Offenbarung im "Jugendpreis"
(nn) Jägersro, Samstag, 23. November 2019. Zum achten Mal in diesem Jahr war Jägersro, die kombinierte Galopp- und Trabrennbahn im Südosten Malmös, Gastgeber fürs V75-Peloton, das es trotz eines aus der Vorwoche rührenden Jackpots von rund 18 Millionen Kronen nicht schaffte, einen Umsatz in neunstelliger Höhe zu requirieren: Bei 96 Millionen Kronen stoppte das Zählwerk der ATG.
Vor gerade mal 2.612 „Gezählten“ vor Ort stand mit dem Svenskt Uppfödningslöpning der renommierteste und am üppigsten ausstaffierte Vergleich für die Zweijährigen im finanziellen Mittelpunkt. 1,4 Millionen Kronen Preisgeld gab’s auf sechs Posten verteilt zu verdienen, und weil alle zehn Aspiranten, die sich aus den beiden Vorläufen am 5. November qualifiziert hatten - Mizita Sound und Born Winner hüteten krankheitsbedingt die Boxe -, für die Premiechansen nominiert waren, musste der Veranstalter letztlich das Doppelte löhnen.
Die beiden überzeugenden Vorlaufsieger Armani Degato und Global Badman waren zwar durchweg die Protagonisten der 1640 Meter kurzen Aufgabe, doch lief ihnen im entscheidenden Moment einer den Rang ab, der keinen seiner vorigen vier Auftritte hatte gewinnen können. Revelation wurde seinem Namen im bislang wichtigsten Match seiner kurzen Karriere sehr gerecht und offenbarte sich der Ehre als kleiner Bruder des 18 Millionen Kronen schweren On Track Piraten würdig, der in Traberschweden bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund. Aus dem ersten „Crop“ von Prix-d’Amérique-Sieger Readly Express stammend, machte er zugleich für seinen prominenten Vater mächtig Reklame und bescherte seinem Trainer und Fahrer Per Nordström den zweiten Eintrag auf der seit 1926 geführten Ehrentafel. Der Jägersroer hatte bereits 2012 mit der Stute Denim Boko die Nase ganz vorn.
Lange deutete auf den zweiten Coup des 52-jährigen nichts hin. Erik Adielsson nutzte mit Armani Degato die „1“, ließ sich von der Pole Position nicht verjagen und zog in bestechender Manier vor dem an ihm klebenden A Good Point (9) seine Bahn. 1:09,6 für die ersten 500 Meter waren eine glasklare Ansage, die den 500 Meter durch die dritte Spur ackernden und erst dann auf den Todessitz vor Global Badman und Fire Piston herunterkommenden Gordon Brodde Ende der Überseite vor sehr massive Probleme stellte. Der „Badman“, aus fünf Versuchen viermal als „Winner“ in den Stall gekommen, musste früher als geplant aus der Deckung und begann, sich den weiterhin stramm marschierenden Armani zur Brust zu nehmen.
Vorbei kam er trotz aller Mühen nicht. Das war Revelation vorbehalten, mit dem sich Nordström im Mittelfeld klug aus allem Geplänkel herausgehalten hatte. Der Immer stärker werdende Hengst lief den beiden Kampfhähnen ganz locker Rang eins und zwei ab. Drei Längen voraus wurde er in 1:13,4 - zügiger waren nur Denim Boko 2012 (1:12,9), Coin Perdu (2016; 12,7) und Global Welcome (2017; 13,1) gekürt worden - auf einen Hieb um 1,4 Millionen reicher und hat nun 1.480.900 SEK auf der Abrechnung fürs erste Rennjahr stehen.
„Ich bin meinem Pferd überaus dankbar und freue mich vor allem für Per Holst, der seit ewigen Zeiten Rennpferde besitzt und endlich einen großen Wurf gelandet hat. Revelation war heute grandios. Alles lief, wie man es sich nur erträumen kann, und der Hengst, der ursprünglich bei Kajsa Frick im Stall gestanden hat und im September 2018 von Per gekauft worden ist, hat perfekt mitgespielt“, jubelte Nordström, „nach dem frühen Patzer von Fire Piston (ausgangs der ersten Kurve/Anm.d.Red.) lag ich hinter Global Badman ideal, und der hat mich brav mitgezogen. 300 Meter vorm Ziel hatte ich ein bombiges Gefühl“, das den derzeit 27 Schützlinge betreuenden Trainer nicht getäuscht hat.
Svenskt Uppfödningslöpning (Gruppe I nat., Zweijährige)
1640m Autostart, 1.400.000 SEK*
1. Revelation 13,4 Per Nordström 279
2j.hlbr. Hengst von Readly Express a.d. Monrovia von Rite On Line
Be: T & T Project Management Konsulting KB (Per Holst); Zü: Lars Andersson & Roger Karlsson; Tr: Per Nordström
2. Armani Degato* 3. Global Badman* 4. Castillo 5. Global Benchmark 6. A Good Point 7. Karl May Boko 8. Gordon Brodde 9. Only Cash O.C. 10. Fire Piston |
13,7 Erik Adielsson 13,8 Daniel Wäjersten 14,8 Carl Johan Jepson 14,8 Johan Untersteiner 14,8 Kevin Oscarsson 14,9 Örjan Kihlström 16,5 Joakim Lövgren 16,7 Kim Eriksson 18,0g Stefan Söderkvist |
51 33 451 707 168 30 82 1167 115 |
*Vorlaufsieger
Sieg: 279; Richter: leicht 3 - ½ - 6 - Kopf - Hals; 10 liefen (NS Mizita / Verletzung; Sound Born Winner / schlechte Blutwerte)
Zw-Zeiten: 09,6/500m - 12,4/1000m - 15,6/letzte 500m
Wert: 700.000 - 350.000 - 175.000 - 87.500 - 52.500 - 35.000 SEK*
*durch die Premiechansningen, für die alle Finalisten nominiert waren, werden sämtliche Geldpreise verdoppelt
„Uffes“ Glanzfahrt
Sorgte Revelation bei 279er Odds für ein mittleres Toto-Beben, das die V75-Gemeinde kräftig zauste, so war auch der Sieg Velvet Gios in der an Lars Gustafssons bei einem Autobrand ums Leben gekommenem Meadow Prophet erinnernden Gulddivisionen nicht erwartet worden. Offensichtlich scheint sich der in Italien geborene, dort nie gestartete Nad-Al-Sheba-Sohn in Jägersro besonders wohl zu fühlen, hatte er sich doch vor vier Wochen mit dem Triumph im C.L.Müllers Memorial, für den es 400.000 Kronen gab, höchst nachdrücklich in Schwedens oberster Spielklasse zu Wort gemeldet. Mit der „10“ in die zweite Reihe verbannt, bewies Ulf Ohlsson eiserne Nerven und verharrte im dritten Paar außen hinter Tae Kwon Deo und Racing Mange, aber vor Calvin Borel und Slide so Easy, bis Racing Mange 600 Meter vorm Ziel zum Sturm auf den seit der ersten Kurve vor Mindyourvalue W.F. und Shadow Gar führenden Global Trustworthy blies.
Dieser, noch Mitte der Zielgeraden mit zwei Längen im Vorteil, kam deftig unter die Räder und ergatterte im allgemeinen Gewusel um Rang zwei gerade mal Platz fünf. Nichts mit den vier sich messerscharf bekriegenden Koryphäen am Hut hatte Velvet Gio, der um zwei Längen an der Meute vorbei zum zehnten Sieg flitzte, der so leicht und locker ausfiel, dass er der Beginn einer langen Fahnenstange sein könnte. Ähnlich fetzig zog auf den finalen 200 Metern Slide so Easy durch, was dem Zweiten des International Trot von letzter Stelle hauchdünn hinter Mindyourvalue W.F. und der unverwüstlichen Shadow Gar Platz vier bescherte. Conrad Lugauers unscheinbarer Calvin Borel holte sich die kleinste Prämie vor Weltenbummler Dreammoko und Tae Kwon Deo, der nach dem Ritt durch die Todesspur von allen schwer aufs Kreuz gelegt wurde.
Meadow Prophets Minne - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 409.500 SEK
1. Velvet Gio 11,8 Ulf Ohlsson 78
5j.br. Wallach von Nad Al Sheba a.d. Mind Wise As von Lemon Dra
Be: Stall Skepparkroken AB; Zü: Scud. Bivans Srl, IT; Tr: Magnus Dahlén
2. Mindyourvalue W.F. 3. Shadow Gar 4. Slide so Easy 5. Global Trustworthy 6. Racing Mange 7. Calvin Borel 8. Dreammoko 9. Tae Kwon Deo Angle of Attack Justice Ås |
12,1 Robert Bergh 12,1 Kevin Oscarsson 12,1 Flemming Jensen 12,1 Jorma Kontio 12,2 Joakim Lövgren 12,5 Conrad Lugauer 12,6 Carl Johan Jepson 12,7 Adrian Kolgjini dis.r. Erik Adielsson dis.r. Peter Untersteiner |
149 323 180 24 47 627 210 86 142 460 |
Sieg: 78; Richter: leicht 2 - ½ - k.Kopf - Kopf - ½ - 3 Längen; 11 liefen (NS Speedy Foxy Vicane / Hufgeschwür)
Zw-Zeiten: 09,9/500m - 11,8/1000m - 12,1/1500m - 11,9/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Gut gerüstet…
für den anspruchsvollen Weg Richtung Vincennes ist Campo Bahia. Das ist die Erkenntnis nach dem überlegenen Triumphzug des Muscle-Hill-Sprösslings durch den Johan Jacobssons Minneslopp, einen Vergleich für Drei- und Vierjährige, bei dem die Jüngeren die 2140 Meter weite Reise mit 20 Meter Vorsprung beginnen. Nach einem Sicherheitsstart ging Conrad Lugauer mit dem Crack der Münchner Besitzerfamilie Berchtold nach 600 Metern in die Vollen und fraß aus siebenter Position Gegner um Gegner. Bei dem Zug des Muskelprotzes war Johan Untersteiner mit Co-Favorit Guzz Mearas bestens beraten, dem Sieger des Königspokals keinen Stein in den Weg zu legen beim Griff nach der Spitze. Nach einer Runde war die Wachablösung perfekt und es erfolgte eine Demonstration der Stärke, wie sie nachdrücklicher nicht hätte sein können.
Lugauer ließ den an einer frühen Galoppade und einem Halsinfekt gescheiterten Derby-Favoriten, der auch für die geplante Satisfaktion im Europachampionat der Vierjährigen krankheitsbedingt hatte absagen müssen und dem im zweiten Halbjahr so ziemlich alles gegen den hoffnungsvollen Strich gegangen war, marschieren, dass es eine Augenweide war. Vier, fünf, sechs Längen - der Vorsprung des aus lediglich elf Auftritten siebenfachen „Winners“ wuchs in rasender Geschwindigkeit. Im Ziel waren es fünf Längen, die ihn vom chancenlosen Zweiten Guzz Mearas trennten und um 150.000 Kronen reicher machten - ein Klacks bei 3.954.500 Kronen, die er zuvor eingesammelt hatte.
Der schwedische Mitteldistanz-Bänderstartrekord für vierjährige Hengste von 1:12,3 war eine echte Ansage der 15:10-Bank, dessen Ziel des Pariser Winters das Critérium Continental am 22. Dezember ist. Ob er im Prix d’Amérique starten würde, sollte er sich dafür als Sieger qualifizieren, wurde Lugauer gefragt. „Das hängt von vielen Faktoren ab. Geplant sind eher leichtere Jahrgangsaufgaben, bei denen sich ebenfalls ordentlich Geld verdienen lässt. Der Amérique könnte auch ein Jahr später kommen. Heute war er geradezu magisch drauf.“
V75-1 (3- & 4j.): V75-2 (Klass II): V75-3 (Klass I): V75-4 (2jähr.): V75-5 (Brons): V75-6 (Guld): V75-7 (Silver): |
Campo Bahia / Conrad Lugauer Imagine Boko / Robert Bergh Franklin Face / Erik Adielsson Revelation / Per Nordström Chapuy / Åke Lindblom Velvet Gio / Ulf Ohlsson Martin de Bos / Peter Ingves |
15 52 40 279 121 78 51 |
Umsatz V75: 95.804.525 SEK
1. Rang: 229,9 Systeme à 174.828 SEK
2. Rang: 909 SEK
3. Rang: 79 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 1.421.200 SEK