Vitruvios nächste Flugshow
(nn) Jarlsberg, Sonntag, 7. Juli 2019. Höchst zufrieden dürfte Alessandro Gocciadoro (Foto: Archiv) registriert haben, was sich in den beiden Hauptereignissen am „Thoresen-Tag“ in Jarlsberg abspielte, mit dem die Bahn des am Oslofjord gelegenen 40.000-Einwohner-Städtchens an Norwegens vierfachen Weltmeister und vermutlich besten Fahrer aller Zeiten erinnert.
Sowohl Prämien und Lorbeeren für das nachgerade spektakulär besetzte Ulf Thoresen Grand Internationalwie den Anders Jahres Pokallöb wanderten ins Quartier des neuen italienischen Wundermannes, der nach seiner „Prügelorgie“ im Trostlauf des Gran Premio della Lotteria am 1. Mai in Nordeuropa zur „persona non grata“ erklärt worden war, die man den Zuschauern nicht zumuten wolle. Wobei man über diese „Privat-Sperre“ für ein Vergehen, das der Gerichtsbarkeit eines anderen Landes unterliegt, nämlich der italienischen Aufsichtsbehörde, durchaus sehr geteilter Meinung sein kann. In Schweden, wo „Alex“ zuvor häufig zu Gast war, hat er sich in dieser Hinsicht praktisch nichts zuschulden kommen lassen. Deutsche Autofahrer dürfen schließlich auch in Nordeuropa fahren, wenn sie hier für ein Delikt zur Kasse gebeten werden, das jenseits der Ostsee das Ruhen der Fahrerlaubnis zur Folge hätte.
Verzichten wollte man auf die Pferde des „Mannes in Gelb“ jedoch auch nicht, der sich für seine „Raketen“ erstklassiger Catchdriver bediente. Wie vor vier Wochen im Oslo Grand Prix war für das Gruppe-I-Status genießende Thoresen-Memorial Jorma Kontio zum Verwandler für Vitruvio auserkoren, und wie der fliegende Finne, der im Laufe seiner Karriere wohl auf allen Bahnen Nordeuropas im Kreis gefahren ist, wo Pferde ihre Hufe überhaupt nur hinsetzen können, der Aufgabe gerecht wurde, lief so spektakulär ab wie am 9. Juni in der Hauptstadt des Königreiches. Mit der „6“ trug der weit über 10.000 Siege schwere „Hans Dampf auf allen Pisten“ hinter dem die zweite Reihe nach hinten versetzt anführenden Elitloppet-Dritten Makethemark, Copenhagen-Cup-Sieger Handsome Brad und Queer Fish die rote Laterne durch die Außenspur. Noch misslicher wurde die ohnehin nicht sehr angenehme Lage, als sich Pietro Gubellini nach 600 Metern erbarmte, den an vierter Stelle innen liegenden Voltaire Gifont nach außen lavierte und Makethemark damit Deckung bot. (Foto: travnet.se)
Für die Spitze hatte sich mit explosivem Antritt Racing Mange durchgesetzt - keine Chance für Ringostarr Treb, „der am Start und in den Bögen nicht ganz so exzellent lag wie in seinen besten Zeiten und mit dem ich auf Gedeih oder Verderb keinen Abflug im Galopp riskieren wollte“, wie Wim Paal nach dem Match erklärte. Immerhin reichte es, dem auf den ersten 300 Metern wie aufgezogen voraus preschenden Sieger des Kymi Grand Prix auf den Fersen zu bleiben vor Norwegens Hoffnung Gretzky B.R., Photo Lavec und der von der „8“ sofort nach hinten innen beorderten Double Exposure, die nach 300 Metern einen deftigen Galopp-Schnitzer einbaute und aus dem Bild fiel.
Die Lage besserte sich für den „römischen Architekten“ nur unwesentlich, als Makethemark 500 Meter vorm Ziel in dritter Spur anrüstete, denn Handsome Brad und Queer Fish scherten ebenfalls aus, so dass er weiterhin das Schlusslicht bildete. An der letzten Ecke, wo Racing Mange erste Notsignale sendete, auch Voltaire Gifont nicht mehr taufrisch wirkte und Wim Paal für Ringostarr Treb verzweifelt nach einer Lücke zu suchen begann, Mitte des Einlaufs den neben ihm liegenden Gretzky B.R. zweimal anrempelte und doch keinen Raum fand, die Speed-Qualitäten des Classic-Photo-Sohnes einzusetzen, hing der Himmel für Makethemark voller Geigen. Kaum jemand hätte da wohl einen Pfifferling auf Vitruvio gesetzt, der etwa vier Längen Rückstand auf den Maharajah-Sohn hatte - und die wie im Fluge abbaute. Persönliche Messungen ergaben für den Adrian-Chip-Sohn, für den dieser 17. Treffer aus 37 Versuchen der sechste der höchsten Kategorie I war, 1:08,4 für die letzte halbe Bahnrunde. (Foto: youtube.com)
Hart umkämpft waren die besseren Plätze hinter dem Überflieger, wobei Ringostarr Treb das Pech hatte, bis kurz vorm Ziel keinen Raum zu finden. „Kommt er eingangs des Einlaufs frei, spricht er um den Sieg ein deftiges Wort mit, selbst 100 Meter vorm Ziel hätte es genügt für Rang zwei. Die Entscheidung der Rennrichter verstehe ich schon gar nicht. Schließlich habe ich sofort korrigiert, als ich mit Gretzky B.R. leicht aneinandergeraten bin“, war Paal anschließend reichlich bedient, weil die Stewards Platz vier samt 90.000 Kronen zu Recht ersatzlos kassierten.
„In der letzten Kurve war das Ding für uns eigentlich schon vergessen. Ich dachte, wir haben noch 300 Meter, und ich will schauen, dass wir wenigstens eine Prämie ergattern, obwohl wir in vierter Spur als Letzte in den Einlauf bogen. Was dann kam, war unglaublich - er schien mit seiner riesigen Übersetzung regelrecht zu fliegen. Er gehört zu den fünf besten Pferden, die ich je gefahren habe“, war Kontios Kommentar. Das Wort des 65-jährigen hat einiges Gewicht. Schließlich hatte er, der in den Anfängen seiner Karriere noch mit dem am 11. Juli 1992 im Alter von 46 Jahren verstorbenen Namensgeber um die Wette gefahren ist, Cracks wie Readly Express, Varenne, Opal Viking, Passionate Kemp in Händen.
Ulf Thoresen Grand International (Gruppe I int.)
2100m Autostart, 1.450.000 NKR
1. Vitruvio 10,7 Jorma Kontio 45
5j.br. Hengst von Adrian Chip a.d. Tigre OM von Zebu
Be: Pink & Black; Zü: Scud. Sant’Andrea Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Makethemark 3. Voltaire Gifont 4. Racing Mange 5. Gretzky B.R. 6. Handsome Brad 7. Queer Fish 8. Photo Lavec 9. Double Exposure Ringostarr Treb* |
10,7 Ulf Ohlsson 10,8 Pietro Gubellini 10,9 Joakim Lövgren 11,0 Magnus Teien Gundersen 11,0 Carl Johan Jepson 11,0 Ulf Eriksson 11,2 Tom Erik Solberg 14,7g Örjan Kihlström 4.d.RL Wilhelm Paal |
31 410 74 194 193 188 719 92 49 |
*als Vierter disqualifiziert wegen Störens von Gretzky B.R. Mitte der Zielgeraden
Sieg: 45; Richter: sicher 1 - ½ - (Hals) - 1 - 1 - k.Kopf - Hals; 10 liefen
Zw-Zeiten: 07,6/500m - 11,4/1000m - 10,5/1500m - 11,5/letzte 500m
Wert: 750.000 - 350.000 - 180.000 - 90.000 - 50.000 - 30.000 NKR
Gocciadoros zweiter Hieb
Wesentlich entspannter hatte sich Gocciadoro 50 Minuten zuvor den „gemischten“ Anders Jahres Pokallöb für alle Vier- und Fünfjährigen sowie Ältere, die maximal 1,8 Millionen Kronen gewonnen hatten, zu Gemüte führen können. Zwar hatte sein Volnik du Kras mit Pietro Gubellini (Foto: travronden.se) wie alle anderen nicht den Hauch einer Chance, dem von der „8“ vor Mellby Drake „1“ wie ein Torpedo losfliegenden Always on Time den Weg an die Spitze zu verwehren - der irritierte dabei eingangs der ersten Kurve die galoppierenden Ferrari B.R. und Patent Leather wie den ausweichenden Klosterskogen-Sieger Gigant Invalley -, doch gegen die nach 500 Metern erfolgende freundliche Anfrage des 33:10-Favoriten hatte Tom Erik Solberg nichts einzuwenden. Für den folgenden Kilometer durfte der Varenne-Sohn, dessen Kapazitäten Gocciadoro 2018 und 2019 bereits einige Male im Norden Europas erfolgreich vorgeführt hatte, eine ruhige Kugel schieben. Für die letzten 500 Meter beschleunigte er auf exquisite 1:08,5 und erreichte das Ziel nach 1:11,8/2100m mit 2½ Längen Vorsprung.
Dass es bei der anfänglichen Aktion „hasenrein“ zugegangen war, bestätigten die Stewards indirekt: Always on Time durfte den Ehrenplatz vor dem mit feinem Endspurt aus dem Hintertreffen aufwartenden Floris Baldwin, Mellby Drake und dem als äußerer Anführer ein schweres Amt tragenden Kick off Classic behalten.
Anders Jahres Pokallöp (int.; alle Vier- und Fünfjähr.; Ältere bis 1.800.000 NKR Gewinnsumme)
2100m Autostart, 400.000 NKR
1. Volnik du Kras 11,8 Pietro Gubellini 33
5j.br. Hengst von Varenne a.d. Oljka du Kras von Park Avenue Joe
Be: Gaetano Vessichelli, IT; Zü: A.M. Ragau’, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Always on Time 3. Floris Baldwin 4. Mellby Drake 5. Kick off Classic 6. Jet Voice 7. Ferrari B.R. 8. Gigant Invalley Patent Leather Son of God |
12,0 Tom Erik Solberg 12,1 Kristian Malmin 12,2 Carl Johan Jepson 12,2 Dag-Sveinung Dalen 12,5 Lars Anvar Kolle 12,9g Per Oleg Midtfjeld 13,4 Gunnar Austevoll agh. Magnus Teien Gundersen dis.r. Örjan Kihlström |
681 297 101 160 247 42 82 148 48 |
Sieg: 33; Richter: leicht 2½ - ¾ - ½ - ¾ - 3 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 09,6/500m - 12,8/1000m - 08,5/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 25.000 - 15.000 - 10.000 NKR
Schon am Samstag war Joakim Lövgren für deutsche Farben mit Comanche Moon in Halmstads Silverdivisionen erfolgreich. In Jarlsberg legte er mit dem Lasbeker Juan nach. Wegen 40 Meter Zulage nur im fünften Paar eines mit 15 Gespannen proppenvoll besetzten Steher-Rennens untergekommen, machte sich der Jägersroer Trainer 1200 Meter vorm Ziel auf den weiten Weg nach vorn, wo C Nu Gilbak regierte und für die letzten 600 Meter Besuch von seiner Schattenfrau Norma B. bekam. Hinter der saugte sich der kapitale Fuchs mit der großen Blesse bis zu Beginn der Zielgeraden an und verabschiedete sich dann zügigen Schrittes auf 2½ Längen zu den ausgelobten 75.000 NOK, die nach 1:15,0/3140m in seiner Kasse klingelten.
V75-1 (Stayer): V75-2 (-): V75-3 (Silver): V75-4 (-): V75-5 (Pokallöp): V75-6 (Sto): V75-7 (Thor-Int.): |
Juan / Joakim Lövgren I am the Tiger / Rune Wiig M.S. Triple J / Frode Hamre Digital Bronze / Lars Anvar Kolle Volnik du Kras / Pietro Gubellini Velvatter / Frode Hamre Vitruvio / Jorma Kontio |
33 136 170 60 33 17 45 |
Umsatz V75: 21.285.298 SEK
1. Rang: 287,8 Systeme à 19.225 SEK
2. Rang: 188 SEK
3. Rang: 23 SEK
Umsatz Top-7 (Pokallöp): 476.932 SEK