständig begleitenden 24:10-Favoriten Matiere/Fredrik Larsson um zwei Längen beugen und sackte für den Ehrenplatz 25.000 der insgesamt ausgelobten 114.500 SEK ein.