Mach’s noch einmal, Clément!

Vincennes, Samstag, 11. Februar 2023. Als Buch mit ziemlich vielen Siegeln kam den „turfistes“ der Prix Éphrem Houël für die einheimischen Vierjährigen als letzte große Probe auf den am 5. März entschiedenen Prix de Sélection vor.
Jazzy Perrine und Joyner Sport, den seit zweijährig auf höchstem Niveau tanzenden Primi bei den Demoiselles bzw. Hengsten, war nach vielen harten Einsätzen ein wenig der knackige Punch abhanden gekommen. Just Love You trauten sie trotz ihres jüngsten Donnerschlags im Prix Ourasi am Amérique-Sonntag knapp vor Juninho Dry wie diesem nicht uneingeschränkt über den Weg, zumal in jenem 300.000-Euro-Vergleich die Underdogs Jag Stryck und Justin Bold als Dritter und Vierter kräftig die Messer gewetzt hatten.
Nicht zu vergessen die ebenso rassige wie kapriziöse Jamaïca Turbo, die nebst zwölf roten Karten auch fünf Volltreffer auf die Waagschale zu legen hatte. Im Gegensatz zu Juninho Dry, der an der „9“ schwer patzte, 40 Meter verlor und damit seine Hoffnungen auf einen Spitzenplatz früh begraben konnte, schoss die Charly-du-Noyer-Tochter an der „2“ los wie von der Tarantel gestochen. In ihrem Windschatten sonnten sich Janka Somoli und Jet Set Bond, während der Part des äußeren Quälgeists munter von der mit der „13“ brillant ins Match findenden Jeegha Pride über Jag Stryck, Jazzy Perrine und Just Love You zu Jakarta des Prés wechselte, der die bis auf Joker des Molles kompakte Truppe die Anhöhe hinauf schleppte.
Ab der letzten Ecke überschlugen sich die Ereignisse: Jamaïca Turbo bekam unter Jakartas des Prés‘ wachsendem Druck bleischwere Beine und wurde wegen immer schlechter werdenden Trabs disqualifiziert, die verlockend günstig postierte Just Love You sowie Justin Bold fanden ebenfalls keinen Gefallen mehr an der geforderten Gangart, und 150 Meter vorm Ziel kam Jeegha Pride auf der Suche nach einer Passage aus dem Tritt. Umso besser sah es für die klug geschonten Joyner Sport und Jazzy Perrine aus, doch noch einen Tick besser vermochte es weit außen aus deren Windschatten Juliet Papa Bravo.
Zur Freude ihres Züchters und Besitzers Jean-Pierre Barjon - für die grün-weiß-schräggestreiften Farben des Präsidenten von LeTrot hatte sich schon deren Mutter Une Lady en Or als „Gold-Lady“ entpuppt und vier Gruppe-Siege, darunter jenen der Kategorie I im Prix Albert Viel 2011 sowie insgesamt 519.360 Euro eingerannt - gelang der Ready-Cash-Tochter mit dem fünften Treffer der erste auf halbklassischem Niveau, um den sie so lange wie die Katze um den heißen Brei herumgeschlichen war: Nachdem sie die ersten vier Auftritte an der Strippe gewonnen hatte, war sie fortan auf hohem Niveau auf Arbeit - mit zwei Ehrenplätzen als bester Ausbeute. 217.850 Euro zieren nun nach zwölf Versuchen das Konto der Braunen, mit der Clément Duvaldestin seinen Titel verteidigte
Im Vorjahr hatte er diese letzte wichtige Vorprüfung auf den am 5. März entschiedenen Prix de Sélection, den klassischen Vergleich der Vier- bis Sechsjährigen, mit Idao de Tillard an seine Fahne geheftet. Der hatte anschließend auch den „Sélection“ gewonnen, doch „ich glaube nicht, dass Juliet ihm auch in dieser Hinsicht folgen kann. Dies war erst ihr zwölfter Start, und sie muss noch eine Menge lernen. An guten Tagen wie heute bringt sie tolle Leistungen, zumal wenn durchweg viel Tempo in der Partie ist und sie nicht auf dumme Gedanken kommt. Geglaubt an den Sieg hab ich vorab nicht, bin auf eine ordentliche Platzierung gefahren und war selbst ein bisschen überrascht, wie sie an Joyner Sport und Jazzy Perrine vorbeigesprintet ist“, hielt ihr 24jähriger Chauffeur den Ball flach.
Durchaus zufrieden zeigte sich Thomain: „Natürlich hab ich 100 Meter vorm Ziel mit dem Sieg gerechnet. Wer konnte schon ahnen, dass Juliet einen solchen Endspurt aus dem Hut zaubert? Er hat sich prächtig verkauft. Ob unterm Sattel oder vorm Wagen - er mischt überall mit.“ Für den das Podium komplettierenden Jag Stryck, einen Sohn des hierzulande unbekannten Ganymède-Sprösslings Bretigny, ist sich Trainer Cyrille Buhigné keineswegs sicher, „ob wir‘s im ‚Sélection‘ ein weiteres Mal gegen die Cracks wagen. Platz drei im Prix Ourasi jedenfalls hat er voll und ganz bestätigt hat.“
Prix Éphrem Houël (Gruppe II nat., 4jähr. Hengste & Stuten)
2100m Autostart, 120.000 Euro
1. Juliet Papa Bravo 11,3 Clément Duvaldestin 86
4j.br. Stute von Ready Cash a.d. Une Lady en Or von Kaisy Dream
Be / Zü: Ecurie Jean-Pierre Barjon; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Joyner Sport 11,3 David Thomain 220
3. Jag Stryck 11,4 François Lagadeuc 110
4. Jazzy Perrine 11,6 Eric Raffin 36
5. Jakartas des Prés 11,7 Maxime Bézier 160
6. Janka Somolli 11,7 Pierre-Yves Verva 920
7. Juninho Dry 11,8g Paul-Philippe Ploquin 53
8. Jet Set Bond 15,0 Nicolas Bazire 760
Jamaïca Turbo dis.r. Franck Nivard 170
Justin Bold dis.r. Jean-François Senet 510
Joker des Molles dis.r. Louis Baudouin 750
Just Love You dis.r. Alexandre Abrivard 42
Jeegha Pride dis.r. Théo Duvaldestin 160
Sieg: 86; Richter: sicher ½ - 1 - 1 - 1½ - 1 Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 11,6/600m - 10,4/1100m - 11,0/1600m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-11/7500/8
Doppelpunkt für Jean-Luc Dersoir
Hauptereignis für die „Erwachsenen“ - sechs- bis elfjährige Europäer, die keine 515.000 Euro verdient hatten - war der ebenfalls über 2.100 Meter führende Prix de Munich der Kategorie A, in dem Favorit Héraut d’Armes mit der „14“ hinterm Auto aus Startreihe zwei beginnen musste. Kein Problem für Jean-Michel Bazires designierten Amérique-Kandidaten, der sich die Teilnahme am Millionenrennen im Prix de Bourgogne durch eine Galoppade weit vor den Anderen am 1. Januar verscherzt und sich stattdessen drei Wochen später im Prix Michel-Marcel Gougeon schadlos gehalten hatte.
Zu Beginn defensiv eingesetzt wird der Schwarzbraune mit der schiefen Blesse vom Meister ohnehin, und so stellte der Startplatz kein sonderliches Handicap dar. Mehr noch: „JMB“ verschaffte dem für 2,3-fache Odds abgehenden Ready-Cash-Sohn für diese Verhältnisse ein Maßrennen, das perfekt wurde, als Hokkaido Jiel bergauf Spur drei eröffnete und sich dessen Stallkameradin Elite Jiel sowie Héraut d’Armes ankoppelten. Wenig später hatte die wieselflink ins Kommando geschossene Flore de Janeiro restlos genug und wurde eingangs der Schlusskurve von For You Madrik abgelöst.
Für Héraut d’Armes konnte es bei konstant kernigem Tempo vermeintlich gar nicht besser laufen - bis 250 Meter vorm Pfosten mal wieder ein kapitaler Überschlag ins Aus kam. Wie am 21. Januar im Prix de Brest hatte David Thomain mit Hokkaido Jiel am meisten zu verkaufen und bescherte der Ecurie Luck gar einen Doppelschlag: Der Brillantissime-Sohn zog beim zehnten Volltreffer aus 45 Auftritten, der den Braunen mit dem Keilstern auf 472.380 Euro hievte, Elite de Jiel zum Ehrenplatz mit, wie die Auswertung der Zielfotografie auswies.
Auf leisen Sohlen hatte sich der wie immer kampfstarke Usain Töll, in Schweden geboren, seit Monaten für italienische Interessen unter Gennaro Casillo aktiv, durchs Mittelfeld geschlichen und endete bärenstark. Drei Längen dahinter stürmte ein großes Rudel am Zielrichter vorbei, der auch für die Quinté-Plätze vier und fünf die Fototechnik zu Rate ziehen musste. Die ergab einen knappen Vorteil von Super-Longshot Déesse Noire gegenüber Emeraude de Bais.
„Hokkaido ist momentan in der Form seines Lebens, was ich nicht nur an seinem neuen Rekord von 1:10,4 festmache. Trotz seiner sechs Jahre hat er an Kraft gewonnen und ist dadurch viel sicherer in seinen Gängen. Er holt nach, was er in jungen Jahren durch viele Aussetzer verschleudert hat und sollte einen schönen Frühling haben“, freute sich Thomain.
Jean-Luc Dersoir stellte seinem Protegée ein nicht minder gutes Zeugnis aus, „obwohl es bei ihm immer heißt, wachsam zu sein. Er hat uns doch recht häufig enttäuscht. Das Barfußlaufen kommt seinem Geläuf entgegen. Wir müssen sehen, wie er sich erholt. Die nächste Option könnte durchaus der Prix de Paris sein. Luft für vier Kilometer hat er genug.“
Prix de Munich (int., Sechs- bis Elfjähr., keine 515.000 Euro)
2100m Autostart, 90.000 Euro
1. Hokkaido Jiel 10,4 David Thomain 63
6j.br. Hengst von Brillantissime a.d. Victory Jiel von Love You
Be / Zü: Jean Luck; Tr: Jean-Luc Dersoir
2. Elite de Jiel 10,5 François Lagadeuc 140
3. Usain Töll 10,5 Matthieu Abrivard 88
4. Déesse Noir 10,8 Pierre-Yves Verva 1040
5. Emeraude de Bais 10,8 Franck Nivard 59
6. El Greco Bello 10,8 Benjamin Rochard 310
7. For You Madrik 10,8 Benoît Robin 440
8. Dénicheur du Vif 10,8 Mathieu Mottier 510
9. Dexter Chatho 10,9 Christian Bigeon 880
10. Allegra Gifont 11,0 Alessandro Gocciadoro 200
11. Fric du Chêne 11,1 Paul-Philippe Ploquin 510
12. Flore de Janeiro 11,3 Franck Blandin 1070
13. Equinoxe 11,6 Jacques Bruneau 1390
14. Doux Parfum 12,3 Yoann Lebourgeois 250
Héraut d‘Armes dis.r. Jean-Michel Bazire 23
Free Man dis.r. Alexandre Abrivard 380
Sieg: 63; Richter: sicher 1 - ½ - 3 - k.Kopf - Hals - Hals - Hals; 16 liefen
Zw-Zeiten: 09,4/600m - 09,7/1100m - 10,2/1600m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-02-11/7500/4