Orsi Mangelli: Gocciadoro total!
Turin, Allerheiligen, Freitag, 1. November 2024. Im Gegensatz zum Derby Italiano del Trotto, das er nach vielen vergeblichen Anläufen erst 2023 mit Expo Wise As erstmals als Fahrer gewinnen konnte, hatte Alessandro Gocciadoro, der Mann, der seit nunmehr sieben Jahren Traber-Europa auf fast allen Kanälen gnadenlos rockt, den Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli schon dreimal an seine reich geschmückte Fahne geheftet.
Die seit 1944 ausgetragene inoffizielle Europameisterschaft der Dreijährigen, die in früheren Zeiten auch schon mal US-Amerikaner wie Hambo-Sieger Malabar Man nach Italien gelockt hat, wird seit 2018 nicht mehr in Mailand, sondern auf dem ebenfalls 1.000-Meter-Oval von Turin-Stupinigi stets an Allerheiligen, einem der wichtigsten katholischen Feiertage, entschieden.
Heuer sorgten drei „Trotteurs français” sowie Patrick Maleitzkes Bumblebee S für mehr oder weniger sehenswerte internationale Farbtupfer. Gocciadoro ließ sich dadurch nicht im Mindesten aus dem Erfolgsstrich bringen, schrieb sich nach Vitruvio (2017), Axl Rose (2019) und Expo Wise As (2023) zum vierten Mal auf dem Scudetto ein und klinkte sich zwischen Vorläufen und Finale des „großen“ Orsi Mangelli als kleine Zwischenmahlzeit auch die Filly-Abteilung mit Funny Gio ein.
Damit rächte sich der Mann aus Noceto für die Niederlagen im Derby bzw. den Oaks del Trotto und nahm aus den vier Läufen des Klassikers 225.235 Euro mit nach Hause. Dazu hier und da noch ein bisschen Kleingeld aus dem Rahmenprogramm rundeten den sonnigen Nachmittag des unbestrittenen „Campione“ ab.
Zufrieden dürfe auch Jocelyn Robert das Bordbuch zugeklappt haben. Für das „sportliche Abenteuer meines Lebens“ hatte er für Lovino Bello extra auf das mit 120.000 Euro auch nicht eben kleinlich dotierte Gipfeltreffen mit den französischen Altersgefährten in Vincennes‘ Prix Victor Regis verzichtet. Platz zwei im Vorlauf, „Bronze“ im Finale - um 32.335 Euro sowie erstklassige Kritiken reicher konnte der Village-Mystic-Sohn erhobenen Hauptes die Hauptstadt des Piemont verlassen.
Endlauf: Derby-Revanche die Zweite
Wie im Vor- kam Lovino Bello auch im Endlauf von der „3“ prima in die Hufe. Deutlich eiliger hatten es jedoch Floy di Girifalco (5) und Fortunadrago Font (6), die sich in dieser Reihenfolge vor Ferahan As (1) und Little Brown (8) an die Spitze setzten und Eric Raffin damit vor First of Mind (2) und Felipe Roc (10) auf den Todessitz verbannten.
Gocciadoros Schlachtplan ging exakt auf: Einer seiner vier Musketiere vorn - da konnte er den Schalter auf der Tribünengeraden auf „volle Kraft voraus“ umlegen und den am Start aus allen harten Scharmützeln herausgehaltenen Falco Killer Gar (4) Richtung Spitze schicken, wo der Varenne-Sohn nach 500 Metern ankam.
Felipe Roc löste Lovino Bello als äußeren Anführer ab und stellte Raffin damit nach einer Runde vor die taktische Herausforderung, ihn umschiffen zu müssen, sollte Falco Killer Gar nicht allzu leichtes Spiel haben. Das hatte der Sohn des großen Varenne dann doch: Als Gocciadoro ihm den Kopf freigab, legte er sofort drei Längen zwischen sich und die Verfolger und konnte von diesem Vorsprung bis zum Pfosten ganz bequem leben.
Lovino Bello hatte genug damit zu tun, für Platz drei Fortunadrago Font und Ferahan As abzuwimmeln. Mehr drauf hatte Gocciadoros zweite extrem scharfe Waffe First of Mind, der bis auf eine halbe Länge auflief, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben, den „Stablemate“ zu kippen.
Der hievte mit Sieg Nummer neun aus 14 Engagements seinen Kontostand auf 333.857 Euro und verfehlte mit 1:11,6 den Rennrekord des ebenfalls von Gocciadoro gecoachten Axl Rose nur um 0,3 Sekunden.
Für Varenne, der selbst 1998 hinter dem von Jos Verbeeck gesteuerten US-Amerikaner Conway Hall und dem Dänen C Töj Frökjær Dritter geworden war, war es nach Zarenne Fas der zweite Titel als Stallion.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Finale - (Gruppe I int., Dreijährige)
1600m Autostart, 256.300 Euro
1. Falco Killer Gar* 11,6 Alessandro Gocciadoro 32
3j.br. Hengst von Varenne a.d. Zuwara Gar von Maharajah
Be: Scud. Regina Horses; Zü: Allev. Garigliano & Scud. Indal Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. First of Mind* 11,7 Roberto Vecchione 28
3. Lovino Bello 12,3 Eric Raffin 23
4. Fortunadrago Font 12,4 Enrico Bellei 639
5. Ferahan As 12,4 Mario Minopoli jr 145
6. Fly Top 12,6 Antonio Simioli 2130
7. Floy di Girifalco 13,0 Gennaro Riccio 440
8. Felipe Roc 13,4 Santo Mollo 1278
Fil EK dis.r. Pietro Gubellini 98
Little Brown dis.r. Gabriele Gelormini 304
*Vorlaufsieger
Sieg: 32; Richter: sicher ½ - 4 - 1 - ½ - 1 - 3 - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeit: 12,5/1000m
Wert: 107.175 - 51.260 - 27.935 - 13.965 - 9.325 und 46.640 Euro Züchterprämie
Stallions: Varenne – Face Time Bourbon – Village Mystic – Quite Easy – Maharajah
Trainer: Gocciadoro – Gocciadoro – Robert – Bellei – Minopoli
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6364086950112
Batteria A
Bestens zurecht mit den für ihn ungewohnten Bedingungen kam Lovino Bello in Vorlauf 1, der durch die Nichtstarter Far West Bi und Flash NP nur sechs Kombattanten am Ablauf sah. Während Frankie LJ im gestreckten Galopp begann, fegte Jocelyn Roberts erstmals seit dem Triumph im Critérium des 3 Ans am 14. September wieder antretender Schützling von Rampe „1“ los, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes geübt.
Hinter ihm parkte Felipe Roc (6) vor First of Mind (3), Fil EK (5) und Fly Top (8) ein. Für die Schlussrunde beorderte Roberto Vecchione den ihm erstmals anvertrauten Derby-Sieger auf den Todessitz. Fil EK und Fly Top machten diesen „Move“ mit. An der Reihenfolge änderte sich lange nichts, noch eingangs der Zielgeraden sah alles danach aus, als hielte der unwiderstehliche Eric Raffin die Fäden bombensicher in der Hand.
Dann kam First of Mind auf Touren und fing ihn sehr sicher um eine Dreiviertellänge ab, ohne dass beide Chauffeure ihre Partner ausstaubten. Eine Länge dahinter schlug Fil EK zu „Bronze“ an, wogegen die ebenfalls das Finale erreichenden Felipe Roc und Fly Top recht deutlich distanziert waren.
Batteria B
Auch in Batteria B galt: Alles, was die 1.600 Meter fehlerfrei bewältigte, durfte im Finale grande noch mal ran. Schon vor dem „Ab“ war Frankie Bar ein Totalausfall; im ersten Bogen folgte ihm Fantastica Doda, die es sich dort gerade im Rücken des von der „3“ in Front gefetzten Fargo Wise As bequem gemacht hatte, an den Sünderturm, und eine halbe Runde später war es der mit 20 Metern Vorsprung führende hitzige Schützling Vincenzo Luongos, der sich überging und „Rot“ sah.
Damit waren nach 800 Metern die Karten grundsätzlich neu gemischt: Die Führung bekam Fortunadrago Font (2) vor Floy di Girifalco (9) geschenkt, außen wetzte Falco Killer Gar (6) vor Ferahan As (5), Little Brown (7) und Feldenkrais Pal, der als Langsamstarter die „1“ überhaupt nicht nutzen konnte, das Messer.
Im Einlauf war Alex Gocciadoro mit dem Derby-Dritten rasch auf der sicheren Seite. Ganz außen machte Robin Bakker mit Feldenkrais Pal Meter um Meter wett und hatte Platz zwei praktisch schon in der Tasche, als der bullige Trixton-Sohn 20 Meter vor der Linie aus dem Tritt kam und durchs Ziel sprang. Platz zwei ging so um Haupteslänge an Ferahan As vor dem zweiten Franzosen Little Brown, der sich noch vor einer Woche im Prix Victor Regis ebenfalls zu Platz drei durchgebissen hatte.
Vorläufe: 1600m Autostart, 22.000 Euro
Die besten Fünf qualifizieren sich fürs Finale.
Batteria A (Premio Giuseppe Guzzinati)
1. First of Mind 13,3 Roberto Vecchione 20
3j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Peace of Mind von Uronometro
Be: Comiantale Srl, IT; Zü: Leonardo Cecchi, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Lovino Bello 13,4 Eric Raffin 22
3. Fil EK 13,5 Pietro Gubellini 57
4. Felipe Roc 13,9 Santo Mollo 299
5. Fly Top 14,4 Antonio Simioli 194
Frankie LJ dis.r. Alessandro Gocciadoro 71
Sieg: 20; Richter: sicher ¾ - 1¼ - 3 - 4 Längen; 6 liefen (NS Far West Bi, Flash NP)
Zw-Zeit: 15,5/1000m
Wert: 9.200 - 4.400 - 2.400 - 1.200 - 800 sowie 4.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6364080476112
Batteria B (Premio Vittorio Guzzinati)
1. Falco Killer Gar 12,3 Alessandro Gocciadoro 18
3j.br. Hengst von Varenne a.d. Zuwara Gar von Maharajah
Be: Scud. Regina Horses; Zü: Allev. Garigliano & Scud. Indal Srl; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Ferahan As 12,6 Mario Minopoli jr 583
3. Little Brown 12,6 Gabriele Gelormini 102
4. Floy di Girifalco 12,8 Gennaro Riccio 194
5. Fortunadrago Font 13,2 Enrico Bellei 213
Frankie Bar dis.r. Marco Stefani 460
Fargo Wise As dis.r. Vincenzo Luongo 119
Fantastica Doda dis.r. Santo Mollo 30
Feldenkrais Pal 2.gdZ. Robin Bakker 44
Sieg: 18; Richter: leicht 2 - Kopf - 2 - 3 Längen; 9 liefen
Zw-Zeit: 13,6/1000m
Wert: 9.200 - 4.400 - 2.400 - 1.200 - 800 sowie 4.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6364082080112
Funny Gio: Oaks-Revanche die Erste
Nur kurz währte die Hoffnung der deutschen Enthusiasten, Bumblebee S könne in der 88.000 Euro wertvollen Stutenabteilung ihre mausgrauen Formen Lügen strafen. Die Party war kaum angepfiffen, da waren die Robin Bakker anvertraute Maleitzke-Stute und Fort Washakie im Galopp „out“.
Wie ihr Landsmann Lovino Bello nutzte Philippe Allaires Französin Lush Life die „1“ zum rasanten Flug an die Spitze vor Francy Caf (2), Follow Me (3) und Freccia Laksmy (8). Die eigentliche Unterhaltung spielte sich außen ab, wo Fragola di No (6) zunächst vor Follia d’Esi (4) auf dem Todessitz Platz nahm und nach 500 Metern von Fenice del Ronco (5) bedrängt wurde.
An die wollte sich Alex Gocciadoro koppeln, doch wenig gentlemanlike schob ihn Marco Stefani in Spur vier an die ganz frische Luft, wo die Vierte der Oaks del Trotto durch den zweiten Bogen bleiben musste. Erst als Follia d’Esi sich zur äußeren Anführerin aufgeschwungen hatte, ging’s für die Face-Time-Bourbon-Tochter hinter Fenice del Ronco und Fragola di No in zweiter Spur verdeckt weiter.
150 Meter vorm Ziel geriet Lush Life unter gehörigem Druck aus dem Rhythmus - perdü alle Chancen auf eine der fünf Prämien. Trotz des unterwegs immensen Aufwands kannte Funny Gio keine Müdigkeit und kämpfte, nur mit den Händen gefahren, Oaks-Siegerin Follia d’Esi zum Dank für den unfreundlichen Empfang eine Runde zuvor um einen „Hals“ nieder.
Es war der zehnte Erfolg aus 15 Versuchen für die Braune, die sich auch schon mit dem starken Geschlecht erfolgreich gezaust hat und nun bei 322.160 Euro angekommen ist. Mit 1:11,6 markierte sie nach Daughter As, die 2022 1:11,5 benötigt hatte, die zweitschnellste Siegzeit in diesem Klassiker.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Filly - (Gruppe II int., dreij. Stuten)
1600m Autostart, 88.000 Euro
1. Funny Gio 11,6 Alessandro Gocciadoro 17
3j.br. Stute von Face Time Bourbon a.d. Amazing Gio von Royalty for Life
Be: Scud. Cominatale Sas; Zü: Scud. Bivans (Antonio Somma); Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Follia d‘Esi 11,6 Marco Stefani 25
3. Fenice del Ronco 11,8 Santo Mollo 308
4. Francy Caf 12,0 Vincenzo-P. dell‘Annunziata 213
5. Freccia Laksmy 12,6 Alberto Garruto 687
6. Fantastic Gio 12,8 Eric Raffin 336
7. Fragola di No 12,8 Francesco Facci 237
8. Fan Idole VF 12,8 Pietro Gubellini 560
Lush Life dis.r. Gabriele Gelormini 78
Funny Girl dis.r. Enrico Bellei 240
Fenicia As dis.r. Andrea Guzzinati 657
Bumblebee S dis.r. Robin Bakker 756
Follow me Love dis.r. Cesare Ferranti 360
Fort Washakie agh. Giuseppe de Filippis 687
Sieg: 33; Richter: sicher ½ - Hals - 1 - 1 - 2½ - 1 Länge; 14 liefen
Zw-Zeit: 12,1/1000m
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 sowie 16.000 Euro Züchterprämie
Stallions: Face Time Bourbon – Ringostarr Treb – Maharajah – Nad Al Sheba – Maharajah
Trainer: Gocciadoro – Baroncini – Gocciadoro – Ehlert – Ehlert
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6364087775112