Toto-Schocker bei den Youngsters

Vincennes, Sonntag, 18. Februar 2024. Man musste schon Hellseher sein, um sich im seit 2016 zu Ehren des Comte Pierre de Montesson gelaufenen Critérium des Jeunes, dem ersten Klassiker für den französischen „L“-Jahrgang, für La Joyeuse Wicz erwärmen zu können. Je zwei Siege und Ehrenplätze im Alltagssport ließen Louis Baudrons „Homebred“ mit 52.330 Euro als Letzte ins 14er-Feld der 200.000-Euro-Prüfung rutschen.
Auch ein Blick ins Pedigree gab keine Ansätze: „Vater“ Fabulous Wood zählt keineswegs zur Crème der Stallions, Mutter Tarantelle Jénilou ging nach der Qualifikation ungeprüft in die Zucht und bewies dabei nichts Außerordentliches. Baudrons Hartnäckigkeit ist zu bewundern, mit der er an ihr festhielt, denn unter ihren ersten acht Produkte waren lediglich Zwei, die drei Rennen, aber auch nicht mehr als 73.810 Euro gewonnen hatten.
Last, but not least zählt Steuermann Gwenn Junod nicht zur Elite der französischen „Drivers“, hatte sich bislang vor allem mit seinem Paradepferd Ecureil Jénilou, dem kleinen König von Cagnes-sur-Mer, einen Namen gemacht.
Fohlen Nummer neun gelang endlich der Monster-Coup, wobei es für den „Underdog“ gegen fast sämtliche Arrivierte nie danach aussah, als solle der Realität werden. Nach frühen Aussetzern von Logan Jiel und Loulou de Mye setzte sich Yoann Lebourgeois, Ersatzfahrer für den noch mindestens zwei Monate ausfallenden Alex Abrivard, mit Luciano Menuet gegen Louisiane de Bomo, Lemon Tree und La Joyeuse Wicz fürs Kommando durch, und wer den „Bürgerlichen“ kennt, der weiß, dass er mit einem Mitfavoriten die Spitze nur höchst widerwillig abgibt.
So spielte Pierre-Yves Verva mit Lombok Jiel vor Lilas Castelle, Lovino Bello und Lucky Jackson den untertänigen Begleiter statt eines Drückers, so dass es lange bestens aussah für den Favoriten. Kurz vorm Einbiegen in die Schlusskurve gab Lovino Bello seine Zurückhaltung auf und raufte sich in dritter Spur in die Nähe Luciano Menuets, der seinen Stiefel noch immer ordentlich durchzog. Dahinter saß Louisiane de Bomo in der Falle, während Junod seine Partnerin aus der inneren Spur als Dritte in die zweite Gefechtslinie zirkelte.
Während ein Jeder sich auf das Duell Luciano Menuets mit Lovino Bello, in das sich auch Lemon Tree dezent einschaltete, und die unglückliche Louisiane de Bomo fokussierte, kam mit Riesenschritten ganz außen La Joyeuse Wicz angestiefelt und flog an den Favoriten um eine halbe Länge vorbei zur 902:10-Sensation. Mit dem dritten Treffer sprang ihr Konto auf 142.330 Euro - fast das Doppelte dessen, was das Beste ihrer zahlreichen Geschwister im Lauf der Karriere angeschafft hat.
Damit platzte zugleich der große Traum von Trainer Jocelyn Robert, seinen ersten Gruppe-I-Sieg feiern zu können; der Ehrenplatz von Lovino Bello, der Luciano Menuet niederrang, war ein üppiges Trostpflaster. Nur knapp verpasste Lemon Tree beim neunten Versuch als Vierter vor der mit Reserven festsitzenden Louisiane de Bomo den achten Podestplatz. In Anbetracht des Runs ohne Deckung war Lombok Jiels Vorstellung höchst ansehnlich, und selbst Jean-Michel Bazire dürfte mit Platz sieben seines Außenseiters Lucky Jackson glücklich sein.
„Es ist die Erfüllung eines Traums, mal einen solchen Klassiker zu gewinnen“, bekannte der sehr bescheiden bleibende, von Mikrofon zu Mikrofon gereichte Junod. „Ich arbeite seit acht Jahren mit Louis Baudron zusammen und muss das alles erst mal sacken lassen. So richtig kann ich‘s noch gar nicht fassen. Selbst mit dem ordentlichen Rennverlauf wäre ich mit einem vierten oder fünften Platz hochzufrieden gewesen, aber eingangs der Zielgeraden legte sie plötzlich gewaltig los! Ich bin nur dadurch zu dieser Fahrt gekommen, weil die nominellen Fahrer nicht verfügbar waren: der verletzte Alex Abrivard und Eric Raffin“, so der 34-jährige, für den dies erst sein 187.Sieg war.
„Wunderbar! Ich freue mich sehr für Gwenn“, strahlte Baudron, „er leistet mit meinen Pferden ausgezeichnete Arbeit. Für La Joyeuse hatten wir kein Stuten-Rennen mehr, darum haben wir sie ins kalte Wasser des Critérium geworfen. Nach der Lage hoffte ich auf Platz fünf, und Gwenn hat sie perfekt vorgetragen. Für ihn war‘s tatsächlich die erste Fahrt in diesem Jahr!“
Critérium des Jeunes - Prix Comte Pierre de Montesson - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 200.000 Euro
1. La Joyeuse Wicz 13,9 Gwenn Junod 902
3j.br. Stute von Fabulous Wood a.d. Tarantelle Jénilou von Juliano Star
Be / Zü / Tr: Louis Baudron
2. Lovino Bello 13,9 Eric Raffin 45
3. Luciano Menuet 14,0 Yoann Lebourgeois 31
4. Lemon Tree 14,0 William Bigeon 180
5. Louisiane de Bomo 14,1 Benjamin Rochard 57
6. Lombok Jiel 14,1 Pierre-Yves Verva 66
7. Lucky Jackson 14,3 Jean-Michel Bazire 220
8. Learn To Fly 14,4 Franck Nivard 960
9. Lash Perrine 14,9 David Thomain 930
10. Lilas Castelle 16,2 Mathieu Mottier 150
Loulou de Mye dis.r. Romain Christian Larue 160
Little Star Fleury dis.r. Alexis Collette 220
Logan Jiel dis.r. Franck Ouvrie 490
Sieg: 902; Richter: Kampf ½ - ¾ - ½ 1 - k.Kopf - 3 Längen; 13 liefen (NS Lopigna)
Zw-Zeiten: 13,3/1200m - 13,4/1700m - 13,2/2200m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-18/7500/7
Rivalen im Speed exekutiert
Hoch pokern und gewinnen - das war die Devise von Alessandro Gocciadoro im Prix d’Orthez für Vierjährige, die keine 165.000 Euro gewonnen hatten. Italiens Champion hatte darauf verzichtet, einen seiner vier Aspiranten nur eine Viertelstunde später im Gran Premio Florenz zu steuern, und sich auf Vincennes konzentriert, wo in einer wahren Schlammschlacht mit 90.000 Euro ungleich mehr zur Debatte stand.
Während sich Global Etalon und Eloida am Start um alle Chancen sprangen, scheuchte Benjamin Rochard Kalif Landia wuchtig an Kalmia Quick vorbei auf die Kommandobrücke und hielt sich dort eisern. Als der kometengleich aufgestiegene 27-jährige fast schon einen Haken unter seinen nächsten Gruppe-Treffer machen konnte, kam Executiv EK, den Gocciadoro durchweg im Vordertreffen des 15er-Pulks versteckt hatte, richtig in Schwung und verfrachtete den Un-Charme-Fou-Sohn souverän mit 2½ Längen auf den Ehrenplatz.
Und weil auch sein zweiter Schützling Elton Wise einiges in petto hatte und sich knapp zurück Platz drei angelte, machte Team Gocciadoro fette Beute: 53.100 der 90.000 Euro gingen auf ihre Kappe.
„Ich hatte ein feines verdecktes Rennen in der Spitzengruppe“, kommentierte Gocciadoro, „und er spurtete grandios. Er entwickelt sich immer besser und steht meiner Meinung nach vor einer großen Zukunft. Vincennes liegt ihm mehr als die italienischen Pisten. Hier hat er mit 107.892 Euro ein weiteres Rennen vor sich; dann sehen wir weiter.“
Prix d’Orthez (Gruppe III int., Vierjährige, keine 165.000 Euro & in den letzten 12 Monaten kein Gruppe-I-Rennen im Fahren gewonnen)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Executiv EK 13,4 Alessandro Gocciadoro 140
4j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Nike EK von Varenne
Be: Scud. Pink and Black Srl, IT; Zü: Az.Agr. Edy Graziano Caprani, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Kalif Landia 13,6 Benjamin Rochard 130
3. Elton Wise 13,6 Gabriele Gelormini 210
4. Kalmia Quick 13,7 Romain Derieux 58
5. Keep Going 13,9 Mathieu Mottier 49
6. Kaporal des Forges 14,0 Eric Raffin 190
7. Ebano d’Arc 14,5 Léo Abrivard 350
8. Kracovia 14,5 Jean-Michel Bazire 320
9. Rikita JP 14,6g Matthieu Abrivard 110
10. Kalmia Perrine 14,9 Théo Duvaldestin 65
11. Energy King Gar 15,9 Franck Ouvrie 1450
12. Krafen 16,0 Anthony Barrier 1430
13. Brothers in Arms 17,7 Franck Nivard 44
Eloida dis.r. Mario Minopoli jr 1020
Global Etalon dis.r. David Thomain 750
Sieg: 140; Richter: leicht 2 ½ - 1 - 1 - 3 - ½ Länge; 15 liefen
Zw-Zeiten: 13,6/1350m - 13,6/1850m - 13,8/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-18/7500/5
Auf ihre alten Tage…
…ist Edition Géma besser denn je. Das unterstrich die 2014 geborene Prince-Gédé-Tochter im 2.175-Meter-Sprint des Prix du Pontavice de Heussey für ältere Monté-Spezialisten, für den ihr Guillaume Martin im Windschatten des die Außenspur anführenden Filwell ein Maßrennen servierte.
Fürs trotz der nassen Piste fetzige Tempo sorgte ab Beginn des Joinviller Bogens Gigolo Lover vor Vaprio, Fulton und Geisha Speed, wogegen Inouï Danica außen die rote Laterne trug. Inès des Rioults hatte sich mal wieder früh mit einer Galoppade verabschiedet. Martin wartete bis eingangs der Zielgeraden und gab seiner Stute dann den Kopf frei. „Es war ein bisschen tricky, denn auf dem pfützenübersäten Geläuf hätte sie durchaus den Halt verlieren können. Aber alles klappte bestens“.
Und mündete in einen leichten Zwei-Längen-Sieg, mit dem sie bei 553.205 Euro angelangt ist. Zum Runner-up entwickelte sich Fulton, der auf seiner Lieblingsstrecke Trainingskumpel Gigolo Lover mit identischem Abstand auf Platz drei verfrachtete. Nur Vierter wurde der knapp zum Favoriten erkorene Filwell. „Erholt sie sich gut, steht für sie als nächste Aufgabe der Prix Henri Desmontils am 2. März an“, war Martins Schlusswort.
Mit 1:10,2 verbesserte Edition Géma beim 16. Treffer nicht nur ihre gerade drei Wochen alte Hausmarke um volle 1,7 Sekunden, sondern egalisierte auch Carlys Rennrekord aus dem Jahr 2021.
Prix du Pontavice de Heussey - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Elfj., keine 850.000 Euro)
2175m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Edition Géma 10,2 Guillaume Martin 102
10j. Fuchsstute von Prince Gédé a.d. Jaflosa Gédé von Jet du Vivier
Be / Tr: Marc Sassier; Zü: Marie-Annick Sassier
2. Fulton 10,4 Damien Bonne 93
3. Gigolo Lover 10,5 Eric Raffin 36
4. Filwell 10,6 Camille Levesque 28
5. Geisha Speed 10,7 Anthony Barrier 40
6. Inouï Danica 11,0 Thibaut Dromigny 540
7. Vaprio 11,1 Nathalie Henry 180
Inès des Rioults dis.r. Florian Desmigneux 260
Sieg: 102; Richter: leicht 2 - 2 - ¾ - 2 - 3 - 1 Länge; 8 liefen (NS Deganawidah)
Zw-Zeiten: 07,2/675m - 08,9/1175m - 10,2/1675m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-18/7500/6