Nachmittag der jungen Kavallerie

Vincennes, Donnerstag, 16. Februar 2023. Finanziell ganz im Zeichen der einheimischen trabenden Kavallerie, die drei Gruppe-Prüfungen vor der Brust hatte, stand das Acht-Rennen-Menü auf dem Plateau de Gravelle, wobei dem Veranstalter wie im Jahr zuvor den Hauptgang bis zum Ende aufgespart hatte.
Im Prix Paul Bastard, der chronologisch letzten der Gruppe-Examina, ging’s für nur acht Satteltraber der Generation 2018 über 2.700 Meter um 120.000 Euro. Er gipfelte im Hattrick des heute im Sattel unbezwingbaren Alexandre Abrivard, der den nicht immer trabwilligen Inshore zähmte und damit kurz vor einem neuen Meeting-Rekord steht (siehe unten). Knapp zur Favoritin erkoren die „turfistes“ mit Idéale du Chêne die Reichste des kleinen Lots, aus dem sich die erstmals auf diesem Niveau aktive und ob je drei erster und zweiter Monté-Plätze ordentlich nachgefragte Izarra Most rasch im Galopp empfahl.
Im Bogen von Joinville fiel die behäbig wie fast immer in die Gänge gekommene Inès des Rioults um rund 40 Meter zurück und büßte alle Chancen ein, in die Phalanx der großen Drei einzubrechen. Von denen verpasste Paul-Philippe Ploquin seiner Stute ein exzellentes Match im Rücken von Taktgeberin Irina de Bailly, sah zu, wie nach einem Kilometer Inshore das Zepter an sich riss, schritt am Fuß des Anstiegs zur Tat und übernahm selbst das Sagen, womit Ina du Rib der äußere Fahrtwind um die braune Nase wehte.
Gentlemanlike setzte sich Inshore ab dem Gipfel vor sie und spendierte ihr Windschatten, was der Uhlan-de-Val-Tochter jedoch nichts nützte im Bemühen, den im Vorjahr von Stallkameradin Hirondelle du Rib gewonnenen Titel zu verteidigen. Auch wenn sie nur um zwei Längen den Kürzeren zog, lag die Entscheidung einzig zwischen Idéale du Chêne und Inshore, wobei sich Abrivard früh des Sieges sicher war.
Er fasste den „Karo einfach“ ohne Check und Zaumkulissen aufgebotenen Hengst aus Zucht und Besitz seines Vaters nicht einmal ernsthaft an und schaukelte ihn seelenruhig in „Bazire-Manier“ mit Kopf-Vorsprung an der zähen Widersacherin vorbei zum achten Sieg aus 21 Versuchen, der den Real-de-Lou-Sohn auf 266.450 Euro brachte. Weit hinter den großen Drei schnappte sich Inès des Rioults den vierten Scheck.
„Das war die schwierigste Nummer des Tages, denn wir mussten einige Unsicherheiten ausbügeln. Neulich (am 18. Dezember/Anm.d.Rd.) hat er eine derart katastrophale Vorstellung gegeben, dass wir uns etwas einfallen lassen mussten. Wenn er einen guten Tag hat, ist er ein Bomber“, strahlte der Dominator, der erstmals in seiner Laufbahn im Monté-Gewerbe drei Gruppe-Rennen an einem Tag auf seine Kappe brachte.
Prix Paul Bastard - Monté - (Gruppe II nat., fünfj. Stuten & Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Inshore 12,8 Alexandre Abrivard 43
5j.br. Hengst von Real de Lou a.d. Beauté Winner von Késaco Phédo
Be / Zü / Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Idéale du Chêne 12,8 Paul-Philippe Ploquin 27
3. Ina du Rib 13,0 Jean-Loïc Claude Dersoir 34
4. Inès des Rioults 13,7g Benjamin Rochard 91
5. Irina de Bailly 13,9 Mathieu Mottier 240
6. Icare des Valois 14,4 Camille Levesque 180
7. India Song 14,6 Nathalie Henry 610
Izarra Most dis.r. David Thomain 130
Sieg: 43; Richter: sicher Kopf - 2 - 8 - 3½ - 6 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 13,6/1200 - 12,4/1700m - 13,0/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-16/7500/6
Monté-Jugend erstmals um Gruppe-Ehren
Fast vier Monate nach ihren Sulky-Kollegen war die Generation 2020 unterm Sattel erstmals um Gruppe-III-Ehren gefordert. Die zuerst engagierten acht Herren der Schöpfung hatten im Prix Edouard Marcillac über die Sprintdistanz bis auf zwei Ausnahmen wenig mit dem Zuchtziel gemein, und die mussten sich nach vollbrachter Tat noch einer Gangartüberprüfung stellen.
Beim Eindrehen wählte Klemperer den falschen Ton, wenig später fielen King Stallion und Kipling Iron aus, und im Bogen von Joinville erwischte es Klairon de Tillard und Kado Shining. Killer Victory hechelte dort schon rund 25 Meter hinter den wie ein Zweigespann dahinrauschenden Kifil de Bussy und Kimbo Berry her und baute den Rückstand bis ins Ziel kontinuierlich auf rund 80 Meter aus. Fürs Tempo war Kifil de Bussy verantwortlich, für den sich die Umschulung vom Attelé aufs Monté bislang als Gold wert entpuppt hatte.
Nach acht Sulky-Auftritten, von denen zwei Ehrenplätze die besten und drei rote Karten die schlechtesten Resultate waren, war der Boccador-de-Simm-Sohn von François Lagadeuc zu Loris Garcia gewechselt, der ihm einen Sattel auflegte und Alexandre Abrivard verpflichtete. Das Ergebnis war frappant: zwei Starts, zwei Siege, 41.400 der 61.020 Euro eingesackt - und so sollte es weitergehen.
Einen kurzen Schwächemoment bügelte der wie ein Modellathlet daherkommende Braune bzw. sein Reiter geschickt aus und watschte den kurz Morgenluft witternden Kimbo Berry um vier Längen ab. Bei der berechtigten „Enquête“ offenbarte sich, dass beide Wackelkandidaten gerade so die drohende Disqualifikation vermeiden konnten, so dass das Ergebnis „aufm Platz“ bestehen blieb; ein Sieg Killer Victorys hätte endgültig für eine Farce gesorgt.
„Für Kifil war’s bereits der dritte Start in diesem Jahr, darum war er zu Beginn etwas angespannt. Das hat sich rasch gegeben. Am Ende hat er sich ein wenig hängen lassen und war unaufmerksam, aber da hatte er den Sieg schon in der Tasche. Er ist ein Guter“, formulierte Abrivard, und Garcia pflichtete ihm bei: „Ein Superpferd, das noch viel von sich reden machen wird.“
Prix Edouard Marcillac - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Hengste & Wallache)
2175m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Kifil de Bussy 14,5 Alexandre Abrivard 19
3j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Umsara von Kepler
Be: José Daviet; Zü: Jean-Paul Lemelletier; Tr: Loris Garcia
2. Kimbo Berry 14,9 Paul-Philippe Ploquin 38
3. Killer Victory 17,9 Jean-Loïc Claude Dersoir 680
Kado Shining dis.r. Alexis Collette 150
Kipling Iron dis.r. Yoann Lebourgeois 69
King Stallion dis.r. Adrien Lamy 74
Klairon de Tillard dis.r. Mathieu Mottier 290
Klemperer dis.r. Victor Saussaye 630
Sieg: 19; Richter: leicht 4 - 30 Längen; 9 liefen (NS Killer for Lova / lahm)
Zw-Zeiten: 11,7/675m - 12,5/1175m - 14,5/1675m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 (- 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-16/7500/2
Weil’s so schön war, legte Alex Abrivard eine Stunde später im Prix Holly du Locton nach - wieder nicht für den Herrn Papa Laurent-Claude, sondern diesmal für William Bigeon. Insgesamt boten die neun Ladys ein wesentlich ansehnlicheres Bild, denn sie verloren in der Anfangsphase mit Kalie d’Ursin, Kandissime und Kandora Bella lediglich ein Trio. Obwohl deutlich rapider unterwegs als die Herren, blieb bis zum 500-Meter-Pfosten ein Sextett dicht beisammen, das mit dem ersten Schritt von Karlita befehligt wurde.
Die hat eine ähnliche Vita wie Kifil de Bussy, trat mit zwei Siegen und einem Ehrenplatz in der geforderten Disziplin an und hatte vorm Wagen als Vierte bzw. Sechste weit weniger Meriten gesammelt. Dauerdrückerin Kiss Me Dompierre hatte 500 Meter vorm Ziel genug und entschwand in hintere Regionen, und auch was Kabaka de Guez als ihre „Ersatzspielerin“ anzettelte, erwies sich nur als Strohfeuer.
Auf der Zielgeraden machte sich die Schwarzbraune mit der frechen Schnippe überlegen von allen frei und schwang sich mit dem dritten Treffer ihrer kurzen Karriere auf 65.510 Euro. Vom zerpflückten Rest hielt sich die Carat-Williams-Tochter Kouba d’Ourville deutlich am besten.
„Sie erledigt ihre Sache sehr professionell. Ich würde sagen, Kifil ist mehr Pferd, doch Karlita hat eine herausragende Zeit erzielt, schafft mit ihrem großen Gangwerk enorm Boden und musste noch längst nicht alles aufdecken“, stellte ihr Alex ein erstklassiges Zeugnis aus.
Prix Holly du Locton - Monté - (Gruppe III nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Karlita 13,7 Alexandre Abrivard 19
3j.schwbr. Stute von Fabulous Wood a.d. Aventura von Goetmals Wood
Be: Joël Séché; Zü: Ec. Hunter Valley (Matthieu Millet); Tr: William Bigeon
2. Kouba d’Ourville 14,3 Damien Bonne 130
3. Kaleda Géma 14,5 Benjamin Rochard 64
4. Kabaka de Guez 15,1 Yoann Lebourgeois 66
5. Kelanie Lorraine 15,9 Paul-Philippe Ploquin 81
6. Kiss Me Dompierre 16,0 Antoine Voisin 570
Kandora Bella dis.r. Camille Levesque 86
Kandissime dis.r. Arthur Rebèche 370
Kalie d’Ursin dis.r. Antoine Dabouis 910
Sieg: 19; Richter: überlegen 6 - 3 - 6 - 8 - 1 Länge; 9 liefen (NS Kracline)
Zw-Zeiten: 09,0/675m - 11,2/1175m - 13,4/1675m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 (- 600) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-16/7500/4
Winter-Meeting für Raffin beendet
Auf seine Ritte und Fahrten verzichten muss mindestens in den nächsten vier Wochen Eric Raffin. Frankreichs Sulky d’Or war am Dienstag von einem Pferd in der Nierengegend getroffen worden, hatte an jenem Tag seine weiteren Engagements absagen müssen und sich wegen anhaltender starker Schmerzen am Mittwoch einer Röntgenuntersuchung unterzogen, die Frakturen der Querfortsätze an drei Lendenwirbeln offenbarte. Einzige Lösung ist Ruhe, und das für vier Wochen, so dass für den 41-jährigen das Winter-Meeting beendet ist.
Alex Abrivard auf Rekordkurs
Seine drei Treffer am Donnerstag waren bereits die Nummern 89 bis 91 des Winter-Meetings, womit er seine persönliche Hausmarke von 64 Siegen aus dem Vorwinter atomisierte. Neun „Spieltage“ vor Schluss pirschte sich der 29-jährige bis auf zwei Zähler an Eric Raffins Rekord heran, der im Winter 2019/2020 nach 93 Fahrten und Ritten auf dem Plateau de Gravelle zum Fototermin aufgekreuzt war.
Noch eine weitere Marke gerät allmählich ins Wackeln: 40 seiner 91 Meeting-Erfolge gelangen ihm im Trabreiten, womit er noch neun Siege von Philippe Masschaeles Rekord entfernt ist. Der Belgier, der den modernen, heute allgemein üblichen Stil entwickelt hat, kam im Winter 2004/2005 auf diese Zahl und hat mit seinen 119 Monté-Saisonsiegen von 2004 noch immer die meisten binnen eines Kalenderjahres herausgeritten.