Überzeugende Elitloppet-Aspiranten

(nn) Solvalla, Mittwoch, 13. Mai 2020. In diesem Jahr ist wegen der Corona-Epidemie vieles anders im Trabrennsport. So auch das Bemühen von Solvallas Verantwortlichen, für den am 31. Mai trotz ausgesperrter Zuschauer stattfindenden Elitloppet und das Festmahl drumherum ein halbwegs adäquates Feld zusammenzustellen. Kernpunkt der reichhaltigen Abendkarte war der zweigeteilte Vägen till Elitloppet über 1640 Meter, der als Meadow Roads Lopp an Torbjörn Janssons und Ola Rydstrands spektakulären Elitloppet-Master von 1985 erinnert.
Die beiden Sieger wurden automatisch zur inoffiziellen WM der Sprinter eingeladen - so sie es nicht schon wie Attraversiamo, Elian Web und Vivid Wise As bereits waren. Genau daran schieden sich in Lauf 1 die Geister, für den Svante Båth prognostiziert hatte, Attraversiamo werde nicht Kopf gestellt, sondern abwartend gesteuert. Was dabei herauskam, war phänomenal: Während die mit Urgewalt losfetzende Rose Run Sidney dem von der „1“ loslegenden Favoriten Milliondollarrhyme den Weg an die Spitze im Sauseschritt verbaute, fand Erik Adielsson hinter dem durch die Todesspur pflügenden Velvet Gio ein ideales windschattiges Plätzchen und hatte selbst Elian Web im Nacken.
Wer den Derby-Sieger 2019 bislang in Schwedens Spitzenklasse unterschätzt hatte, wachte an diesem Abend auf. Locker aus der Hand gefahren, zog der Kiss-Francais-Sohn trotz der lediglich halben Länge, die ihn von seiner Lokomotive Velvet Gio trennte, in persönlicher Rekordzeit von 1:10,4 ganz leicht zum 14. Sieg aus 20 Engagements davon, baute sein Konto auf 8.513.500 Kronen aus und hat spätestens jetzt die Bestätigung, seinen Vorgängern Victory Tilly und From Above nachahmen zu können: Die hatten als Derby-Sieger ein Jahr später Schwedens begehrtesten internationalen Titel 2000 bzw. 2003 an ihre Fahnen geheftet.
Bestens zog sich auch der spät gebrachte Elian Web aus der Affäre, während Unglücksrabe Milliondollarrhyme völlig gefesselt als Sechster weit unter Wert blieb. Eine letzte Chance hätte der amtierende Svensk Mästar noch am 24. Mai in Gävle. Ansonsten findet der Elitloppet ohne Fredrik Linders Ready-Cash-Sohn statt.
„Ich bin außerordentlich zufrieden mit ihm; er ist in einem fantastischen Zustand“, sprudelte es aus Adielsson heraus, „aber es überrascht mich nicht wirklich. Schließlich hat Attraversiamo schon x-mal gezeigt, wie gut er ist. Dennoch ist’s ein gewaltiger Sprung von den Vierjährigen-Rennen in die Elite.“ Pflegerin Linda Weman: „Die Zugwatte blieb drin, sein Puls hat sich viel schneller beruhigt als nach extrem schweren Rennen - heute musste er nicht annähernd an seine Grenzen gehen. Ein perfekter letzter Test!“
Vägen till Elitloppet - Meadow Roads Lopp - (int., Sieger für den Elitloppet qualifiziert)
1640m Autostart, 197.000 SEK
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 SEK
1. Abteilung
1. Attraversiamo 10,4 Erik Adielsson 55
5j.br. Hengst von Kiss Francais a.d. Rhythm Kronos von Viking Kronos
Be: Caracola AB (Svante Båth); Zü: Martina Lindahl Christensson; Tr: Svante Båth
2. Velvet Gio 3. Elian Web 4. Rose Run Sydney 5. Sobel Conway 6. Milliondollarrhyme 7. Evaluate Inti Boko |
10,5 Carl Johan Jepson 10,5 Jorma Kontio 10,7 Örjan Kihlström 10,7 Rikard Skoglund 10,9 Fredrik Larsson 13,6g Björn Goop dis.r. Hannu Torvinen |
54 90 170 394 19 502 113 |
Sieg: 55; Richter: leicht ¾ - ¾ - 1 - Hals - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 08,7/500m - 09,9/1000m - 10,6/letzte 500m
Gleiche Schnelle, andere Welle lautete die Devise 45 Minuten später. In Abteilung 2 schnappte sich Sorbet seine Eintrittskarte durch die Todesspur. Die große Welle machten zu Beginn allerdings zwei Finnen: Mit dem Schwung von Startplatz „6“ fegte Lexus Dream vor Next Direction (1) nach vorn und durfte es dort bei 1:12,2 für den Kilometer recht betulich angehen lassen. Bald hatte sich Next Direction in Sorbets Fahrwasser gemogelt vor Vivid Wise As, der wenig motiviert wirkte und etwas unrund trabte.
Björn Goop versuchte mit dem Sieger des „Vitesse“ von Cagnes-sur-Mer, den er erst vor wenigen Tagen nach dem Skandal um einen Angestellten Alessandro Gocciadoros ins Training bekommen hatte, alles, den Spieß umzudrehen, und griff 500 Meter vorm Ziel in dritter Spur an. Sorbet, der mit gewohnter Maßarbeit Örjan Kihlströms zum 17. Sieg davonzog, hätte er vermutlich nicht mehr gepackt. 50 Meter vorm Ziel rollte sich Vertreter der Scuderia Bivans des Antonio Somma mit dem sicheren zweiten Platz vor Augen in Galopp.
Der ging dadurch an Stepping Spaceboy, dem Wim Paal einen perfekten Run als innerer Zweiter verpasst hatte und der mit den letzten Schritten Lexus Dream niederrang. Vierter wurde Next Direction weit vor der hochgehandelten Une Etoile Gar, die vom Start weg keinen rechten Biss hatte und nur deswegen zur fünften Prämie kam, weil neben Vivid Wise As auch Shocking Superman nach einem Fehler in der Schlusskurve am Sünderturm landete.
„Sorbet war für meinen Geschmack heute schon im Heat spritziger als zuletzt in Romme und Åby - so wie zum Saisondebüt, bei dem er in Eskilstuna als Erster von inzwischen Vier die schwedische Saisonbestzeit von 1:09,8 aufs dortige Parkett zauberte. Der erste Kilometer war für ihn eigentlich zu langsam, aber er ist ein eisenharter Kämpe, bei dem mir jedes Mal warm ums Herz wird vom Zuschauen. Ich denke, er ist so gut wie jeder andere Elitloppet-Teilnehmer“, resümierte Daniel Redén. Den Startplätzen wird vermutlich mehr denn je entscheidende Bedeutung zukommen an jenem 31. Mai…
2. Abteilung
1. Sorbet 10,4 Örjan Kihlström 39
9j.schwbr. Hengst von Super Photo Kosmos a.d. Altar Bound von Supergill
Be: Stall Zet; Zü: Veterinär D Söderberg AB; Tr: Daniel Redén
2. Stepping Spaceboy 3. Lexus Dream 4. Next Direction 5. Une Etoile Gar 6. Im Your Captain Vivid Wise As Shocking Superman |
10,5 Wilhelm Paal 10,5 Hannu Torvinen 10,6 Iikka Nurmonen 10,9 Jorma Kontio 11,5 Ulf Ohlsson dis.r. Björn Goop dis.r. Magnus Djuse |
1345 407 23 55 1454 50 116 |
Sieg: 39; Richter: sicher 1 - Kopf - ½ - 2 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 10,2/500m - 12,2/1000m - 07,7/letzte 500m
Vor einer Woche hatte Hell Bent for Am, dem zweijährig in den USA relativ wenig gelungen war, bei seinem Europa-Debüt unter der neuen Regie von Stefan Melander in einem Lauf von Margaretas Tidinga Unghästserie der Konkurrenz vorneweg gewaltig Saures gegeben und 300.000 Kronen eingestrichen. Kein Wunder, dass der Muscle-Hill-Sohn aus der Italienerin Nalda Nof im 4. Vorlauf des Breeders Course von der „3“ als 16:10-Favorit antrat - und nicht das kleinste Fitzelchen anbrennen ließ.
Mit viel Biss verteidigte Örjan Kihlström die Spitze gegen Hans Ulrich Bornmanns Natorp Bo, der die Lücke groß genug riss, um dahinter einparken zu können. Nach kernigen 1:10 für die ersten 500 Meter ließ es Kihlström ganz gemütlich angehen, was Stefan Melander mit Trainingsgefährte Fire n’Fury auf den Plan rief, der mit einem Zwischenspurt auf der ersten Gegenseite an seine Flanke flitzte. Zügig ging’s weiterhin nicht zur Sache, so dass die mutig in Spur drei dirigierten Jeppas Unplugged und Benito Roc dort regelrecht verhungerten.
Im Einlauf gab der „Iceman“ seinem Partner ein wenig den Kopf frei - das reichte, um locker-flockig mit 1½ Längen gegen den rechtzeitig auf freie Bahn findenden und dort prächtig spurtenden Natorp Bo die Oberhand zu behalten. Dieses Duo nimmt am Finale um eine Million Kronen für den Sieger teil, das am 31. Mai in Solvalla entschieden wird.
Scarlet Knights Lopp - Breeders Course 3 years old - 4. Vorlauf - (int., Dreijährige)
2140m Autostart, 202.500 SEK
1. Hell Bent for Am 14,7 Örjan Kihlström 16
3j.dklbr. Hengst von Muscle Hill a.d. Nalda Nof von Supergill
Be: Stall Courant AB; Zü: Am Bloodstock AB; Tr: Stefan Melander
2. Natorp Bo 3. Finland 4. Fire n’Fury 5. Dollar Doc 6. Benito Roc 7. Beauty Wind 8. Jeppas Unplugged 9. April Combo |
14,8 Kim Eriksson 14,9 Janne Korpi 14,9 Stefan Melander 15,0 Jörgen Eriksson 15,2 Björn Goop 15,4 Carl Johan Jepson 15,7 Kaj Widell 15,9 Jorma Kontio |
43 527 91 427 87 674 332 840 |
Sieg: 16; Richter: leicht 1½ - 1 - Hals - 1½ - 1 Länge; 9 liefen (NS Staro on the Rocks / erkältet)
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 15,9/1000m - 15,8/1500m - 11,7/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 - 5.500 SEK
Auf der V86-Partnerbahn von Jägersro stand die chronologisch 3. Elimination für den Breeders Course im finanziellen Mittelpunkt und war Anlaufstation für zwei Schützlinge Paul Hagoorts, weil der nicht auf das eventuelle Okay für den eigentlich bereits abgesagten Vorlauf (wie den gesamten Renntag) in Wolvega am 15. Mai warten konnte (der nun kurzfristig für den 16. Mai anberaumt wurde). „Kuyt F.Boko ist heute unsere beste Chance“, hatte Robin Bakker über den zweijährig bei drei Auftritten nie zu bezwingenden Hengst verlauten lassen, der sich wie Kilimanjaro zum Saisoneinstieg eine anspruchsvolle Aufgabe ausgesucht hatte.
Sprang Kilimanjaro kurz nach dem Start zur roten Karte, so durfte Philosopher nach einem Patzer, der ihn eingangs der ersten Kurve rund 40 Meter kostete, weitermachen und nahm unauffällig am Ende des Pulks Platz. Das Kommando führte Billions vor Florist und Nocturnally. Bakker hielt sich nicht mit langen Vorreden auf, umflankte nach 600 Metern seine Vorderfrau Tiny Rocket, testete Billions kurz an und spielte dann den gehorsamen Begleiter. Noch 300 Metern vorm Pfosten schien Adrian Kolgjini mit dem Father-Patrick-Sohn alle im Griff zu haben.
Dann packte Kuyt sein Kämpferherz aus, und auch Florist und Nocturnally wollten sich nicht widerstandslos abservieren lassen. Allmählich bekam Kuyt Oberwasser - und dennoch den ersten ehrenvollen Fleck auf seiner weißen Weste. Was Philosopher auf den finalen 200 Metern hinlegte, war atemberaubend. Wie auf Flügeln rauschte der Sohn der einstigen Trav-Oaks-, Breeders‘-Crown- und Derby-Stoet-Siegerin Fascination leichtfüßig um 1½ Längen vorbei, als träte der Rest auf der Stelle. Keinen Finger musste Catchdriver Peter Ingves für dessen vierten Erfolg aus sieben Versuchen rühren, über den sich trefflich philosophieren ließe, wie er ohne den anfänglichen Aussetzer mit den Rivalen Schlitten gefahren wäre.
Breeders Course 3 years old -3. Vorlauf - (int., Dreijährige)
2140m Autostart, 202.500 SEK
1. Philosopher 14,3g Peter Ingves 59
3j.dklbr. Hengst von Cantab Hall a.d. Fascination von Super Arnie
Be: BISP Fastighetsförvältning AB & Joakim Vasiliadis; Zü: BISP Fastighetsförvältning AB; Tr: Sören Norberg
2. Kuyt F.Boko 3. Billions 4. Florist 5. Nocturnally 6. Tiny Rocket 7. Gilmore Trot Kilimanjaro Buffon ZS |
14,4 Robin Bakker 14,5 Adrian Kolgjini 14,5 Kevin Oscarsson 14,6 Jörgen Lorentzen 14,8 Per Nordström 16,3 Peter Untersteiner dis.r. Rick Ebbinge dis.r. Johan Untersteiner |
22 59 120 2168 289 226 519 46 |
Sieg: 59; Richter: leicht 1½ - 1¼ - ½ - Hals - 2 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,9/500m - 15,1/1000m - 15,0/1500m - 12,8/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.500 - 8.500 - 5.500 SEK
Eine äußerst passende Aufgabe - nur vier nicht eben formstarke Konkurrenten, dazu der ideale Startplatz „2“ - löste Norton Commander als 13:10-Favorit nicht, obwohl ihm Conrad Lugauer, nachdem er ihn ausgangs der ersten Kurve an Rajah Press vorbei „in the lead“ gebracht hatte, alles ganz bequem einteilen konnte. Im Einlauf machte dem Weltreisenden aus dem Stall Mommert Staro Leonardo, den Joakim Lövgren für die Schlussrunde nach hinten versetzt in die Angriffslage beordert hatte, verblüffend leicht um 1½ Längen den Garaus. Nach 1:12,1/2140m wanderten 60.000 Kronen in die Tasche Staro Leonardos; der von Arne Frahm gezüchtete Fuchs mit der breiten Blesse kassierte für 1:12,2 die Hälfte.