Lexington Sales: Rekordergebnis für Tag 1

Lexington / Kentucky, Donnerstag, 5. Oktober 2023. Klimakatastrophen, Ukraine-Krieg, der auch die USA Milliarden Dollar kostet, Inflation, nachlassende Wirtschaftsindikatoren und vielleicht sogar eine drohende zweite Amtszeit Donald Trumps - all das kann Amerikas Pferderennsport nicht erschüttern, wie sich an der seit Montag laufenden Lexington Selected Yearling Sales, der ersten bedeutenden nordamerikanischen Auktion für Standardbreds, im Fasig-Tipton Sales Pavillon auf dem Gelände der berühmten Red Mile zeigte.
Die Zukunft scheint ungebrochen rosarot, die 121 am Montag verkauften Jährlinge erbrachten total 22,22 Millionen Dollar, was einem Schnittpreis von 183.653 „greenbacks“ entspricht. Mehr waren es an einem Tag der Lexington Sales nur am Eröffnungstag 2022, als 122 Jährlinge 23,06 Millionen bzw. 189.074 USD einspielten.
Der Spitzenpreis war wie fast schon üblich den Trabern vorbehalten, obwohl die im nordamerikanischen Harness Sport gegenüber den Passgehern deutlich in der Minderheit sind. Das mag auch daran liegen, dass die immer stärker den dortigen Markt frequentierenden Skandinavier sich in erster Linie auf die Trotter fokussieren.
So trat Marcus Melander, der seit einigen Jahren drüben für Furore sorgende Neffe Stefan Melanders, als Agent für den „Top Seller“ auf. 800.000 Dollar erzielte die als Nummer 48 vorgestellte Kadena, eine Tochter des seinen ersten Jahrgang vorstellenden 2019er Hambletonian-Dritten Gimpanzee, den Melander ebenso trainiert hat wie Kadenas Geschwister Jaya Bae und den jetzt zweijährigen Vic Zelensky, und der Hambo-Zweiten und Weltrekordlerin Mission Brief. Teurer war noch nie eine Traberstute auf einer Jährlingsauktion.
Kadena teilt sich Rang eins mit Exile, die hier vor zwei Jahren für denselben Preis neue Besitzer gefunden hat, und muss versuchen, die enorme Investition für Jeff Snyder und den SRF Stable von Lennart Ågren einzuspielen. „Allein ihr Wert als Zuchtstute ist enorm“, bekannte Melander, „sicherlich hat nicht nur uns ihre Erscheinung und das Video überzeugt, sonst wäre sie nicht in solche Höhen gekommen. Kadena sieht großartig aus - ich freue mich, sie im Stall haben zu dürfen. Wir haben auch noch ein paar andere ‚Gimpanzees‘ erworben, die alle erstklassig aussehen und das nötige Temperament zu haben scheinen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe.“
Nur Minuten später ging als Lot 49 die Pacer-Stute Treacheryinthedark (von Captaintreacherous) für 700.000 USD an Trainer Andrew Harris bzw. Besitzer Bill Polock - neuer Auktionsrekord für „pacer fillies“, den seit 1983 (!) Laugh a Day mit 625.000 USD gehalten hatte. Für 500.000 Dollar zog diese Gemeinschaft auch den Hengst Readyforprimetime an Land und investierte für neun Jährlinge, darunter sechs der 14 teuersten, insgesamt 3,2 Millionen Dollar - auch das eine neue Bestmarke für einen Besitzer auf einer Auktion.
Anders Ström bzw. dessen Courant AB (die mit der roten Jacke und dem goldenen Hufeisen) wird Melander auch den viertteuersten Jährling in den Stall stellen: Charlie K Hanover, das erste Fohlen der Stakes-Siegerin Crucial, wechselte für 475.000 USD den Besitzer. „Er war einer der Chapter-Seven-Jährlinge, die mir am besten gefallen haben, und ist der erste männliche Nachkomme aus einer Familie, aus der auch Venerate und Lexingtons letztjähriger Rekord-Jährling Epoch stammen, der für 725.000 USD verkauft worden war“, resümierte Melander.
Platz fünf der Sales okkupierte Destiny Deo; die Chapter-Seven-Tochter ging für 460.000 USD an den kanadischen Determination Stable von Serge Godin.
Chapter Seven führte nach dem ersten Tag die Tabelle der Deckhengste mit 3,87 Millionen Dollar an, die für seine 19 Jährlinge gelöhnt wurden. Im Durchschnitt ist ihm Gimpanzee über, dessen sieben Jährlinge im Schnitt 260.714 USD kosteten Die Kennzahlen für die Pacer-Stallions lauten Captaintreacherous (18 für 3,62 Mio. USD) bzw. Bettor’s Delight (3 für je 278.333 USD).
An Tag 2 waren der Pacer-Hengst Phantomofthenight, für den erneut Andrew Harris und Bill Polock das höchste Gebot abgaben, und die an Andy Miller gehende Traber-Lady French Riviera mit 350.000 USD die Top-Gebote der 239 Hoffnungsträger. Die brachten insgesamt 23,2 Millionen USD ein, womit der Rekord aus dem Vorjahr deutlich überboten wurde, auch was den Durchschnittspreis betrug.
Lag der 2022 bei 90.013 Dollar (227 Jährlinge für 20,4 Mio. USD), so kletterte er heuer auf 97.247 „bucks“, womit Lexington auf ein neues „all time high“ zusteuerte: Die bislang verkauften 360 Jährlinge brachten 45,4 Millionen oder im Schnitt 126.289 USD - ein kleines Upgrade zum Vorjahr, als an Tag 2 nach 349 „Hammerschlägen“ 43,5 Millionen bzw. 124.642 USD zu Buche standen.
Chapter Seven und Gimpanzee verteidigten ihre Spitzenpositionen mit Einspielergebnissen von 6,93 Millionen bzw. 198.529 USD.
Tag 3 (Mittwoch) wartete mit einem noch nie dagewesenen Erlebnis auf: Nancy Takter, die auch den ein Jahr älteren, bei fünf Auftritten nie bezwungenen, 330.310 Dollar schweren Karl trainiert, der mit 1:09,2 zum zweitschnellsten zweijährigen Traberhengst aller Zeiten avancierte, legte für dessen Schwester Mybffannee 435.000 USD auf den Tisch des Tipton Pavillon bzw. ließ sie vom Konto abbuchen.
Damit übertraf sie die bisherige Bestmarke eines dritten Auktionstages kolossal, die mit 335.000 USD 2016 für Southwind Bugz gezahlt worden war. Der geht seit 2019 in Schweden als Missle Hill unter Daniel Redéns Fittichen seinem Hafererwerb nach und steht aktuell bei 19 Siegen aus 75 Starts und einem Einkommen von 6.998.846 Kronen.
Später wurde auch für Lisbon, eine Stute aus der Familie der Solveig (Mutter von Shake it Cerry), die alte Bestmarke geknackt. Die wie Mybffannee von Tactical Landing Gezeugte wechselte für 375.000 „bucks“ an Determination. Bei diesen Kennzahlen wunderte es nicht, dass die Sales auf Rekordkurs blieben: Nach drei Tagen standen für 607 Verkäufe 58,48 Millionen oder 96.351 Dollar im Schnitt unterm Strich - ein kleines Plus zum bisherigen Rekordjahr 2022, in dem 584 Jährlinge 55.49 Millionen bzw. 95.024 USD in der Kasse klimpern ließen.
Am 4. und vorletzten Tag gab’s die ersten Bremsspuren. Die beiden „Top Seller“ Michelle (Pacer-Stute aus dem ersten Jahrgang Papi Rob Hanovers, an Joe Holloway) und Century Love (Hengst von Love You, an Andy Miller) waren für je 85.000 USD zu haben.
Die nunmehr 815 verauktionierten Jährlinge waren den Bietern durchschnittlich 77.864 USD wert, womit sie ein gutes Stück unter jenen 748 Youngsters residieren, die 2022 für 80.802 USD neue Besitzer gefunden hatten.
Weiterhin führen Chapter Seven (56 Jährlinge für 7,57 Mio. USD) und Walner (48 für 6,19 Mio.) die Rankings bei den Deckhengsten an, gefolgt von den beiden Pacern Tall Dark Stranger (60 für 5,54 Mio.) und Captaintreacherous (48 für 5,51 Mio.). Nicht verdrängen von ihren Spitzenpositionen, was den durchschnittlichen Ertrag betrifft, ließen sich Gimpanzee (168.238 USD pro Jährling) und Captaintreacherous (114.854 USD).
Deutsche Käufer waren zumindest offiziell bislang nicht unter den Käufern - mit einer Ausnahme: Conrad Lugauer erwarb für 175.000 bzw. 135.000 USD die Chapter-Seven-Söhne Maliblue Moon (Nummer 23) und Without Question (472) sowie Lord Bolin, einen an 459. Stelle gelisteten Tactical-Landing-Hengst, für 57.000 USD.