Lotteria: Blauer Brief fürs Champions-Team

Neapel, Mittwoch, 1. Mai 2024. Den Ausgang der 75. Auflage des Gran Premio della Lotteria, Italiens nach wie vor bedeutendstem „International“ für die gestandenen Heroen, in dessen Finale es allein um 660.000 Euro geht, hatten sich nicht nur die Wetter ganz anders vorgestellt.
Nachdem es sämtliche drei Eliminationen und als kleine Zwischenmahlzeit auch den Trostlauf auf seine Kappe gebracht hatte, schien mit den Startplätzen eins (Diamond Truppo), zwei (Denver Gio), drei (Vernissage Grif) und sieben (Banderas Bi) alles im besten Lot für einen üppigen Raubzug des Teams Gocciadoro.
Jenes Quartiers, das seit Jahren als legitimer Nachfolger Holger Ehlerts die Traber-Szene des Stiefellands beherrscht und auch im Ausland, insbesondere in Skandinavien genüsslich wildert.
Schon kurz nach dem „Ab“ war längst nicht alles im tiefgrünen Bereich für das Quartett, denn weder Diamond Truppo noch der einen Tick zügiger eintretende Denver Gio vermochten die exzellente Ausgangslage für den Sprint an die Spitze zu nutzen.
Im Gegensatz zum Vorlauf setzte Conrad Lugauer von der „5“ mit Night Brodde alles auf eine Karte, kam in Front und schmetterte dem direkt über ihm lospreschenden Vincero Gar ein glasklares „Non“ herüber, als der ums Kommando anklopfte. Im ersten Bogen nahm Andrea Farolfi den SJ’s-Photo-Sohn ein wenig auf - prompt stieß sich der dahinter bestens postierte Vernissage Grif an dessen Helm die rote Nase. Perdü war für den 12:10-Kocher die Chance auf die Titelverteidigung.
Den Aussetzer des Fuchses nutzte Capital Mail, den Antonio di Nardo mit der „9“ aus Startreihe zwei geschickt hinter ihm installiert hatte. Bevor ihm der in dritter Spur verhaftete Banderas Bi die Bude zufahren konnte, wurde der Nad-Al-Sheba-Sohn ausgangs der ersten Kurve nach außen dirigiert, und ihn ließ Lugauer eine Runde vorm Ziel vorbei.
Banderas Bi, seit dem Trostlauf 2023 mit 1:09,4 Neapels Bahnrekordler, fiel dadurch endgültig der Part des äußeren Windbrechers vor dem eingangs der Überseite hinter ihn dirigierten Denver Gio, Vincero Gar, Deus Zack und Gigolo Lover (8) zu, mit dem sich Nicolas Bazire gleich zu Beginn nach hinten orientiert hatte. Mitte der Gegengerade versuchte der Gigolo in dritter Spur das Tanzbein nach vorn zu schwingen, kam jedoch bei unverändert scharfer Pace nur marginal voran.
Dadurch hatte Denver Gio im Scheitel der Schlusskurve freie Fahrt in Spur drei, was der Southwind-Frank-Sohn weidlich nutzte. Sonderlichen Eindruck auf Capital Mail machte er jedoch nicht, der Einiges in petto hatte und sich letzten Endes leicht um 1½ Längen von Night Brodde absetzte, hinter dem Lugauer noch 250 Meter vorm Ziel mit platzender Leine festzusitzen schien.
Es reichte dann aber doch „nur“ zum vorab nie und nimmer erwarteten Ehrenplatz für den neun Jahre alten Schweden. Ganz bitter wurde es für die Gocciadoro-Bande, denn Denver Gio vermochte auch „Bronze“ nicht festzuhalten. Die ging an Deus Zack, mit dem sich Carmine Piscuoglio für die halbwegs freie Innenbahn entschied.
Für Capital Mail war dieser 16. Sieg die bisherige Krönung der 46 Starts umfassenden Karriere, mit dem er zum Millionär wurde: Genau 1.082.275 Euro prangen auf seinem Konto, viele davon aus französischer Provenienz. 2023 schrieb er sich in die Siegerlisten des Grand Prix des Alpes Maritime von Cagnes-sur-Mer und des Grand Critérium de Vitesse zu Argentan ein, dazu kamen etliche lohnende Prämien aus Vincennes und Enghien.
In seiner Heimat lieferte er von Beginn an auf höchster Ebene ab: Nach sieben Siegen am Stück im Alltagsgeschäft war er im Grand Premio Mipaaf, dem ersten Klassiker für die Zweijährigen, Zweiter zum mittlerweile in Australien aktiven Callmethebreeze. Das erste Fohlen der rekordlos in die Zucht gewechselten Varenne-Tochter Unica Golden hat vier Geschwister, von denen drei noch nicht qualifiziert sind und der 2019 geborene Dollar Mail nach sieben Starts mit 450 Euro an Gewinnen eingegangen ist.
75. Gran Premio della Lotteria - Finale - (Gruppe I int., Vier- bis Zwölfjähr.)
1600m Autostart, 660.000 Euro
1. Capital Mail 10,6 Antonio di Nardo 137
6j.schwbr. Hengst von Nad Al Sheba a.d. Unicona Golden von Varenne
Be: Saverio Cortese; Zü: Alfredo Morozzi; Tr: Gennaro Casillo
2. Night Brodde 10,8 Conrad Lugauer 116
3. Deus Zack 10,9 Carmine Piscuoglio 222
4. Denver Gio* 11,1 Giampaolo Minnucci 57
5. Banderas Bi 11,2 Antonio Velotti 91**
6. Diamond Truppo* 11,4 Gaetano di Nardo 91**
7. Vincerò Gar 12,0 Andrea Farolfi 608
8. Gigolo Lover 12,3 Nicolas Bazire 470
Vernissage Grif* dis.r. Alessandro Gocciadoro 12
*Vorlaufsieger; **Stallwette
Sieg: 137; Richter: leicht 1½ - 1 - 1 - 1 - 1½ - 4 Längen; 9 liefen
Zw-Zeit: 10,3/1000m
Wert: 276.000 - 132.000 - 72.000 - 36.000 - 24.000 sowie 120.000 Euro Züchterprämien
Trainer: Casillo – Lugauer – Loccisano – Gocciadoro – Gocciadoro
Video: https://www.youtube.com/watch?v=P2fXWT_9uEw
Die Vorläufe
Nicht ganz nach Wunsch des Teams Gocciadoro, das insgesamt achtfach vertreten war, sowie der Mehrzahl der Wetter ging Batteria A über den Tisch. Es hagelte fürs Podest, dessen „Besatzer“ im Finale grande noch mal ran durften, einen wahren Außenseiter-Reigen, obwohl Gocciadoros zweite Farbe die Lorbeeren davon trug.
Für Waffe Nummer eins Always Ek (3), mit dem der Chef selbst unterwegs war, wurde es beim Kampf um die Spitze zwischen ihm als Mittelsmann, Akela Pal Ferm (1) und dem sich letztlich durchsetzenden Cosmo Spritz (6) im ersten Bogen höllisch eng. Der Filipp-Roc-Sohn kam schwer aus dem Tritt und landete unsanft am Turm.
Halb versetzt zwischen erster und zweiter Spur - das hat er wohl von „Papa“ gelernt - pendelte Nicolas Bazire mit Gigolo Lover, der nicht unbedingt für eine Sprint-Prüfung prädestiniert schien, als äußerer Anführer vor Diamond Truppo (4) und Night Brodde, mit dem Conrad Lugauer von der „7“ die defensive Variante gewählt hatte. Das sollte sich auszahlen.
Nach einem Kilometer hatte Antonio Velotti die Pendel-Faxen des Franzosen dicke und griff mit Diamond Truppo entschlossen an. Bazire ließ ihn gewähren, der kleine Bruder von Deutschlands einstigem Pferd des Jahres Cindy Truppo marschierte mit Schmackes an die Flanke des Leaders und setzte jenen gehörig unter Druck. Der 23:10-Favorit wankte und schwankte wie ein Rohr im Wind, legte an der letzten Ecke den Rückzug ein und stellte so auch Akela Pal Ferm vor enorme Probleme.
Umso besser kam Night Brodde in Schwung, der an den seinen 14. Sieg feiernden, auf 293.940 Euro springenden „Diamanten“ bis auf einen „Hals“ heran sprintete. Recht gehabt hatte Bazire senior, Gigolo Lover mal im Ausland auf kurzer Distanz zu versuchen. Der jüngst häufig unterm Sattel eingesetzte Royal-Lover-Sohn flitzte weit außen deutlich vor Birba Caf als Dritter aufs Treppchen.
Einen dürfte dieser Sieg ganz besonders gefreut haben, denn Giuseppe Truppo hat sein kleines Gestüt in Napolis näherer Umgebung.
Vorläufe - 1600m Autostart, 25.300 Euro
Wert: 10.580 - 5.060 - 2.760 - 1.380 - 920 und 4.600 Euro Züchterprämien
Den Endlauf erreichen die besten Drei.
Batteria A
1. Diamond Truppo 11,3 Antonio Velotti 108
5j.br. Hengst von Varenne a.d. Nives Manco von Indro Park
Be: Scud. Pachino Horses Srl; Zü: Giuseppe Truppo; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Night Brodde 11,3 Conrad Lugauer 203
3. Gigolo Lover 11,6 Nicolas Bazire 103
4. Birba Caf 11,8 Pietro Gubellini 153
5. Diva del Ronco 12,0 Mario Minopoli jr 497
6. Cosmo Spritz 12,1 Andrea Farolfi 23
7. Akela Pal Ferm 12,4 Enrico Bellei 26
Always EK dis.r. Alessandro Gocciadoro 46
Sieg: 108; Richter: sicher Hals - 2 - 1½ - 1½ - ½ - 2½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeit: 10,8/1000m
Video: https://www.youtube.com/watch?v=7jmR2MsLl6k
Auch nur Einen seines Trios brachte Alessandro Gocciadoro in Batteria B in die nächste Runde, doch 11:10-Favorit Vernissage Grif ließ bei seinem 1:10,6-Sturmlauf derart die Muskeln spielen, dass der Gesamtsieg wie 2023 nur über ihn gehen konnte.
Ins Gerangel ums Kommando konnte sich der Fuchs mit der langen Blesse von der „2“ überraschend nicht einsetzen - dafür waren Altaseta del Pino (1), die als Erste zurückzog, Vincero Gar (6) und die sich ausgangs der ersten Kurve von „Rampe 8“ durchsetzende Daughter As zuständig. Sein zweiter Schützling vorn - schon schaltete der „Mann in Gelb“ unter dem Raunen des Publikums zwei Gänge höher, bekam eine Runde vor Schluss den Taktstock auf dem Silbertablett überreicht und kam nie mehr in die Bredouille.
Souverän zwei Längen voraus war der 43. Volltreffer für den Varenne-Sohn geritzt, der auch beim 131. Auftritt nicht die Spur von Langeweile oder Müdigkeit erkennen ließ und mit 1.765.435 Euro den Endlauf in Angriff nahm.
Ebenso übersichtlich war Deus Zack, der die äußeren Lokomotiv-Dienste Bleff Dipas nutzte, für den Ehrenplatz auf Zack. Haarig wurde es für Rang drei, den der rechtzeitig hinter der müden Daughter As wegkommende Vincero Gar gegen Eclat de Gloire festhielt, der etwas zu lange im Hintertreffen unterwegs war.
Batteria B
1. Vernissage Grif 10,6 Alessandro Gocciadoro 11
10j. Fuchshengst von Varenne a.d. Dalia Grif von Park Avenue Joe
Be: Gennaro Riccio; Zü: All. Il Grifone; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Deus Zack 10,9 Carmine Piscuoglio 185
3. Vincerò Gar 11,3 Andrea Farolfi 163
4. Eclat de Gloire 11,3 Loris Garcia 187
5. Altaseta del Pino 11,5 Renè Legati 243
6. Bleff Dipa 11,7 Roberto Vecchione 61
7. Daughter As 12,0 Pietro Gubellini 147
Kennedy dis.r. Gabriele Gelormini 261
Sieg: 11; Richter: leicht 2¼ - 2¼ - k.Kopf - 1 - 1 - 1 - 2 Längen; 8 liefen
Zw-Zeit: 09,9/1000m
Video: https://www.youtube.com/watch?v=fnCgwVvyYzg
Weil’s so schön war, legte Italiens Campione in Batteria C mit Denver Gio das nächste Hölzchen an und durfte sich zudem über Platz drei von Banderas Bi, freuen, so dass der 49-jährige die Hälfte seiner Schützlinge im Endlauf hatte.
Diesmal wurde es ihm noch einfacher gemacht, denn die erstaunlich intensiv gewettete einstige deutsche Derby-Hoffnung Fiorano klinkte sich mit einem Startfehler ebenso früh aus dem Geschehen aus wie Bazires zweite Waffe Elie de Beaufour, der nach 400 Metern aus dem Rhythmus geriet.
Längst die Regentschaft übernommen hatte da Denver Gio. Wieselflink war der Southwind-Frank-Sohn, der im Vorjahr auch die Skandinavier bei vier Siegen aus fünf Auftritten in Verzückung versetzt und unter anderem dem Premio Cagnes-sur-Mer am Åbergs-Tag in Jägersro seinen unmissverständlichen Stempel aufgedrückt hatte, gegen Capital Mail nach vorn geschossen.
Als er für die Schlussrunde in Banderas Bi einen Aufpasser aus dem eigenen Stall an seiner rechten Seite hatte, schien alles im Lot. Ganz ging Alex‘ Taktik nicht auf, Banderas Bi auf den Ehrenplatz zu ziehen. Während Denver Gio bei seinem 14. Sieg klipp und klar Herrscher aller Reußen blieb und bei 251.098 Euro landete, schwächelte der Ganymède-Sprössling und musste dem innen streng geschonten Capital Mail den Vortritt lassen.
Batteria C
1. Denver Gio 10,7 Alessandro Gocciadoro 61
5j.br. Hengst von Southwind Frank a.d. Swan Wise As von Varenne
Be: Francesco Licciardi; Zü: Pietro de Mitri & Antonio Somma; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Capital Mail 10,9 Antonio di Nardo 20
3. Banderas Bi 11,3 Antonio Velotti 32
4. Carlomagno d’Esi 11,4 Marco Stefani 358
5. Daniele Jet 11,7 Gaetano di Nardo 188
6. Dali Prav 11,9 Renè Legati 654
Fiorano dis.r. Roberto Vecchione 48
Elie de Beaufour dis.r. Nicolas Bazire 179
Zw-Zeit: 10,8/1000m
Sieg: 61; Richter: leicht 2 - 2½ - 1 - 2 - 1½ Längen; 8 liefen
Video: https://www.youtube.com/watch?v=6MdAyTV5wj4
Zum Trost: 13.800 Euro und Bahnrekord
40.040 Euro warteten 40 Minuten vor dem großen Finale in der Consolazione auf all jene Gespanne, die sich nicht für den Endlauf hatten qualifizieren können. Altaseta del Pino, Daughter As, Bleff Dipa und Akela Pal Ferm verzichteten dankend auf diese zweite Tour. Blieben elf, von denen die beiden Franzosen Eclat de Gloire und Elie de Beaufour früh die rote Karte sahen.
Wie im Vorjahr ging der größte Trostpreis in den italienischen Championats-Stall. Nachdem Roberto Vecchione als Catchdriver mit Banderas Bi 2023 den Bahnrekord auf weiterhin gültige 1:09,4 geschraubt hatte, ging es Alex Gocciadoro diesmal bei 1:11,6 bedeutend moderater an.
Für seinen 23. Erfolg musste Always EK, der sich auch schon in Vincennes mit Gruppe-III-Lorbeeren geschmückt hatte, aus Startreihe zwei los, was der Achtjährige blendend hinbekam, im zweiten Paar außen hinter Birba Caf ideal postiert war und selbst Fiorano im Nacken hatte. Wieder kam Cosmo Spritz am schnellsten in die Hufe, wieder war der Igor-Font-Sohn restlos erschossen, als ihm Birba Caf im Schlussbogen die Daumenschrauben ansetzte.
Die Orlando-Vici-Tochter hatte jedoch außen herum viele Körner gelassen. Always EK staubte zwei Längen vor Fiorano souverän ab, der noch mehr Luft zu Kennedy hatte. Gocciadoros zweiter Aspirant entriss der tapferen Birba Caf „Bronze“ um Haupteslänge.
1600m Autostart, 40.040 Euro
1. Always EK 11,6 Alessandro Gocciadoro 31
8j.br. Hengst von Filipp Roc a.d. Nike EK von Varenne
Be: Effebi di Bruno F.; Zü: Edy Caprani; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Fiorano 11,8 Roberto Vecchione 121
3. Kennedy 12,2 Gabriele Gelormini 183
4. Birba Caf 12,3 Enrico Bellei 26
5. Daniele Jet 12,3 Gaetano di Nardo 133
6. Carlomagno d‘Esi 12,4 Marco Stefani 77
7. Dali Prav 12,5 René Legati 883
8. Diva del Ronco 12,6 Mario Minopoli jr 199
9. Cosmo Spritz 13,4 Andrea Farolfi 74
Eclat de Gloire dis.r. Loris Garcia 126
Elie de Beaufour dis.r. Nicolas Bazire 386
Sieg: 31; Richter: leicht 2 - 3 - Kopf - ¾ - 1 - ¾ Hals; 11 liefen
Wert: 16.744 - 8.008 - 4.368 - 2.184 - 1.456 sowie 7.280 Züchterprämien