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Propulsions Krönung - wie gewonnen, so zerronnen?

Gerüchte um Propulsion nach dem Elitloppet-Triumph © travsport.se
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Schweden

(Steve Wolf) Harnesslink, Dienstag, 2. Juni 2020. „Propulsion may lose Elitloppet Crown” (Propulsion könnte die Elitloppet-Krone aberkannt bekommen) - dieses Gerücht wirkte wie ein Schock auf das Team um den neunjährigen Muscle-Hill-Sohn, der am Sonntagabend (31. Mai) in Solvalla den Höhepunkt seiner Karriere erklommen hat.

Nach dem, worüber Truls Pedersen für die norwegische Webseite Trav og Galopp-Nytt bei harnesslink bzw. dessen Autor Steve Wolf fündig geworden ist, sollen bei dem zweijährig ungeprüften und im Spätsommer 2015 nach 21 Starts, acht Siegen mit 86.178 USD von Bengt Ågerup (Stall Zet) ersteigerten und nach Schweden exportierten Hengst in seiner amerikanischen Zeit Nervenschnitte im unteren Bereich an beiden Vorderbeinen (periphere Neurektomie) durchgeführt worden sein.

Dies ist in Nordamerika erlaubt, um als letzte Möglichkeiten sonst nicht zu beherrschende Schmerzen im Bereich der Hufrolle (Hufbein, Strahlbein, Ansatz der tiefen Beugesehne) auszuschalten. Dabei wird der Nerv durchtrennt, das entsprechende Areal für zwei bis sieben Jahre schmerzfrei, aber auch gefühllos, das Pferd kann weiterhin belastet werden. Ein kleiner, praktisch unsichtbarer Eingriff, der besonders im Reit- und Springsport auch in Europa gang und gäbe war, in Deutschland per Tierschutzgesetz seit Jahren verboten ist.

In Nordamerika muss dies bei Trabern angezeigt werden und wird im offiziellen Leistungsbuch vermerkt. So auch bei Propulsion, wie einem beigefügten Auszug aus den offiziellen US-Data- und „Track it“-Report Kanadas zu entnehmen ist. Auf dieser Kopie ist vermerkt: Low nerved both front feet (tiefer Nervenschnitt an beiden Vorderfüßen).

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Wie in Deutschland (TRO: Zulassung von Pferden § 28,4: Nichtteilnahmeberechtigt sind Pferde …d) … mit sowohl chirurgischer als auch chemischer Neurektomie (Nervenschnitt) an den Extremitäten.) ist es in Skandinavien verboten, derart behandelte Traber zu starten. Es würde gegen die schwedischen Dopingbestimmungen im weitesten Sinne verstoßen.

Göran Wahlmann, „Chefankläger“ des schwedischen Traberverbandes, nahm dazu Stellung: „Ich habe davon gehört und gerade einen ‚screenshot‘ der entsprechenden Kanada-Seite bekommen. In dieser Hinsicht ist Propulsion bereits im letzten Jahr überprüft worden. Es gab keine Veranlassung, daran zu zweifeln, dass seine Starts unseren Bestimmungen entsprechen. Wie immer werden wir uns auch dieser Sache intensiv annehmen, unabhängig davon, woher die Daten stammen. Wir brauchen selbstverständlich mehr Details.“

Daniel Redén, der tags zuvor nach zwei „überschlafenen Nächten“ berichtet hatte, Propulsion werde weiterhin starten, solange es ihm Spaß mache („Ich kann diejenigen verstehen, die ihn auf dem Gipfel seine Laufbahn beenden sehen wollen, aber ich möchte dem schwedischen Rennsport diesen exzellenten Könner nicht vorenthalten, der sich keineswegs als ‚altes Eisen‘ präsentiert hat.“), kommentierte: „Erstmals habe ich im vorigen Jahr von dieser Geschichte gehört, als Steen Morten Johansen, der beim STC für solche Angelegenheiten zuständig ist, mich informierte, es gäbe Gerüchte über Nervenschnitte bei Propulsion während seiner amerikanischen Ära. Natürlich war das damals ein Schock für mich."

Und weiter: "Ich lasse die zahlreichen US-Importe von meinen Tierärzten stets haarklein untersuchen, um vor allem, was dort erlaubt, in Schweden jedoch verboten ist, gefeit zu sein. Sie alle hätten das übersehen müssen. Als wir Propulsion im letzten Jahr aufgrund dieser Gerüchte gezielt untersucht haben, war von Gefühllosigkeit wie nach einem Nervenschnitt nichts zu spüren. Das gleiche Resultat, als mein Tierarzt Nils Ronéus sich Propulsion am Dienstag diesbezüglich nochmals intensiv vornahm.“

Das Pikante an der von Trav og Galopp Nytt (erneut) aufgerollten Story: Cokstile läuft seit dem vorigen Herbst zwar für italienische Farben, ist aber in Norwegen geboren und war dort Derby-Sieger.