Reiche Beute für den armen Schlucker

Mailand La Maura, Sonntag, 17. Januar 2021. In jenen Zeiten, als Mailand-San Siro eine der Großkampfstätten des italienischen Trabrennsports war, bildete der manchmal wegen des großen Andrangs gar über Vorläufe entschiedene Premio Locatelli den Einstieg ins dortige Zuchtrennen-Geschäft.
Mit jener zarten Antwort der Tifosi auf den Prix d’Amérique ist der Gran Premio Ettore e Mario Barbetta kaum zu vergleichen, und das erste Gruppe-Rennen der jungen Saison ist er auch nicht mehr.
Kleine Reminiszenz an den „Amérique“ ist die in Italien höchst selten geforderte Strecke von 2.700 Metern. Auf der 1.050-Meter-Piste von La Maura, das seit Mai 2015 das anderweitig genutzte Ippodromo San Siro ersetzt, sind das 2½ Runden. Trotz des langen Weges, der Angriffsmöglichkeiten in Hülle und Fülle bietet, gab’s einen früh zum Paarlaufen erstarrten, extrem taktisch geprägten Langweiler.
Antony Leone war es ab 500 Meter vorm Ziel zu danken, dass überhaupt etwas Schwung in den müden Laden kam. Der Libeccio-Grif-Sohn attackierte aus dem vierten Paar in dritter Spur, rauschte bis an die Flanke des Leaders - und musste in der einzig rasanten Phase der finalen 250 Meter mit dem Rücksturz auf Platz acht teuer für die Aufmüpfigkeit zahlen.
Santo Mollo hatte mit Favorit Zef die „1“ rigoros genutzt, sich sofort vor Viscarda Jet, Usque DL, Showmar und Vesna auf die Kommandobrücke geschwungen und dann den extremen Schongang eingelegt. Und weil ihn zeitig der von Startplatz „14“ blendend ins Rennen gekommene Al Capone Stecca begleitete, fühlte sich von dessen Verfolgern niemand bemüßigt, etwas mehr Tempo einzufordern.
Natürlich spielte dies dem mit 84.176 Euro drittärmsten Zef bestens in die Karten, der sich alle Körner fürs Finale furioso aufsparen konnte - und das auch nötig hatte. Ab der letzten Ecke, an der sich Al Capone nach hinten abseilte und damit die Gefängnistore für die „Innenspurer“ aufsperrte, war’s ein Zweikampf zwischen dem Majestic-Son-Sprössling und der aus dessen Windschatten höllisch auf Touren kommenden, mehr als dreimal so reichen Viscarda Jet, den der Wallach des bei Mailand ansässigen Stalles Rinoceronte (Nashorn) um einen „Hals“ in nichtssagenden 1:15,9 bestand.
Der 17. Treffer war der wertvollste seiner 43 Starts umfassenden Karriere, bei der nach einem fulminanten Frankreich-Debüt - am 10. März 2020 hatte er mit Matthieu Abrivard beim Sieg im Prix Quick Williams zu Enghien eine exzellente Visitenkarte abgegeben - bis zum Oktober bei sechs weiteren Versuchen nichts mehr zusammengelaufen war. Erst die Rückkehr nach Italien zu Fausto Barelli weckte neue Lebens- und Renngeister, wie schon beim Mailand-Treffer am 22. Dezember auf viel bescheidenerem Level zu sehen war.
Fünf Längen hinter den beiden Protagonisten gingen auch die übrigen drei Prämien an Pferde, die die Innenspur bevölkert hatten und von denen der zehn Jahre alte Haudegen Showmar beim 123. Auftritt dem Rest die Show bzw. Platz drei stahl.
Gran Premio Ettore e Mario Barbetta (Gruppe III int.; ab vierjährig)
2700 Meter Autostart, 40.040 Euro
1. Zef 15,9 Santo Mollo 23
6j.br. Wallach von Majestic Son a.d. Medulla del Ronco von Ganymède
Be: Scud. del Rinoceronte (Chiara Luisa Canna Vale); Zü: Az.Agr. San Giuseppe; Tr: Fausto Barelli
2. Viscarda Jet 15,9 Federico Esposito 89
3. Showmar 16,3 Andrea Guzzinati 47
4. Usque DL 16,4 Manuel Pistone 107
5. Vesna 16,4 Rene’ Legati 316
6. Al Capone Stecca 16,5 Alessandro Gocciadoro 94
7. Ari Lest 16,5 Massimiliano Castaldo 302
8. Antony Leone 16,6 Gaetano di Nardo 70
9. Vincero‘ Gar 16,7 Pietro Gubellini 70
10. Zeno del Ronco 16,8 Francesco Facci 316
11. Umberto Axe 16,9 Romolo Ossani 511
12. Super Fez 17,0 Antonio di Nardo 265
13. Attrazione 17,1 Marco Smorgon 302
Sieg: 23; Richter: Kampf Hals - 5½ - 1 - k.Kopf - 2 - Hals; 13 liefen (NS Toscarella)
Wert: 16.744 - 8.008 - 4.368 - 2.184 - 1.456 sowie 7.280 Euro Züchterprämie