Rangliste geradegerückt

Vincennes, Samstag, 6. Januar 2024. Dass sich Philippe Allaire in die Siegerliste des Prix Maurice de Gheest, der zweiten Gruppe-II-Prüfung für die 2021 geborenen, „offiziell“ soeben drei Jahre alt gewordenen Hengste, eintragen würde, war fast schon „business as usual“.
Frankreichs Meister der jungen Talente hatte nicht nur mit Little Brown und Luciano Menuet zwei sieggewohnte Youngster unter Order, sondern seit 2014 acht der zehn Auflagen an seine Fahne geheftet.
In die Phalanx von Brillantissime 2014 über Gotland 2019 bis Koctel du Dain 2023 hatten mit In The Money (2021; Thierry Duvaldestin) und Eridan (2017; Sébastien Guarato) lediglich zwei Fremdlinge einzudringen vermocht.
Ganze Arbeit hat der 64-jährige in den vergangenen Wochen offensichtlich bei Luciano Menuet geleistet, der nach dem Sieg im Prix Louis Cauchois am 20. Oktober zweimal in Folge das Handtuch im Galopp geworfen hatte, als es Ernst wurde. Davon war diesmal nichts mehr zu sehen bei dem Feliciano-Sohn aus dem Besitz des aktuellen Besitzerchampions Lucien Urano bzw. dessen Ecurie des Charmes.
Knapp zum Favoriten gekürt wurde allerdings Little Brown mit einer aus vier Siegen und einem dritten Platz bei fünf Versuchen fast makellosen Weste. Das Duo legte, weit außen eindrehend, mit gehörigem Schwung los. Fetzig kam der gar nicht so „kleine Braune“ in die Hufe, doch auch Luciano Menuet war gleich blendend dabei.
Natürlich trat David Thomain das Kommando an Alexandre Abrivard ab, als der vor der ersten Kurve darum bettelte. Mutig pflügte Lovi Cadence vor Lemon Tree, Lagnu Mag, Felipe Roc und Lash Perrine durch die Außenspur. Kaum war der Gipfel erreicht, als sich Lemon Tree gar in Spur drei versuchte und in Lash Perrine ein dankbares Anhängsel hatte.
Diesmal warf Luciano Menuet nicht alles weg, als die Karten auf den Tisch zu legen waren. Souverän kreuzte er zwei Längen vor Lash Perrine und Lemon Tree die Linie und holte sich mit seinem vierten vollen Erfolg bei 125.250 Euro die noch recht wacklig sitzende Jahrgangskrone eindrucksvoll von Lemon Tree zurück, dessen Konto bei 114.000 Euro steht.
Ganz zufrieden dürfte Monsieur Allaire jedoch nicht gewesen sein, denn der ideal liegende Little Brown hatte überraschend wenig draufzusatteln und belegte den enttäuschenden sechsten Platz.
„Es fühlt sich nach den letzten Malen, als wir 100.000 Euro im Galopp auf der Strecke gelassen haben, prächtig an“, gestand Abrivard, „das ging Luciano nach den dummen Fehlern, ohne die er auch im November und Dezember gewonnen hätte, ganz leicht von der Hand. Ich denke, er ist der Beste dieser Generation. Ein Rennen noch (am 27. Januar), dann kann er’s im Critérium des Jeunes (am 18. Februar) beweisen, dem ultimativen Ziel dieses Winters.“
Prix Maurice de Gheest (Gruppe II int., dreij. Hengste)
2175 Meter Bänderstart o.Z.; 120.000 Euro
1. Luciano Menuet 14,6 Alexandre Abrivard 42
3j.schwbr. Hengst von Feliciano a.d. Flore Mika von Royal Dream
Be: Ecurie des Charmes (Lucien Urano); Zü: Michel Menuet; Tr: Philippe Allaire
2. Lash Perrine 14,8 Franck Nivard 300
3. Lemon Tree 14,9 Benjamin Rochard 39
4. Felipe Roc 15,0 Santo Mollo 76
5. Loulou de Mye 15,0 Romain Christian Larue 160
6. Little Brown 15,0 David Thomain 34
7. Lovi Cadence 16,4 Guillermo Roig Balaguer 810
Largo de Castelle dis.r. François Lagadeuc 430
Lucky Jackson dis.r. Jean-Michel Bazire 75
Lagnu Mag dis.r. Matthieu Abrivard 720
Sieg: 42; Richter: leicht 2 - ½ - 1 - Hals - Kopf; 10 liefen
Zw-Zeiten: 15,6/675 - 16,1/1175 - 15,9/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-06/7500/7
Der Eine lacht, der Andere weint
Was im Prix Léon Tacquet für internationale fünf- und sechsjährige Satteltraber über 2.700 Meter lange nach einem Duell der beiden Favoriten roch, löste sich 300 Meter vorm Ziel urplötzlich in Luft auf.
Vielleicht hätte François Lagadeuc dort nicht so ausgiebig studieren sollen, wo denn für seinen mit einem dritten Platz aus dem Prix Bilibili der Kategorie I angereisten In Love du Choquel der erklärte Gegner Jazz In Montreux bliebe.
Vom Fleck weg hatte sich Lagadeuc vor dem „Jazzer“ das Kommando gesichert, mit dem Nathalie Henry auch konsequent innen blieb, als Jupiter de Play bergauf in zweiter Spur anrückte und den einzigen Ausländer Charmant de Zack hinter sich herzog. Gar in dritter Linie rüstete die endlich mal fehlerlose Inès des Rioults auf, die In Love du Choquel durch den gesamten Schlussbogen gehörig auf Herz und Nieren prüfte.
Kaum hatte dieser die Attacke der Carat-Williams-Tochter abgewimmelt, als der vernichtende Überschlag kam. Der Rest war für den von Mademoiselle Henry perfekt eingesetzten Jazz in Montreux ein Kinderspiel.
Zum neunten Mal klingelte der höchste Scheck in seiner Kasse, die nach 25 Engagements mit 256.700 Euro prächtig gefüllt ist; in den fünf „Attelés“ hat der von Akim du Cap Vert gezeugte Braune keinen Cent nach Hause gebracht.
Die konstante innere Schonzeit trug dem einstigen Allaire-Schützling Inouï Danica, der in den Anfängen seiner Karriere durchweg in Gruppe-Aufgaben unterwegs gewesen war und ordentliche Prämien eingesackt hatte, bevor er im September 2021 zu Nicolas Bridault gewechselt war, den Ehrenplatz vor Jupiter de Play und Inès des Rioults ein.
Bei seinem Monté-Debüt ging Italiens Derby-Sieger 2021 Charmant de Zack am Ende ziemlich die Puste aus: Deutlich abgehängt ergatterte er lediglich die kleinste Prämie und empfahl sich damit nicht unbedingt für weitere Versuche in diesem Metier.
„Ein großartiger Typ“, strahlte Nathalie Henry, die dieses Rennen schon mal vor zehn Jahren auf ihre Kappe gebracht hatte, „ob lang, ob kurz - er ist auf jeder Distanz einzusetzen und hat eine große Karriere vor sich. Schade nur, dass er Wallach ist, aber auch für diese gibt‘s genügend Geld zu verdienen.“
Prix Léon Tacquet - Monté - (Gruppe III int., Fünf- und Sechsjährige)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Jazz In Montreux 13,4 Nathalie Henry 18
5j.br. Wallach von Akim du Cap Vert a.d. Urganza von Hulk des Champs
Be: Ec. La Pinsonnière; Zü: Jean-Paul Lemelletier; Tr: Philippe Lemire
2. Inouï Danica 13,5 Thibaut Dromigny 820
3. Jupiter de Play 13,6 Alexandre Abrivard 100
4. Inès des Rioults 13,7 Florian Desmigneux 150
5. Ivanka de Jilme 13,8 Alexis Collette 200
6. Irina de Bailly 13,9 Guillaume Martin 310
7. Charmant de Zack 14,2 Anthony Barrier 120
8. J’Adore 14,4 Tom Vlaemynck Debost 610
In Love du Choquel dis.r. François Lagadeuc 36
Sieg: 18; Richter: leicht 1½ - 2 - 1½ - 1 - 2½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1200m - 14,6/1700m - 14,2/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 (- 800) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-06/7500/5
Als Intermezzo gab’s im Prix de Vic-sur-Cère (71.000 Euro; 2.850m; sechsjährige Europäer, keine 205.000 Euro) ein Duell Deutschland contra Österreich.
Für Schwarz-Rot-Gold trat der in Italien von Alessandro Gocciadoro vorbereitete Breeders-Crown-Seger Jimmy Ferro BR mit Mathieu Mottier an, für Austria Sabine Jacksons und Alfons Müllers 2022er Derby-Triumphator Charmy Charly AS, für den der ebenfalls in Italien ansässige Däne Erik Bondo François Lagadeuc verpflichtet hatte.
Beide spielten in dem 16-Pferde-Pulk vom Fleck weg bei der vorderen Musik, was insbesondere für Jimmy Ferro galt. Der Love-You-Sohn schnappte sich eingangs der Tribünengeraden, wo Charmy Charly AS im dritten Par außen lief, die Spitzte von Ipalio, wehrte die halbherzigen Attacken Inshot Josselyns und Gasolins ab und ließ zu Beginn des Anstiegs Indigo de Fontaine vorbei.
Hinter dem 24:10-Favoriten, der mit Alexandre Abrivard leicht und locker in 1:13,5 zum 12. Sieg aus 20 Versuchen stiefelte, der Jean-Pierre Barjons mächtigen Niky-Sohn um 31.950 auf 232.450 Euro hievte, wehrte sich Jimmy Ferro BR (530:10) genauso verbissen wie Charmy Charly AS (91:10), der durch die Führungswechsel auf dem zweiten Gleis nach hinten geschoben wurde.
Bergan bekam der Österreicher in dritter Spur mit Ies We Kan eine erstklassige Lokomotive und hatte ausgangs der Schlusskurve einen verheißungsvollen Moment für Platz zwei. Bis zur Linie zog der Charly-du-Noyer-Sohn diesen Transport allerdings nicht durch. Es reichte zu Rang fünf und 3.550 Euro einen „Kopf“ vor seinem deutschen Widersacher, der 1.420 Euro gutgeschrieben bekam; die Zeit für Beide: 1:13,8.
„Pferde wie Indigo, die ein bisschen später reif sind und dann das anfangs verlorene Standing aufholen, sind für einen großen Stall wie unseren enorm wichtig“, bekannte Alex Abrivard, „er kommt immer ein wenig schwer auf die Beine, aber sobald er sich sortiert hat und richtig ‚liegt‘, packt er an und rollt die Rivalen auf. Er schluckt den Anstieg, als ginge es bergab…“