Saftige Abendüberraschung
(nn) Cagnes-sur-Mer, Samstag, 24. August 2019. Mit einer saftigen Überraschung wartete die Bahn an der Côte d’Azur beim krönenden Abschluss des Sommer-Meetings auf.
Im Grand Prix du Département des Alpes-Maritimes, der nach Argentan, Laval, Jägersro (Åbergs Memorial) vierten und letzten Etappe einer in Anlehnung an einen Eisenbahnzug Challenge du Trot à Grand Vitesse betitelten Serie, erlitt das favorisierte Bazire-Doppel schweren Schiffbruch und erfüllte einer jene Erwartungen, die sein im letzten Winter kurzfristiger Trainer geweckt hatte: Sébastien Guaratos „Vivid Wise As hat einiges Potential und kann sich auf höherer Ebene durchaus etablieren“ war insofern keine allzu waghalsige Annonce, weil der Yankee-Glide-Sohn sich vor zwei Jahren - damals unter der Regie von Marco Smorgon - in die Ehrenliste des Prix Henri Cravoisier zu Enghien eingeschrieben hatte und als haushoher Favorit im 90. Derby Italiano del Trotto an einer frühen Galoppade gescheitert war.
Viel Nachhall fand die mit 150.000 Euro dotierten Meilen-Prüfung der Kategorie II wie gewohnt in den Ställen nicht. Lediglich Neun wollten an die sieben Prämien, von denen Tessy d’Eté gestrichen wurde, so dass jeder auf einen Obolus spekulieren durfte. Nach Erfolgen in den Sprint-Aufgaben des Gran Premio della Loteria von Neapel und des Prix de Washington in Enghien trug Bel Avis, den Jean-Michel Bazire selbst an die Hand nahm, bei 20:10 die Bürde des Favoriten - und daran letztlich viel zu schwer. Auf der bei idealen Bedingungen um die 29 Grad schnellsten Piste Frankreichs hielt sich „JMB“ mit dem Wildensteiner Millionär zunächst dezent zurück und schaute an dritter Stelle interessiert zu, wie erst Bahia Quesnot, dann der im ersten Bogen die von ihrer erfolgreichen Nordeuropa-Tournee heimgekehrte Achtjährige ablösende frische Doppelsieger Drôle de Jet aus allen Rohren feuerten. Im Gänsemarsch folgten Désir Castelets, der anfangs die Nase in den Fahrtwind des zweiten Gleises haltende Vivid Wise As, Valokaja Hindö, Romanesque und Voyager Griff.
Eingangs der Überseite schnupperte der jüngst mit durchschlagenden Endspurt über Cleangame hinweggebrauste Valokaja Hindö als Erster wieder in die Überholspur und bekam wenig später in Vivid Wise As einen hochwillkommenen Windbrecher, hinter dem er sein Pulver trocken halten konnte. Wenngleich Bazire mit Bel Avis Ende jener Geraden ein wenig spät nach außen scherte, dürfte Alessandro Gocciadoro ob des Vordermannes seinerseits froh gewesen sein, der Drôle de Jet und die ebenfalls nach außen lancierte Bahia Quesnot zu massieren begann. „Alles der gewohnte Stiefel“ - wer so dachte und sich ob des vermeintlichen Favoriten-Erfolges Richtung Auszahlkasse begab, musste Mitte der Zielegarden wieder umkehren - und konnte letztlich auch ohne das Ergebnis der gegen Bel Avis angestrengten „Enquête“ sein Ticket im Papierkorb entsorgen. Dort nämlich war nichts mehr von der „schönen Aussicht“ zu sehen - bzw. ein müder Recke, der zunehmend unsauber trabte und lediglich als Sechster eintraf.
Auch Drôle de Jet hatte enttäuschend wenig zu verkaufen, umso mehr dagegen Bahia Quesnot. Lange sah es nach dem neunten Erfolg der Scipion-du-Goutier-Tochter aus, die Junior Guelpa mit mäßigen Formen erst im Dezember aus dem Norden Frankreichs in Training bekommen und zum zweiten Frühling erweckt hatte, wobei die Teilnahme im Prix d’Amérique das Tüpfelchen auf dem sportlichen I war. Der Traum zerplatzte wie eine Seifenblase, als Vivid Wise As von Gocciadoro energisch, aber zumindest für französische Verhältnisse fahrsportgerecht auf Touren gebracht wurde und im Ziel die Nase sicher um eine halbe Länge vorn hatte. Die Schwäche der Gemeinten - Valokaja Hindö ließ den explosiven Speed des Prix Jean-Luc Lagardère völlig vermissen - nutzte Außenseiter Désir Castelets zum trockenen Sprint auf Platz drei.
Neben der nachträglichen Maßregelung Bel Avis‘ müssen sich die stolzen Franzosen damit abfinden, dass ein im Ausland geborener Traber Schnellster auf ihrem Terrain ist: Vivid Wise As‘ 1:08,6 bedeuten nicht nur Bahn-, sondern auch Landesrekord.
Grand Prix du Département des Alpes-Maritimes (Gruppe II int., Vier- bis Zehnj.; 4. Etappe des Challenge du Trot à Grand Vitesse)
1609m Autostart, 150.000 Euro
1. Vivid Wise As 08,6 Alessandro Gocciadoro 232
5j.br. Hengst von Yankee Glide a.d. Temple Blue Chip von Cantab Hall
Be / Zü: Scud. Bivans; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Bahia Quesnot 3. Désir Castelets 4. Drôle de Jet 5. Valokaja Hindö 6. Romanesque 7. Voyager Grif Bel Avis |
08,7 Junior Guelpa 08,9 David Békaert 09,3 Pierre Vercruysse 09,3 Christophe Martens 09,9 Jean-Charles Féron 10,4 Giampaolo Minnucci 6.dai Jean-Michel Bazire |
120 700 28 57 1080 790 20 |
Sieg: 232; Richter: Kampf ½ - 1½ - 4 - k.Kopf - (½) - 4½ Längen; 8 liefen (NS Tessy d‘Eté)
Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro