Neunter Streich mit Autorität

Vincennes, Freitag, 16. Februar 2024. Was die Klassen-Einteilung anbelangt, stand der Spätnachmittag im Zeichen der einheimischen Kavallerie. Im Prix Paul Bastard, der chronologisch letzten der drei Gruppe-Examina, ging’s für elf Satteltraber der Generation 2019 über 2.700 Meter um 120.000 Euro.
Er entpuppte sich nach den frühen Fehlern von Jewelcandle Fac und Joy For Us, denen die Wetter noch am ehesten zugetraut hatten, ihm ein Bein stellen zu können, zeitig als gemähte Wiese für Favorit Jean Balthazar, dem Benjamin Rochard im Windschatten des unermüdlichen Tempomachers Jérobaom d’Erable einen perfekten Run servierte.
Als am Ende des Anstiegs Jubilé Prior mit Sattel-Debütantin Jeegha Pride im Schlepptau außen vorrückte und sich in dritter Spur auch Jewelcandle Fac noch mal bemerkbar machte, dirigierte Rochard den Alto-de-Viette-Sohn vorsorglich in die zweite Gefechtslinie. Schienen ihm eingangs der Zielgeraden Jeegha Pride und Jubilé Prior ernsthaft auf den Zahn fühlen zu können, so brauchte der Aufsteiger der Saison 2023 seinen Partner nur von der Ohrenkappe zu befreien.
Jean Balthazar legte einen kernigen Gang zu und setzte sich auf 3½ Längen zum neunten Sieg aus 35 Versuchen ab, mit dem er zum Halbmillionär wurde: Genau 548.720 Euro hat er seinen Besitzern Sandrine Loncke und Pierre-Antoine Petit nun schon ins Sparschwein getrabt - keine schlechte Rendite für den im September 2020 in Caen für 20.000 Euro an Land gezogenen Burschen.
Weil Jeegha Pride und Jubilé Prior ihre vielversprechende Attacke nicht ganz durchstanden, wurde Jéroboam d’Erable doch noch mit „Silber“ und 30.000 Euro knapp vor Jus de Fruit belohnt.
„Mein Hengst ist seit Monaten in bestechender Form, ja ich finde, er verbessert sich von Start zu Start. Der heutige Parcours war ideal, und er war wieder höchst präsent. Das muss man ausnutzen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir ihn in zwei Wochen am 2. März im Prix des Centaures wiedersehen werden. Vielleicht geht er erst mal ins Haras du Pays d’Auge zum Decken. Dann könnte der Prix de Normandie Ende Juni das Fernziel sein, in dem es über 3.000 Meter geht“, blickte Pascal Castel voraus und bekannte, es sei für einen kleinen Trainer wie ihn nicht einfach, Pferde dieses Kalibers in Training zu bekommen.
Rochard gestand: „Ab Mitte des Schlussbogens hatte ich einige Probleme, überhaupt einen Vorsprung herauszuholen. Doch sowie er gerade steht, geht er richtig vorwärts. Wir haben davon profitiert, dass einige Champions seiner Generation aus dem einen oder anderen Grund im Seitenaus stehen.“
Prix Paul Bastard - Monté - (Gruppe II nat., fünfj. Stuten & Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Jean Balthazar 12,9 Benjamin Rochard 27
5j.br. Hengst von Alto de Viette a.d. Dynamite des Vaux von Saxo de Vandel
Be: Sandrine Loncke; Zü: S.A.S. Normandie Trot; Tr: Pascal Castel
2. Jéroboam d’Erable 13,2 David Thomain 110
3. Jus de Fruit 13,2 Adrien Lamy 150
4. Jade de Castelle 13,3 Eric Raffin 230
5. Jeegha Pride 13,3 Mathieu Mottier 51
6. Jubilé Prior 13,4 Aurélien Desmarres 400
7. Jalisco Fligny 13,9 Anthony Barrier 930
8. Jewelcandle Fac 14,6g Damien Bonne 44
Joy For Us dis.r. Guillaume Martin 71
Jalna de Touchyvon dis.r. Paul-Philippe Ploquin 480
Jade de Blary dis.r. François Lagadeuc 750
Sieg: 27; Richter: leicht 3½ - ½ - 2 - Hals - 1½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 14,0/1200 - 14,0/1700m - 13,6/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-16/7500/5
Der Apfel dicht beim Stammbaum
Knapp vier Monate nach ihren Sulky-Kollegen, für die das erste halbklassische Stündlein am 20. Oktober, also noch während des Herbst-Meetings, geschlagen hatte, war die Generation 2021 erstmals unterm Sattel um Gruppe-III-Ehren engagiert. 13 Demoiselles wollten im Prix Holly du Locton an Teile der ausgelobten 60.000 Euro, von denen sich Libertine Djob, Lili Dry, Let Me Shine Gio und Listentothemusic erstmals in diesem Metier versuchten.
Bis auf Libertine Djob, die als Fünfte endlos abgehängt am Zielrichter vorbeischlich, spielten sie keine Rolle, als es ans Abrechnen ging. Speziell von den beiden Reichsten hatten die „turfistes“ deutlich mehr erwartet, doch Let Me Shine Gio wurde nach einem Fehler nach 600 Metern im Hintertreffen liegend angehalten, und Listentothemusic hatte trotz eines Runs im dritten Paar innen nichts zuzusetzen, als die Musik einen schnelleren Takt verlangte, und sprang eingangs der Zielgeraden.
Da war die vom Fleck weg dominierende Lio Renka bereits überlaufen von der sie ständig triezenden Lyzia des Agets, die aber auch nicht nach Hause kommen sollte. Die letzten 200 Meter waren ein Schaulaufen der Favoritin Little Orélie, die Mathieu Mottier delikat im Windschatten Lyzia des Agets verstaut hatte.
Aus der exzellenten Lage setzte sich das achte Fohlen der fast 500.000 Euro schweren Orélie de Retz, die sich 2006 mit den Lorbeeren des Prix des Centaures geschmückt hatte, in verheißungsvoller Manier auf 4½ Längen ab und blieb somit auch beim zweiten Sattel-Engagement unbezwungen, womit das Konto der für die Farben ihres Züchters laufenden Braunen sich auf 50.370 Euro mehr als verdoppelte.
Weitere acht Längen dahinter hatte Lalyly Bey alle Hufe voll zu tun, Platz drei gegen die gut auf Touren kommende Liza Normande festzuhalten.
„Übers gesamte Rennen hatte ich immer Ressourcen. Heute war sie klar die Beste - ich hoffe, dass dies so lange wie möglich so bleibt. Ich freue mich sehr für den Besitzer. Im Rennen geht sie weit über das hinaus, was sie im Training zeigt. Ihr Fahrplan ist klar umrissen: die Monté-Halbklassiker für die Stuten“, kommentierte Mottier. Der nächste steht am 22. März mit dem Prix Ali Hawas an.
Prix Holly du Locton - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Little Orélie 14,0 Mathieu Mottier 28
3j.br. Stute von Feeling Cash a.d. Orélie de Retz von First de Retz
Be / Zü: Luc Vanderhaegen; Tr: Mathieu Mottier
2. Lyzia des Agets 14,4 Paul-Philippe Ploquin 130
3. Lalyly Bey 15,0 François Lagadeuc 440
4. Liza Normande 15,1 Nathalie Henry 170
5. Libertine Djob 15,8 Thibaut Dromigny 790
6. Lio Renka 15,9 Benjamin Rochard 120
7. Lara du Lerré 16,0 Florian Desmigneux 310
8. Lectina 16,2 Anthony Barrier 200
Let Me Shine Gio agh. Eric Raffin 41
Listentothemusic dis.r. David Thomain 64
Lily Dry dis.r. Damien Bonne 330
Laurene de Bailly dis.r. Guillaume Martin 630
Lexie de Banville dis.r. Adrien Lamy 160
Sieg: 28; Richter: überlegen 4½ - 7 - k.Kopf - 9 - ½ - 2 - 2 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 13,0/1200m - 13,7/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-02-16/7500/1
Deutlich langsamer gingen eine Stunde später neun Herren der Schöpfung im Prix Edouard Marcillac zu Werke, obwohl sich die beiden Gemeinten fast von der ersten Sekunde an stets rund vier Längen vor den von Lucky Cristal angeführten Verfolgern beharkten.
Richard Westerinks Modellathlet Luxor de Villabon hatte innen die besseren Karten, war jedoch machtlos, als Lucky Sibey ausgangs der Schlusskurve zum finalen Showdown bat. Trotz der Mehrarbeit hatte im Duell der beiden Etonnant-Kinder Eric Raffins Schützling bereits deutlich die Oberhandi, als Luxor de Villabon die Anstrengungen mit einer Galoppade quittierte und damit komplett aus der Wertung flog.
Der bislang ausschließlich im Monté-Gewerbe eingesetzte Lucky Sibey kam turmhoch überlegen elf Längen voraus zum zweiten vollen Erfolg seiner aus fünf Starts bestehenden Laufbahn, die vorläufig bei 58.110 Euro stoppte. Vom folgenden Trio war Love And Sun hauch dünn vor Lussabeau und Leandro de Mer der Beste.
„Er hat genau das getan, worum ich ihn gebeten habe - das ist schon mal prima“, war Raffin zufrieden, der sich zum fünften Mal in diese Siegerliste eintrug. „Für Lucky Sibey geht’s stetig voran. Nun bekommt er erst mal ein paar Wochen Pause. Im Halbklassiker am 22. März (Prix Félicien Gauvreau/Anm. d. Red.) werden wir ihn wieder auf die ‚Straße‘ schicken“, pflichtete ihm Jean-Michel Baudouin bei, für den dies als Trainer die 27. Siegerehrung des Winter-Meetings war - neuer Rekord für den 51-jährigen. Zugleich war dies der erste Gruppe-Erfolg eines Etonnant-Nachkömmlings.
Prix Edouard Marcillac - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Hengste & Wallache)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Lucky Sibey 15,4 Eric Raffin 31
3j.br. Hengst von Etonnant a.d. Urtica Lotoise von Jade Bocain
Be: Jean-Marc Freyssenge; Zü: S.C.E.A. Elevage Sibey; Tr: Jean-Michel Baudouin
2. Love And Sun 16,5 David Thomain 66
3. Lussabeau 16,5 Guillaume Martin 280
4. Leandro de Mer 16,6 Benjamin Rochard 120
5. Lucky Cristal 17,1 Paul-Philippe Ploquin 600
6. Lotus Zen 17,2 Jean-Yann Ricart 530
7. Lucas 18,6 Arthur Rebèche 160
Luxor de Villabon dis.r. Anthony Barrier 21
Loop Janeiro dis.r. Antonin André 350
Sieg: 31; Richter: überlegen 12 - k.Kopf - 1¼ - 5 - 2 Längen; 9 liefen (NS Lukas d’Oliverie)
Zw-Zeiten: 15,5/1200m - 15,7/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro