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Verzichtet Schweden auf die Parade?

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Schweden

Eine disziplinierte, geordnete Parade aller Rennteilnehmer genießt in Schweden seit langem Tradition und einen hohen Stellenwert - gehört aber vielleicht schon bald der Vergangenheit hat.

Unter Federführung von Erik Adielsson, seit einigen Wochen neuer Rennleitungs-Obmann, wagt man in der kommenden Woche ein interessantes Experiment. Bei den Mittagsrennen in Bergsåker wird es keine Parade geben. Die Inspiration dazu kommt u.a. aus Norwegen, wo man die Parade bereits vor zehn Jahren abgeschafft hat.

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Erik Adielsson (Foto: travsport.se)

Erik Adielsson äußerte sich im Interview mit Travronden: "Insgesamt müssen wir uns trauen, mehr neue Dinge im Trabrennsport auszuprobieren. Nur dann können wir sie bewerten und sehen, ob sie funktionieren. Ich weiß um den Wert der Paraden und das Schöne daran, aber die Frage ist, ob wir sie wirklich jeden Tag benötigen, insbesondere bei den Lunchrennen, wenn nur wenig Leute vor Ort sind."

"Mit dem Verzicht auf die Paraden könnten wir unnötigen Stress in der Vorbereitung vermeiden. Der Bahntierarzt und der Ausrüstungskontrolleur müssen manchmal im Paradezirkel binnen einer halben Minute zehn, elf oder zwölf Pferde kontrollieren. Dafür hätten sie dann deutlich mehr Zeit."

"Es ist wie gesagt erstmal nur ein Versuch. Danach muss man mit Aktiven, Funktionären und Veranstaltern sprechen, und erst dann fällt eine Entscheidung", sagt Oberschiedsrichter Erik Adielsson, der persönlich glaubt, dass die Paraden bald ganz aus dem schwedischen Alltagssport verschwinden werden. "Mein Bauchgefühl sagt, dass es nur noch bei V75- und STL-Rennen oder den großen Meetings wie dem Eltiloppet weiter eine Parade geben wird."

Beim Test am Donnerstag müssen die Gespanne im Zeitraum zwischen sieben und fünf Minuten vor dem Start im Paradezirkel den Bahntierarzt und die Ausrüstungskontrolle passieren. Im Zeitkorridor zwischen fünf und drei Minuten vor dem Start muss das Aufcantern auf der Zuschauergeraden erfolgen. Bisher mussten alle Teilnehmer zu einem fixen Zeitpunkt im Paradezirkel erscheinen, unmittelbar nach der Parade wurde geschlossen aufgecantert.

Nochmal Adielsson: "Dadurch wird der gesamte Ablauf entzerrt. Die Aktiven sind deutlich flexibler, können z.B. auch davor länger einen Heat fahren. Und man kann die Vorbereitung besser an die Besonderheiten seines Pferdes anpassen."

In Frankreich gibt es eine Parade bzw. Einzelvorstellung übrigens nur noch bei Gruppe-I-Rennen wie dem Prix d'Amérique. In allen anderen Rennen herrscht eine extrem kurzfristige "Deadline". Zeigt der Digital-Countdown zum Start "3:00", müssen alle Teilnehmer auf der Bahn sein.

Hierzulande hatte Dinslaken als erste und zunächst einzige Bahn die Parade abgeschafft. Diesem Beispiel folgte später nur München-Daglfing, wo die Teilnehmer spätestens fünf Minuten vor dem Start auf dem Geläuf sein müssen. Die Festlegung der Paradeordnung ist in Deutschland nicht in der TRO geregelt, sondern Veranstaltersache und folgt damit dem föderalen Prinzip.