Prächtiges Gesellenstück

Vincennes, Sonntag, 10. Dezember 2023. Über mangelndes Interesse an Amérique-Freikarten kann sich die Société de Vincennes nicht beklagen: Wie der Prix de Bretagne war auch der Prix du Bourbonnais mit 18 Kandidaten, von denen mit Galiléo Bello und Horsy Dream kurzfristig ein Duo passen musste, bis zum Anschlag bestückt, darunter die besten Acht der ersten „B“-Vorprüfung.
Sieben Millionäre mit dem zuletzt im Prijs der Giganten von Wolvega so enttäuschenden Etonnant sowie UET-Elite-Champion Hohneck als Speerspitze waren das Tüpfelchen auf dem I.
Die Gunst der Wetter neigte sich in dem sehr undurchsichtigen Match mehr und mehr San Moteur zu, den Björn Goop beim Vincennes-Debüt im Prix de Bretagne aus dem Hintertreffen nur auf den letzten 300 Metern richtig von der Leine gelassen hatte. Was der von seinem Onkel gezüchtete und auch vorbereitete Panne-de-Moteur-Sohn an jenem 19. November aufs Parkett gezaubert hatte, war für Platz fünf ziemlich großes Kino gewesen.
Nach zwei abgebrochenen Versuchen drehte Goop mit dem braunen Wonneproppen sehr eng ein und war gleich neben Diable de Vauvert und Ampia Mede SM vorn zu finden. Noch rasanter stieg von außen Hooker Berry in die Party ein, schnappte sich nach 300 Metern das Kommando und trat es 600 Meter weiter an San Moteur ab. Dem wollte sein Chauffeur noch keine gnadenlose Nagelprobe angedeihen lassen und ließ im Bogen von Joinville Philippe Allaires zweite Waffe Izoard Védaquais vorbei.
Außen gab der kurzfristig mal nach innen abgetauchte Hokkaido Jiel den Takt für Ganay de Banville, Gu d’Héripré und Ampia Mede SM vor. Am kleinen Wäldchen lancierte Goop in Bazirescher Manier seinen Hengst schon mal um eine halbe Spur nach außen, um einer eventuellen Verhaftung vorzubeugen, zumal in dritter Spur nun Gu d’Héripré, Ampia Mede SM, Ganay de Banville und Hussard du Landret kräftig aufrüsteten.
An der letzten Ecke steckte San Moteur den Kopf um eine halbe Länge in Front, doch schien dies dem Sechsjährigen bei seinem erst 29. Auftritt ein wenig früh. Was dort nach einem leichten Sprint zum 20. Sieg roch, wurde auf den 250 Metern bis zum Pfosten eine zur Freude des Publikums zähe, weil nervenaufreibende Angelegenheit.
Innen biss Izoard Védaquais die Zähne eisern zusammen und raufte wie ein Löwe, außen warf Gu d’Héripré wie vor drei Jahren, als er Dritter im Prix d’Amérique geworden war, bevor ihn eine Fesselbeinfraktur lange stoppte, sein Herz in die Schlacht, und auch Ampia Mede SM rührte kräftig ums Stockerl mit.
San Moteur rang Izoard Védaquais um Haupteslänge nieder, der wiederum einen „halben Kopf“ vor 920er-Outsider Gu d’Héripré die Linie passierte. Allen Grund zum Jubeln hatte Fabrice Souloy über den von Stopps gebeutelten Fuchs mit der langen schmalen Blesse und dürfte verschmerzt haben, dass Ampia Mede SM wie im Prix de Bretagne als Vierte knapp an der sportlichen Amérique-Qualifikation vorbeischrammte. Mit einer Gewinnsumme von 1.364.696 Euro sollte die kernige Ganymède-Tochter problemlos zu jenen mindestens Vier zählen, die am 28. Januar über ihren Kontostand zum erlauchten Kreis der 18 Starter zählen.
Fünfter ohne freie Fahrt wurde Vorjahrssieger Hooker Berry, was dem knackigen Fuchs bestens gemundet haben dürfte. Rang sechs ging nur eine Woche nach Platz drei im GNT-Finale an Stablemate Ganay de Banville vor dem aus dem „Bretagne“ qualifizierten Hussard du Landret, für den es in erster Linie darum ging, sich mit Yoann Lebourgeois anzufreunden: Sein Trainer Bénoît Robin verzichtet wegen Rückenproblemen darauf, ihn im Amérique zu steuern. Völlig uninspiriert war der Auftritt der beiden Doppel-Millionäre Hohneck und Etonnant, die vom Start bis ins Ziel einträchtig im hinteren Drittel aufeinander aufpassten.
Stimmen
Björn Goop: „Ich weiß, dass Izoard Védaquais ein harter Brocken ist, darum hab ich mich von ihm ziehen lassen, so lange es ging. Mein Pferd hat wie immer alles gegeben. Er ist unkompliziert, hat das Herz, die Moral eines wahren Champions - man muss ihn einfach mögen. Mitte der Zielgeraden dachte ich für einen Moment, wir würden bezwungen, aber dann hat er sich noch mal bravourös zusammengerissen.“
Håkan Arvidsson (Besitzer, Züchter und Mädchen für Alles): „Er war grandios, muss für den Amérique aber noch besser werden. Ich denke, dort werden wir alles riskieren, und er wird erstmals rundum barfuß und mit Zugwatte laufen. Bislang ist er ja mit fester Ohrenkappe unterwegs.“
Benjamin Rochard, der Izoard Védaquais trotz des haarscharfen Finishs wohltuend wenig anfasste: „Mitte der Zielgeraden hat sich Izoard wieder voll reingehängt. Hätte ich ihn härter gefordert, hätte es vielleicht für den Platz ganz oben gereicht. Aber auch so kann ich zufrieden sein - der Schritt in den Amérique ist gelungen.“
Nicht wirklich überrascht war François Lagadeuc über Gu d’Héripré: „Er war ja schon als Achter des Prix de Bretagne nicht so schlecht - das war erst der zweite Auftritt nach neun Monaten Pause. Die heutige Vorstellung lässt hoffen, dass er sich doch noch mal voll und ganz findet.“
Das Rätselraten um Etonnant geht hingegen in die nächste Runde. „Daheim ist er frisch und munter. Auf Reisen verliert er an Gewicht und dehydriert. Das begann mit dem USA-Trip und hat sich fortgesetzt. Trotz aller Mühen der Veterinäre konnten wir die wahre Ursache bis heute nicht finden“, gestand Richard Westerink, „wir haben einige Kleinigkeiten geändert, doch gebracht hat’s offensichtlich nichts.“
Prix du Bourbonnais (Gruppe II int., vier- bis zehnj. Hengste und Stuten)
2850 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. San Moteur 12,0 Björn Goop 30
6j.br. Hengst von Panne de Moteur a.d. Aung San Suu Kyi von Ready Cash
Be: Håkan Arvidssons AB & Mitbes.; Zü: Håkan Arvidsson & Mitzü.; Tr: Björn Goop
2. Izoard Védaquais 12,0 Benjamin Rochard 99
3. Gu d’Héripré 12,0 François Lagadeuc 920
4. Ampia Mede SM 12,1 Franck Nivard 48
5. Hooker Berry 12,1 Nicolas Bazire 110
6. Ganay de Banville 12,2 Jean-Michel Bazire 115
7. Hussard du Landret 12,3 Yoann Lebourgeois 110
8. Eric the Eel 12,3 Franck Ouvrie 300
9. Elvis du Vallon 12,5 Mathieu Mottier 440
10. Hokkaido Jiel 12,7 David Thomain 85
11. Hanna des Molles 12,8 Alexandre Abrivard 1340
12. Etonnant 13,0 Anthony Barrier 210
13. Diable de Vauvert 13,0 Tony Le Beller 1160
14. Hohneck 13,4 Gabriele Gelormini 200
15. Flamme du Goutier 13,8 Théo Duvaldestin 1650
16. Evaluate 21,1 Gabriel Angel Pou Pou 1660
Sieg: 30; Richter: Kampf Kopf - k.Kopf - ½ - 1 - 1 - 1½ - 2½ Längen; 16 liefen (NS Horsy Dream / Erkältung; Galiléo Bello)
Zw-Zeiten: 12,4/1350m - 11,9/1850m - 12,5/2350m
Wert: 54.000 - 30.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.200 Euro
Stallions: Panne de Moteur – Bird Parker – Coktail Jet – Ganymède – Booster Winner
Trainer: Goop – Allaire – Souloy – Souloy – Bazire
Video: https://www.youtube.com/watch?v=a12kCUOYtp4
Qualifiziert für den Prix d’Amérique 2024:
Hussard du Landret – Hooker Berry – Hokkaido Jiel (Prix de Bretagne)
San Moteur – Izoard Védaquais – Gu d‘Héripré (Prix du Bourbonnais)
Mademoiselle Zuverlässig im Glück
Am 19. November war die Generation 2020 nach Männlein und Weiblein getrennt in den Prix Pierre Plazén und Guy Deloison um je 120.000 Euro zu Werke gegangen. Im Prix Ready Cash um 200.000 Euro traf man sich gemeinsam hinterm Auto, folglich über 2.100 Meter wieder.
Das Ende der in furiosem Tempo gelaufenen Partie dürften Trainer William Bigeon und Eigner Joël Séché mit einem lachenden und weinenden Auge registriert haben: Deutlich vor dem Rest hatten ihre King Opera und Kana de Beylev die Plätze eins und zwei samt 140 „Mille“ praktisch in der Tasche. Ein Gruppe-I-Sieg macht sich selbst bei einem Eric Raffin immer gut auf der Visitenkarte, von dem dahingehend weniger gesegneten Benjamin Rochard ganz zu schweigen.
Und so beharkten sich die Beiden „zum Schutz der Wetter“ Aug‘ in Auge - mit fatalen Folgen: 50 Meter vorm Ziel kam der „King“, der seine Stallgefährtin bergan durch die Außenspur gezogen hatte, aus dem Takt, womit eine Prämie futsch war. Natürlich war das der Sieg für die ungemein zuverlässige Express-Jet-Tochter, die nur bei zwei ihrer 20 Auftritte eine rote Karte gesehen, aber acht erste und sechs zweite Plätze sowie 566.600 Euro ergattert hat.
Nicht übermäßig „amused“ dürfte auch Philippe Allaire über ihr männliches Alter ego Koctel du Dain gewesen sein - bzw. dessen Startplatz. Die „1“ war wie befürchtet das entscheidende Manko für den zweifachen klassischen Sieger, dem die wie die Teufel losfegenden Fiftyfour (2) und Edy Girifalco Gio (3), der sich Ende der Startgeraden durchsetzte, das Heft des frühen Handelns aus der Hand nahmen.
Voller Pep war auch East Asia (5) dabei, die jedoch mal wieder wie Kristal Josselyn im Galopp aus der ersten Kurve flog. Für den Anstieg sicherte sich Schwedens erstmals mit Björn Goop verbandelter Uppfödningslöpning-Sieger und Kriterium-Zweite Fiftyfour bei weiterhin horrender Pace das Kommando, während King Opera wie erwähnt Kana de Beylev durch die zweite Spur schleppte und gar auf dem dritten Gleis Krack Time Atout, Koctel du Dain und Katchina de Simm ihr Heil versuchten.
200 Meter vorm Ziel war Fiftyfour von der Bigeon-Bande gestellt, die den Sieg unter sich ausfocht. Der vier Längen zurück folgende Koctel du Dain vermochte im hautengen Kampf um die besseren Prämien Fiftyfour knapp zu überlaufen, wurde aber von den aus dem Hintertreffen brillant spurtenden Katinka du Mochel und Kobayashi um Platz zwei und drei abgefangen.
„Was für ein verrücktes Jahr“, strahlte Rochard, mit 173 Saisonsiegen in Reiten und Fahren die Nummer fünf der französischen Kombi-Rangliste. „Ich denke, Kana de Beylev ist auf dieser Distanz am besten aufgehoben. Natürlich haben wir vom perfekten Verlauf profitiert. King Opera hat uns großartig geführt; aus dessen Windschatten hat sie toll beschleunigt. Ohne Kings Fehler wären wir wohl Zweite geworden“, fuhr der 27jährige fort, der mit dem elften Gruppe-Triumph der laufenden Saison im „Attelé“ seinen ersten Klassiker unter Dach und Fach brachte; im Reiten hat er seine diesbezügliche „Maidenschaft“ bereits 2019 mit Gangster du Wallon abgelegt.
Prix Ready Cash (Gruppe I int., dreij. Hengste und Stuten )
2100m Autostart, 200.000 Euro
1. Kana de Beylev 10,9 Benjamin Rochard 118
3j.br. Stute von Express Jet a.d. Dina de Beylev von Ready Cash
Be: Joël Séché; Zü: Ec. du Haras de L’Epinay; Tr: William Bigeon
2. Katinka du Mouchel 11,0 Clément Duvaldestin 360
3. Kobayashi 11,1 Franck Nivard 230
4. Koctel du Dain 11,1 David Thomain 28
5. Fiftyfour 11,1 Björn Goop 58
6. Kabaka de Guez 11,2 Nicolas Bazire 1010
7. Edy Girifalco Gio 11,2 Giampaolo Minnucci 650
8. Ksar 11,3 Matthieu Abrivard 160
9. Energy King Gar 11,8 Franck Ouvrie 1580
10. Krack Time Atout 11,8 Paul-Philippe Ploquin 140
11. Katchina de Simm 11,9 François Le Brun 960
12. Kara Pou Rafal 11,9 Emmanuel Allard 2300
Kapitano de Source dis.r. Gabriele Gelormini 480
Kristal Josselyn dis.r. Jean-Michel Bazire 130
King Opera dis.r. Eric Raffin 48
East Asia dis.r. Alexandre Abrivard 420
Sieg: 118; Richter: Kampf 1 - 1½ - k.Kopf - k.Kopf - ½ - k.Kopf - 1 Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 06,9/600m - 09,6/1100m - 10,7/1600m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.youtube.com/watch?v=dCMwkuOpqi4
Ihren zweiten Treffer in Folge setzte Reinier Feelders‘ wie am 1. Dezember von Eric Raffin vorgetragene Icone d’Avenir im mit dem Auto gestarteten Prix de Bussières für fünfjährige französische Stuten, die keine 99.000 Euro auf dem Konto hatten.
Der amtierende und wohl auch kommende „Sulky d’Or“ - derzeit führt er mit 20 Siegen vor Yoann Lebourgeois und 70 vor Alexandre Abrivard - verpasste der Niky-Tochter einen Run hinter Tempomacherin Irmyla de Sommaire und gewann im Einlauf rasch die Oberhand. Zwei Längen vor Idéale de Bonnefoi, der mit 4,8-fachen Odds zweiten Kraft des Wettmarkts, klapperten nach famosen 1:10,7/2100m 20.700 der ausgelobten 46.000 Euro in der Kasse der 34:10-Favoritin.