Rekordwetter am Vesuv

(nn) Neapel-Agnano, Sonntag, 26. Juli 2020. Laut und vernehmlich schlug das Herz des italienischen Trabrennsports an diesem Sonntag am Fuße des Vesuv. Je zwei Prüfungen der Kategorien I und II versprachen Besitzern und Züchtern 540.640 Euro. Auch die fünf Rahmenrennen waren mit mindestens 7.700 Euro staffiert - mehr geht wenn überhaupt beim in jedem Jahr neu zusammengestellten Rennkalender höchstens am Tag des Derby Italiano del Trotto.
180.180 Euro lockten nur sieben altgediente Recken in den Gran Premio Freccia d’Europa, in dessen Siegerliste sich mit SJ’s Photo, Passionate Kemp, Opal Viking und Ringostarr Treb echte Cracks verewigt haben. Platz eins wurde eine bombensichere Beute von Vivid Wise As, der, nachdem es in Schweden bei Björn Goop gar nicht gelaufen war, unter Alessandro Gocciadoros neuen alten Fittichen nach dem Premio Gaetano Turilli zu Rom am 29. Juni das zweite große Ding einklinkte - und dies in Windeseile.
Während der Vorjahrs-Zweite Arazi Boko und Zaffiro Top den Start verpatzten, flog Zefiro d’Eté wie ein Pfeil gegen Deimos Racing und Vincero‘ Gar in Front, doch ließ „Alex“ nicht lange auf sich warten. Natürlich hatte Gaetano di Nardo keine Lust, dem 12:10-Favoriten den Weg ins Kommando zu verbauen, zumal Gocciadoro anschließend die simpelste Taktik-Platte auflegte, die da lautete, den Mitstreitern etwaige Umsturzgelüste mit einem strammen Marsch frühzeitig auszutreiben.
Mit 1:10,4 drückte der Yankee-Glide-Sohn beim 18. Sieg aus 44 Starts, mit dem er 878.682 Euro auf dem Konto hat, den seit 2014 gehaltenen Rennrekord Napoleon Bars um 0,3 Sekunden, ohne auch nur einen Rivalen aus der Nähe zu sehen.
Gran Premio Freccia d’Europa (Gruppe I int.)
1600 Meter Autostart, 180.180 Euro
1. Vivid Wise As 10,4 Alessandro Gocciadoro 12
6j.br. Hengst von Yankee Glide a.d. Temple Blue Chip von Cantab Hall
Be / Zü: Scud. Bivans; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Zefiro d’Eté 10,8 Gaetano di Nardo 246
3. Deimos Racing 11,2 Antonio di Nardo 203
4. Vincero’ Gar 11,3 Pietro Gubellini 69
5. Varieta’ Luis 11,3 Enrico Bellei 253
Arazi Boko dis.r. Andrea Guzzinati 48
Zaffiro Top dis.r. Giorgio d’Alessandro jr 308
Sieg: 12; Richter: leicht 2½ - 3 - k.Kopf - ½ Länge; 7 liefen
Wert: 75.348 - 36.036 - 19.656 - 9.828 - 6.552 und 32.760 Euro Züchterprämie
Enrico nazionale kann’s noch
Der Derby-Jahrgang gab mit dem Gran Premio Citta‘ di Napoli eine weitere Kostprobe seines Könnens. Wie verwandelt präsentierte sich beim ersten Start unter Holger Ehlerts Regie Barbaresco Grif, dem bei drei Auftritten in dieser Saison bis auf einen Ehrenplatz im Alltagsgeschäft nichts gelungen war.
Mit mageren zwei Siegen aus acht Starts und 56.700 Euro als 155:10-Außenseiter gehandelt, profitierte der Conway-Hall-Sohn von der günstigen „2“ und kam hinter Bubble Effe und Bonjovi MMG als innerer Dritter unter, während außen erst Bristol CR, nach 900 Metern Banderas Bi die Nase in den Wind hielten. Das sollte Beiden schlecht bekommen bei dem hohen Tempo, das Gocciadoro anschlug.
Noch vor Erreichen des Schlussbogens streckte Bristol CR die Waffen, in der Mitte desselben war Banderas Bi, der Zweite des Carlo Marangoni zu Turin, mit seinem Latein am Ende, so dass Enrico Bellei für Barbaresco Grif allen Platz der Welt fand, zur Attacke auszuscheren.
Das nutzte er weidlich und erledigte Bonjovi MMG, der den Leader zu Beginn der Zielgeraden in Galopp getrieben hatte, locker mit einer Länge, womit sich Italiens 21-facher „Campione“, um den es in den zurückliegenden beiden Jahren doch recht still geworden war, endlich mal wieder in der Ehrenliste einer Gruppe-Prüfung verewigen konnte.
Platz drei ging an Bengurion Jet, der für das heutige Engagement auf jenes im Breeders-Course-Finale von Jägersro am Dienstag verzichtete, für das er als überlegener Sieger des Mailänder Vorlaufs qualifiziert war.
Gran Premio Citta‘ di Napoli (Gruppe I nat., Dreijährige)
2100m Autostart, 200.200 Euro
1. Barbaresco Grif 12,8 Enrico Bellei 155
3j.br. Hengst von Conway Hall a.d. Maura Grif von Varenne
Be: Scud. Esposito Srl; Zü: All. Il Grifone Srl Soc. Agricola; Tr: Holger Ehlert
2. Bonjovi MMG 12,9 Vincenzo-P. dell’Annunziata 18*
3. Bengurion Jet 13,1 Marco Smorgon 98
4. Beautiful Breed 13,2 Mario Minopoli jr 513
5. Belzebu’ Jet 13,4 Vincenzo Luongo 513
6. Bixio 13,7 Giuseppe-Pietro Maisto 454
7. Banderas Bi 14,2 Roberto Vecchione 26**
8. Bruccione Fas 14,2 Francesco Tufano 235
9. Boli You SM 14,6 Giampaolo Minnucci 1027
10. Baresi Effe 15,9 Marco Volpato 533
11. Bristol CR 16,3 Gaetano di Nardo 71
Bubble Effe dis.r. Alessandro Gocciadoro 18*
Boston Luis dis.r. Antonio di Nardo 169
Bonneville Gifont dis.r. Antonio Velotti 26**
*, ** jeweils Stallwette
Sieg: 155; Richter: sicher 1 - 2 - 1½ - 2 - 2½ Längen; 14 liefen
Wert: 83.720 - 40.040 - 21.840 - 10.920 - 7.280 sowie 36.400 Euro Züchterprämie
Antony Leone und Allegra Gifont bei den Vierjährigen
Zweimal 80.080 Euro hatten die Neapolitaner für die einheimischen Vierjährigen übrig, die sich nach Geschlechtern getrennt über 2100 Meter des Gran Premio Regione Campania maßen. Bei den „Herren“, deren Pulk durch drei Absagen auf Elf geschrumpft war, nicht unbedingt zu rechnen war mit Antony Leone, der aus 30 Versuchen sechs Siege und 179.324 Euro mitbrachte, heuer aber bei vier Starts keine Bäume ausgerissen, lediglich 7.000 Euro verdient hatte und mit Startplatz „9“ nur mäßig bedient war.
Das Match entwickelte sich jedoch für ihn optimal. Erst beharkten sich Aramis EK und Alchemist Bi „wie nix Gutes“, bis der Alchimist endlich nachgab und dahinter einparkte. Dafür trat Enrico Bellei auf den Plan. Eine zweite geharnischte Herausforderung wollte Gocciadoro seinem Filipp-Roc-Sohn ersparen und ließ Alrajah One passieren, an dem mit Always EK Gocciadoros zweite Waffe 400 Meter lang sein Mütchen kühlte.
Das sollte dem Derby-Sieger gründlich den Zahn ziehen, wie sich zu Beginn der Zielgeraden herauskristallisierte. Mäuschenstill hatte Gaetano di Nardo seinen Partner im dritten Paar außen hinter Adamo Dipa verstaut und 350 Meter vorm Ziel, wo Alchemist Bi die weiße Fahne hisste, noch richtig was in Händen. In dritter Schlussbogenspur segelte der Libeccio-Grif-Sohn auf Erfolgskurs, ließ die kämpfende Meute locker um zwei Längen und mehr links liegen und strich nach Platz drei im Derby den zweithöchsten Scheck der Karriere ein.
Platz zwei und drei ging an die Zucht- und Stallgefährten Always EK und Aramis EK, die lediglich ein „Kopf“ voneinander trennte. Eine Dreiviertellänge zurück strich Holger Ehlerts Adamo Dipa den vierten Scheck vor Ariel Ferm ein, während der müde Alrajah One als Sechster „Bester ohne Geld“ blieb.
Gran Premio Regione Campania - Maschi - (Gruppe II nat., vierj. Hengste & Wallache)
2100m Autostart, 80.080 Euro
1. Antony Leone 12,5 Gaetano di Nardo 130
4j.br. Hengst von Libeccio Grif a.d. Gasping Ferm von Lemon Dra
Be: Pasquale Scarico; Zü: Sabato Leone; Tr: Sabato Bevilacqua
2. Always EK 12,8 Alessandro Gocciadoro 17*
3. Aramis EK 12,8 Pietro Gubellini 17*
4. Adamo Dipa 12,8 Roberto Vecchione 39
5. Ariel Ferm 13,0 Mario Minopoli jr 694
6. Alrajah One 13,2 Enrico Bellei 29
7. Aguacate 13,3 Afrim Shmidra 319
8. Alchemist Bi 13,3 Antonio Greppi 154
9. Alniyat Fks 13,5 Ferdinando Minopoli 1184
10. Americio Jet 13,8 Antonio di Nardo 347
11. Argentovivo 14,0 Vincenzo Luongo 745
Sieg: 130; Richter: leicht 2 - Kopf - ¾ - 1½ - 2 Längen; 11 liefen (NS Al Capone Stecca, Albatros Joy, Adelante)
Wert: 33.488 - 16.016 - 8.736 - 4.368 - 2.912 sowie 14.560 Euro Züchterprämie
Der letzte hochpreisige Programmpunkt war um kurz nach 23 Uhr den vierjährigen Signorinas vorbehalten, und in ihr ging der letzte große Masterplan Alex Gocciadoros voll auf, dessen Quartier selbst nach Absage von Ariala Cash SM und Azdora noch vier der zwölf Aspirantinnen stellte.
Während der 45-jährige selbst seiner Nummer zwei Alaska Gams den Vortritt ließ - Andrea Guzinati durfte dafür Akela Pal Ferm für die Führung in Schach halten -, übernahm aus dem zweiten Bogen die dritte Farbe Amber Prad die äußere Spitzenposition. Damit war das vordere Geschehen fest in Gocciadoro-Hand. Es spielte kaum eine Rolle, dass die Gaetano di Nardo anvertraute Timoko-Tochter im Schlussbogen restlos genug hatte, fast bis zum Stillstand abfiel und als Schlusslicht über die Linie schlich.
Sie hatte ihre Schuldigkeit als äußerer Wellenbrecher erstklassig erfüllt und Allegra Gifont eine sperrangelweite Tür geöffnet, die „Alex“ entschlossen nutzte. Trainingskameradin Alaska Gams war rasch ad acta gelegt, geschwind baute die Maharajah-Tochter ihren Vorteil Richtung 13. und wertvollster Sieg auf zwei, drei Längen aus. In trockenen Tüchern war der aber noch lange nicht, denn der Speedwirbel, den die an dritter Position innen lauernde Arnas Cam inszenierte, war nicht von schlechten Eltern.
So allein auf weiter Flur stellte Allegra Gifont den Betrieb in jenem Maße ein, wie die Füße der von Ready Cash gezeugten Schimmelstute immer flinker übers Parkett huschten. Gocciadoro merkte wohl, was die Stunde geschlagen hatte, und musste einige Finish-Register ziehen, bis der erste Scheck „Kopf“ voraus unter Dach und Fach war.
Vier Längen hinter den beiden Kampfhennen sicherte sich Allegra WF fürs Team Minopoli Platz drei vor Alaska Gams und All Wise As. Team Gocciadoro sackte somit die Schecks eins und vier ein, Erik Bondos Mannschaft die Nummern zwei und fünf.
Gran Premio Regione Campania - Filly - (Gruppe II nat., vierj. Stuten)
2100m Autostart, 80.080 Euro
1. Allegra Gifont 13,0 Alessandro Gocciadoro 33
4j.br. Stute von Maharajah a.d. Realm of Fancy von Ginger Somolli
Be: Giuseppe Mule’; Zü: All. Le Fontanette - Giga Farm; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Arnas Cam 13,0 Santo Mollo 53
3. Allegra WF 13,4 Mario Minopoli jr 259
4. Alaska Gams 13,5 Andrea Guzzinati 34
5. All Wise As 13,7 Antonio di Nardo 81
6. Apple Wise As 13,9 Antonio Greppi 47
7. Alouette 14,1 Enrico Bellei 175
8. Akela Pal Ferm 14,5 Salvatore Cintura 581
9. Ambra Grif 14,6 Roberto Vecchione 88
10. Amber Prad 15,3 Gaetano di Nardo 456
Ampia Mede SM dis.r. Vittorio d’Alessandro jr 375
Alcatraz Stecca agh. Giampaolo Minnucci 366
Sieg: 33; Richter: Kampf Kopf - 4 - 1 - 2 - 2½ Längen; 12 liefen (NS Ariala Cash SM, Azdora)
Wert: 33.488 - 16.016 - 8.736 - 4.368 - 2.912 sowie 14.560 Euro Züchterprämie