Leichter Flug für den „Jet“

(mw) Enghien, Samstag, 25. Juli 2020. Die mehr als einjährige „Reparaturzeit“ vom September 2017 bis November 2018, die insgesamt lediglich 35 Starts bedingt hat, trägt bei Drôle de Jet mehr und mehr Früchte. 20 Tage nach dem leichten Sieg in La Capelle hatte ihm die Glücksfee für den auf 85.000 Euro abgespeckten Prix de Washington erneut über die englische Meile von 1609 Meter ebenfalls Startplatz „1“ zugedacht.
Wie im hohen Norden nutzte dies der UET-Champion der Vierjährigen von 2017 für einen konsequenten Run vorneweg, bei dem nie Zweifel an seiner Autorität aufkamen. Nur kurz testete ihn Billie de Montfort (2) für die Spitze und verschwand, sowie die Lücke groß genug war, im Rücken des Coktail-Jet-Sohnes vor Anzi des Liards und Ce Bello Romain, womit Valokaja Hindö die Kärrnerarbeit der zweiten Spur vor Eridan, Violetto Jet und Feydeau Seven zufiel.
Bel Avis kam aus Spur drei lange nicht weg. An ihm orientierte sich die Amérique-Vierte Chica de Joudes, die sich im Schlussbogen im Galopp verabschiedete. Ohne mit der Wimper zu zucken oder von Pierre Vercruysse auch nur einmal gefordert zu werden, spulte der muskelbepackte Braune seinen Part herunter, der nicht annähernd so rasant aussah, wie der Chronometer mit exzellenten 1:09,8 anzeigte. Damit blieb der Siebenjährige zum dritten Mal in Folge unter der 1:10-Barriere - für einen Trotteur français auf französischen Pisten ein eher ungewöhnliches Ereignis.
Trotz äußerster Schonung und einem perfekten Zugpferd stieß Billie de Montfort beim 108. Auftritt ihrer grandiosen Karriere an ebenso deutliche Grenzen wie Titelverteidiger Bel Avis, dem die Frischluftspur gründlich das Mark aus den ohnehin in letzter Zeit etwas müden Knochen saugte. Mehr als Platz vier, mit dem Billies Konto bei 2.164.767 Euro angelangt ist, bzw. fünf war für die beiden Millionäre nicht drin.
Sie konnten sich zudem bedanken, dass Anzi des Liards Mitte der langen Zielgeraden vor der Enquête-Marke im dichten Getümmel sieben Galoppsprünge genehmigte und erst wieder neu ansetzen musste, was nur für Platz sechs reichte. Viel besser zogen Violetto Jet und Ce Bello Romain durch, für die der Beginn aus Startreihe zwei und der anschließende verdeckte Run Silber und Bronze wert war.
„Ich habe immer enorme Stücke von ihm gehalten. Leider hatte er Zeit seiner Laufbahn immer wieder Probleme. Wir nehmen die Rennen, wie sie passen - einen Masterplan hab ich nicht in der Schublade“, gestand Vercruysse über seinen Crack, dem mit nunmehr 570.525 Euro viele Aufgaben offen stehen.
Prix de Washington (Gruppe II int., Vier- bis Zehnjährige)
1609m Autostart, 85.000 Euro
1. Drôle de Jet 09,8 Pierre Vercruysse 16
7j.br. Hengst von Coktail Jet a.d. Likely Jet von Défi d’Aunou
Be: Ec. Hunter Valley; Zü: Jean-Etienne Dubois; Tr: Pierre Vercruysse
2. Violetto Jet 10,0 Franck Nivard 200
3. Ce Bello Romain 10,2 Anthony Barrier 110
4. Billie de Montfort 10,3 Gabriele Gelormini 110
5. Bel Avis 10,4 Jean-Michel Bazire 46
6. Anzi des Liards 10,4g Romain Derieux 400
7. Eridan 10,6 Mathieu Mottier 660
8. Valokaja Hindö 10,8 Matthieu Abrivard 310
9. Feydeau Seven 11,0 Nicolas Bazire 690
Chica de Joudes dis.r. Alain Laurent 300
Sieg: 16; Richter: leicht 1½ - 1 - 1 - ½ - Hals - 1½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-07-25/7502/5
Auf dem Weg zum Gipfel
Nachfolger von unter anderem Broadwell (2018) und Feliciano (2019) auf der Ehrentafel des Prix de Milan für europäische Vierjährige wurde nicht wie erwartet Gu d’Héripré. Der Schützling von Philippe Billard bzw. Fabrice Souloy musste auf dem Weg an die Spitze der französischen Generation „G“ beim Ehrenplatz einen Zwischenstopp einlegen, mit dem ihm kein Zacken aus der Krone brach.
Den zehnten Erfolg des Fuchses vereitelte Go On Boy mit seinem zehnten (!) Treffer, den er in der 2150-Meter-Aufgabe der zeitigen Initiative seines Chauffeurs Romain Derieux verdankte. Nachdem Gospel Pat dem Italiener Alcide Roc im ersten Bogen die Spitze abgeluchst hatte, trat Derieux sofort auf den Plan, das Gaspedal durch und steuerte die Tribünengerade bereits als Leader an.
Beklagen konnte sich jedoch auch Franck Nivard nicht, der Gu d’Héripré perfekt im Windschatten des die äußeren Garden geleitenden Girolamo verstaute und seinen Fuchs Mitte der Überseite schwungvoll an die Flanke Go On Boys verfrachtete. Zu Beginn des Einlaufs krempelten die beiden Gemeinten die Ärmel für den Endkampf hoch, doch so sehr sich Gu d‘Héripré auch ins Zeug legte - an den Password-Sohn war einfach kein Herankommen.
In Anbetracht anstehender sehr viel lukrativerer Aufgaben wie dem Critérium des 4 Ans staubte „Franckie-Boy“ seinen Partner nicht aus, der erst ganz zum Schluss auf eine Dreiviertellänge an den Sieger herankam. Mit dem könnte Derieux durchaus einen Ersatzmann fürs hohe Niveau für Dijon haben, der bekanntlich im Frühjahr seine mit dem Elitloppet-Sieg 2019 gekrönte Laufbahn wegen immer wiederkehrender Verletzungsprobleme beendet hat.
Vom Allaire-Trio zog sich Gospel Pat als Dritter am besten aus der Affäre. Der einstige Primus Gotland, immerhin achtfacher Gruppe-Sieger, verriet aus dem dritten Paar außen wenig Spritzigkeit und strich hinter Alcide Roc nur die fünfte Prämie ein. Noch matter präsentierte sich Girls Talk, die auch schon drei Gruppe-Schleifen gesammelt hat; durchweg innere Fünfte, unterstrich die Brillantissime-Tochter ihre schwachen Resultate und passierte die Linie als Letzte.
„Das war heute ein ganz einfaches Ding“, war Derieux rundum begeistert, „natürlich kam mir entgegen, dass uns lange Zeit niemand angegriffen hat. Auf der Zielgeraden hatte ich Gu ständig unter Kontrolle. Go On Boy hat immer enorme Kapazitäten offenbart und heute bewiesen, dass er mit der absoluten Spitze mithalten kann. Er wird vorm Critérium noch einmal starten.“
Nicht unzufrieden war Nivard: „Vielleicht hätte ich etwas früher angreifen sollen. Wir haben es ohne Frage mit zwei sehr guten Hengsten zu tun. Meiner wird vielleicht in Vincennes etwas stärker sein - die Piste liegt ihm mehr.“
Prix de Milan (Gruppe III int., Vierjährige)
2150m Autostart, 70.000 Euro
1. Go On Boy 12,9 Romain Derieux 26
4j.br. Hengst von Password a.d. Balginette von Hasting
Be: Caroline Logier; Zü: Jean-Pierre Mary; Tr: Romain Derieux
2. Gu d‘Héripré 13,0 Franck Nivard 19
3. Gospel Pat 13,3 David Thomain 410
4. Alcide Roc 13,4 Filippo Rocca 220
5. Gotland 13,4 Eric Raffin 98
6. Girolamo 13,7 Franck Ouvrie 140
7. Grand Art 13,8 Gabriele Gelormini 500
8. Gassman d‘Essa 14,2 Anthony Barrier 1230
9. Girls Talk 14,3 François Lagadeuc 1290
Goldy Mary dis.r. Matthieu Abrivard 560
Sieg: 26; Richter: sicher ¾ - 4 - ¾ - Hals - 3½ - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 16,3/1150m - 14,2/1650m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-07-25/7502/6
Zum Auftakt des Nachmittags wurde im Prix de l’Hay-les-Roses für fünfjährige Hengste und Wallache, die keine 95.000 Euro verdient hatten (2150m Autostart, 32.000 Euro), Farinelli Paulois seiner 36:10-Favoritenstellung gerecht und behielt in 1:12,3 die Nase eine Länge vor seinen durch einen „Hals“ getrennten Landsleuten Fencer de Houëlle und For Ever Mix ins Ziel. Für den von Sébastien Ernault gesteuerten Royal-Dream-Sohn war’s der siebente Erfolg bei 18 „courses“.
Für die aus Startreihe zwei im hinteren Mittelfeld untergekommenen Deutsch-Holländer Inspector Bros (Robin Bakker) und Fabio de Pervenche (Dion Tesselaar) reichte es dank starker finaler 150 Meter zu den Plätzen vier (1:12,5; 2.560 Euro) und sieben (1:12,6; 640 Euro).
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-07-25/7502/1