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Stall Zets Bänke baumeln am seidenen Faden

Die Perspektive täuscht: Missle Hill (1) bleibt knapp vorn (Foto: aftonbladet.se)
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Schweden

Umeå, Samstag, 15. Mai 2021. Weit, nämlich rund 635 Kilometer von seinem Basislager Stockholm entfernt zeigte Örjan Kihlström in Nordschwedens mit rund 95.000 Einwohnern größter Stadt der Konkurrenz mal wieder, was eine gepflegte V75-Harke ist, sackte drei der begehrten Schleifen ein und führt die separate Tabelle der V75-Liga schon wieder mit recht deutlichem Vorsprung an: 18 Siege stehen für 2021 auf seiner Habenseite, 13 für Erik Adielsson, der zum Auftakt mit Digital Dominance dominierte, und 11 für Schwedens Champion Ulf Ohlsson.

Traf er zunächst für Timo Nurmos mit Arquana As in der Diamant-Stoet ins Schwarze, so wanderten später beide mit je 431.500 Kronen dotierte Hauptereignisse auf seine und Daniel Redéns Kappe, dessen Cracks nach der Winterpause, in der der 41-jährige wenige Starter hatte, immer nachdrücklicher in Schwung kommen. Wobei es beide Mal echter Maßarbeit des „Iceman“ bedurfte, bis die jeweils 200.000 Kronen Siegprämie in der Scheuer waren.

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(Foto: umaker.se)

Im seit 1971 ausgetragenen Guldbjörken, dem Highlight der Saison in Umeå, hatte er nur auf den ersten 300 Metern ein wenig zu kurbeln, um dem an der „1“ aufgestellten Missle Hill die Spitze gegen Selmer I.H. (3), Short in Cash (5) und den ausgiebigsten Quälgeist Diamanten (8) zu sichern. Der „Iceman“ signalisierte glasklar, dass er nicht an eine Kommando-Abgabe denke, Björn Goop war drauf erpicht, seinem Diamanten den Platz im Rücken des US-Amerikaners zu sichern, was nach 400 Metern geschafft war.

Die äußeren Garden geleitete Hachiko de Veluwe vor Short in Cash, Selmer I.H. und Antonio Trot, bis es Mika Forss zu bunt wurde und er für die letzten 900 Meter Short in Cash in die Todeslage bugsierte. Im Schlussbogen, wo der beständig in dritter Spur aktive Speedy Face rigoros den Rückwärtsgang einlegte, begannen Selmer I.H., Antonio Trot und Stoletheshow, in der Frischluftlinie ihren Hut in den Ring zu werfen, was Kihlström nur einen interessierten Blick zurück ohne Zorn abrang.

Scheinbar hielt er alle Fäden bombensicher in der Hand und wollte nur so weit wegfahren, um Diamanten den Ehrenplatz zu ermöglichen. Ein wenig arbeiten, was 100 Meter vorm Ziel im Ziehen der Ohrenkapuze und drei, vier sanften Ticks mit der Peitsche gipfelte, musste er aber doch, denn weit draußen kam Antonio Trot wie ein Irrwisch angeflogen. Der Überfall schlug lediglich um einen „Hals“ fehl gegen den Muscle-Hill-Sprössling, der sich mit dem 14. Treffer „lifetime“ und ersten der aktuellen Saison auf 5.137.730 Kronen verbesserte - rund vier Millionen davon als einer der zahlreichen Spitzenspieler in Redéns noblem Orchester.

Natürlich ist in diesen Tagen die Frage nach einem Elitloppet-Auftritt obligatorisch. „Er hat mir prima gefallen auf dem klebrigen Boden, der eigentlich gar nicht sein Ding ist - er liebt es härter und griffiger -, aber er ist noch nicht in Top-Form. Das sollte ein Pferd sein, wenn’s in den Elitloppet geht. Außerdem habe ich dafür bereits zwei Starter, müsste mich nach einem anderen Fahrer umsehen. Solvallas Sportchef wird ihn sicherlich haben wollen, doch ich bin dem eher abgeneigt. Die große Saison ist noch lang, es warten noch viele passende und ordentlich dotierte Aufgaben auf ihn“, hielt Redén den Ball im Hinblick auf das in 15 Tagen stattfindende Monsterrennen sehr flach.

Guldbjörken - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 431.500 SEK
1.    Missle Hill    12,1    Örjan Kihlström    14
    6j.schwbr. Hengst von Muscle Hill a.d. India Hall von Garland Hall
    Be / Tr: Daniel Redén (Stall Zet); Zü: Silver Linden Farms, US
    Pflegerin: Ellinor Wennerbring
2.    Antonio Trot    12,1    Erik Adielsson    81
3.    Diamanten    12,2    Björn Goop    196
4.    Selmer I.H.    12,3    Samu Sundqvist    268
5.    Stoletheshow    12,3    Rikard Skoglund    470
6.    Doctor Doxey Zenz    12,4    Matthias Andersson    1035
7.    Short in Cash    12,4    Mika Forss    76
8.    Evaluate    12,4    Ulf Ohlsson    382
9.    Mindyourvalue W.F.    12,5    Robert Bergh    896
10.    Hachiko de Veluwe    12,5    Mats Djuse    215
11.    Noble Superb    12,6    Magnus Djuse    1112
12.    Speedy Face    12,9    Wilhelm Paal    751
Sieg: 14; Richter: sicher Hals - 1½ - ½ - Kopf - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,6/500m - 12,9/1000m - 12,1/1500m - 07,9/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 55.000 - 30.000 - 20.000 - 12.500 - 8.000 - 6.000 SEK

Video: https://www.youtube.com/watch?v=Af-KcmIA_IM

Kampf bis zur Linie - und darüber hinaus

Zwei, die dafür fest gebucht waren, kreuzten 75 Minuten später im an den 2009 im Alter von 76 Jahren verstorbenen Lokalmatador Berth Johansson erinnernden Memorial für Fünfjährige die Klingen, schenkten sich in einem dramatischen Fight, in dem vielleicht fünf Zentimeter zugunsten des am Start mit der „6“ deutlich besser gestellten Don Fanucci Zet den Ausschlag gaben, nichts - und erneut dürfte Anders Malmrot ein Starter für die inoffizielle Sprinter-WM durch die Lappen gegangen sein.

Im knüppelharten Endkampf, in dem völlig überraschend Brother Bill fast der lachende Dritte zu werden schien, bis er, auf eine halbe Länge an die beiden erbitterten Krieger herangerobbt, 80 Meter vor Ultimo aus dem Takt kam, suchte Robert Bergh Hail Mary zum Sieg zu schieben und zu drücken. Unauffällig, aber für die Rennleitung nicht unauffällig genug, die ihn wegen „felaktig drivning“, frei übersetzt nicht näher definierten Verstoßes gegen die Fahrordnung, mit 3.000 SEK Buße und drei Tagen Fahrverbot belegte.

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Sauer: Robert Bergh (Foto: aftonbladet.se)

Ein Déjà-vu zum vergangenen Samstag, als Eric Raffin wegen seiner Jubelpose ebenfalls drei Tage an den Zaun gestellt wurde. Bergh schwankte wie Délias Besitzer Noël Lolic zwischen siebentem Himmel und der Hölle. „Hail Mary hat sich fantastisch geschlagen und durch die Todesspur gegen einen bärenstarken Konkurrenten, der ja nicht irgendwer ist und das viel einfachere Match hatte, alles gegeben. Hatte ich zuvor noch leise Zweifel um den Elitloppet-Start meines Derbysiegers, so sind die restlos ausgeräumt“, gab der 52-jährige kurz nach dem Rennen zu Protokoll.

Als er wenig später den Spruch der Rennleitung überstellt bekam, schlug die Begeisterung in schäumenden Ärger um - nicht nur, weil die „drei Tage Fußmarsch“ automatisch vom 29. bis 31. Mai angesetzt sind und er somit fürs komplette Elitloppet-Wochenende ausfällt: „Der STC muss aufpassen, dass er mit solchen Entscheidungen seiner Rennleitungen nicht den Sport kaputtmacht. Es war wie am letzten Samstag mit Eric und Délia. Ich stimme vollkommen zu, dass zu hartes Anfassen der Pferde, wie es in letzter Zeit einige Male vorgekommen ist, hart bestraft werden soll."

"Aber das muss separat aufgearbeitet werden. Jeder war ob dieses rassigen, fairen Kampfes mit Don Fanucci Zet begeistert - jeder! Das ist es, was die Leute sehen wollen. Ich schiebe ein wenig mit den Zügeln - nichts, was Hail Mary auch nur im Geringsten hätte stören oder verletzten können. Derzeit ist‘s extrem: Wollen die Stewards Fehler finden, finden sie sie auch. Tut mir leid für Solvalla und die Fans - ohne mich startet Schwedens amtierender Traber des Jahres nicht im Elitloppet.“

Dabei sahen unmittelbar vorm Start Hail Marys Anhänger ihre Wett-Felle schon wegschwimmen, denn der Sohn des Halb-Pacers Googoo Gaagaa ging bei scharfem Aufcanter alle Gangarten, nur keinen Trab. Des Rätsels Lösung waren zwei rasch übergestreifte Gummischuhe, mit denen der „9er“ lag wie ein Brett und keine Zicken mehr machte.

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(Foto: travronden.se)

Kihlström nutzte den Turbo-Antrieb seines Schützlings, der über seine Mutter Kissed by the West ebenfalls Passgeher-Blut führt, und beorderte in sofort vor Freckless und Exodus Brick an die Spitze. Ersten Besuch bekam er von Brother Bill, der jedoch sehr zum Leidwesen Berghs, der im vierten Paar außen Unterschlupf gefunden hatte, das Tempo nicht forcierte. Also musste Hail Mary selbst ran, löste für die Schlussrunde Brother Bill als äußere Führungskraft ab und forderte dem Don auf dem inoffiziell 1:07,7 schnellen letzten Viertel bis zur Linie alles ab.

Sehr zufrieden war Kihlström: „Don fühlte sich gut an, auch bei der am Ende extrem rasanten Fahrt. Daniel hatte mir berichtet, dass er exzellent trainiert habe und ihn dieses Rennen voran bringen werde, und genau so war es auch. Natürlich war ich nicht überrascht, als Hail Mary so zeitig neben mir auftauchte. Bei der langsamen Fahrt musste Robert zwangsläufig so handeln, wollte er eine Chance haben.“

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(Foto: umaker.se)

„Wir sind auf bestem Weg Richtung Elitloppet. Jetzt, wo wir wissen, wo und wie wir mit ihm stehen, können wir ein wenig Dampf aus dem Kessel lassen. Don hat das Propulsion-Training absolviert - knallharte Einheiten, die mental und körperlich nicht viele Pferde aushalten. Heute hatte er noch Gummiboots drauf - auf die werden wir wohl in 15 Tagen verzichten. Hätte er um den berühmten Hauch verloren, wäre ich genau so stolz auf ihn. Wenn’s um ein paar Zentimeter geht, muss immer auch das Quäntchen Glück dabei sein“, zog Redén zufrieden Bilanz.

12. Berth Johanssons Memorial (int., Fünfjährige)
2140m Autostart, 431.500 SEK
1.    Don Fanucci Zet    12,7    Örjan Kihlström    13
    5j.dklbr. Hengst von Hard Livin a.d. Kissed by the West von Western Terror
    Be / Tr: Daniel Redén (Stall Zet); Zü: Brixton Medical AB
    Pflegerin: Ellinor Wennerbring
2.    Hail Mary    12,7    Robert Bergh    41
3.    Global Adventure    13,1    Erik Adielsson    187
4.    Gogobet Sisu    13,2    Mats Djuse    556
5.    Union Forces    13,5    Ulf Ohlsson    935
6.    Exodus Brick    13,6    Jörgen Westholm    603
7.    Freckless    14,3    Rikard Skoglund    1154
    Jareth Boko    dis.r.    Oskar Kylin Blom    1407
    Brother Bill    3.d.r.    Magnus Djuse    121
Sieg: 13; Richter: Kampf k.Kopf - (k.Kopf) - 4 - 1 - 2 - 2 Längen; 9 liefen (NS Aramis Bar / nach Beinbruch eingeschläfert)
Zw-Zeiten: 12,6/500m - 14,1/1000m - 13,9/1500m (- 07,7/letzte 500m inoffiziell)
Wert: 200.000 - 100.000 - 55.000 - 30.000 - 20.000 - 12.500 - 8.000 - 6.000 SEK

Video: https://www.youtube.com/watch?v=vBkmNP5c_j0

Erst hinten heraus wurde die V75-Quote fett. 520 Systeme werden richtig „funny“ gefunden haben, wie Rally Funny und Ove Lindqvist in einem turbulenten Bronsdivisionen-Finish, in dem der durch die Todesspur enorm auftrumpfende Zola-Boko-Sohn Swagger zwei Längen voraus 100 Meter vorm Ziel den sicheren Sieg versprang, für 584:10 abstaubte und ihnen 116.269 Kronen in die zuvor extrem schmalbrüstige Kasse spülte.

Beim Reigen der  Favoriten wurde Rang drei nicht ausbezahlt, so dass am kommenden Samstag in Gävle ein Jackpot von mindestens 31,1 Millionen Kronen in den ersten Rang eingespeist ist. Heute waren es 29 Millionen, die dazugekommen waren und dennoch den Umsatz auf nur 120 Millionen Kronen hievten. Passé die „goldenen Zeiten mit Brillanten“ vor einem Jahr, als eine derartige Konstellation für mindestens 150 Millionen Umsatz gut war. Da war Schweden allerdings europaweit Alleinunterhalter in Sachen Pferdesport und sammelte ein, was die Wettertaschen hergaben.

V75-1 (Klass I):    Digital Dominance / Erik Adielsson    20
V75-2 (Diam-Sto):    Arquana As / Örjan Kihlström    38
V75-3 (Guld):    Missle Hill / Örjan Kihlström    14
V75-4 (Klass II):    Cuenca / Mika Forss    46
V75-5 (Silver):    Even’s Cool Boy / Robert Dunder    188
V75-6 (5jähr.):    Don Fanucci Zet / Örjan Kihlström    13
V75-7 (Brons):    Rally Funny / Ove Lindqvist    584

Umsatz V75: 119.767.721 SEK

1. Rang: 520,3 Systeme à 116.269 SEK
2. Rang: 194 SEK
3. Rang: Jackpot 31.139.607 SEK

Umsatz Top-7 (Silver): 1.825.327 SEK