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Prix de Belgique: Bazire-Zug unter Volldampf

Feydeau Seven im Prix de Belgique (Foto: letrot.com)
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Frankreich

Vincennes, Sonntag, 16. Januar 2022. Einige Antworten wurden gegeben, doch noch mehr Fragen blieben offen nach dem sechsten und letzten Qualifikationslauf zum Prix d’Amérique.

Im mit zehn Minuten Verspätung begonnenen Prix de Belgique - ein einzelner Wetter hatte sich aus Ärger über die Disqualifikation eines von ihm gewetteten Pferdes auf dem Geläuf mit den Sicherheitskräften ein Räuber-und-Gendarm-Spiel geliefert und war erst nach dieser Spanne „eingefangen“ worden - lief wie von Jean-Michel Bazire versprochen sein aus Feydeau Seven, Rebella Matters, Zacon Gio und Davidson du Pont zusammengestellter Zug auf Hochtouren und hätte seine Einschätzung, die Vier landeten komplett im Quinté-Einlauf, fast erfüllt.

Wirklich enttäuscht haben dürfte den  „Maître“ nur Zacon Gio, der nach offensivem Vortrag ab 600 Meter vorm Ziel völlig zusammenklappte, obwohl er auf dem Anstieg die im Bogen von Joinville eroberte Führung an Davidson du Pont abtrat und dahinter tief Luft hätte holen können.

Man darf gespannt sein, ob Bazire den ihm eigens mit Ausrichtung „Prix-d’Amérique-Teilnahme“ von Holger Ehlert überstellten International-Trot-Sieger von 2019, der auch einem Face Time Bourbon zweimal reell das Nachsehen gegeben hat, weiterhin für das Millionen-Ding im Fokus hat. Nach Gewinnsumme darf der Ruty-Grif-Sohn, dessen Pro die engen 800-Meter-Pisten Italiens waren, der allerdings von seiner Glanzform bereits im Vorjahr um Etliches entfernt war, sicher am Amérique teilnehmen.

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(Foto: equidia.fr)

Schwer mit Zitronen gehandelt hat auch Fabrice Souloy, der auf den Einsatz der bis zu ihrer Galoppade im Prix Ténor de Baune für enorm Furore sorgenden Ampia Mede SM verzichtet und mit seinen beiden Cracks Violetto Jet und Gu d’Héripré neben den Glückstopf gegriffen hatte. Der Eric Raffin anvertraute Italiener wurde wegen der Startverzögerung immer nerviger, sprang sich zu Beginn der Überseite aus der Partie und darf nun die Amérique-Träume ad acta legen.

Gu d’Héripré, wegen seines furiosen Comebacks aus achtmonatiger Pause mit Platz fünf im Prix de Bourgogne bei 30:10 sogar auf den Favoritenschild gehoben, patzte im vorderen Getümmel kurz vorm Bogen von Joinville beim Bemühen, sich in dritter Reihe zur Führung durchzuboxen. Der Fuchs mit der langen Blesse blieb im Match, kreuzte bergauf kurzfristig in vorderen Gefilden auf - und trat dann gegen diese Elite-Truppe den geordneten Rückzug an.

Die bereits qualifizierten Galius und Cokstile bekamen, rundum mit Eisen versehen, nur einen kräftigen Durchpuster verschrieben, und Délia du Pommereux ging nach ihrem vehement abgeschmetterten Versuch, Davidson du Pont am Zeuge zu flicken, ebenso unter wie Chica de Joudes, die ihre braune Nase diesmal nur kurz im äußeren Fahrtwind kühlen durfte. Besagter Davidson du Pont war der große Pechvogel. Beim Titelverteidiger, diesmal nicht mit Jean-Mi, sondern mit Nicolas Bazire unterwegs, war wie vom Trainer angekündigt erstmals in diesem Winter totale Offensive angesagt.

Es war wie in manchem Krimi, wenn der Chef „Ergebnisse“ von seiner Truppe sehen möchte: Ausgangs der Tribünengeraden war der bullige Braune in Front, rochierte durch den Joinviller Bogen mit Zacon Gio, übernahm am Fuß des Anstiegs erneut das Regiment, wimmelte erst Gu d’Héripré sowie an dessen Ende die zudringliche Délia du Pommereux ab und hate im Einlauf nur noch Trainingsgefährte Feydeau Seven am Hacken, der ihn sicherlich nicht bis zum letzten Meter gequält hätte: Jean-Michel Bazire sah sich die Vorstellung seines Filius eher interessiert denn siegsüchtig an.

Davidson du Pont schien vorne links nicht mehr ganz astrein zu traben, und weil er wie viele Bazire-Eleven ohne Check aufgezäumt war, geriet er 150 Meter vorm Ziel aus der Balance. Das war die Entscheidung zugunsten Feydeau Sevens, den „Bazire père“, der im Amérique den für seine eigene Kasse antretenden Ganay de Banville fahren muss, „nur mal angespannt hatte, weil er mir beim überlegenen Sieg im Prix de Lille vor einer Woche so bombastisch gefallen hat und ich sehen wollte, wie er sich gegen die Kracher schlägt.“

Screenshot 2022-01-17 at 09-45-05 Hippisme le récital Bazire avec Feydeau Seven

Vater passiert Sohn Bazire (Foto: leparisien.fr)

Der ähnlich wie Bélina Josselyn sehr auf die Hand des Meisters zugeschnittene Braune mit der markanten Gesichtszeichnung muss sich für den 30. Januar vermutlich nach einem neuen Chauffeur umsehen.

Mindestens ein weiteres Jahr müssen deutsche und holländische Fans auf die Präsenz eines der Ihren im Amérique warten; der Letzte war 2010 Russel November, der mit Hugo Langeweg jr hinter 1.725:10-Outsider Oyonnax, Quaker Jet, Meaulnes du Corta und Nouba du Saptel Platz fünf geholt hat.

Mister F Daag, anfangs im vorderen Getümmel zu sehen und dann immer weiter nach hinten geschoben, kam nie mehr in vordere Gefilde, und selbst wenn diese Prüfung für Deutschlands Derby-Sieger von 2018 „nur“ ein Vorbereitungsrennen auf den Prix du Luxembourg am 29. Januar war, hatte Robin Bakker an der letzten Ecke hinter dem rundum „eisenlosen“ Conway-Hall-Spross ganz schön wenig in der Hand. Im „Luxembourg“ für Traber, die keine 800.000 Euro reich sind, könnten dem von Paul Hagoort für Monsieur Vanduffel gecoachten Braunen ein paar knochenharte Brocken schwer vorm Magen liegen.

Viel besser als der Deutsch-Holländer machten es die ganz in seiner Nähe liegenden Diable de Vauvert, Rebella Matters und Feliciano, die sich in dieser Reihenfolge über Spur drei aus dem Hintertreffen außerordentlich spritzig präsentierten. Zu einer kniffligen Angelegenheit wurde der Parcours für Express Jet, dem Björn Goop am Start von ganz außen mächtig Beine machte. Im Express-Tempo ergatterte der Malmqvist-Trainee die Spitze, ließ Davidson du Pont vorbei, war nach dem Führungswechsel zu Zacon Gio innerer Dritter und saß an der letzten Ecke hinter dem müden Italiener fest.

Wie er auf freier Bahn das Gebiss noch mal annahm und Platz vier eroberte, war erste Sahne, half ihm jedoch Richtung Amérique nicht. Dem Goetmals-Wood-Sohn der Ecurie Hunter Valley wird wohl nur der Prix du Luxembourg bleiben. „Schade - Express Jet war wirklich gut, und es fehlte nicht viel zu Platz drei“, war Goop zwischen Freud‘ und Leid hin und her gerissen.

Auf Jean-Michel Bazire, der den Prix de Belgique nach Bélina Josselyn und Davidson du Pont zum dritten Mal in Folge als Trainer und Fahrer gewann - dazu gewann der von ihm vorbereitete Kazire de Guez mit Stéphane Delasalle 2004 -, kommt im Amérique ein Luxusproblem zu: Qualifiziert sind Ganay de Banville, Feydeau Seven und Rebella Matters, über ihre Gewinnsumme haben Zacon Gio und Davidson du Pont die Teilnahme sicher, und mindestens Davidson wird auch starten, wenn in den kommenden 14 Tagen nichts Unerwartetes geschieht.

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(Foto: equidia.fr)

„Er war wie erhofft richtig gut. Bleibt Nicolas ruhig und wirtschaftet auf den letzten 200 Metern nicht so herum, sondern hält ihn besser bei Kopf, gewinnt er… Das nächste Mal wird er vorsichtiger sein“, verriet „JMB“ nach der Manöverkritik auf dem Bildschirm in der Jockey-Kabine - und auch, dass die taktische Schlitzohrigkeit voll aufgegangen sei: „Ich hab die Animateure sich erst mal austoben lassen und dann das Hinterrad von Délia du Pommereux erwischt. Nur eingangs der Schlusskurve zweifelte ich etwas, weil sich Feydeau ein wenig mau anfühlte. Doch zwei, drei Ermahnungen haben ihn auf Vordermann gebracht. Davidsons Fehler hat uns den Sieg ermöglicht. Eine Supersache, dass ein Pferd, das ich selbst gezüchtet habe, am Amérique teilnimmt.“

Der Rennverlauf

Während von ganz außen Express Jet loslegte wie die Feuerwehr, kam sein Nebenmann Power äußerst schwerfällig in die Hufe und folgte dem davon stiebenden Pulk mit rund 20 Metern Rückstand. Gut dabei war sofort Mister F Daag hinter der Spur zwei anführenden Délia du Pommereux und vor Feliciano, Feydeau Seven, Rebella Matters und Diable de Vauvert. Innen parkten Violetto Jet und Cokstile, und extrem gut besucht war vor der Tribüne Spur drei: Hinter Galius bauten sich Chica de Joudes, Gu d’Héripré, der bald sogar in vierter Linie zu sehen war, Davidson du Pont und Zacon Gio auf.

Nicolas Bazire machte gewaltig Dampf und übernahm eingangs des Bogens von Joinville an Gu d’Héripré vorbei das Kommando, der unmittelbar darauf aus dem Takt kam. Von Nivard gerade so vor der Disqualifikations-Hupe auspariert, verlor der Fuchs mit der langen Blesse 20 Meter, wurde sofort wieder auf „volle Kraft voraus“ eingestellt und war kreuzte am Fuß des Anstiegs erneut an der Seite des Leaders auf, der dort nach einer Blitzrochade mit Zacon Gio schon wieder Davidson du Pont hieß.

Hinter Gu d’Héripré warteten Chica de Joudes, Galius, Power, der zu Beginn des Schlussbogens bereits zart angefasste Mister F Daag und Feliciano, und auch Spur drei war mit Frontfrau Délia du Pommereux, Feydeau Seven, Rebella Matters und Diable de Vauvert gut frequentiert.

600 Meter vorm Ziel saßen Franck Nivard und Alexandre Abrivard hinter eiskalten Partnern, während Délia du Pommereux noch eine Schippe drauf packte und sich Davidson du Pont zur Brust nahm. Clever dirigiert Bazire senior Feydeau Seven in Davidsons Windschatten, erlebte hautnah, wie Délia an der letzten Ecke ausgetanzt hatte, und verharrte im Fahrwasser des Stallkameraden. Zum finalen Showdown hätte „JMB“ wohl nicht gebeten, doch Nicolas schob, rüttelte und „machte“, bis seines Großvaters Hengst dies mit einer Galoppade quittierte. Damit lag der Weg zum bedeutendsten Sieg seiner Laufbahn breit und eben vor Feydeau Seven…

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(Foto: hevosurheilu.fi)

Nicht zu viel versprochen hatte Bertrand Le Beller, dies sei für Diable de Vauvert der entscheidende Qualifikationslauf. In begeisternder Manier flog der Prince-d’Espace-Sohn von „j.w.d.“ zum unumstrittenen Ehrenplatz und nimmt nun wie im Vorjahr am Amérique teil, bei dem er Sechster wurde.

Prix de Belgique (Gruppe II int., vier- bis elfj. Hengste und Stuten)
2850m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1.    Feydeau Seven    12,4    Jean-Michel Bazire    55
    7j.schwbr. Hengst von Rédéo Josselyn a.d. Unanime Seven von Orlando Vici
    Be: Alexandre Skowronski; Tr / Zü: Jean-Michel Bazire
    Pflegerin: Rebecca Lejon
2.    Diable de Vauvert    12,6    Tony Le Beller    180
3.    Rebella Matters    12,8    Christophe Martens    160
4.    Express Jet    12,8    Björn Goop    640
5.    Feliciano    12,9    François Lagadeuc    160
6.    Chica de Joudes    13,1    Alain Laurent    320
7.    Power    13,1    Robert Bergh    390
8.    Galius    13,2    Yoann Lebourgeois    560
9.    Délia du Pommereux    13,5    David Thomain    180
10.    Cokstile    13,7    Gabriele Gelormini    350
11.    Mister F Daag    14,1    Robin Bakker    520
12.    Zacon Gio    14,9    Alexandre Abrivard    130
13.    Gu d‘Héripré    15,5g    Franck Nivard    30
    Violetto Jet    dis.r.    Eric Raffin    130
    Davidson du Pont    dis.r.    Nicolas Bazire    66
Sieg: 55; Richter: leicht 3 - 2 - ¾ - ¾ - 3 - 1 - 1½ - 3½ Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/1350m - 12,1/1850m - 12,7/2350m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-01-16/7500/4

Nach der letzten Vorprüfung sind folgende Elf für den Prix d‘Amérique 2022 sportlich qualifiziert (chronologische Reihenfolge):
Qualifiziert für den Prix d’Amérique 2022:

Face Time Bourbon - Etonnant - Ganay de Banville (Prix de Bretagne)
Rebella Matters (Prix du Bourbonnais)
Hohneck (Critérium Continental)
Galius (Prix Ténor de Baune)
Cokstile - Vivid Wise As - Billie de Montfort (Prix de Bourgogne)
Feydeau Seven - Diable de Vauvert (Prix de Belgique)

Nehmen alle Elf ihre Billets in Anspruch, werden die restlichen sieben Startplätze nach Gewinnsumme vergeben.

Schillernder Diamant zum Abschluss

Nichts, aber auch gar nichts anbrennen ließ im Prix Djérid, einem Monté für ältere Europäer über die Vincenner Sprintstrecke von 2200 Meter, der seit fünf Monaten in der Form seines Lebens laufende Diamant de Tréabat. Für lohnende 22:10 fegte der Schützling von Pascal Monthulé los wie ein Geschoss, führte durchweg mit zwei, drei Längen vor Flamboyant Blue, Boston Terrie und den außen engagierten Chalimar de Guez und Gospel Pat - und legte an der letzten Ecke einen gehörigen Schnaps drauf, um etwaige Umsturzgelüste im Keim zu ersticken.

Clément Frecelle erlebte über dem Fuchswallach einen entspannten Spätnachmittag und trat mit ihm 5½ Längen voraus die Nachfolge Dreambreakers an, der diesen Vergleich vor einem Jahr auf seine Kappe gebracht hatte. Für Platz zwei hielt der Baziresche Chalimar de Guez seinen Schatten Gospel Pat um einen langen „Hals“ auf Distanz. Ähnlich eng ging’s vier weitere Längen dahinter zwischen Flamboyant Blue und Boston Terrie um den vierten Scheck zur Sache, wobei der Timoko-Sohn knapp die Oberhand behielt.

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(Foto: province-courses.fr)

Für den spät erstrahlenden Diamanten war’s der dritte Treffer auf Gruppe-III-Ebene nach jenen in den Prix Gordonia (15. Oktober) und Prix de l’Île d’Oleron (18. November), mit dem sein Konto auf 662.460 Euro wuchs. „Das war heute lediglich eine schärfere Trainingseinheit, nachdem wir völlig problemlos in Front gekommen waren. Cracks wie Clegs des Champs und Boss du Meleuc, mit denen er sonst im Ring gestanden hat, hätten uns nicht so lange in Ruhe gelassen. Ich musste nicht mal die Zaumklappen ziehen und freue mich, dass ich diese Prüfung nach 2016 mit Vaillant Cash mit einem sehr guten Pferd ein zweites Mal gewinnen konnte“, strahlte der mit Erfolgen auf solchem Niveau nicht eben überhäufte Frecelle: Es war sein sechster.

Prix Djérid - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Elfj., keine 675.000 Euro)
2200m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1.    Diamant de Tréabat    12,8    Clément Frecelle    22
    8j. Fuchswallach von Kuadro Wild a.d. Sud Africa von Urfist des Prés
    Be / Tr: Pascal Monthulé; Zü: Jean-Pierre Gicquel
2.    Chalimar de Guez    13,2    Jean-Yann Ricart    73
3.    Gospel Pat    13,3    Alexandre Abrivard    32
4.    Flamboyant Blue    13,6    Antoine Dabouis    220
5.    Boston Terrie    13,6    Alexandre Angot    650
6.    Best of Bourbon    14,3    Morgane Blot    570
    First Princess    dis.r.    Mathieu Mottier    50
    Be One des Thirons    dis.r.    Guillaume Martin    460
Sieg: 22; Richter: überlegen 5½ - ½ - 4½ - Kopf - 8 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 14,9/1200m - 13,8/1700m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 (- 900) Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-01-16/7500/9