Überflieger Helgafell

(nn) Vincennes, Dienstag, 19. Mai 2020. Mit dem nur noch 85.000 statt wie im Vorjahr 100.000 Euro wertvollen Prix Kalmia - die Corona-Krise hat auch bei den Dotationen deutliche Bremsspuren hinterlassen - stieg Vincennes mit dem ersten Halbklassiker des Frühjahrs-Meetings, das eigentlich seit dem 20. März in vollem Gange sein sollte, ins größere Geschehen nach dem „Corona-Lockdown“ ein.
2019 hatte Gotland mit einem überzeugenden Sieg seine Rolle als Primus der Generation unterstrichen, heuer tat es ihm Helgafell gleich. Wie Gotland von Philippe Allaire vorbereitet und von Eric Raffin gesteuert, musste der Charly-du-Noyer-Sohn unterwegs einigen Aufwand betreiben, so dass der siebte Treffer aus zehn Engagements umso schwerer wiegt. Da war zum Beispiel der Kraftakt vor der Tribüne, um gegen den bei vier Starts noch nie bezwungenen Trainingskumpel Hodake Védaquais in Front zu kommen. Lange durfte er sich dort nicht ausruhen, denn der in dritter Spur mit Héros de Fleur verhaftete Alexandre Abrivard machte gewaltig Dampf und klemmte sich für die Schlussrunde ins Kommando.
Das hatte der alte Fuchs Jean-Michel Bazire vorausgesehen und sich im Rush auf Platz drei vorgearbeitet, doch bevor er mit Hooker Berry den Gefängniswärter für den Favoriten geben konnte, wechselte der nach außen und knöpfte Héros de Fleur die Spitze wieder ab. Am Ende des Anstiegs versuchte Bazire, Helgafell mit einem Gewaltangriff zu übertölpeln, doch hielt der Braune auch dieser Herausforderung stand. Fünf, sechs Längen vor dem Rest brach Bazire den Überfall ab und ließ seinen Booster-Winner-Sohn noch mal in dessen Windschatten Luft schöpfen.
Wer geglaubt hatte, Helgafell würden auf der Zielgeraden die Beine schwer, wurde gründlich eines Besseren belehrt. Leicht und locker zog er auf drei Längen davon und baute sein Konto auf 246.150 Euro aus. Genauso unangefochten setzte Hooker Berry als Zweiter seine imponierende Serie fort und erklomm auch im neunten Anlauf das Stockerl. Ordentlich dabei blieben die „armen“ Hugh de Banville, Hakim Griff und Héros de Fleur, während Hodake Védaquais mit seiner offensiven Ausrichtung schweren Schiffbruch erlitt.
Weit zurück enttäuschte er als dritte Kraft des Wettmarkts auf Platz sechs. Die letzte Prämie ging an Paul Hagoorts Have a Love, der erstmals auf diesem Niveau unterwegs war und im dritten Paar außen tat, was in seiner Macht stand. Heart of Gold und Heartbreaker One waren nicht glatt in die 2700 Meter lange Party eingestiegen.
Prix Kalmia (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Helgafell 13,8 Eric Raffin 21
3j.br. Hengst von Charly du Noyer a.d. Baaria von Quaker Jet
Be: Ec. Normandy Spirit; Zü: Martial Turbiaux; Tr: Philippe Allaire
2. Hooker Berry 3. Hugh de Banville 4. Hakim Griff 5. Heros de Fleur 6. Hodake Védaquais 7. Have a Love 8. Heartbreaker One Heart of Gold |
14,0 Jean-Michel Bazire 14,2 Franck Anne 14,3 Gabriele Gelormini 14,3 Alexandre Abrivard 14,7 David Thomain 14,8 Jean-Philippe Monclin 15,7g Franck Nivard dis.r. Anthony Barrier |
33 710 330 390 52 610 100 220 |
Sieg: 21; Richter: leicht 3½ - 2 - 1½ - ½ - 5 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1200m - 14,1/1700m - 14,6/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-19/7500/4
Die Musketiere des Monsieur Roger
Vor dem Run aufs größere Geld hatte der Veranstalter für „internationale“ Vierjährigen, die keine 165.000 Euro gewonnen hatten, nach Geschlechtern getrennt jeweils 60.000 Euro spendiert, für deren Verteilung 2850 Meter zu bewältigen waren. Mit Girolamo, Good Morning und Gimy du Pommereux, dem kleinen Bruder der Cracks Délia und Enino du Pommereux, hatte Sylvain Roger im Prix Camilla drei Musketiere am Ablauf, die bis auf den im zweiten Bogen springenden Cagnes-Seriensieger Good Morning bestens disponiert und früh in vorderster Linie zu finden waren.
Am schnellsten ging der vom Dänen Erik Bondo in Italien vorbereitete Grand Art auf die weite Reise, der vor der Tribüne von Guerrier Royal abgelöst wurde und, als Girolamo und Gimy du Pommereux als Tandem außen aufzogen, von Gabriele Gelormini in deren Sog dirigiert wurde. Favorit Gelati Cut lag dort zwei Positionen dahinter, was sich als entscheidendes Manko entpuppen sollte. Ab 700 Meter vorm Ziel wurden die Ärmel richtig hochgekrempelt. Guerrier Royal und Golden Visais, inzwischen dessen Verfolger, waren sofort gefrühstückt, und Alexandre Abrivard hatte plötzlich eine riesige Lücke zuzufahren.
Gelati Cut biss eisern die Zähne zusammen, doch reichte es für den Dunkelfuchs mit viel Kampf und Krampf nur knapp zu „Bronze“ vor Grand Art, der sich bestens aus der Affäre zog. Vorn änderte sich nichts mehr: Franck Ouvrie konnte die Hände bequem in den Schoß legen. Girolamo zurrte nach zwei dritten Rängen den ersten Erfolg auf Gruppe-Niveau 2½ Längen vor Gimy fest. Stall Roger eins-zwei - machte 42.000 Euro für die Kasse jenes Mannes, der nur noch selten in den Rennsulky steigt und sich für größere Aufgaben mit viel Erfolg erstklassiger Catchdriver bedient.
Prix Camilla (Gruppe III int., vierj. Hengste & Wallache, keine 165.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Girolamo 12,8 Franck Ouvrie 31
4j.schwbr. Hengst von Uriel Speed a.d. Séduction d’Anama von Love You
Be: Noel Lolic; Zü: Ec. N-D. Neveu; Tr: Sylvain Roger
2. Gimy du Pommereux 3. Gelati Cut 4. Grand Art 5. Gassman d’Essa 6. Good Morning 7. Golden Visais 8. Guerrier Royal Alcide Roc Gilmour Get Happy Gabiano |
13,0 Mathieu Mottier 13,1 Alexandre Abrivard 13,1 Gabriele Gelormini 13,7 Anthony Barrier 13,9 Franck Nivard 14,1 Guillaume Marin 16,1 Guillermo Roig Balaguer dis.r. David Thomain dis.r. Eric Raffin dis.r. Jean-Michel Bazire dis.r. Christophe Martens |
100 23 210 400 120 760 1330 300 490 95 690 |
Sieg: 31; Richter: leicht 2½ - 1½ - ½ - 8 - 2½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 14,7/1350m - 14,6/1850m - 13,5/2350m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-19/7500/2
All Wise As dank ausgebuffter Taktik
Wie im Vorjahr schrieb sich Gabriele Gelormini in die Siegerliste des Prix Héraclite für die Damen ein. War 2019 Maik Esper sein Dienstherr, für den er Flora Quick haarscharf ins Ziel stukte, so hieß der nun Erik Bondo. Ohne gütige taktische Hilfe von Trainingskameradin Arnas Cam wäre der Sieg von All Wise As, zugleich der erste beim dritten Anlauf in Frankreich, jedoch kaum unter Dach und Fach gekommen.
Hatte bis zum erstmaligen Erreichen des Zielschilds Go Along die Nase vorn, so wurde sie dort von All Wise As abgelöst, die den Staffelstab zügig an Arnas Cam weiterreichte. Die blieb jedoch nicht lange fürs Tempo zuständig, denn im Bogen von Joinville kam Gemme de Busset angestiefelt. Kaum hatte sich David Thomain mit ihr auf dem Platz an der Sonne breitgemacht, übernahm erneut Go Along, was wiederum Jean-Michel Bazire mit Arnas Cam auf den äußeren Plan rief. Sie massierte schließlich Go Along „zu Tode“ und bog mit der Führung auf die Zielgerade.
In ihrem Fahrwasser hatte Gelormini seiner Varenne-Stute viele Reserven aufsparen können. Die waren auch dringend nötig, denn während die ausgepumpte Arnas Cam früh kein Thema mehr war und als Achte gar aus den Prämienrängen purzelte, mogelte sich Gemme de Busset innen durch und verfehlte den Umsturz lediglich um Haupteslänge. Die Überraschung war die spät aus dem hinteren Mittelfeld gebrachte Greyline, die ganz locker auf Rang drei lief.
Prix Héraclite (Gruppe III int., vierj. Stuten, keine 165.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. All Wise As 14,1 Gabriele Gelormini 36
4j.br. Stute von Varenne a.d. Temple Blue Chip von Cantab Hall
Be: Peter Wilhelmsen; Zü: Scud. Wise H, IT; Tr: Erik Bondo
2. Gemme du Busset 3. Greyline 4. Gloria du Goutier 5. Gondole Jénilou 6. Girly Béco 7. Go Along 8. Arnas Cam 9. Galie de Célinière Guérande Graziella Glorissima Gaïa Olmenhof |
14,1 David Thomain 14,2 Julien Dubois 14,5 Jean-Philippe Monclin 14,5 Yoann Lebourgeois 14,8 Maxime Bézier 15,1 Anthony Barrier 15,1 Jean-Michel Bazire 15,7 Jean-Philippe Raffegeau dis.r. Yann Lorin dis.r. Eric Raffin dis.r. Etienne Dubois dis.r. Christophe Martens |
58 450 260 51 590 200 52 1000 320 82 340 360 |
Sieg: 36; Richter: Kampf Kopf - 1½ - 4 - ¼ - 3½ Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 15,4/1350m - 14,9/1850m - 14,7/2350m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-05-19/7500/3