Mal wieder Makethemark
(mw) Mikkeli, Sonntag, 21. Juli 2019. Trotz eines reichen Angebots an lukrativen Gruppe-Rennen für die Internationalen gelingt es den abseits der großen Reiserouten gelegenen Finnen immer wieder, sich mit ihren Großereignissen im gerade zur Sommerzeit pickepackevollen europäischen Trabrennkalender zu behaupten.
So hat das 55.000 Einwohner zählende Mikkeli über die Jahre für das St Michels AjoMitte Juli fast immer den einen oder anderen Crack über die Ostsee locken können, was ebenso einen Monat früher für Kouvolas Kymi Grand Prix gilt. Weil Finnlands Südosten Mitte Juli zumeist unter stabilem Hochdruckeinfluss liegt und die 1000-Meter-Piste als eine der schnellsten Europas gilt, auf der der große Varenne 2002 mit 1:09,3 Weltrekord für Bahnen dieser Größenordnung gelaufen war - 2009 avancierte die Französin Première Steed hier mit 1:09,6 zur damals schnellsten Stute auf europäischem Boden -, hat sich Mikkeli zu einem Mekka der Rekordjäger entwickelt.
Rekorde ließ die diesjährige Besetzung, der Ranch Kelly fernbleiben musste, nicht vermuten, obwohl der Wettergott sich nicht hatte lumpen lassen und wie üblich mit strahlendem Sonnenschein und 25 Grad auftrumpfte. 11.955 Zuschauer machten das Ganze zu einem wahren Traberfest. „Aufm Platz“ hatte zunächst der Mika Forss anvertraute Pastore Bob das Sagen, doch ließ der Ex-Europameister, als der Druck immer herber wurde, im ersten Bogen Next Direction vorbei. Dahinter postierten sich Bucks to Burn und Chief Orlando, außen führte Cameron Evo vor Makethemark und Disco Volante, der nach langer Suche in dritter Spur dann doch bei der roten Laterne fündig wurde. 1000 Meter in 1:10,5 - das war weit von den Möglichkeiten einer neuen Bestmarke entfernt. Bewegung kam erst ins Paarlaufen, als Ulf Ohlsson Makethemark 500 Meter vor Schluss in Spur drei dirigierte, dort jedoch nicht entscheidend vorankam. Den von ihm geschaffenen Freiraum nutzte Chief Orlando um vorzurücken, was noch Folgen haben sollte. (Foto: alltomtrav.info)
Kopf an Kopf preschte das Dreigestirn aus Next Direction, der im Laufe der Zielgeraden etwas von der Innenkante wich, Cameron Evo und Makethemark dem Ziel entgegen. Erst auf den letzten Metern neigte sich die Waage zugunsten des wie immer enorm fightenden Maharajah-Sohnes, der Next Direction um eine halbe Länge in die Knie zwang. Durchs innere Loch flutschte Pastore Bob zu Bronze. Sein Glück war das Pech Iikka Nurmonens, der fürs Öffnen der Spur mit Beeinflussung des Rennausgangs 1.600 Euro löhnen und drei Tage zuschauen muss. Noch ärger nahmen sich die Stewards Daniel Olsson zur Brust, der auf den letzten 300 Metern schwer darauf erpicht war, Bucks to Burn irgendwie nach außen zu bugsieren, obwohl Chief Orlando neben ihm lag. 100 Meter vorm Pfosten schien endlich genug Platz, doch erwischte Olsson mit seinem Sulky den daraufhin galoppierenden „Chief“. Alles ackern nutzte letztlich nichts: Platz vier wurde Bucks to Burn aberkannt, der als Letzter gelistet wurde und mit 1.000 Euro Antrittsprämie anstelle von 7.000 Euro abgespeist wurde. Olsson darf neben 1.600 Euro Strafe 14 Tage zusehen, wie man fairer fährt. (Foto: aftonbladet.se)
Für Makethemark, der In Elitloppet-Vor- wie Endlauf als Sieger bzw. Dritter erstmals bewiesen hatte, dass er bei den Großen auch über die Sprintdistanz ein deftiges Wörtchen mitzureden versteht, war’s beim 51. Auftritt der 22. volle Erfolg. Auf der hohen Kante hat der Sohn des Maharajah, dessen Nennung als Derby-(Vorlauf-)Starter vor zwei Jahren aus nie geklärten Gründen auf dem Fax-Weg von Trainer Petri Salmela zum STC verloren gegangen war und der deshalb als einer der Vorausfavoriten das Blaue Band komplett hatte sausen lassen müssen, nun 7.653.010 Kronen.
„Er lag über den ganzen Weg großartig in der Hand, aber auf diesem Niveau sind es immer Nuancen und Tagesform, die über Sieg oder Platz entscheiden. Heute waren eben wir mal wieder an der Reihe. Besonders freut‘s mich, für Petri, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite, ein solches Rennen in seiner finnischen Heimat zu gewinnen“, zog Ohlsson Bilanz. Salmela, der seit Jahren auf Schwedens nördlichster Bahn Boden ein Lot von derzeit 70 Trabern betreut, musste ein bisschen schlucken: „In Mikkeli herrscht bei diesem Match stets eine unglaubliche Atmosphäre. Hier hatte ich mit Plant the Seed 1993 als Zweiter mein erstes großes Erfolgserlebnis als Trainer. Nun habe ich ein noch besseres Pferd im Stall: Makethemark ist der Traber meines Lebens.“
St. Michels Ajo (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
1609m Autostart, 141.000 Euro
1. Makethemark 10,2 Ulf Ohlsson 20
6j.dklbr. Hengst von Maharajah a.d. Global Naughty von Conway Hall
Be / Zü: AB NIAN; Tr: Petri Salmela
Pflegerin: Anne Raatikainen
2. Next Direction 3. Pastore Bob 4. Cameron Evo 5. Disco Volante 6. Chief Orlando 7. Bucks to Burn |
10,3 Iikka Nurmonen 10,3 Mika Forss 10,4 Olli Koivunen 11,0 Kevin Oscarsson 11,3 Santtu Raitala 10,4* Daniel Olsson |
58 120 98 184 56 189 |
*als Vierter wegen Behinderung von Chief Orlando 80 Meter vorm Ziel zurückgesetzt
Sieg: 20; Richter: Kampf ½ - Kopf - (¾) - Hals - 3½ - 2 Längen; 7 liefen (NS Ranch Kelly)
Zw-Zeiten: 08,5/500m - 10,5/1000m - 09,0/letzte 500m
Wert: 80.000 - 33.000 - 16.000 - 7.000 - 3.000 - 1.000 - 1.000 Euro