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Robert Berghs „gruseliger“ Derby-Sieger

Die üppige Züchterprämie geht zu einem Teil an Jörgen Sjunnesson © sulkysport.se
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Schweden

Jägersro, Sonntag, 6. September 2020. Zum glücklichen Ende reckte Robert Bergh nach seinem vierten Triumph im Blauen Band Schwedens die Arme dem wolkenverhangenen Himmel entgegen - ganz gut passend zum etwas ungewöhnlichen Namen seines vierbeinigen Partners Hail Mary. Heiligen oder himmlischen Beistand hatten der dunkelbraune Hengst und sein 52-jähriger Chauffeur jedoch nicht nötig beim in dieser Dominanz etwas überraschenden Ausgang. 1997 mit dem späteren Elitloppet-Sieger Remington Crown, 2001 mit der eisenharten Hilda Zonett, 2003 mit Tsar d’Inverne hatte sich Bergh, damals noch in Bergsåker stationiert, auf der Ehrentafel verewigt und für die 93. Auflage gleich drei Kandidaten als „Winner“ durch die am 25. August ausgetragenen Qualifikationen geschleust - kurioserweise nicht selbst, sondern allesamt durch Catchdriver.

Fürs große Finale entschied er sich gegen Außenseiter Västerbo Lexington und Power, Sieger des Travkriterium und damit quasi Titelverteidiger, was die Jahrgangskrone betrifft, und für Hail Mary. Der Sohn des Amerikaners Googoo Gaagaa - der inzwischen in Schweden als Vererber enorm geschätzte Halbpacer stellte mit Power, Usain Töll und Bythebook weitere drei Starter und damit ein Drittel des Feldes - hatte sich seine Sporen auf sehr viel niedrigerem Niveau verdient, stand dafür mit 13 Siegen aus 16 Versuchen mit ziemlich heller Weste da. Für Nummer 14 rappelte es wegen der Premiechansen, für die alle Derby- und auch Derby-Stoet-Starter nominiert waren, so dass das doppelte Preisgeld gezahlt wurde, richtig in seiner Kiste: Dank der vier Millionen schoss sein Konto auf 5.373.000 Kronen. „Es ist fast schon gruselig, welche Kapazitäten Hail Mary hat“, verriet ein glückseliger Bergh - und so verfuhr er auch.

Beim Anrollen des Startautos kam Galantis aus dem Takt, doch bekam ihn Mats Djuse rasch wieder in Griff, wogegen Ultion Face kurz nach dem „Ab“ in der Luft war und mit „rot“ ausgemustert wurde. Von der „1“ krallte sich Bergh umgehend den Taktstock vor Västerbo Lexington und Bythebook. Den Plan, vorn alles nach seinem Gusto zu kontrollieren, durchkreuzte zunächst Wim Paal, der für Usain Töll keine Lage fand, in der Todeslage nicht versauern wollte und ausgiebig aufs Gaspedal drückte. Schließlich hatte Bergh ein Einsehen, ließ ihn passieren und war nach Absprache nach 700 Metern wieder vorn. Geharnischte erste 500 Meter in 1:07,7 und eine nicht allzu lange Rochade haben schon so manchem Traber das Konzept verdorben.

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Das gelbe Jackett des Derbysiegfahrers ging zum vierten Mal an Robert Bergh © travsport.se

Nicht so Hail Mary, der auch die nächsten, gedämpfteren Herausforderungen durch den nach einem Kilometer an seine Seite fliegenden und dort wenig später durch Global Adventure abgelösten Champ Lane klaglos annahm. Diese Verschiebungen ließen Örjan Kihlström nicht ruhen, der mit Don Fanucci Zet beim Vorlauf mit der „12“ nicht sonderlich gut bedient gewesen, lediglich Zweiter geworden und bei der Auslosung der Finalstartplätze mit der „8“ nicht besser weggekommen war. In der dritten Kurve machte er sich auf den Weg nach vorn und legte das wie Hail Mary kometengleich, aber auf sehr viel gehaltvollerer Umlaufbahn am Firmament der 2016 Geborenen aufgezogene „Homebred“ des Stalles Zet 1100 Meter vor Schluss an die Flanke des zu diesem Zeitpunkt bereits ausgiebig strapazierten Leaders.

Den schien all das nicht sonderlich zu jucken. Während Don Fanucci Zet wie der vor dem vorm Schlussbogen das Handtuch werfende Usain Töll nach innen gerutschte Global Adventure kaum noch Reserven hatten, ging die Party für Hail Mary vorm Ziel erst richtig los. Wuchtig machte er sich mit einem jubelnden Chauffeur an Bord um drei Längen davon. Für den zähen „Don“ hätte der rettende Hafen keinen Meter weiter entfernt stehen dürfen. Was der ob eines mit „behäbig“ nur unzureichend umschriebenen Starts als Schlusslicht untergekommene Aetos Kronos ab 800 Meter vorm Ziel beim Run durch die dritte Spur auspackte, war ein dickes Ausrufungszeichen wert.

Der kleine Schwarze von Jerry Riordan, der aus einem für schwedische Verhältnisse kleinen Lot von 46 Trottern Jahr um Jahr Spitzenkräfte zaubert, warf sich mit großem, aus Erfolgen in Königspokal, zwei E3-Finalen und Breeders Course hinreichend bekanntem Kämpferherz in die Schlacht und hätte sich fast noch den Ehrenplatz geschnappt. Im „Kampf auf breiter Linie“ mischten auch Global Adventure und Guzz Mearas deftig mit. Power, der 800 Meter vorm Ziel die dritte Reihe eröffnet hatte, geriet ab dem Scheitel der letzten Kurve in immer größere Nöte und musste in der Stallmeisterschaft der Berghschen Vierjährigen den Part der zweiten Geige Västerbo Lexington überlassen.

93. Svenskt Travderby (Gruppe I nat., Vierjährige)

2640m Autostart, 4.000.000 SEK**

1.      Hail Mary*                      12,8     Robert Bergh                      49

         4j.dklbr. Hengst von Googoo Gaagaa a.d. Dreams von Victory Dreams

         Be: Stall Mary AB; Zü: Jörgen Sjunnesson & Holger Gustavsson; Tr: Robert Bergh

         Pflegerin: Charlotte Andersson

2.      Don Fanucci Zet           13,1     Örjan Kihlström                 33

3.      Aetos Kronos *              13,1     Magnus Djuse                   54

4.      Global Adventure*        13,1     Erik Adielsson                 118

5.      Guzz Mearas                 13,1     Johan Untersteiner         329

6.      Västerbo Lexington*    13,3     Rikard Skoglund             332

7.      Galantis                          13,3g  Mats Djuse                       334

8.      Bythebook                      13,3     Ulf Ohlsson                      469

9.      Power*                            13,4     Per Lennartsson                53

10.    Usain Töll                       14,1     Wilhelm Paal                   712

11.    Champ Lane*               20,3     Björn Goop                       166

         Ultion Face                    agh.     Adrian Kolgjini                 323

*Vorlaufsieger; **verdoppelt sich, weil alle Teilnehmer für die Premiechansen nominiert sind

Sieg: 49; Richter: überlegen 3 - Kopf - ½ - ½ - 1½ - Hals - 1 Länge; 12 liefen

Zw-Zeiten: 07,7/500m - 12,9/1000m - 14,3/1500m - 13,8/2000m - 09,7/letzte 500m

Wert: 2.000.000 - 1.000.000 - 500.000 - 240.000 - 160.000 - 100.000 SEK**

Redéns Straight flush

Mit Diana Zet, Milady Grace, Alaska Kronos und Award Kronos hatten sich die gefräßigen Daniel Redén und Örjan Kihlström am 25. August vier der sechs Vorläufe zur Derby-Stoet einverleibt. In der zum 30. Mal ausgetragenen, 2140 Meter langen Aufgabe um zwei Millionen Kronen (die sich durch die Premiechansen auf deren vier verdoppelte) setzte sich der Goldrausch des 40-jährigen ungebremst fort: In seine Damenriege vermochte lediglich die viertplatzierte Grande Diva Sisu einzubrechen - ergab mit 3,660 Millionen SEK Redéns nächten Monster-Zahltag, bei dem allein Milady Grace ein wenig aus der Reihe tanzte: Sie tritt nicht für den Stall Zet von Redén und Bengt Ågerup an, sondern für die in Sigtuna registrierte Ecurie Diocles.

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Redén-Einlauf im Derbystoet © travronden.se

Haushohe Favoritin war Kihlströms Wahl-Fräulein Diana Zet. Rasanter als das Eigengewächs des Stalles Zet kamen Mellby Harissa und vor allem Alaska Kronos in die Gänge, die sich mit Riesenschritten das Kommando sicherte. Als sich Mellby Harissa, kaum in die erste Kurve eingetaucht, um Kopf und Kragen sprang - kurz nach dem „Ab“ hatte Conrad Lugauer die Hoffnungen auf seinen ersten schwedischen Derby-Titel begraben müssen -, tauchte Kihlström in die Innenspur ab, wo es ihn jedoch nicht lange hielt. Nach 700 Metern löste er die Stallkameradin an der Spitze ab, außen schloss Björn Goop mit Milady Grace auf - es lief perfekt für Redéns Armee, die dann auch keine Attacken auszustehen hatte.

Innere Dritte war Mahma Lane vor Orlando, Gina Mearas und Darling Godiva, außen harrten hinter „Milady“, die es wie Diana Zet nicht eilig hatte, Award Kronos, Grande Diva Sisu, Dontlooseallmoney sowie Mellby Harissa der Dinge, die erst 700 Meter vorm Ziel kamen. Per Nordström hatte die Bummelei satt, eröffnete Spur drei mit Dontlooseallmoney im Gepäck und musste dort für den Rest des Weges bleiben. Die Ready-Cash-Tochter tat, was die Lungen hergaben, doch bei enorm anziehender Fahrt - die letzte halbe Runde wurde in 1:08,2 heruntergenagelt - war das kein Zuckerschlecken. Die ersten Beiden waren sowieso weg, und auch an der vorbildlich geschonten Alaska Kronos prallte ihre Attacke um einen „Hals“ ab.

Eigentlich sollte Diana Zet, mit Trav-Oaks, Drottning Silvias Pokal und StoChampionatet bereits drei Gruppe-I-Würfe gelandet hatte, von Underdog Milady Grace keine Gefahr drohen. Das wusste die lediglich 806.500 Kronen reiche Ready-Cash-Tochter jedoch nicht und machte Jagd auf Diana. Ein Derby-Sieg ist selbst für einen vielfach gekrönten Fahrer wie Björn Goop etwas besonderes, und weil er einem anderen Herrn verpflichtet war, setzte er der Hard-Livin-Tochter gehörig zu. Mit aller Raffinesse und seinem berühmten feinen Händchen gelang es dem „Iceman“, den drohenden Fehler seiner wankenden Partnerin zu vermeiden. Kaum hatte er sie mit Halsvorsprung an die Linie gezirkelt, als sie, vom Gebiss gelassen, in Galopp fiel.

„So viel Spaß macht’s nicht, derart viele Kandidaten in einem Rennen zu haben - da wird einem ganz schwindlig vom Zuschauen“, grinste Redén, „toll, wie perfekt alles funktioniert hat.“ Kihlström, der zum vierten Mal im Stuten-Derby zuschlug (auf Handbag 1994 folgten Pine Princess 1999 und Calamara Donna 2009) und damit zu Spitzenreiter Jorma Kontio aufschloss, kommentierte: „Heute war Diana sicher nicht auf Hundert und trabte in der höllischen Endphase nicht sauber. Zum Glück hat’s gerade noch gereicht.“

30. Derbystoet (Gruppe I nat., vierj. Stuten)

2140m Autostart, 2.000.000 SEK**

1.      Diana Zet*                      12,7     Örjan Kihlström                 18

         4j.br. Stute von Hard Livin a.d. Marsia LB von Windsong’s Legacy

         Be: Stall Zet (Daniel Redén); Zü: Brixton Medical AB; Tr: Daniel Redén

         Pflegerin: Jenny Sundin

2.      Milady Grace *              12,7     Björn Goop                         48

3.      Alaska Kronos*             13,0     Carl Johan Jepson         334

4.      Grande Diva Sisu         13,0     Per Nordström                   99

5.      Award Kronos*              13,1     Adrian Kolgjini                 485

6.      Mahma Lane                 13,2     Peter Untersteiner          228

7.      Orlando*                         13,2     Ulf Ohlsson                      186

8.      Gina Mearas                  13,3     Johan Untersteiner         625

9.      Dontlooseallmoney     13,3     Jim Oscarsson              1059

10.    Darling Godiva              13,6     Christoffer Eriksson     2559

11.    Mellby Harissa*            14,2g  Robert Bergh                      89

         American Hill                agh.     Conrad Lugauer             264

*Vorlaufsiegerinnen; **verdoppelt sich, weil alle Teilnehmerinnen für die Premiechansen nominiert sind

Sieg: 18; Richter: Kampf Hals - 3½ - Hals - 1 - ½  - Hals - Hals; 12 liefen

Zw-Zeiten: 09,9/500m - 14,7/1000m - 14,6/1500m- 08,2/letzte 500m

Wert: 1.000.000 - 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 SEK**

 

V75-1 (Stayern):      Isco Boko / Ulf Ohlsson                           304

V75-2 (-):                   Quite a Quality / Stefan Persson              49

V75-3 (Derby-Sto): Diana Zet / Örjan Kihlström                      18

V75-4 (Diam-Sto):   Strangerinthenight / Magnus Djuse        42

V75-5 (Amateur):    Farlander Am / Johan Svensson             97

V75-6 (Derby):         Hail Mary / Robert Bergh                           49

V75-7 (-):                   Bucks to Burn / Örjan Kihlström               33

 

Umsatz V75: 36.077.957 SEK

1. Rang: 57,5 Systeme à 163.111 SEK

2. Rang: 914 SEK

3. Rang: 68 SEK

 

Umsatz Top-7 (Amateur): 778.484 SEK