Überraschungen in den Derby-Vorprüfungen

Mailand-La Maura, Freitag, 9. Juni 2023. Das "Bäumchen-wechsle-dich-Spiel“ geht weiter, was die Austragungsstätten italienischer Klassiker betrifft: Nicht in Turin, sondern Mailand, der anderen norditalienischen Millionenstadt, wurde heuer mit dem Gran Premio Nazionale die zweite klassische Vorprüfung aufs Derby Italiano del Trotto entschieden - wie vor rund drei Wochen in Modena in zwei Abteilungen: Einem „Open“ um 154.000 Euro und einer Stuten-Abteilung, in der 66 „Mille“ auf neue Besitzer warteten.
Bei den „fillies“, die nur 1.650 Meter zu bewältigen hatten, wiederholte Mauro Baroncini, der mit Emma dei Veltri und der in der ersten Kurve ausfallenden El Alamein zwei weitere Kandidatinnen unter Order hatte, als Trainer seinen Vorjahrserfolg.
Vollstrecker war diesmal Edoardo Baldi, der Elettra d‘Esi von der „5“ mächtig Beine machte, vor Favoritin Eva Kant Gio (2), Esedomani (4) und Eclisse Roc (1) die Führung in Windeseile an sich riss und bald von Eleganza AV begleitet wurde, hinter die Esedomani beordert wurde. Der Nad-Al-Sheba-Tochter folgten Estasi di No und Emma di Veltri.
Eine Vorentscheidung fiel, als Eleganza AV 500 Meter vorm Ziel die Waffen streckte und von Esedomani überrannt wurde, die nun die erste Angreiferin spielte, während Alex Gocciadoro weiter auf ein sich öffnendes Tor für Eva Kant Gio warten musste. Das kam nie, aber siegverdächtig wirkte die Vivid-Wise-As-Stute im allgemeinen Hauen und Stechen nicht unbedingt; vielleicht wäre bei freier Bahn mehr als der vierte Scheck drin gewesen.
Nach Modena schnappte sich die von Baldi nicht gerade mit Samthandschuhen angefasste Elettra d’Esi auch diese Stuten-Abteilung - ob sicher oder nach Kampf eine Dreiviertellänge voraus, daran schieden sich die Geister. Für sie war’s der vierte Erfolg aus zehn Anläufen, mit dem ihr Konto bei 112.860 Euro steht und sie bis auf Weiteres als Favoritin fürs Stuten-Derby gilt.
Platz zwei ging an die rechtzeitig von innen weggekommene Eclisse Roc (von Iper Roc) vor der Maharajah-Tochter Emma dei Veltri, die nur eine halbe Länge später dran war.
Gran Premio Nazionale -Filly - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
1600m Autostart, 66.000 Euro
1. Elettra d’Esi 13,6 Edoardo Baldi 70
3j.br. Stute von Nad Al Sheba a.d. Primula d’Esi von Faliero As
Be: Serena Monghini Antonio; Zü: Bianchi Albina Avenali; Tr: Mauro Baroncini
2. Eclisse Roc 13,7 Santo Mollo 84*
3. Emma dei Veltri 13,8 Vincenzo-P. dell’Annunziata 364
4. Eva Kant Gio 13,9 Alessandro Gocciadoro 21
5. Esedomani 14,1 Marco Smorgon 50
6. Estasi di No 14,5 Marco Stefani 206
7. Ekarin Baba 14,6 Pietro Gubellini 248
8. Eiffel Fi 15,3 Antonio Simioli 64
9. Eletta Star 15,9 Gaetano di Nardo 882
10. Elenoire Rab 16,2 Tommaso Gambino 273
11. Eleganza AV 16,7 Manuel Pistone 89
Emah Roc dis.r. Filippo Rocca 84*
El Alamein dis.r. Andrea Farolfi 237
*Stallwette
Sieg: 70; Richter: sicher ¾ - Hals - ½ - 2 - 4 Längen; 13 liefen (NS Euphoria Bi)
Wert: 27.600 - 13.200 - 7.200 - 3.600 - 2.400 sowie 12.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6329091878112
Der falsche „Gocciadoro“ vorn
Fast wäre Baroncini wie im Vorjahr im „offenen“ Gran Premio Nazionale, der eine Stunde später anstand und in dem mit Ete Jet, East Asia und Ela Linda drei Signorinas ihr Mütchen an den Hengsten kühlen wollten, der Doppeltreffer gelungen.
Verdient hätte ihn seine erste Waffe East Asia allemal, die, nachdem Favorit Elton Wise (5) nach 400 Metern Energy King Gar (4) von der Spitze verdrängt hatte, sich die zwei Kilometer durch die Todesspur selbst bahnen musste. Der Ready-Cash-Tochter aus dem Besitz von LeTrot-Präsident Jean-Pierre Barjon folgten Ernesto Roc, Ector Fancis und Ela Linda. Innen waren die 600 Meter vorm Ziel völlig ausspannende Ete Jet, Eminem Font und Edy Girifalco Gio die nächsten Gespanne.
Als East Asia den Druck erhöhte, stand Elton Wise überraschend zügig auf verlorenem Posten und wurde nach hinten durchgereicht. Schien sich Andrea Farolfi mit der Co-Favoritin durchsetzen zu können, so machten ihnen Santo Mollo und Edy Girifalco Jet, der sich wie ein Aal durchs Feld schlängelte, doch noch einen Strich durch die wohlfeile Rechnung. Die Lücke hart diesseits der Pylonen war gerade groß genug, dass der Victor-Gio-Sohn nach hartem Kampf die Nase um Haupteslänge eher an der imaginären Linie hatte und mit dem sechsten Treffer aus zwölf Versuchen auf 167.960 Euro Gage kletterte.
Nicht von schlechten Eltern war auch der Endspurt des lange die rote Feldlaterne tragenden Encierro (von Tobin Kronos), der förmlich Flügel zu bekommen schien und 20 Meter weiter die Lorbeeren geerntet hätte. Das Ziel steht aber auch in Mailand nun einmal dort, wo es steht, und so reichte es „nur“ zu Platz drei recht übersichtlich vor Energy King Gar (von Wishing Stone) und Ector Francis (von Nad Al Sheba).
Für den von Gocciadoro trainierten Edy Girifalco Gio, der als Zweiter des Gran Premio ANACT zu Rom und Dritter des Gran Premio Allevamento von Neapel (jeweils Kategorie I) im Vorjahr bewiesen hatte, dass er zur engsten Spitze seiner Generation zählt, war’s nach dem Sieg in Padua am 23. April der zweite Erfolg auf Gruppe-Niveau.
Gran Premio Nazionale (Gruppe I nat., Dreijährige)
2100m Autostart, 154.000 Euro
1. Edy Girifalco Gio 13,2 Santo Mollo 167
3j.schwbr. Hengst von Victor Gio a.d. Mururoa As von Varenne
Be: Stefano Bondi; Zü: Elleca Soc. Agr. Semplice & Scud. Bivans (Antonio Somma); Tr: Alessandro Gocciadoro
2. East Asia 13,3 Andrea Farolfi 29
3. Encierro 13,3 Gaspare Lo Verde 65
4. Energy King Gar 13,5 Antonio Simioli 126
5. Ector Francis 13,6 Gaetano di Nardo 74
6. Ettore Trebì 13,7 Antonio Greppi 516
7. Eminem Font 13,8 Marco Stefani 186
8. Elton Wise 14,2 Alessandro Gocciadoro 25
9. Ela Linda 14,4 Enrico Bellei 286
10. Ete Jet 16,0 Vincenzo-P. dell’Annunziata 144
Enea SL dis.r. Antonio di Nardo 537
Etereo Jet agh. Edoardo Baldi 758
Ernesto Roc agh. Filippo Rocca 226
Sieg: 167; Richter: Kampf Kopf - ¾ - 1¼ - 2 - 1¼ - ½ Längen; 13 liefen (NS Elleboro DR)
Zw-Zeit: 14,4/1000m
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6329093715112
Im Rahmenprogramm wagte sich Heck M Eck in den mit 11.000 Euro dotierten, über 1.650 Meter führenden Prix Indro Park, in dem Österreichs Derby-Sieger von 2021 aus dem ersten Band loslegte. Etwa zur Hälfte der Strecke konnte sich Antonio Greppi mit ihm die Spitze sichern, doch wirkte der Odessa-Santana-Sohn nie wirklich souverän, eierte „Kopf schief“ durch die Bögen, musste früh gefordert werden und war im Einlauf rasch gestellt.
Trotz 20 Meter Zulage wurde Virtuale (von Exploit Caf) mit Antonio di Nardo seiner hohen 15:10-Wertschätzung überaus gerecht und schlug nach blanken 1:12/1670m 4½ Längen voraus an. Heck M Eck kämpfte verbissen, musste aber auch noch Axe Zack um eine Dreiviertellänge vorbei lassen und bekam für „Bronze“ nach 1:13,5 1.200 Euro gutgeschrieben.