Mit tollem Antrieb zu zwei Millionen
(mw) Åby, Samstag, 3. August 2019. 1936 erstmals ausgetragen, war der Åby Stora Pris lange Zeit Schwedens internationales Highlight schlechthin und das Pendant zum damals Weltruf genießenden Copenhagen Cup.
Von Solvallas Elitloppet, der dem Großen Preis der im Mölndal südlich von Göteborg gelegenen Piste ab den 1950er Jahren ganz allmählich den Rang ablaufen sollte, war zu jenem Zeitpunkt noch nicht einmal etwas zu ahnen.
Im Vorjahr wurden die Modalitäten zum x-ten Mal geändert: Seitdem haben die Kandidaten des auf vier Millionen Kronen aufgestockten Stora Pris nicht mehr wie seit 2005 zweimal 1640 Meter plus ein eventuelles Stichfahren der beiden Sieger vor der Brust, sondern dürfen 3140 Meter in einem Aufwasch erledigen. Zur Premiere hatte es einen geschichtsträchtigen Endkampf gegeben, den Propulsion um Haaresbreite gegen Readly Express gewonnen hatte. Der US-Amerikaner, nach dem Sieg beim UET-Masters-Finale bereits in Rente bzw. zur Decktätigkeit geschickt, dann unter sanftem Druck der Öffentlichkeit noch einmal angeworfen, hatte seither 4,5 Millionen Kronen gescheffelt, sein Konto auf deren 27 ausgebaut und notierte ungeachtet der knappen Niederlage im Åbergs Memorial zur glasklaren 14:10-Bank der V75-Wette.
Mit seinem „Mastermind“ Örjan Kihlström enttäuschte er die nur 4.076 Zuschauer vor Ort am ohnehin favoritenlastigen Tag kein Stück, zumal Startplatz „9“ über den weiten Weg auf einer Piste mit doppeltem Open Stretch taktisch viele Gestaltungsmöglichkeiten offen lässt. Aus dem Casting um die Regie, für das sich nach 200 Metern Milligan’s School vor Mindyourvalue W.F. und Pastore Bob durchsetzte, hielt sich der „Iceman“ wohltuend zurück und brachte seinen Crack hinter dem einzigen echten Gast Carat Williams sowie Reckless fast ideal im dritten Paar außen unter. Ihm folgten Explosive Merlot, Makethemark und Copenhagen-Cup-Sieger Handsome Brad, innen bildete Jairo vor dem von seinem längeren Frankreich-Aufenthalt solche Monsterwege gewohnten Usain Henna und Cash Okay den Schwanz. Weil Gabriele Gelormini verständlicherweise keinen Grund sah, als äußerer Anführer Tempo zu fordern, hielt der Waffenstillstand dieser Formation fast 2½ Runden.
700 Meter vorm Pfosten wagte Ulf Ohlsson den ersten Schnupperkurs in Spur drei, und nun musste zwangsläufig auch Kihlström reagieren. 100 Meter später war Propulsion an der frischen Luft, an diesen Zweier-Zug koppelte sich Handsome Brad, und ab ging die nun deutlich wildere Post. Selbstverständlich hatten auch die vorderen Chargen genügend Power intus, so dass der Favorit aus der Frischluft-Linie nicht mehr wegkommen sollte. Das machte ihm kein Jota aus: An der letzten Ecke endgültig losgelassen, fielen die Würfel sofort und unmissverständlich. Ein zarter Peitschen-Tupfer Mitte der Zielgeraden - dort war er schon allein auf weiter Flur - erinnerte den Muscle-Hill-Sohn, das Match sei noch nicht ganz beendet. Der Rest war Schaulaufen zum souveränen 2½-Längen-Sieg in bei der regennassen Bahn erstklassigen 1:12,8 (Distanz-Weltrekord für Autostarts) vor Makethemark, Milligan’s School, Langstrecken-Aficionado Reckless und Handsome Brad. Drin der dicke Fisch auch für den zähen Kämpen Makethemark, dessen Steuermann Ulf Ohlsson der Erste war, der dem „Iceman“ nicht mit einem Shakehands, sondern einem Faust-an-Faust gratulierte.
„Ich bin stets aufs Neue beeindruckt, wie toll er noch immer trotz der extrem harten Schlachten, die er geschlagen hat, drauf ist. Schon beim Probestart war ich überrascht ob seiner Gehfreudigkeit. Obwohl’s im mittleren Abschnitt sehr betulich zuging, sorgte ich mich keinen Augenblick, es könne etwas schiefgehen. Auch auf der letzten schnellen Runde hatte ich stets die Hände enorm voll. Er ist einfach unglaublich. Überragend, wie Daniel und Ellinor (die Pflegerin) ihn über all die Jahre auf solch hohem Level gehalten haben“, sprudelte es aus Kihlström heraus, der die Zaumklappen zog, die Ohrenkappe jedoch drauf ließ. Daniel Redén ergänzte: „Dieses Pferd ist ein Geschenk für jeden Trainer. Er ist vielleicht nicht das beste Pferd aller Zeiten - für mich schon! -, aber eines der härtesten. Obwohl er viele krachend schwere Rennen auf dem Buckel hat“ (insgesamt steht der Achtjährige nun bei 73 Auftritten, von denen er 36 gewonnen hat, davon 52 / 28 unter Redéns Regie), „ist er heute nicht schlechter drauf als vor zwei Jahren!“ Traber-Schweden darf sich freuen: „Solange er diesen unbedingten Siegeswillen hat, werden wir weitermachen. Ich denke, sein Besitzer ist damit einverstanden.“
Åby Stora Pris- Gulddivisionen - (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
3140m Autostart, 4.000.000 SEK
1. Propulsion 12,8* Örjan Kihlström 14
7j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Danae von Andover Hall
Be: Stall Zet (Bengt Ågerup); Zü: Fredericka Caldwell & Bluestone Farms, US; Tr: Daniel Redén
Pflegerin: Ellinor Wennebring
2. Makethemark 3. Milligan’s School 4. Reckless 5. Handsome Brad 6. Mindyourvalue W.F. 7. Carat Williams 8. Jairo 9. Pastore Bob 10. Cash Okay 11. Usain Henna Explosive Merlot |
13,0 Ulf Ohlsson 13,1 Ulf Eriksson 13,1 Björn Goop 13,2 Carl Johan Jepson 13,2 Robert Bergh 13,3 Gabriele Gelormini 13,3 Joakim Lövgren 13,4 Johan Untersteiner 13,7 Erlend Rennesvik 13,7 Jörgen Westholm dis.r. Christoffer Eriksson |
152 79 230 290 617 117 532 486 1255 440 440 |
*Weltrekord
Sieg: 13; Richter: überlegen 2½ - 1 - 1¼ - ¾ - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,8/500m - 11,6/1000m - 13,4/1500m - 14,0/2000m - 11,5/letzte 500m
Wert: 2.000.000 - 1.000.000 - 500.000 - 240.000 - 160.000 - 100.000 SEK
SprinterMästaren von „j.w.d.“
„Der kann mal ein richtig Guter werden“, war „Ludde“ Kolgjinis Statement unmittelbar nachdem sein Sohn mit dem Amerikaner Tae Kwon Deo die Rivalen im Ragnar Thorngres Minne für Vierjährige richtig nass gemacht hatte. Dabei sah es lange nicht nach einem Teil- oder gar vollen Erfolg des Muscle-Hill-Sohnes aus, der „dank“ Startplatz „11“ durchweg den äußeren Laternenträger gab. Sein Vater hätte vermutlich bereits früh Programm gemacht, doch Adrian Kolgjini blieb cool bis ins Mark hinten und wartete auf die Lokomotiven Missle Hill und Zarenne Fas, die ihn ab 700 Meter vorm Pfosten peu à peu voran zogen. Ging es Tempomacher Patent Leather gleich zu Beginn der Zielgeraden deftig ans Leder - Frode Hamres bessere Chance landete deutlich zurück auf Rang sieben -, so hielt sein Satellit Zlatan sehr viel besser durch. Jedoch fehlten selbst Wundermann Alessandro Gocciadoro im Einlauf die Ingredienzien, um Italiens Derby-Sieger 2018 gegen den äußeren Ansturm zu wappnen. Streckte zunächst Missle Hill die Nase nach vorn, so konnte es der von Jerry Riordan trainierte Zarenne Fas noch einen Tick besser. Kolgjini junior saugte sich bis 200 Meter vorm Pfosten an den Varenne-Sohn und kippte ihn eher sicher denn nach Kampf mit einem Tae Kwon Deo, der immer mehr das erfüllt, was sich sein Umfeld bereits zwei- und dreijährig von ihm versprochen hat. 19. Start, sechster Volltreffer - allein in dieser Saison hat der Dunkelbraune 1.565.000 seiner 2.031.216 Kronen eingetrabt, wobei der Sieg im SprinterMästaren am 4. Juli der größte Einzelposten war.
Ragnar Thorngres Minne (int.,Vierjährige)
2140m Autostart, 505.500 SEK
1. Tae Kwon Deo 11,8 Adrian Kolgjini 47
4j.dklbr. Hengst von Muscle Hill a.d. Brigham Dream von Kaisy Dream
Be: Whap Capital AB & Lutfi Kolgjini AB; Zü: Deo Volente Farms, US; Tr: Adrian Kolgjini
2. Zarenne Fas 3. Missle Hill 4. Zlatan 5. MS Triple J 6. Borups Senator 7. Patent Leather 8. Mellby Glader 9. Roofie 10. Flight Dynamics 11. Thrust Control |
11,9 Rikard Skoglund 11,9 Örjan Kihlström 12,2 Alessandro Gocciadoro 12,3 Carl Johan Jepson 12,3 Kim Eriksson 12,5 Björn Goop 12,5 Robert Bergh 12,5 Johan Untersteiner 13,5 Per Lennartsson 14,2 Jorma Kontio |
51 47 48 78 1084 74 269 607 964 615 |
Sieg: 47; Richter: sicher Hals - Kopf - 3½ - ½ - Kopf; 11 liefen (NS Stoletheshow / in Behandlung)
Zw-Zeiten: 10,6/500m - 11,8/1000m - 11,9/1500m - 11,9/letzte 500m
Wert: 250.000 - 125.000 - 62.500 - 31.500 - 18.500 - 11.000 - 7.000 SEK
Gelohnt hat sich der Ausflug ins verregnete Mölndal für Rick Ebbinge, Jeroen Engwerda, Sigrid Velten und Bernie Johnstone. Sechs Tage nach dem Gewinn des 124. deutschen Traber-Derbys holten sie sich mit dem auch beim siebenten Start unbezwingbaren Velten Versailles das mit 250.000 Kronen belohnte Finale der Klass II. Von Beginn an kannte der amtierende Weltmeister kein Erbarmen mit dem erklärten Herausforderer Istanbul Boko, hielt ihn in der Todesspur und hatte am Ende so viel Power, den gut getimten Endspurt Chocoboys um einen „Kopf“ auszustehen. Züchter des nicht sonderlich großen Prodigious-Sohnes ist Jürgen Hanke, der ihn 2015 ins schwedische Gestütbuch hat eintragen lassen.
So fröhlich wie die Mienen der deutsch-holländisch-kanadischen Mannschaft werden jene der ATG-Macher nach dem V75-Kassensturz nicht gewesen sein: Trotz eines 22-Millionen-Kronen-Jackpots für sieben Richtige blieb der Umsatz mit 93,3 Millionen Kronen sehr deutlich unter der neunstelligen Hürde, die zu früheren Zeiten bei solchen Vorgaben locker durchbrochen worden war. Was die Gesichter aufgehellt haben dürfte: Weil wegen des Favoritenreigens der zweite wie dritte Rang unter der Auszahlungsgrenze von 15 Kronen lagen, wanderten 60 Prozent des Ausschüttungsbetrags in jenen Topf, der am kommenden V75-Samstag in Örebro ausgefahren wird: Knapp 34 Millionen Kronen werden dann dem ersten Rang zugeschlagen. Damit sollte die 100-Millionen-Kronen-Umsatzmauer fallen.
V75-1 (Brons): V75-2 (Klass II): V75-3 (Silver): V75-4 (Klass I): V75-5 (Vierj.): V75-6 (): V75-7 (Guld): |
Global Undecided / Örjan Kihlström Velten Versailles / Rick Ebbinge Ragazzo da Sopra / Björn Goop Short in Cash / Björn Goop Tae Kwon Deo / Adrian Kolgjini Baron Gift / Rickard Svanstedt Propulsion / Örjan Kihlström |
22 16 49 32 47 33 14 |
Umsatz V75: 93.305.250 SEK
1. Rang: 41.638 Systeme à 1.012 SEK
2. Rang: Jackpot
3. Rang: Jackpot
Umsatz Top-7 (Vierj.): 1.475.199 SEK