Mit eiserner Faust
(nn) Vincennes, Samstag, 15. Januar 2022. Für „La Belle“ bestens gerüstet präsentierte sich der Sieger des Critérium Continental, bei dem Philippe Allaire nach 14 Tagen Bedenkzeit in dieser Woche das „Go“ für den Prix d’Amérique gegeben hatte. In Frage käme wie für alle anderen, die sich im Prix de Croix für fünfjährige Hengste und Stuten maßen, an jenem 30. Januar eben auch als Fluch der guten Tat der neugeschaffene Prix Bold Eagle, in dem es um 300.000 Euro geht. Doch ein Mann wie Allaire ist sich der Reputation eines Auftritts im „Rennen der Rennen“ sehr wohl bewusst und entschied sich für die Taube aufm Dach statt den Spatz in der Hand.
Einen Grund, dies zu revidieren, hat der 61-jährige Erfolgscoach nach Hohnecks Gala-Auftritt nicht. Dabei waren sich die „turfistes“ keineswegs sicher, ob er die Generalprobe tatsächlich bierernst nehmen würde, denn der Royal-Dream-Nachkomme wurde diesmal vorn mit leichtem Beschlag auf die 2.700-Meter-Strecke geschickt und dafür als Primus seiner Generation am Totalisator mit 25:10 gut bezahlt.
Der inzwischen zu seinem Standardfahrer avancierte François Lagadeuc überstürzte nichts, sah zu, wie erst die Schwedin Sayonara, eingangs der Tribünengeraden der blendend wie selten zuvor gestartete Hokkaido Jiel vor Hirondelle Sibey, Bleff Dipa, Fascination und Hytte du Terroir das Zepter schwang, und wartete hinter Harvest de Bulière und vor Hooker Berry und Helgafell in zweiter Spur, was so geschehen würde. Das war eine ganze Menge: In dritter Reihe drückte Hastronaute so lange aufs Tempo, bis er ausgangs der Kurve von Joinville endlich in Front war.
Äußerer Anführer blieb Harvest de Bulière vor Hohneck, hinter den sich in einer halbseidenen Aktion, die Hooker Berry für einige Meter aus dem Takt gebracht hatte, Hirondelle Sibey geschoben hatte. Vor Erreichen des Schlussbogens zerstreute Lagadeuc letzte Bedenken der Wetter. Ein kräftiger Tritt aufs Gaspedal - schon flitzte Hohneck los, übernahm an der Intersektion der beiden Bahnen das Kommando und ließ Hirondelle Sibey und Hooker Berry, der seinerseits Helgafell und Bleff Dipa im Gepäck hatte, aufmarschieren.
An eine Revolte gegen den Favoriten war nicht im Entferntesten zu denken, der sich völlig problemlos absetzte. Trainingskamerad Helgafell sprang sich zu Beginn des Einlaufs um alle Chancen auf ein gutes Platzgeld, Hirondelle Sibey, Siegerin des Grand Prix de l’UET, ließ im Gegensatz zum Frühjahr jeglichen Punch vermissen, stakste auf müden Beinen dem Ziel entgegen und wurde als schwer Gezeichnete zu allem Überfluss von den Stewards ausgehängt, und auch für Hooker Berry entpuppte sich der „dritthöchste Gipfel der Vogesen“ als unbezwingbar.
Immerhin hielt sich der schmucke Fuchs Sayonara, den mit Alexandre Abrivard prima harmonierenden Hokkaido Jiel und den wiederum nicht überzeugenden 2019er italienischen Derby-Triumphator Bleff Dipa souverän vom Leib.
Hohneck, der nun mit 14 Volltreffern aus 28 Versuchen und 701.790 Euro das Abenteuer Amérique in Angriff nehmen wird, „hat nach dieser Generalprobe in meinen Augen alle Chancen, am 30. Januar unter die ersten Fünf zu kommen, wenn wir nicht ein katastrophalen Rennverlauf bekommen. Philippe hat ihn auf den Punkt topfit, und je mehr Zug im Match ist, desto mehr sollte Hohneck davon profitieren. Er ist jung, unverbraucht und völlig problemlos zu steuern. Heute hat er die gewiss nicht schlechte Konkurrenz locker niedergerannt, ohne sich zu verausgaben“, sieht Lagadeuc (28) dem Amérique überaus zuversichtlich entgegen.
Nicht ganz so begeistert war Bazire, der von Hooker Berry erwartet hatte, „Hohneck ein bisschen dichter auf die Pelle rücken zu können. Aber der war unantastbar, obwohl wir bis auf den Patzer, der keine Position gekostet hat, den erwarteten Verlauf hatten. Unser Ziel ist der Prix Bold Eagle“. Dort wird der Booster-Winner-Sohn vermutlich neuerlich auf Sayonara treffen, die sich auch beim dritten Frankreich-Auftritt prächtig aus der Affäre zog: „Sie stand in Schweden durchweg gegen starke Brocken im Ring und hat erneut bewiesen, wie gut ihr der Naturkurs auf dem Plateau de Gravelle liegt“, kommentierte Björn Goop.
Prix de Croix (Gruppe II int., fünfj. Hengste & Stuten)
2850m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Hohneck 13,6 François Lagadeuc 25
5j.schwbr. Hengst von Royal Dream a.d. Carança von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Hooker Berry 13,8 Jean-Michel Bazire 41
3. Sayonara 13,9 Björn Goop 110
4. Hokkaido Jiel 14,1 Alexandre Abrivard 100
5. Bleff Dipa 14,3 Pierre Levesque 460
6. Hastronaute 14,3 Matthieu Abrivard 68
7. Fascination 14,7 Julien Dubois 760
8. Harvest de Bulière 15,0 Alexis Collette 740
9. Hytte du Terroir 15,6 Nathalie Henry 1150
Helgafell dis.r. David Thomain 130
Hirondelle Sibey dis.r. Eric Raffin 110
Sieg: 25; Richter: leicht 2½ - 1½ - 3 - 3 - ½ Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 13,9/1350m - 14,2/1850m - 14,3/2350m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-01-15/7500/7
Mit Hurra zum zweiten Dutzend
Cleangame 2019, Valokaja Hindö 2020, der inzwischen bei Henk Grift gelandete Colonel 2021 und nun Elie de Beaufour - für Jean-Michel Bazire bleibt der mit wie vor der Corona-Krise 90.000 Euro dotierte Prix du Forez für Franzosentraber bis 594.999 Euro Gewinnsumme ein gefundenes Fressen. Wer allerdings ein messerscharfes Duell des bislang erst zum 34. Mal und damit ausgesprochen spärlich eingesetzten Royal-Dream-Sprösslings mit der pünktlich zum Winter-Meeting zurück in exzellente Verfassung gekommenen Décoloration erhofft hatte, wurde enttäuscht.
Zum Einen bekam der Hüne mit der rechten weißen Vorderknie-Gamasche nach flottem Beginn hinter dem wie üblich aus freien Stücken mörderisch Tempo bolzenden Fire Cracker ein Rennen verpasst, wie es sich „JMB“ in seinen kühnsten Träumen gewünscht hatte. Zum Anderen wartete Décoloration, die bei ihren beiden Dezember-Erfolgen über ähnlich lange Wege sogar zügiger unterwegs gewesen war als der Bazire-Eleve, lange hinter Et Voilà de Muze und Cicero Noa an fünfter Stelle und konnte sich bei der Pace, die selbst bergauf um 1:11 pendelte, nur kurz in Schlagdistanz zum Spitzen-Duo vorarbeiten.
Kurz nach der Einmündung der kleinen Piste verließ Bazire den Windschatten des Feuerwerkers - und sofort war sein Brauner mit der kecken Schnippe überlegene Ware. Ruckzuck war er drei Längen voraus und zog kraftvoll zum 24. Volltreffer durch, mit dem er nun 571.600 Euro reich ist. Fire Cracker überwand den Schwächemoment und hielt eine gute Länge vor einem Dreierpack, aus dem sich Et Volà de Muze knapp vor For You Madrik, Fric du Chêne und der wieder zurückfallenden Décoloration durchbiss, den Ehrenplatz samt 22.500 Euro eisern fest.
Mit 1:11,1 verbesserte Elie de Beaufour dank Fire Crackers aufopferungsvoller Hasendienste den Rennrekord von Valokaja Hindö um 0,8 Sekunden und scheint nach Aubrion du Gers und Cleangame der nächste Wallach zu werden, den „Monsieur JMB“ in atemberaubende Höhen führt.
Prix du Forez (Gruppe III nat., Sieben- bis Elfj., keine 595.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z.; 90.000 Euro
1. Elie de Beaufour 11,1 Jean-Michel Bazire 18
8j.br. Wallach von Royal Dream a.d. Pignata von Capriccio
Be: Eric Levallois; Zü: Ec. Cheffreville; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Fire Cracker 11,4 Eric Raffin 130
3. Et Voilà de Muze 11,5 Franck Ouvrie 220
4. For You Madrik 11,5 Anthony Barrier 550
5. Fric du Chêne 11,5 Franck Nivard 140
6. Décoloration 11,6 Gabriele Gelormini 53
7. Duel du Gers 11,6 Matthieu Abrivard 190
8. Delfino 11,8 Mathieu Mottier 170
9. Cash du Rib 11,8 Jean-Loïc Claude Dersoir 400
10. Féerie Wood 11,9 Alexandre Abrivard 320
11. Elvis du Vallon 12,1 David Thomain 310
12. Cicero Noa 13,4 Yoann Lebourgeois 1310
13. Foxtrot Sea 13,6 Cédric Mégissier 210
14. Bleu Ciel 13,9 Alexis Collette 1690
Blues d‘Ourville dis.r. Pierre Houel 1680
Brillant Madrik dis.r. François Lagadeuc 390
Sieg: 18; Richter: leicht 3½ - 1¼ - Hals - Kopf - 1 - 1 - 2 Längen; 16 liefen
Zw-Zeiten: 10,4/1200m - 10,0/1700m - 11,1/2200m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-01-15/7500/3