Vorneweg ins Derby-Glück…

Oslo-Bjerke, Sonntag, 10. September 2023. Mit dem zum 92. Mal ausgetragenen Norsk Travderby für die „Warmblüter“ wurde die Serie der Blauen Bänder Nordeuropas abgeschlossen. Es war zugleich jenes mit der längsten „Vorlauf-Zeit“, denn die vier Qualifier, aus denen die jeweils besten Drei am mit 1.915.000 NKR dotierten Finale teilnehmen durften, waren am 23. August und somit vor 18 Tagen über die Bühne der Hauptstadt-Bahn gegangen.
Es wurde zum Triumph des gerade mal 25-jährigen Björn Steine, der den 271. Sieg seiner 2017 begonnenen Fahrer-Karriere schon im Ziel überschwänglich feierte: „Es ist wie im Traum. Mein Hengst hatte so viel Pech, musste zum Beispiel nach dem Vorlaufsieg zum Jarlsberg Grand Prix am 7. Juli, einer der wichtigsten Derby-Vorprüfungen, das Finale krankheitsbedingt sausen lassen. Wir haben ihn gerade so zum Derby-Vorlauf wieder in Form bekommen - und nun meldet er sich zurück mit dem größten Erfolg, den ein Pferd in seiner nationalen Karriere haben kann. Ein Märchen!“
„Aufm Platz“ lief das Märchen für den von Kim Pedersen vorbereiteten Born in Bergen, der aus 15 Versuchen sieben Siege sowie je zwei zweite, dritte und vierte Plätze und 499.000 NKR mitbrachte, womit er die Nummer drei nach Gewinnen war, ganz simpel. Mit der „1“ hatte er selbst für seinen Steuermann ein wenig überraschend nicht die geringste Schwierigkeit, sich an die Spitze zu setzen. Einzig Petho (3) wurde ein bisschen zudringlicher, doch hielt er sich jenen sicher vom Leib.
Nach 400 Metern war die Frage nach dem Kommandeur glasklar geklärt, und Steine stellte den „Tempomat“ für die nächsten 1½ Kilometer auf 1:15. Direkt hinter ihm lag Thai Kansas, allmählich rückten G.G. d’Asti, Jackson Cage und Twisted Genius näher. Wesentlich mehr Betrieb war auf dem zweiten Gleis, auf dem Petho durch einen wuchtigen Vorstoß Striking Eagles nach einer Runde von der Fron als Lokomotive erlöst wurde.
Doch auch der Bold-Eagle-Nachkomme gab nur ein kurzes Gastspiel auf dem Todessitz und wurde für die Schlussrunde von Thai Ohio abgelöst, wodurch Just Perfect Sisu immer weiter nach hinten geschoben wurde. Wenig später eröffnete Petho die dritte Spur, und im Fahrwasser des Propulsion-Sohn rückte endlich auch Just Perfect Sisu mit seinen Verfolgern M.H. Hot Cash und Prospect Hall in vordere Gefilde.
Ein Bild wie in Vincennes: In vier Dreier-Gruppen donnerte das Zwölferfeld in die Schlusskurve, und noch immer war Born in Bergen Herr des Geschehens und ließ sich diesen Part bis ins Ziel nicht streitig machen.
Wenigstens den Ehrenplatz vermochte Just Perfect Sisu zu retten, und wenn auch Preben Sövik erster Gratulant war, war er doch leicht verknurrt. „Das passte heute für meinen Brillantissime-Wallach ganz und gar nicht. Er trat viel langsamer ein als sonst, so dass wir um die Spitze nicht mitbieten konnten. Und dann wurde er durch die Führungswechsel in der zweiten Spur immer weiter nach hinten gedrängt. Dennoch hat er sich prächtig verkauft - der Sieger hatte es eben wesentlich passender“, resümierte der seit Anfang der Saison in Jägersro stationierte Däne und verkannte dabei, dass Born in Bergen unterwegs drei Angriffe hatte parieren müssen.
92. Norsk Travderby (Gruppe I nat., Vierjährige)
2600m Autostart, 1.915.000 NKR
1. Born in Bergen* 14,4 Björn Steine 54
4j.br. Hengst von Born in the U.S.A. a.d. Paris Turf von SJ’s Photo
Be / Zü: Ståle Dyngeland; Tr: Kim Pedersen
2. Just Perfect Sisu* 14,5 Preben Sövik 38
3. M.H. Hot Cash 14,6 Anders Lundström Wolden 228
4. Vallatonian 14,6 Per Oleg Midtfjeld 493
5. Petho* 14,7 Åsbjörn Tengsareid 36
6. Striking Eagle 14,7 Bo Westergaard 56
7. G.G. d‘Asti 14,9 Vidar Hop 1322
8. Twisted Genius 15,0 Ole Johan Östre 1232
9. Thai Ohio* 15,2 Frode Hamre 104
10. Jackson Cage 15,4 Magnus Teien Gundersen 306
11. Thai Kansas 15,5 Nicklas Korfitsen 166
12. Prospect Hall 18,7g Lars Anvar Kolle 792
*Vorlaufsieger am 23. August
Sieg: 54; Richter: sicher 1½ - 1 - k.Kopf - ½ - ½ - 3 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 10,2/500m - 15,2/1000m - 15,1/1500m - 15,0/2000m - 13,2/letzte 500m
Wert: 850.000 - 425.000 - 245.000 - 170.000 - 115.000 - 80.000 und sechsmal 5.000 NKR
…sowie zum Kriterium-Sieg
Der sechste Sieg aus sieben Versuchen - verloren hat er lediglich die Premiere am 9. Mai 2023 gegen Powwow - kam im Norsk Travkriterium für Just Like Heaven (2) mit beispielloser Überlegenheit zustande.
„Ich habe mit meinem Vater ausgiebig über die Taktik gesprochen und ihm hinterm Startwagen gesagt, ich würde 600 Meter vorm Ziel bei dem Maharajah-Sohn mal die Ohrenwatte ziehen. Er hat mir davon abgeraten, ich hab’s trotzdem getan - und der Hengst hat brillant mitgespielt“, gestand Magnus Teien Gundersen, inzwischen dank der Trainingskünste seines Vaters der 27 Jahre junge Mann Norwegens für die Big Points bei den Drei- und Vierjährigen: „Mein Vater ist unglaublich - Du gibst ihm ein normales Pferd in Training, und er formt daraus eine Kanone.“
Besagter Vater Geir Vegard Gundersen, mit seinen 48 Jahren bei 2.709 Siegen notiert - das Konto des Juniors steht bei 896 - hatte vier Schützlinge ins Finale gebracht, und es lief perfekt für diese Truppe. Shahjahan T.H. schmetterte von der „6“ sofort in Front, übergab den Stab Ende der ersten Kurve an den von „Vatern“ gesteuerten Charron (3), der wiederum 300 Meter weiter seinen Filius vorbeiließ.
Lediglich die vierte Waffe Kjella (11) lag als äußerer Vierter bzw. nach dem Ausflug Klingers an die ganz frische Luft als Dritter etwas weit weg vom vorderen Schuss. Der löste sich wie von Gundersen junior gedacht 600 Meter vorm Ziel. Von der Watte befreit, baute Just Like Heaven seinen Vorsprung mit jedem Meter ebenso weiter aus wie sein Konto, das nach dem überlegenen 6½-Längen-Coup um 650.000 auf 1.419.000 NKR schnellte.
Um jeden Zentimeter ging’s für Platz zwei zur Sache, bei dem Charron (vom Muscle-Hill-Sohn Code Bon) nicht mitmischen konnte und mit der vierten Prämie vorliebnehmen musste. Trotz des monströsen letzten Kilometers raufte sich Klinger (von Maharajah) um Nüsternbreite gegen Nelson Daytona (von Father Patrick) hin. Die sechste und letzte „echte“ Prämie ging an Kjella, wogegen Shahjahan T.H. der anfängliche Kraftakt nicht sonderlich gut bekam: Er wurde Letzter.
Norsk Travkriterium (Gruppe I nat., Dreijährige)
2100m Autostart, 1.410.000 NKR
1. Just Like Heaven* 12,7 Magnus T. Gundersen 18
3j.schwbr. Hengst von Maharajah a.d. Tears in Heaven von Muscle Hill
Be: Stall Heaven Can Wait; Zü: John Sigve Tjelta; Tr: Geir Vegard Gundersen
2. Klinger 13,4 Ole Johan Östre 100
3. Nelson Daytona 13,4 Tom Erik Solberg 849
4. Charron 13,6 Geir Vegard Gundersen 165
5. Pictured King 13,7 Åsbjörn Tengsareid 494
6. Kjella 13,8 Svein Ove Wassberg 589
7. Holly Winner 13,9g Öystein Tjomsland 83
8. Powwow* 14,0 Lars Anvar Kolle 35
9. Googooman 14,0 Jomar Blekkan 1160
10. Vallatakter 14,2 Vidar Hop 988
11. Shahjahan T.H. 14,3 Dag-Sveinung Dalen 1261
*Vorlaufsieger am 25. August
Sieg: 18; Richter: überlegen 6½ - k.Kopf - 2 - 1½ - ½ - ¾ - 1 - k.Kopf; 11 liefen (NS Malabar Sun)
Zw-Zeiten: 10,8/500m - 13,9/1000m - 12,2/letzte 500m
Wert: 650.000 - 325.000 - 190.000 - 130.000 - 90.000 - 60.000; fünfmal 5.000 NKR
Im an Norwegens vielfachen Champion und ersten Europameister der Professionals erinnernden Karsten Buers Æreslöp gelang dem im Frühjahr nach Norwegen verkauften und zu Frode Hamre überstellten einstigen Bazire-Schützling Feydeau Seven der zweite Sieg im Norden, der zugleich Nummer 20 aus 70 Versuchen für den von „JMB“ gezüchteten Rédéo-Josselyn-Hengst war.
Catchdriver Magnus Teien Gundersen machte dem Schwarzbraunen von Rampe „4“ gewaltig Beine, setzte sich gegen Miss Pepper und Custom Cheval umgehend fürs Kommando durch und harrte der Dinge, die in Gestalt von Power bald kommen sollten. Es war allerdings ein harter Ritt für Schwedens wiedererstarkten UET-Derby-Sieger 2020, der mit der „7“ im ersten Bogen durch die vierte Linie musste, auf der ersten Überseite weiter Dampf machte und rechtzeitig vor der zweiten Kurve vor Hamres zweiter Waffe Stoletheshow, Hennessy Am, Z.Boko und Golden Dream M.E. wenigstens den Anführer in zweiter Spur geben durfte.
Sah es noch im Schlussbogen so aus, als habe sich Power mit diesem Gewaltmarsch ein wenig zu viel zugemutet, so packte der Googoo-Gaagaa-Sohn nach kurzzeitigem Luftschnappen in Feydeau Sevens Windschatten das Kampfschwert aus und rückte dem Leader mit jedem Schritt näher auf die Pelle. Es war höchste Zeit, dass für den Franzosen-Traber der rettende Pfosten kam, denn Power zog nur um einen „Kopf“ den Kürzeren. Stoletheshow komplettierte als Dritter den Volks-Einlauf, an dem Best Ofdream Trio keine Aktie mehr hatte. Der italienische Blitzstarter verlor bereits am Start die Balance, kam nach einer Runde neuerlich ins Schlingern bzw. ging Pass und wurde chancenlos angehalten.
Karsten Buers Æreslöp (int., 3- bis 14jährige, mind. 500.000 NKR)
2100m Autostart, 200.000 NKR
1. Feydeau Seven 12,0 Magnus T. Gundersen 58
8j.schwbr. Hengst von Rédéo Josselyn a.d. Unanime Seven von Orlando Vici
Be: Eirik Djuve; Zü: Jean-Michel Bazire, FR; Tr: Frode Hamre
2. Power 12,0 Robert Bergh 20
3. Stoletheshow 12,2 Frode Hamre 56
4. Miss Pepper 12,5 Åsbjörn Tengsareid 250
5. Hennessy Am 12,6 Erlend Rennesvik 973
6. Z. Boko 12,7 Kristian Malmin 544
7. Iggy B.R. 12,8 Örjan Kihlström 202
8. Golden Dream M.E. 12,9 Noralf Brækken 737
9. Custom Cheval 13,4 Svein Ove Wassberg 1677
Best Ofdream Trio agh Kim Eriksson 49
Sieg: 58; Richter: Kampf Kopf - 2½ - 2½ - 1½ - ¾ - 1 - ½ Länge; 10 liefen (NS Type A)
Zw-Zeiten: 10,2/500m - 12,3/1000m - 13,0/1500m - 09,6/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 NKR
Kaltblutkönig Öystein Tjomsland
Was den Schweden „Järvsöfaks-Vater“ Jan-Olov Persson, ist den Norwegern Öystein Tjomsland: Der Mann, der das Geschäft mit den Kaltblütern beherrscht. Zum fünften Mal holte der 52-jährige das Kallblod-Derby in seinen Stall mit einem wie erwartet turmhoch überlegenen Brenne Borken, der für seinen zehnten Sieg bei ebenso vielen Starts nur eine kitzlige Situation zu meistern hatte, als Björs Balder an die Spitze donnerte und er eingebaut war.
Kaum war das Schlupfloch durch den galoppierenden „Stablemate“ Bore Mikkel geschaffen, ging’s nach außen und nach vorn. Letzte Mini-Zweifel am Triumph klärte der „birkenfarbene“ Bork-Odin-Sohn mit einem knackigen Sprint die Zielgerade herunter, bei dem der Konkurrenz die Augen tränten. Sechs Längen voraus wanderten 700.000 NKR aufs Konto, das mit 1.682.160 NKR üppig bestückt ist.
„So ein Pferd hatte ich noch nie“, schwärmte der mehr als 2.000 Siege schwere Tjomsland, „er hat Schnelligkeit, Ausdauer, mentale Härte, könnte zum besten norwegischen Kaltblut aller Zeiten werden und vielleicht mal den grandiosen Järvsöfaks übertreffen. Ich musste ihn nie um etwas bitten, er hat heute wieder nur mit den Gegnern gespielt.“
Ebenfalls unbezwingbar blieb beim achten Auftritt Overvik Prinsen, der sich mit Vidar Hop das Kriterium für die „Dicken“ einverleibte und dabei 2½ Längen vor Tjomslands Sjö Prinsen anschlug. 450.000 frische Kronen ließen das Konto des von Frode Hamre trainierten Dreijährigen auf 1.138.920 NKR klettern.
V75-1 (KB-Krit.): Overvik Prinsen / Vidar Hop 18
V75-2 (Stayer): Orlando Young / Magnus T. Gundersen 69
V75-3 (Trav-Krit.): Just Like Heaven / Magnus T. Gundersen 18
V75-4 (KB): Grisle Odin G.L. / Öystein Tjomsland 80
V75-5 (KB-Derby): Brenne Borken / Öystein Tjomsland 11
V75-6 (Int.): Feydeau Seven / Magnus T. Gundersen 58
V75-7 (Derby): Born in Bergen / Björn Steine 54
Umsatz V75: 22.267.931 SEK
1. Rang: 4.483 Systeme à 1.291 SEK
2. Rang: 26 SEK
3. Rang: Jackpot 5.789.662 SEK
Umsatz Top-7 (KB-Derby): 388.900 SEK