Unter tausend Augen

Jägersro & Mons, Dienstag, 14. März 2023. Es akquirierte weltweit nicht ganz so viel Aufmerksamkeit wie jenes nach mehr als einem Jahr Decktätigkeit des Calgary Games vor genau drei Monaten in Solvalla, der damit den ersten - und fast auch schon letzten - Schritt auf dem missglückten Weg zum Prix d’Amérique 2023 gemacht hatte.
Doch in mindestens drei Ländern wurde das Comeback des ein Jahr jüngeren Tetrick Wania, des in Finnland geborenen, ins schwedische Register eingetragenen Walner-Bruders, mit Argusaugen beobachtet. Vor elf Monaten war Schwedens heißester Kandidat des Jahrgangs 2019, der als Zweijähriger sowohl den Svampen Örebro wie - da schon für Karin Walter-Mommerrt - den Svensk Upfödningslöpning trotz Startfehlers gewonnen hatte, mit Michael Nimczyk in Helsinki-Vermo zu einer Saison des Vergessens eingestiegen.
Jener Ehrenplatz war die einzige Ausbeute des Muscle-Hill-Sohnes, den für den Rest 2022 eine äußerst langwierige Hufverletzung ans Krankenlager fesselte. Seit 1. November 2022 von Conrad Lugauer trainiert, gab er nun sein mit Spannung erwartetes Comeback in ein Jahr, in dem ihm, entsprechende Form vorausgesetzt, der Himmel in den schwedischen Vierjährigen-Vergleichen sperrangelweit offen steht.
Mit lediglich acht Engagements „lifetime“ war er der mit weitem Abstand Unerfahrenste der Acht, von denen wie er Harran Boko, Mr Perfection und Kung Edward 40 Meter Zulage zu stemmen hatten. Andererseits hatte der Rest in letzter Zeit nur wenig die Muskeln spielen lassen - und gehörte in diesem „frei für Alle“ bei einer Siegprämie von 40.000 SEK à priori nicht zur Crème de la Crème des Trabersports.
Der endlosen Vorrede kurzer Sinn: Tetrick Wania war - wie Lucifer Sam - am Start ewig nicht zum Traben zu bewegen und bekam, endlich auspariert, rund 200 Meter hinter dem Feld nur eine öffentliche Trainingsarbeit verschrieben, bei der er tatsächlich nie im Fernseh-Bild war.
Vorneweg nutzte Aramis Face seine Vorgabe, so weit die Füße trugen, und setzte sich im Schlussbogen auf vier, fünf Längen ab. Das sollte dem Raja-Mirchi-Sohn nur zu „Bronze“ reichen. Nichts zu löten war gegen einen bärenstarken Under Armour. Dagmar und Thomas Bosners Wallach, der sich auf Langstrecken am wohlsten fühlt, 2022 vier seine elf Partien als Erster beendet hatte und am 19. November in die Winterruhe entschwunden war, stellte sich prächtig erholt vor.
Ohne dass ihn Joakm Lövgren ernsthaft anfasste, machte der From-Above-Sohn 2½ Längen voraus das Siegdutzend perfekt, mit dem er bei 925.057 SEK rangiert. An Aramis Face tankte sich auch der bewährte Harran Boko um eine halbe Länge vorbei.
Bei der Manöverkritik zeigte sich Lugauer nicht allzu unzufrieden: „Das Wichtigste: Tetrick hat sich in guter Verfassung vorgestellt. Wir hatten etwas Pech mit Startplatz ‚4‘ im Band, bei dem er ganz eng drehen muss. Der erste Fehlstart-Versuch klappte gut, beim gültigen ‚Ab‘ war er zu ehrgeizig. Wenn alles gut geht, startet er in zehn Tagen in einem Lauf der Margareta-Serien in Solvalla. Da geht’s hinterm Auto los - das gefällt ihm sowieso besser.“ Die private Zeitmessung von ATG-Kommentator Eskil Hellberg ergab für Tetrick Wanias Solo-Lauf hinter dem Feld ansehnliche 1:12,6/1900m.
4. Rennen (int., ab dreij., mindestens 140.001 SEK)
2140m Bänderstart; 20m Zulage ab 420.001, 40m ab 1.050.001 SEK; 84.900 SEK
1. Under Armour 2160 13,6 Joakim Lövgren 47
6j.hlbr. Wallach von From Above a.d. Exciting Kronos von Viking Kronos
Be: Adamas HB, DE/SE; Zü: Annemanna AB; Tr:Joakim Lövgren
2. Harran Boko 2180 13,2 Simon Mitman 173
3. Aramis Face 2140 14,6 Adrian Kolgjini 80
4. Mr Perfection 2180 13,9 Kevin Oscarsson 806
5. Kung Edward 2180 14,1 Johnny Takter 241
6. Akermann 2160 15,2 Jörgen Sjunnesson 783
7. Tetrick Wania 2180 16,1g Conrad Lugauer 24
8. Lucifer Sam 2160 20,0g Stefan Persson 32
Sieg: 47; Richter: leicht 2½ - ½ - 7 - 3 - 1½ Längen; 8 liefen (NS / ) dis.r.
Zw-Zeiten: 15,3/500m - 16,5/1000m - 15,0/1500m - 09,4/letzte 500m
Wert: 40.000 - 20.000 - 11.000 - 7.500 - 6.400 SEK
Tsunami Diamant mit überschwappender Welle
Nur auf den ersten Blick besser lief’s eine halbe Stunde später bei der PMU-Veranstaltung im wallonischen Mons für Tsunami Diamant. Robbin Bot schmetterte in dem nach Streichung von Cicero Noa verbliebenen Sechserfeld des Prix Akira gegen Bryssel ins Kommando, ließ dann Enzo Slipper vorbei und wartete mit dem Derby-Sieger von 2017 geduldig bis ausgangs der Schlusskurve. Dort hatte er allen Platz der Welt, herauszunehmen und für 16:10 locker vor Bryssel zuzuschlagen, den er viel leichter im Sack hatte, als die eine Länge Vorteil in 1:12,3 zu 1:12,4/1750m vermuten ließe.
Die große Ernüchterung kam wenige Sekunden nach der Zieldurchfahrt: Weder Bot noch seine Konkurrenten und die französischen Equidia-Kommentatoren hatten mitbekommen, dass die Stewards den Gustav-Diamant-Sohn der Herren Schwarz und Holzapfel wegen unsauberer Gangart bereits eingangs der Zielgeraden in einer harten Entscheidung disqualifiziert hatten. So gingen Sieg und 2.880 Euro an den von Gunther Loix gesteuerten Bryssel (124:10), einen einstigen Schützling Björn Goops.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=820rtpdKqGU (ab Timecode 02:55:00)
Platz drei von Werner Pietschs Ollivander war nur ein schwaches Trostpflaster für Wolfgang Nimczyk und Robbin Bot, denn der 23:10-Favorit hatte in 1:16,2/2300m nicht den Hauch einer Chance gegen Original Winner/Francis Neirinck (1:15,6) und Noble d’Or/Lindsay Celis (1:15,9) und musste mit schmalen 250 Euro heimreisen.