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Orsi Mangelli: Hinters falsche Pferd gesetzt

Der Orsi Mangelli 2020 ging an die zweite Gocciadoro-Farbe Bepi Bi © torinoggi.it
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Italien

(nn) Turin, Allerheiligen, Sonntag, 1. November 2020. Zum dritten Mal in Folge wurde der wie immer an Allerheiligen, einem der wichtigsten katholischen Feiertage Italiens, anstehende Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli nicht auf seinem angestammten Platz in Mailand entschieden. Allmählich wird das Ippodromo Vinovo in Turin zur Austragungsstätte der traditionsreichste Prüfung für „internationale” Dreijährige und so etwas wie deren heimliche Europameisterschaft mit in früheren Zeiten sogar nordamerikanischer Beteiligung.

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Alessandro Gocciadoro setzte im Finale auf's falsche Pferd

Schon vor der Coronakrise hatte sie viel von ihrem einst hehren Ruf, ihrer Anziehungskraft für auswärtige Kräfte verloren. Heuer nahm allein der reisefreudige Paul Hagoort die lange Reise über die Alpen in Kauf und stemmte sich mit durchwachsenem Erfolg gegen die heimische Übermacht: Während Kuyt F.Boko als Vorlauf-Sechster weder Geld noch einen der zehn Finalplätze ergatterte, wurde Wild West Diamant nach zwei „unmöglichen” Rennverläufen jeweils Vierter und kehrte mit 15.360 Euro heim.

Unterm Strich wurde der Klassiker wie im Vorjahr zum Schaulaufen für die Firma Gocciadoro, obwohl der 45-jährige aus der Nähe von Parma nur zwei seiner fünf Aspiranten - Babirussa Jet musste gestrichen werden - ins Finale brachte, für das der Chef selbst auf den falschen seiner beiden Vorlaufsieger setzte.

Bis zur letzten Ecke sah es ganz nach einem wohlfeilen Doppeltreffer aus. Dort sprang ihm der hinter Zugmaschine Bepi Bi liegende Bubble Effe aus der Hand, so dass der Federico Esposito anvertraute „Stablemate“ gar nichts mehr zu fürchten hatte und sich leichtfüßig um drei Längen zum neunten Sieg aus 14 Versuchen absetzen konnte. Nach Rang drei im Derby Italiano hinter Bleff Dipa und Blackflash Bar, für den es 92.400 Euro gegeben hatte, machte er zum zweiten Mal Riesenkasse und hat für seine Zuchtstätte, die weltberühmte Scuderia Biasuzzi, nunmehr 251.530 Euro angeschafft.

Hatte Axl Rose im Vorjahr den Rennrekord auf 1:11,3 gedrückt, so schlug der Donato-Hanover-Sohn mit 1:11,7 nicht weit entfernt davon an, und auch Holger Ehlerts aus dem Hut gezauberter Derby-Sieger Bleff Dipa bewies mit zwei Ehrenplätzen, dass der Triumph im Blauen Band keine Eintagsfliege war.

Finale

Ganz nach Plan lief’s für die beiden Gocciadoro-Streiter. Kaum hatte Bubble Effe (3) die Nase vorn, wartete Gocciadoro auf seine zweite Waffe Bepi Bi (4) und überreichte ihr widerstandslos den Staffelstab. Blendend war auch Bengurion Jet aus Startreihe zwei abgekommen und landete in der Todeslage, was Marco Smorgon gar nicht schmeckte. Er trat gnadenlos auf die Bremse und stellte die direkt dahinter liegende Balsamine Font vor unüberwindliche Probleme; sie sprang sich nach wenigen 100 Metern um Kopf und Kragen.

Dafür konnte sich Robin Bakker diesmal nicht beschweren, innen eingebaut zu sein: Mit Wild West Diamant (6) blieb ihm die Todesspur - kein Vergnügen bei dem kernigen Tempo, das Esposito anzettelte, um beim nur im dritten Paar außen untergekommenen Bleff Dipa (5) alle Gelüste auf frühe Attacken im Keim zu ersticken. 600 Meter vorm Pfosten blies Roberto Vecchione zum Generalangriff, doch war der Weg durch Spur drei kein Zuckerschlecken.

Bei der finalen Tempoverschärfung stand Bubble Effe plötzlich auf verlorenem Posten und warf das Handtuch im Galopp, so dass Bepi Bi mit fünf Längen Vorsprung auf die Zielgerade bog. Das reichte allemal gegen Bleff Dipa, der nur noch zwei Längen wettmachte, jedoch ähnlich viel Luft zu Holger Ehlerts zweiter Kanone Bonneville Gifont (von Varenne) hatte, der sich locker auf Platz drei einschoss. Wild West Diamant raufte wie ein Löwe und hielt sich für die vierte Prämie Bristol CR um einen „Kopf“ vom Leib.

Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Finale - (Gruppe I int., Dreijährige)
1600m Autostart, 259.600 Euro
1.    Bepi Bi    11,7    Federico Esposito    18*
    3j.br. Hengst von Donato Hanover a.d. Lorraine Bi von Lemon Dra
    Be / Zü: Az.Agr. Biasuzzi Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2.    Bleff Dipa    12,1    Roberto Vecchione    22
3.    Bonneville Gifont    12,7    Antonio Velotti    242
4.    Wild West Diamant    12,9    Robin Bakker    152
5.    Bristol CR    12,9    Gaetano di Nardo    727
6.    Barolo Roc    13,3    Andrea Farolfi    57**
7.    Bengurion Jet    13,7    Marco Smorgon    334
    Balsamine Font    dis.r.    Santo Mollo    57**
    Bubble Effe    dis.r.    Alessandro Gocciadoro    18*
    Bolero Gar    dis.r.    Pietro Gubellini    309
*, ** jeweils Stallwette
Sieg: 18 (Stallwette); Richter: überlegen 3 - 3½ - 1½ - Kopf - 2 - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeit: 12,7/1000m
Wert: 108.560 - 51.920 - 28.320 - 14.160 - 9.440 und 47.200 Euro Züchterprämie

Batteria A

Pech und Glück lagen dicht beieinander für Deutschlands Derby-Sieger Wild West Diamant, der als mäßiger Beginner mit der „1“ schlecht beraten war und ruckzuck nach hinten entsorgt wurde von den auf Sprintprüfungen gedrillten Italienern. Teuflisch schnell begann Belzebu‘ Jet, hinter dem sich Bonjovi MMG und Bepi Bi einsortierten, den Alex Gocciadoro jedoch bereits ausgangs der ersten Kurve nach außen beorderte.

Wesentlich besserte sich die Lage für Robin Bakker dadurch nicht, denn für die Schlussrunde war Bepi Bi vorn und Wild West Diamant wieder nur innerer Vierter. Es sollte noch schlimmer kommen für den Muscle-Hill-Sohn. Als er hinten herum in Spur zwei aktiv werden sollte, kam ihm der durchweg auf dem Sprung liegende, krass nachlassende und letztlich galoppierende Bigbusiness Arc als Prellbock entgegen. Bis er diese Klippe in dritter Spur umschifft hatte, waren außen Balsamine Font, Bonjovi MMG und Banderas Bi um einiges enteilt.

An eine für die Startplatzauslosung wichtige gute Platzierung war da schon nicht mehr zu denken für den Deutschen, mit dem sich Bakker nur noch darauf konzentrierte, das Finale zu erreichen - und dafür hatte er reichlich Massel. An der letzten Ecke knickte der an zweiter Stelle lauernde Belzebu‘ Jet urplötzlich ein. Mit Mühe konnte Vincenzo Luongo einen Sturz vermeiden und riss Bonjovi MMG mit ins Galopp-Verderben.

Den sich locker auf drei Längen absetzenden Bepi Bi kümmerte das alles nicht, auch die Plätze zwei und drei gingen sehr übersichtlich an Balsamine Font und Bonneville Gifont. Um eine halbe Länge rackerte sich Wild West Diamant an Bengurion Jet ins Finale, ohne dass Bakker ihn über Gebühr strapazierte.

Vorläufe: 1600m Autostart, 22.000 Euro
Wert: 9.200 - 4.400 - 2.400 - 1.200 - 800 sowie 4.000 Euro Züchterprämie
Die besten Fünf qualifizieren sich fürs Finale.
Batteria A (Premio Vittorio Guzzinati)
1.    Bepi Bi    11,8    Alessando Gocciadoro    14
    3j.br. Hengst von Donato Hanover a.d. Lorraine Bi von Lemon Dra
    Be / Zü: Az.Agr. Biasuzzi Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2.    Balsamine Font    12,1    Santo Mollo    110
3.    Bonneville Gifont    12,4    Antonio Velotti    52*
4.    Wild West Diamant    12,7    Robin Bakker    39
5.    Bengurion Jet    12,8    Marco Smorgon    230
6.    Banderas Bi    13,6    Roberto Vecchione    52*
    Belzebu’ Jet    dis.r.    Vincenzo Luongo    120
    Bigbusiness Arc    dis.r.    Andrea Guzzinati    372
    Bonjovi MMG    dis.r.    Giampaolo Minnucci    237
*Stallwette
Sieg: 14; Richter: überlegen 3 - 2 - 2½ - ½ - 6 Längen; 9 liefen (NS Babirussa Jet)

Batteria B

Keine Probleme mit dem Rennverlauf, dafür mit der Klasse der Gegner hatte Bakkers zweite Waffe Kuyt F.Boko, der hinter Derby-Sieger Bleff Dipa und Boltigeur Erre im dritten Paar außen unterkam, sich in der höllisch schnellen Endphase nicht verbessern konnte und als Sechster alle leisen Endlaufträume begraben musste.

Die hitzige Oaks-Siegerin Betta Zack steckte die Nase sofort in Front, überging sich vorm ersten Bogen und machte so den Weg zur Spitze frei für Trainingskamerad Bubble Effe. Der führte ganz bequem vor Bolero Gar, Barolo Roc und dem bei verschärfter Pace nach einer Runde den Kontakt verlierenden Bristol CR, der dann doch noch mal das Gebiss annahm und sich Platz fünf sicherte, sowie Baresi Effe.

Was Mitte der Zielgeraden schwer nach dem siebenten Treffer des Derby-Vierten roch, wurde eine ganz knappe Kiste: Ganz ohne Widerrede wollte sich Bleff Dipa als Triumphator des Blauen Bandes nicht abbürsten lassen. Roberto Vecchione nahm den Mister-JP-Sohn kräftig ins Gebet und kam Zentimeter um Zentimeter näher - so nah, dass der Zielrichter die Fotografie zu Rate zog, die einen hauchdünnen Vorteil für den von Alessandro Gocciadoro gerade noch rechtzeitig aufgemunterten Bubble Effe auswies.

Batteria B (Premio Giuseppe Guzzinati)
1.    Bubble Effe    12,2    Alessandro Gocciadoro    25
    3j.br. Hengst von Nesta Effe a.d. New York Effe von Cantab Hall
    Be: Scud. Pink & Black Srl; Zü: Scud. Gardesana; Tr: Alessandro Gocciadoro
2.    Bleff Dipa    12,2    Roberto Vecchione    30
3.    Bolero Gar    12,6    Pietro Gubellini    154
4.    Barolo Roc    12,8    Santo Mollo    95
5.    Bristol CR    13,1    Gaetano di Nardo    214    
6.    Kuyt F.Boko    13,3    Robin Bakker    139    
7.    Baresi Effe    13,4    Federico Esposito    214
8.    Belen Hall Fas    14,5    Antonio di Nardo    231
9.    Boltigeur Erre    14,7    Andrea Farolfi    207
    Betta Zack    dis.r.    Andrea Guzzinati    38
Sieg: 25; Richter: Kampf k.Kopf - 3 - 2 - 2½ - 1½ - 1 Länge; 10 liefen

Die Youngster beim großen Check-up

Erstmals standen Italiens Zweijährige auf dem ganz großen Prüfstand; im Finale des nach Geschlechtern getrennten Gran Premio ANACT ging es für sie um jeweils 154.000 Euro. Obwohl aus je vier Vorläufen in Neapel, Rom, Treviso und Turin nur die Besten um die großen Pötte streiten durften, wurde reichlich gesprungen. Gerade mal fünf der elf „Fillies“ und sieben der zwölf jungen Herren erreichten das Ziel ohne Veto der Rennrichter.

Nichts zu meckern gab’s bei den Signorinas für Trainer Tiberio Cecere, der vier seiner fünf Damen blendend eingestellt hatte und ganz im Gocciadoro-Stil die Schecks eins, drei, vier und fünf abräumte; lediglich die wie Connie Francis, Calypso Roc, Cleopatra Caf und California Grim in der Anfangsphase gesprungene C’est moi Bi musste er als Totalausfall abschreiben. Seine zuvor bei sämtlichen vier Versuchen unbezwingbare Caramel Club war am Ende turmhoch überlegene Ware und baute ihr Konto auf 97.400 Euro aus.

Vincenzo-Piscuoglio dell’Annunziata schwang mit der 18:10-Favoritin das Zepter vor Coco Mil, Cometa Fas, Chris Evert Treb und Crystal Pan, ließ Trainingsgefährtin Candy Bar für die Schlussrunde nach vorn und wechselte in der „ultima curva“ nach außen. Candy Bar hatte ihre Schuldigkeit als Lokomotive getan, baute krass ab und ergatterte endlos zurück nur deswegen die kleinste Prämie, weil im Eifer des Gefechts um die Plätze Cometa Fas aus dem Rhythmus geriet und vom übervollen Sünderturm grüßte.

Die Zielgerade war die große Bühne für Caramel Club, die sieben Längen voraus in 1:14,2 davon stolzierte. In die Phalanx der Cecere-Schwadron vermochte einzig Crystal Pan einzubrechen, die, lange am Ende des verbliebenen Sechserpulks auszumachen, vom Rest den besten Durchzug hatte.

Kamen die Favoritenwetter bei den Stuten auf ihre Kosten (oder auch nicht), so hatten sie an den „Maschi“ mächtig zu schlucken. Schon am oder kurz nach dem Start erwischte es Condor Bar, Cosmo Spritz und Corazon Bar, verloren Conquistador Bi, Ciccioriccio Jet und Cresus di Poggio bei dem Durcheinander ungezählte Meter. Mit Carofan Can enterte ein gerade mal mit zwei dritten und einem vierten Platz aufwartender Varenne-Sohn vor Charmant de Zack und Cris Mail die Kommandobrücke und ließ sich nach 700 Metern von Condor Pasa Gar ablösen, der bei fünf Versuchen nur einmal verloren hatte.

Alles im Lot also für die Anhänger des gemeinsam mit Condor Bar bei 15:10 gehandelten Readly-Express-Sohns, der an der letzten Ecke im Galopp ausfiel - kurz zuvor hatte im Hintertreffen Conquistador Bi und Ciccioriccio Jet das gleiche Schicksal ereilt - und damit einer Überraschung Tür und Tor öffnete. Kaum hing der Himmel für den tapfer durch die Todesspur ackernden Chuky Roc voller Geigen, als es Cris Mail noch einen Tick besser konnte.

Für sagenhafte 1.624:10 schlug der außerhalb Italiens völlig unbekannte Gabriele Quarneti mit dem Varenne-Sprössling zu, der mit gar nicht mal so schlechten Formen in die Hauptstadt des Piemont gekommen war: Ein Sieg, drei zweite, zwei vierte Ränge, 14.660 Euro aus sechs Engagements lasen sich so schlecht nicht für den Hengst, der für des Trainers eigene Kasse läuft und mit dem Donnerschlag um 64.400 Euro reicher wurde.

Gran Premio ANACT (Gruppe I nat., Zweijährige)
1600m Autostart, 154.000 Euro
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000  Euro Züchterprämie
Stuten
1.    Caramel Club    14,2    Vincenzo-P. dell’Annunziata    18
    2j.br. Stute von The Bank a.d. Noémi Sidoli von Uronometro‘
    Be: Sc. Giovi Srl Soc. Agricola; Zü: All. Club Sas di Dubini & C. Pravettoni; Tr: Tiberio Cecere
2.    Crystal Pan    15,3    Edoardo Bacalini    2500
3.    Chris Evert Treb    15,4    Andrea Guzzinati    1000
4.    Coco Mil    15,6    Edoardo Loccisano    36*
5.    Candy Bar    15,8    Giuseppe-Pietro Maisto    36*
    Calypso Roc    dis.r.    Santo Mollo    34
    Cleopatra Caf    dis.r.    Andrea Farolfi    125
    Cometa Fas    dis.r.    Antonio di Nardo    555
    California Grim    dis.r.    Roberto Vecchione    454
    Connie Francis    dis.r.    Alessandro Gocciadoro    87
    C’est moi Bi    dis.r.    Antonio Greppi    714
*Stallwette
Sieg: 18; Richter: überlegen 7 - 1½ - 1½ - 1½ Längen; 11 liefen (NS Circe SL)

Hengste & Wallache
1.    Cris Mail    14,7    Gabriele Quarneti    1624
    2j.br. Hengst von Varenne a.d. Piuma d‘Amore von Faliero As
    Be / Tr: Gabriele Quarneti; Zü: Scud. Scaf 50
2.    Chuky Roc    14,8    Santo Mollo    94
3.    Charmant de Zack    15,0    Marco Smorgon    85
4.    Carofano Can    15,5    Lorenzo Baldi    k.E.
5.    Country Gial    15,9    Antonio Greppi    5686
6.    Cresus di Poggio    18,3    Massimo Barbini    k.E.
7.    Condor Bar    22,0g    Ferdinando Minopoli    15*
    Condor Pasa Gar    dis.r.    Mario Minopoli jr    15*
    Cosmo Spritz    dis.r.    Andrea Farolfi    30
    Corazon Bar    dis.r.    Antonio di Nardo    102
    Conquistador Bi    dis.r.    Alessandro Gocciadoro    236
    Ciccioriccio Jet    dis.r.    Antonio Silvestro    568
*Stallwette
Sieg: 1624; Richter: sicher 1½ - 1 - 3 - 2½ Längen; 12 liefen