Rudi Hallers siebter Streich

Baden bei Wien, Sonntag, 23. August 2020. Rund 48 Stunden nachdem er sich mit Orlando Jet die Siegerschleife im südostfranzösischen Divonne-les-Bains abgeholt hatte, schlug Rudi Haller jenseits der bundesdeutschen Grenzen erneut zu. Objekt seiner Begierde war die 1965 begründete Badener Meile, in der es um nur noch 5.000 Euro ging.
Von seinen beiden Schützlingen hatte er sich für den seit sieben Auftritten unbezwungenen Kentucky Bo entschieden und Tyrolean Dream Michael Larsen anvertraut, der von der „9“ und somit aus der zweiten Startreihe los musste. Der auf dem geforderten Niveau durch Siege über Popeye Diamant, Great Gatsby As oder auch Samir bestens bewährte Kentucky Bo hatte die „4“ zugelost bekommen - ein entscheidender Vorteil gegenüber Zante Laser, die ihm am 2. Februar die letzte Niederlage zugefügt hatte und an der „6“ aufgestellt war.
Die beiden Favoriten legten los wie die Feuerwehr und rissen eine Lücke von rund 20 Metern zum Rest. Das deutsche Gespann wackelte und wankte nicht - ganz im Gegenteil zur Lokalmatadorin. In dem Augenblick, als Wolfgang Ruth kurz nach Einbiegen in die erste Kurve die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens eingesehen hatte, ins Kommando zu kommen, sprang die Italienerin.
Haller nahm das Tempo umgehend heraus, so dass das Feld aufschloss. Hinter ihm reihten sich Mon Cherrie Venus, Rolando Venus, I Love You Darling und Lord Brodde ein, die rechtzeitig wieder ausparierte Zante Laser rückte in der Außenspur mit Jagaro Mo, Tyrolean Dream und Cashback Pellini im Schlepptau näher an ihn heran. Nach 1200 Metern zog Haller die Pace deutlich an und Zante Laser damit endgültig den Zahn.
Der Sog Kentucky Bos verschaffte der Maharajah-Tochter lediglich den nötigen Mumm, sich trotz des anfänglichen Patzers zum Ehrenplatz durchzubeißen, denn gegen Kentucky Bo war kein Kraut gewachsen. Überlegen auf rund acht Längen - im Rennbericht ist eine „Weile“ vermerkt - setzte sich der von Hans-Ulrich Bornmann gezüchtete Wallach zum 18. Sieg „lifetime“ ab, der sein Konto lediglich um 1.900 auf 52.895 Euro voranbrachte.
Der Bahnrekord von 1:11,4 wackelte trotz der Gala des Wieserhofers nicht - dazu war das Mittelstück zu betulich. Mit diesem seinem siebenten Streich in der „Meile“ schloss Haller zu Rekordsieger Adolf Übleis auf. Kleiner Wermutstropfen für das siegreiche Team: Stallgefährte Tyrolean Dream, Hunyady-Sieger 2017, sprang im Schlussbogen, als er sich in dritter Spur auf den Weg in vordere Sphären machen wollte, und passierte die Linie als Letzter.
56. Internationale Badener Meile (int.)
1609m Autostart, 5.000 Euro
1. Kentucky Bo 12,2 Rudolf Haller 16
6j.schwbr. Wallach von Dream Vacation a.d. Classic Bo von General November
Be: Stall Wieserhof, DE; Zü: Hans-Ulrich Bornmann, DE; Tr: Rudolf Haller
2. Zante Laser 13,4g Wolfgang Ruth 25
3. Mon Cherrie Venus 13,5 Gregor Krenmayr 572
4. I Love You Darling 13,5 Erich Kubes 270
5. Lord Brodde 13,6 Christoph Fischer 247
6. Rolando Venus 13,6 Martin Redl 199
7. Cashback Pellini 14,0 Gerhard Mayr 110
8. Jagaro Mo 14,8 Mario Zanderigo 110
9. Tyrolean Dream 16,1g Michael Larsen 193
Sieg: 16; Richter: überlegen Weile - ¾ - ¾ - ½ - Hals - 3 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 12,9/1000m
Wert: 1.900 - 1.000 - 625 - 475 - 400 - 250 - 150 - 100 - 100 Euro
Video: https://www.trabenbn.co.at/rennen/videos/v20200823/2020_08_23_08_01.mp4
Deutlich mehr als Kentucky Bo bekam drei Stunden zuvor Classic Connection für den Ehrenplatz in Beaumont-de-Lomagne gutgeschrieben. Der Sieger des 2017er Derby-Trostlaufs hatte im über 2550 Meter führenden Grand Prix Dynavena Maisagri für Fünf- bis Zehnjährige, die keine 480.000 Euro verdient hatten, auf dem engen, lediglich 1.115 Meter langen Oval 25 Meter Zulage wettzumachen, was ihm bestens gelang.
Ein rasanter Beginn bescherte dem von Züchter und Besitzer Jean-Pierre Dubois vorgetragenen Love-You-Hengst jedoch die permanente Todeslage, aus der er sich sein Verhängnis in Gestalt des gleichfalls bezulagten Cap de Narmont selbst mitschleppte. Kaum hatte der Deutsch-Franzose Tempomacherin Douloureuse zu Beginn der Zielgeraden entsorgt, wurde er von seinem Hintermann, einem ausgewiesenen Spezialisten der südwestfranzösischen Rechtskurse, um zwei Längen zu den Akten gelegt.
Der von Denis Brossard gesteuerte Achtjährige erhielt für seinen in 1:13,9/2575m erzielten 19. Treffer 15.300, Classic Connection 8.500 der ausgelobten 34.000 Euro.