Skandinavier auch beim Delaware Fair vorn
(nn) Delaware / Ohio, Donnerstag, 19. September 2019. Am letzten der fünf tollen Tage des Delaware County Fair, einer Mischung aus Pferderennen, Kirmes und landwirtschaftlicher Messe 20 Kilometer nördlich von Ohios Hauptstadt Columbus, schüttete der Veranstalter in 20 (!) Prüfungen, die mit zwar mit letztlich rund einstündiger „overtime“ binnen sieben Stunden über das Halbmeilen-Oval gingen, sein Füllhorn über den Pferdebesitzern noch mal richtig aus.
Neben den drei Läufen des Little Brown Jug um insgesamt 640.000 Dollar waren zwei Prüfungen für die Traber mit sechsstelligem Preisgeld gespickt.
100.000 Dollar standen über dem Finale des Miss Versatility Trot für ältere Traberstuten, in dem Plunge Blue Chip, nach dem Vorlaufsieg am 18. August (!) und dem Ehrenplatz zu Atlanta im Charlie Hill Trot von Scioto am 7. September sehr deutlich auf dem Weg zu besseren Zeiten, ihrem Favoritenstatus gerecht wurde. Es blieb dennoch ein herausforderndes Stück Arbeit für die Muscle-Mass-Tochter, die im Vorjahr mit 1:08,2 einen Weltrekord für dreijährige Stuten markiert hatte, bis der zweite Saison- und 19. Karriere-Sieg unter Dach und Fach war. Mächtig kurbeln musste Trainer und (Mit-)Besitzer Åke Svanstedt schon, um nach einer halben Runde endlich Emoticon Hanover, die Siegerin von 2017, von der Pole Position zu schubsen. Kaum war das geschafft, bekam Aaron Merriman hinter Custom Cantab „Gefühle“ und griff so vehement an, dass die beiden Ladys Kopf an Kopf die letzte Gegenseite herunternagelten. Zu Beginn der Zielgeraden hatte Plunge Blue Chip die kecke Angreiferin um eine Länge abgeschüttelt und musste sich nun „nur“ noch Emoticon Hanovers erwehren, die innen keine rechte Passage fand und an die unermüdlich zurückbeißende Plunge Blue Chip lediglich auf eine halbe Länge heran reichte. Auch Custom Cantab stemmte sich nach einem kurzen Moment der Schwäche wieder kräftig in die Sielen und schnappte sich einen „Kopf“ zurück Bronze samt 12.000 Dollar.
„Sie war heute grandios - 1:09,7 auf einer Halbmeilenbahn ist schon eine tolle Hausnummer. Sie ist endlich richtig in Schwung, und ich hoffe, dies bleibt noch eine Weile so. Schließlich stehen in Lexington ein paar lukrative Aufgaben auf der Agenda. So unwillkommen war mir die harsche Attacke Custom Cantabs übrigens nicht. Es war ein echter Test, und ich hatte trotz des knappen Ausgangs bis ins Ziel eine ganze Menge ‚Pferd‘ in der Hand“, gab Svanstedt zu Protokoll, der die inzwischen 1.175.784 Dollar schwere Braune vor drei Jahren in Harrisburg für 42.000 „Greenbacks“ an Land gezogen hatte.
Miss Versatility Trot (ältere Stuten)
1609 m Autostart, 100.000 USD
1. Plunge Blue Chip 09,7 Åke Svanstedt 15
4j.br. Stute von Muscle Mass a.d. Dunk the Donato von Donato Hanover
Be: Åke Svanstedt, Blue Chip Bloodstock & Tomas Andersson; Zü: Blue Chip Bloodstock; Tr: Åke Svanstedt
2. Emoticon Hanover 3. Custom Cantab 4. Dream Together 5. Satin Dancer 6. The Erm 7. Ice Attraction |
09,7 Daniel Dube 09,7 Aaron Merriman 10,0 Bob McClure 10,4 Ronnie Wrenn jr 10,4 Matthew Kakaley hdF Andrew McCarthy |
70 31 164 184 485 362 |
Sieg: 15; Richter: sicher ½ - Kopf - 2 - 3 - Kopf; 7 liefen
Wert: 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 USD
Geringfügig weniger hatte der Bucket State Ohio im Old Oaken Bucket mit 95.425 USD für die dreijährigen Hengste und Wallache übrig, bei denen 18:10-Favorit Osterc mit Ach und Krach sein vierter Sieg 2019 gelang. Yannick Gingras erbte mit dem von Christina Takter und Göran Falk gemeinsam gezüchteten und in diesem Jahr von Per Engblom vorbereiteten Cantab-Hall-Sohn die Führung vom früh patzenden Union Forces, hatte fortan Mass Fortune K im Nacken und sah sich ab „Halbzeit“ Summit in Sights Dauerfeuer ausgesetzt. Den hielt er um eine Dreiviertellänge in Schach und musste höllisch aufpassen, dass ihm innen entlang nicht Mass Fortune K die große, immerhin 47.712 Dollar wertvolle Tour vermasselte, dank der er 453.030 Dollar sein Eigen nennt.
Old Oaken Bucket (dreij. Hengste & Wallache)
1609 m Autostart, 111.075 USD
1. Osterc 11,3 Yannick Gingras 18
3j.dklbr. Hengst von Cantab Hall a.d. Oh Oh Hereshecomes von Muscles Yankee
Be / Zü: Christina Takter & Göran Falk, SE; Tr: Per Engblom
2. Mass Fortune K 3. Summit in Sight 4. Livinonthedash 5. Union Forces |
11,3 Matthew Kakaley 11,5 Andy Miller 11,8 Marcus Miller hdF Louis-Philippe Roy |
50 91 42 73 |
Sieg: 18; Richter: Kampf Hals - ¾ - 3 Längen; 5 liefen
Wert: 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 USD
Ozzi - Großmutters Schätzchen
Krönender Abschluss war um 18.35 Uhr Ortszeit das Finale des 74. Little Brown Jug. Das mit 384.000 „Endlauf“-Dollar längst nicht mehr höchstdotierte, aber noch immer berühmteste Dreijährigen-Rennen für die Passgeher, von Amerikas Drivern als einziges ihrer Heimat gerühmt, das in punkto Atmosphäre mit Solvallas Elitloppet mithalten kann, mündete nach einem wie im 128.000 USD wertvollen Vorlauf erfolgreichen Run durch die Todesspur im Sieg des 14:10-Favoriten Southwind Ozzi. Während der lange führende Vorlauf-Dritte Stag Party auf den letzten 200 Metern unter dem Dauerdruck des Somebeachsomewhere-Sohnes förmlich zusammenbrach und 14 Längen zurück Platz fünf abtreten musste, weil er Air Force Hanover in die Quere gekommen war, hielt der „Überflieger“ auch den zweiten Run an der frischen Luft in beindruckender Manier durch und siegte mit 1¾ Längen Vorsprung vor dem anderen Vorlaufsieger Fast n First/Brett Miller.
Für Brian Sears war dies nach 2013 mit Vegas Vacation der zweite Triumph im „Jug“, für Trainer Bill MacKenzie und die Besitzer Alma Iafelice (MacKenzies Großmutter) und Vincent Ali der erste. Southwind Ozzi, der einzige Jährling, den der Trainer vor zwei Jahren in Lexington für 85.000 Dollar ersteigert hatte, ist nach dem Doppelschlag als zehnfacher Sieger 771.263 Dollar reich; 736.935 davon hat er in diesem Jahr gescheffelt und weitere gute Gelegenheiten, den Stand auszubauen: Weiter geht’s für ihn am 29. September in Philadelphias Simpson Memorial und vielleicht im Tattersalls Pace und in der Breeders Crown. Für beide Prüfungen müssten seine Eigner allerdings geharnischte Nachnennungsgebühren zahlen, „was wir in den nächsten Tagen besprechen werden. Ein wenig Zeit dafür ist ja noch“, verkündete MacKenzie.
Sears, der auch dank der Kooperation mit Marcus Melander und dessen Cracks Gimpanzee und Greenshoe ein Jahr wie Samt und Seide hat, war voll des Lobes. „Wo er in meiner persönlichen Liste steht, kann ich so leicht nicht sagen. Aber wer mit dem Adios und dem Jug zwei der drei Triple-Crown-Rennen gewinnt, kann so verkehrt nicht sein. Im Ernst: Er ist grandios; nur wenn du volles Vertrauen in seine Klasse hast, kannst du ihn so vortragen, wie ich das heute zweimal gewagt habe. Ich hatte mehrere Optionen und konnte im Finale, nachdem ich von der ‚1‘ die Führung nicht bekommen habe, zum Glück die härteste ziehen, ohne dass er mich im Stich gelassen hat“, sagte der 51-Jährige, der nach lediglich 672 Fahrten - so wenig wie kein anderer Fahrer der Top 40 - mit 6.067.537 Dollar Einfuhren auf Platz sieben der „money ranking list“ 2019 steht.