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Unverwüstlicher Wikinger

Usain Töll mit Benjamin Rochard im Prix Kerjacques (Foto: letrot.com)
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Frankreich

Vincennes, Samstag,6. April 2024. Mittelpunkt am Tag der „Internationalen“ - sieben der neun Aufgaben waren als „Course Européenne“ bzw. „Internationale“ ausgeschrieben - war der 2007, 2020 und 2022 nicht ausgetragene Prix Kerjacques, dem Typen wie - natürlich - Ourasi (1986, 1987), Rêve d’Udon (1989, 1990), Jag de Bellouet (2006), Royal Dream (2013), Timoko (2014, 2016), Aubrion du Gers (2017), Traders (2018), Cleangame (2019), Davidson du Pont (2021) und 2023 Etonnant ihre unmissverständlichen Stempel aufgedrückt haben.

Der erste 120.000er im laufenden Frühjahrs-Meeting für die älteren Recken kam ein wenig nach dem Sprüchlein daher: „Spieglein. Spieglein an der Wand, wer ist der Beste der Generation ‚H‘ im ganzen Land?“ Jener bärenstarke Jahrgang „H“ der Franzosen stellte mit Amérique-Sieger Hooker Berry, Hussard du Landret, Hokkaido Jiel, Hanna des Molles, dazu dem von Paul Hagoort trainierten Hadès de Vandel ein Drittel der 15 Aspiranten.

Die Ehre des Jahrgangsbesten blieb Hooker Berry vorbehalten, der mit tollem Speed auf Platz drei düste. Lorbeeren und 54.000 Euro jedoch schnappte den Galliern der alte Schwede Usain Töll vor der Nase weg, der seit mehr als drei Jahren für die italienische Scuderia Renato Santese in ganz Europa ins Geschirr steigt und beim 16. Auftritt „en France“ den dritten und wertvollsten Treffer setzte.

Zu danken war es neben den Trainingskünsten Vitale Ciotolas dem mit einer Bierruhe gesegneten Benjamin Rochard, der dem Googoo-Gaagaa-Sohn in einem Kabolzrennen, in dem es kaum eine ruhige Sekunde gab, ein Traumrennen in vorderer Deckung servierte.

Von ganz außen fegte Elvis du Vallon an die Spitze, trat sie noch vor der Tribünengeraden an Hanna des Molles ab, die dem aufmüpfigen Ganay de l’Iton eisern stand hielt. Direkt hinter Hugues Levesques Hengst hätte sich Yoann Lebourgeois eigentlich mit Hussard du Landret die Hände  reiben können, doch verfügt der 39-jährige noch immer nicht über allzu viel Sitzfleisch - oder war einfach zu optimistisch, was die aktuelle Fitness seines Partners nach sechs Wochen Rennpause anbelangte.

Trotz der kernigen Pace setzte er ausgangs des Bogens von Joinville noch einen drauf und übernahm mit Beginn des Anstiegs bei durchgehend 1:11er Fahrt mit einer zackigen Etüde den Part des Bergführers. In zweiter Spur hielt weiter Ganay de l’Iton vor nunmehr Usain Töll und den im Schlussbogen auf dem dritten Gleis aufkreuzenden Elie de Beaufour und Hooker Berry die Nase in den Wind.

Bereits eingangs der Zielgeraden konnte sich der mit einigem Vertrauen ins erste Match seit seinem Prix-de-Paris-Sieg geschickte Hussard du Landret einen Spitzenplatz abschminken. Ganay de l’Iton indes hielt eisern durch und den Sieg bis kurz vorm Ziel in Händen. Dann neigte sich die Waage doch noch zugunsten Usain Tölls, der damit seinen vorjährigen Ehrenplatz vergoldete.

Prächtig spurtete auch Hooker Berry, der nur einen weiteren „Hals“ hinter diesen beiden Kampfhähnen zu „Bronze“ stürmte. Deutlich mehr Abstand war zu einem Duo, von dem der Vorjahrs-Fünfte Bilo Jepson hauchdünn vor Hokkaido Jiel die vierte Prämie ergatterte. Hinter dem lange eingesperrten Elvis du Vallon langte es für Hussard du Landret nur zur kleinsten Prämie, womit er bei 963.360 Euro auf den Ritterschlag zum Millionär noch ein Weilchen warten muss.

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Foto: zeturf.fr

„Das war sozusagen ein Rennen in der ersten Klasse“, strahlte Rochard, „ehrlich gesagt hatten wir im Vorfeld nur auf ein besseres Platzgeld spekuliert. Der Parcours machte den Unterschied“, woran der 28-jährige, um es vorsichtig auszudrücken, nicht ganz unschuldig war.

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Vitale Ciotola (Foto: equidia.fr)

Für Trainer Vitale Ciotola, der seit dem 20. März mit einem in Lisieux erlittenen doppelten Unterschenkelbruch noch für einige Wochen ans Krankenlager gefesselt ist, war es ein dickes Trostpflaster: „Nach diesem Erfolg geht‘s mir gleich viel besser. Usain Töll ist ein fantastischer Typ und wie guter Wein, der mit dem Alter immer besser wird. Ich hatte ihn ja schon im vorigen Frühling unter meinen Fittichen, bevor er zu Tommy Karlstedt nach Schweden und dann zu Gennaro Casillo überstellt worden und erst Ende März zu mir zurückgekehrt ist.“

Sollte das so weitergehen, hat die Konkurrenz noch einiges zu befürchten, denn der Googoo-Gaagaa-Nachkomme, der das Trabereinmaleins bei Admir Zukanovic in Åby gelernt hat, ist gerade mal acht Jahre alt. Der Napolitaner, der sich zudem dank Bilo Jepson über Platz vier freuen durfte, steckte gleich die weitere Arbeitsordnung für das Duo ab: „Jetzt gehen sie erst mal zwei Wochen ans Meer, um ein bisschen zu entspannen, dann starten sie am 1. Mai im Gran Premio della Lotteria in meiner Heimat. Ich möchte mich ausdrücklich bei jenen bedanken, die in meiner Abwesenheit die Pferde so erstklassig in Schuss halten.“

Ein bisschen geknickt war François Lagadeuc, denn „Gamay de l’Iton lieferte eines seiner besten Rennen ab. Gegen diese Konkurrenz mit der Nase im Wind zu laufen und dabei einen Crack wie Hussard du Landret zu knacken - das hält nicht jeder durch. Doch leider hatten wir mit Usain Töll einen wahren Krieger im Nacken.“

Während Nicolas Bazire mit der Vorstellung Hooker Berrys nichts auszusetzen hatte („Wenn uns Elie de Beaufour noch weiter ziehen kann, gewinnen wir.“), nahm Benoît Robin das schwache Abschneiden seines Hussard du Landret auf seine Kappe: „Ich hab ihn etwas anders trainiert als während des Winter-Meetings, in dem er ständig unter Volldampf stand. Eine Frage der Kondition war’s nicht, denn 1:11,4 über diese Strecke - das ist alles andere als schlecht. Doch als es darauf ankam, war er nicht so scharf und spritzig wie sonst.“

Prix Kerjacques (Gruppe II int., Sechs- bis Elfjähr.)

2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro

1.    Usain Töll                 11,1    Benjamin Rochard          121

       8j.br. Wallach von Googoo Gaagaa a.d. Cotton Waste von Smok’n Lantern

       Be: Scud. Santese Srl, IT; Zü:Inge Carlsson & Robert Lindström, SE; Tr: Vitale Ciotola

2.    Gamay de l’Iton          11,1    François Lagadeuc          170

3.    Hooker Berry             11,1    Nicolas Bazire                  77

4.    Bilo Jepson               11,3    Matthieu Abrivard            180

5.    Hokkaido Jiel             11,3    David Thomain               110

6.    Elvis du Vallon           11,4    Franck Nivard                370

7.    Hussard du Landret    11,4    Yoann Lebourgeois           22

8.    Hanna des Molles       11,7    Laurent-Claude Abrivard  260

9.    Inmarosa                  11,8    Léo Abrivard                    72

10.   Eclat de Gloire           11,9    Loris Garcia                   960

11.   He and Me                12,0    Julien Dubois                 560

12.   Elie de Beaufour        12,0    Eric Raffin                     180

13.   Fashion Touch           12,1    Paul-Philippe Ploquin     1490

14.   Hadès de Vandel        12,2    Robin Bakker                 360

15.   Eveil du Châtelet        15,9    Damien Bonne              1420

Sieg: 121; Richter: Kampf Kopf - Hals - 3 - k.Kopf - 1½ - k.Kopf - 4 Längen; 15 liefen

Zw-Zeiten: 11,4/1200m - 11,3/1700m - 11,8/2200m

Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-06/7500/4

Klassisch ausgekontert

Im ziemlich undurchsichtig daherkommenden Prix Cornélia für ältere Satteltraber, die keine 575.000 Euro auf der hohen Kante haben durften, holte sich der Ärmste der 13 Kombattanten mit dem zehnten Sieg zugleich die ersten kleinen Gruppe-III-Lorbeeren.

Mit dem Startpfiff auf Offensive gepolt, schnappte sich In Love du Choquel von ganz außen mit viel Verve die Spitze vor Fougue du Dollar, noch ehe die Tribünengerade erreicht war, und dachte gar nicht daran, sie gegen Favorit Gala d’Urfist herzugeben, der Figaro de Larré, Galet Sted und Geisha Speed tapfer durch die Außenspur führte.

Anders sah es aus, als im Schlussbogen Geisha Speed zum Tanz bat. Dem enormen Zwischenspurt der Uriel-Speed-Tochter hatte er wie der völlig aus dem Tritt kommende Gala d’Urfist nichts entgegenzusetzen. Bis Mitte der Zielgeraden schien der neunte Treffer der Achtjährigen ausgemachte Sache. Es zeigte sich jedoch, dass eher der Sprint die Domäne der Braunen ist, die in jenem des Prix de l’Île de France am 4. Februar ihren ersten klassischen Treffer gesetzt hatte.

Plötzlich fasste der bereits geschlagen scheinende In Love du Choquel noch mal an, den François Lagadeuc um einen „Hals“ an der Stute vorbei zwang und anschließend jubelte: „In Love ist aus Stahl und gibt nie auf. Als Geisha Speed uns mit ihrem kapitalen Zwischenspurt überrumpelte, zögerte ich nicht, ihn sofort wieder auf freie Bahn zu bugsieren. Er legte die Ohren an und ich spürte, dass er im Kampfmodus war. Es war ein echter Hingucker, wie er zurückgekommen ist und gewonnen hat.“

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Foto: letrot.com

Für Trainer Nicolas Bridault war der Erfolg keine sonderliche Überraschung: „Der 1:13,4-Sieg in Enghien kam ja über eine ähnliche Distanz zustande. Ich war mir nur nicht ganz im Klaren, wie stark die Reicheren sein würden. Vor zwei Jahren hat sich ein Knochenstück gelöst und eine Sehne gereizt, weswegen er fast ein Jahr nicht am Start war. Er reift jetzt zur richtigen Zeit. In einem Monat werdet ihr in wiedersehen - entweder in Vincennes im Prix Roger Ledoyen oder in Caen beim Prix du Calvados.“

„Vielleicht hätte ich mit meinem Generalangriff etwas länger warten sollen, dann hätten womöglich wir den Sieg davongetragen“, sinnierte Anthony Barrier, der etwas unsanft aus seinen Sieg-Träumen geholt worden war.

Prix Cornélia - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Elfjähr., keine 575.000 Euro)

2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro

1.    In Love du Choquel     12,4    François Lagadeuc         77

       6j. Fuchshengst von Carat Williams a.d. Star du Choquel von Lulo Josselyn

       Be / Zü: Bruno Bridault; Tr: Nicolas Bridault

2.    Geisha Speed            12,5    Anthony Barrier              74

3.    Galet Steed               12,6    Pierre-Yves Verva        130

4.    Espace Winner          12,6    Paul-Philippe Ploquin    530

5.    Fulton                      12,6    Damien Bonne             120

6.    Inouï Danica              12,7    Thibaut Dromigny         590

7.    Inès des Rioults         12,7    Florian Desmigneux      200

8.    Gigolo Lover              13,1    Eric Raffin                     66

9.    Fifty Five Bond           13,1    Guillaume Martin          500

10.   Figaro de Larré          13,1    Benjamin Rochard        170

11.   Duc du Lupin             13,6    Alan Gendrot               910

12.   Fougue du Dollar        13,6    Mathieu Mottier            260

       Gala d’Urfist              dis.r.   Adrien Lamy                  25

Sieg: 77; Richter: Kampf Hals - 2½ - k.Kopf - Kopf - Hals - 7 Längen; 13 liefen

Zw-Zeiten: 12,5/1350m - 12,5/1850m - 12,8/2350m

Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-06/7500/6

Feiner Ehrenplatz von Look of Love

Im mit 16 fünf- und sechsjährigen Stuten, die keine 101.000 Euro gewonnen haben durften, voll besetzten Prix de Bapaume gehörte die von Jean-Pierre Dubois fürs deutsche Gestütbuch gezüchtete Look of Love bei 290:10 maximal zum erweiterten Kreis der Anwärterinnen auf kleinere Prämien.

Pierre-Yves Verva orientierte sich mit der kleinen Schwester solcher Größen wie Le Miracle, La Grace und Lancaster, die mit der „11“ hinterm Auto aus der zweiten Reihe beginnen musste, im Mittelfeld an Favoritin Julia Quick. Als Théo Duvaldestin mit dieser bergauf die Spitze übernahm, stand die deutsche Breeders-Crown-Siegerin von 2022 nur kurz blank in zweiter Spur da.

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Foto: zeturf.fr

Rasch fand sie eine Lokomotive, hinter der sich prächtig leben ließ. Sah es bis Mitte des Einlaufs danach aus, als könne sie sogar Julia Quick kippen, so hielt die 30:10-Gemeinte dann doch recht sicher um eine halbe Länge stand und am guten Ende für ihren sechsten Sieg aus 19 Versuchen 23.850 der insgesamt ausgelobten 53.000 Euro in Händen.

Die 13.250 Euro für Platz zwei ließ sich die für belgische Interessen laufende Look of Love in 1:11,4 eine halbe Länge vor den Kopf an Kopf die Linie passierenden Jolie Coktail (120:10) und Joconde Turgot (83:10; beide 1:11,5) jedoch nicht mehr entreißen und steigerte ihr Konto auf 90.926 Euro.

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-06/7500/3

Nur zur sechsten Prämie in Höhe von 1.360 Euro reichte es im Prix d’Aubusson (Sechs- bis Elfjährige, keine 265.000 Euro; 2100m; 68.000 Euro) für Charmy Charly AS. Österreichs Derby-Sieger musste die 2.100 Meter mit der „13“ aus der zweiten Startreihe angehen, lag immer im Hintertreffen und hatte am Ende noch reichliche Reserven.

Im dichtesten Endkampf-Getümmel des Nachmittags gab’s für den Paul Ploquin anvertrauten Charly-du-Noyer-Sohn, der bei vierfachen Odds gar Favoriten-Status genoss, einfach kein Durchkommen. Als Sechster schlug er gerade mal 1½ Längen hinter den 1:11,5-Siegern Bahia del Circeo / Franck Nivard in 1:11,6 an.

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-04-06/7500/8

Alex Abrivard vor baldigem Comeback

Guter Dinge ist Alexandre Abrivard, was die Rückkehr in Sattel und Sulky anbelangt. „Es geht Stück für Stück in die richtige Richtung. Seit dem Osterwochenende laufe ich ohne Krücken und werde von Tag zu Tag beweglicher. Ich hatte die leise Hoffnung, gemeinsam mit Just Love You am 13. April (im Prix Henri Levesque / Anm.d.Red.) wieder ins Renngeschehen einzusteigen, aber das könnte etwas eng werden."

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Foto: Radio France

"Der schwierigste Teil der Genesung liegt hinter mir, ich bin schmerzfrei, aber überstürzen werde ich nichts. Es kommt auf die weiteren Fortschritte an. Ich werde die Physiotherapie-Sitzungen zweimal pro Woche fortsetzen, um richtig fit zu werden. Schon die Tatsache, dass ich morgens wieder im Stall sein und das Training unserer Pferde verfolgen kann, bringt mich in Schwung“, wusste der 30jährige zu berichten, der am 13. Januar auf dem Weg nach Vincennes bei einem Unfall mit dem Pferdetransporter einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitten hatte.

Happy Valley wird Mutterstute

Der 47. Start am 23. März im Vincenner Prix du Bois de Vincennes, für den sie als Sechste noch mal 1.800 Euro aufs Konto packen konnte, war der letzte für Happy Valley. Das teilte ihr Züchter, Besitzer und Chauffeur Jean-Philippe Dubois am Donnerstag der Redaktion von LeTurf mit.

Die Siegerin in 13 Rennen wird mit Gewinnen von 577.150 Euro und einem am 25. Juni 2023 ebenfalls als Sechste des Prix René Ballière aufgestellten 1:09,6-Rekord in die Zucht entlassen und als ersten Partner Fabulous Wood erhalten.

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Foto: letrot.com

Die speedstarke Tochter von Dubois‘ Amérique-Sieger Royal Dream hat sich oft mit den Besten ihres Fachs gemessen und mit dem Prix Henri Levesque eine Prüfung der Kategorie II gewonnen. Dritte war sie im Critérium des 5 Ans, Zweite im Prix Ténor de Baune, jeweils 2022. „Sie ist eine der besten Stuten, die ich je trainiert habe (offiziell war Philippe Moulin Trainer / Anm.d.Red.), vielleicht sogar die Beste“, schwärmte der 58-jährige über die Fuchsstute mit der schmalen Blesse.