Lasbeker Farben leuchten in Vincennes

Vincennes, Samstag, 16. Dezember 2023. Im Mittelpunkt des sonnigen, 9 Grad frischen Nachmittags standen die zweijährigen Hengste mit ihrem ersten, 120.000 Euro wertvollen Examen auf Gruppe-II-Level.
Anspruchsvolle 2.700 Meter wurden den Youngsters im Prix Emmanuel Margouty abverlangt, an deren Ende die zugegeben noch nicht sehr aussagekräftige Rangliste kräftig umgekrempelt wurde. Die Lorbeeren gingen mal nicht ins Quartier Philippe Allaires, dessen Vierbeiner dieser Aufgabe schon zehnmal in den letzten 30 Jahren den Stempel aufgedrückt hatten.
Little Brown wurde gestrichen, und mit Luciano Menuet muss sich der 64-jährige wohl grundsätzlich etwas einfallen lassen: Wie im Prix Timoko am 22. November warf der Feliciano-Sohn das Handtuch im Galopp, als es ans Eingemachte gehen sollte. Hatte damals sein Quälgeist Lemon Tree dadurch die Oberhand behalten, so verspekulierte sich diesmal Benjamin Rochard etwas.
Ruckzuck rauschte er mit dem Face-Time-Bourbon-Sohn vor Luciano Menuet und dem im Joinviller Bogen ausfallenden Lagnu Mag in Front und parierte die ersten Avancen von Loulou de Mye, der zu Beginn der Überseite hinter ihm einparkte und damit Lucky Jackson den Part des äußeren Anführers übertrug. Das schmeckte Jean-Michel Bazire gar nicht, der seinem Partner die Sporen gab - und den ließ Rochard vorbei.
So kam Luciano Menuet auf den Todessitz vor Lovino Bello und Largo de Castelle. Kaum wurde Luciano Menuet zum schnelleren Tanz gebeten, warf er die Karten. Doch auch „JMB“ hatte seinem Partner etwas zu viel zugemutet. Sang- und klanglos streckte der als dritte Chance gehandelte Vertreter des traditionsreichen Wildenstein-Stalles die Waffen und hielt Lemon Tree auf, während Lovino Bello nach perfektem Verlauf frisch, fromm, fröhlich, frei Fersengeld gab.
Die in Windeseile herausgeholten 3½ Längen Vorsprung hielt der Village-Mystic-Nachkomme, den Eric Raffin, der im Vorjahr mit Kamehameha obsiegt hatte, nicht einmal ernsthaft anfassen musste, eisern fest. Sechs Starts, drei Siege, 85.895 Euro - nur Lemon Tree hat bei den Jungs der Generation „L“ mit 97.200 Euro mehr auf der hohen Kante.
Prix Emmanuel Margouty (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Lovino Bello 14,8 Eric Raffin 108
2j.br. Hengst von Village Mystic a.d. Louvina Bella von Bouvetier d’Aunou
Be: Sandrine Robert; Zü: Rémi Boucret; Tr: Jocelyn Robert
2. Lemon Tree 15,1 Benjamin Rochard 24
3. Loulou de Mye 15,2 Romain Christian Larue 240
4. Lucky Jackson 15,5 Jean-Michel Bazire 66
5. Largo de Castelle 15,7 François Lagadeuc 510
6. Lash Perrine 23,0g Franck Nivard 160
Luciano Menuet dis.r. Alexandre Abrivard 25
Lagnu Mag dis.r. Matthieu Abrivard 540
Sieg: 108; Richter: leicht 3½ - 1½ - 4 - 2 Längen; 8 liefen (NS Little Brown)
Zw-Zeiten: 16,3/1200m - 15,4/1700m - 15,4/2200m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 (- 1.200) Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-12-16/7500/2
Ein Hochkaräter leicht voraus
Wie so häufig hatten die lediglich sechs Einheimischen im mit dem Auto gestarteten Prix Oscar Collard (vormals Prix de Reims) für Vier- und Fünfjährige, die keine 295.000 Euro verdient hatten, wenig zu bestellen, als es nach 2.100 Metern ans Abrechnen ging.
Als Einziger dieses Sextetts brachte Jaguar Marancourt als Vierter eine Prämie heim. Den Rahm schöpften die Schweden ab, obwohl es ausgerechnet für ihren Favoriten Indy Rock nach gutem Beginn von der „3“ alles andere als optimal lief.
Mit jedem Führungswechsel in der Außenspur wurde der von Idéal du Rocher geführte Readly-Express-Sohn nach hinten geschoben - erst war es Chebba Mil (4), dann Charmy Charly AS (9), letztlich Canto dei Venti (13), die auf die Pace drückten -, so dass er, weil auch auf dem dritten Gleis reichlich Betrieb war, fast als Letzter auf die Zielgerade bog.
Da war der Zug zu den besseren Geldern längst abgefahren, aber wie Indy Rock sich jeden Fauxpas verkniff, auf den finalen 250 Metern durchs Feld schnitt und auf Rang sechs spurtete, war größeres Kino, als das bloße Ergebnis hergibt.
Vorn allerdings regierte mit dem ersten Schritt Karat River (6) vor Redéns zweiter Waffe Bengan (2), und diese Beiden heimsten auch „Gold und Silber“ ein, wobei Johan Untersteiner dem Landsmann nicht den Hauch einer Chance ließ. Ganz außen fegte aus dem Mittelfeld der in Italien geborene Dundee As auf Rang drei, wogegen der von Erik Bondo trainierte österreichische Derby-Sieger 2022 Charmy Charly AS auf den letzten 100 Metern die Flügel ein wenig hängen ließ und nur die siebte Prämie erhaschte.
Nicht wirklich überrascht über den leichten Erfolg zeigte sich Untersteiner junior: „Schon Platz sechs zum Frankreich-Einstand vor gut zwei Wochen war besser, als das Resultat aussagen mag. Unser Ziel war es, nach einem guten Start die Führung zu behalten. Das hat perfekt geklappt. Karat River hat seine Laufbahn erst vierjährig begonnen, ist somit ein geschontes Pferd, das jetzt richtig ernten kann - durchaus auch über längere Distanzen.“
Prix Oscar Collard (Prix de Reims; Gruppe III int., Vier- & Fünfj., keine 295.000 Euro)
2100m Autostart, 80.000 Euro
1. Karat River 11,2 Johan Untersteiner 75
5j.dklbr. Wallach von Muscle Hill a.d. Diamond River von Ready Cash
Be: Speediablo AB & Stall Silvio AB, SE; Zü: Peter & Lars Carlsson und A. Berggren, SE; Tr: Johan Untersteiner
2. Bengan 11,4 Alexandre Abrivard 200
3. Dundee As 11,5 Jean-Michel Bazire 72
4. Jaguar Marancourt 11,6 Franck Nivard 700
5. Dylan Dog Font 11,6 Benjamin Rochard 650
6. Indy Rock 11,7 Örjan Kihlström 41
7. Charmy Charly AS 11,7 François Lagadeuc 84
8. Jack Tonic 11,8 Théo Duvaldestin 160
9. Idéal du Rocher 11,8 Charley Mottier 110
10. Jigsaw Puzzle 11,9 Paul-Philippe Ploquin 430
11. Coquaholy 12,2 David Thomain 59
12. Just For Lova 12,3 Antoine Lhérété 1300
13. Chebba Mil 12,5 Matthieu Abrivard 340
. Canto dei Venti dis.r. Gabriele Gelormini 110
Jazz in Montreux dis.r. Jérémy-G. van Eeckhaute 860
Sieg: 75; Richter: leicht 2½ - 1 - ½ - Hals - 1 - Hals - 1 Länge; 15 liefen (NS Diva del Ronco)
Zw-Zeiten: 11,3/600m - 11,4/1100m - 11,7/1600m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-12-16/7500/6
Brothers in Arms mit Bronze dekoriert
Sehr ähnlich wie für die beiden Tre Kronors lief eine Stunde später der Rennfilm des Prix de Mansle (Kategorie III), einer ebenfalls mit dem Auto gestarteten, folglich über 2.100 Meter führenden Aufgabe für dreijährige Hengste und Wallache, die keine 110.000 Euro gewonnen hatten, für die beiden Hengste der Ecurie des Charmes ab.
Mit dem in Frankreichs Gestütbuch eingetragenen Karlito riss Yoann Lebourgeois von der „6“ sofort das Kommando an sich, und wer die Laufbahn des 38-jährigen verfolgt hat, weiß, dass er dies mit einem einigermaßen konkurrenzfähigen Pferd extrem ungern wieder abgibt.
In seinem Rücken fand Stablemate Brothers in Arms, von Züchter Hugues Rousseau deutsch registriert und in seiner nominellen Heimat einmal als Dritter der Breeders Crown 2022 vorstellig geworden, bei Zwischenzeiten von 1:10,7, 1:11,0 und 1:11,4 für 600, 1.100 und 1.600 Meter ein erstklassiges windschattiges Plätzchen, das er weidlich nutzte.
An Karlitos (123:10) lockerem 2½-Längen-Sieg - dem sechsten der Karriere - in der Rekordzeit von 1:11,3 war von nichts und niemandem zu rütteln. Vom Rest musste Brothers in Arms lediglich Ernest Jet eine halbe Länge vor sich dulden und bekam für Rang drei in neuer 1:11,6-Bestmarke 9.800 der insgesamt 70.000 Euro gutgeschrieben. Am Wettmarkt war der Fabulous-Wood-Sprössling für 54:10 notiert.
Gleichzeitig löste Brothers in Arms Gio Cash (1:11,7) als deutschen Rekordhalter der Dreijährigen auf Mitteldistanzen ab.
„Er ist nervenstark und hat die hohe Wertschätzung seines Trainers Jean-Philippe Monclin voll und ganz bestätigt. Ich denke, er ist noch nicht auf Hundert und läuft noch mit Eisen. Ich bin gespannt, wie viel Potential in ihm steckt, wenn wir sie (ab 1. Januar/Anm.d.Red.) abnehmen dürfen“, kommentierte Lebourgeois. Für die rosa-schwarz-karierten Farben der die französischen Besitzer nach Siegen anführende Ecurie des Charmes von Lucien Urano war dies der 83. Saisonerfolg.
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-12-16/7500/8
Lasbeker Farben vorn
Der erste Auftritt unter der neuen Regie Fabrice Souloys nach fünfmonatiger Pause war offensichtlich nur ein Kennenlernen der französischen Gepflogenheiten für Lasbeks in Schweden registrierten Oscar L.A.: Am 19. November war er im Prix de Cossé-le-Vivien nur auf dem zwölften Platz gelandet.
Das sollte Folgen für die Quinté-Prüfung haben, denn den Prix Michel Thoury (ehemals Prix de Saint-James) für Sechs- bis Zehnjährige, die keine 355.000 Euro gewonnen hatten, musste der Ready-Cash-Sohn hinterm Auto aus Startreihe zwei in Angriff nehmen.
François Lagadeuc verpasste dem aus 46 Versuchen 22-fachen „Winner“ einen verdeckten Marsch in dritter Spur. Auf den finalen 250 Metern spielte der siebenjährige Hengst seine geballte, aus Schweden gefürchtete Kampfkraft aus und riss den schon auf drei Längen enteilten Have a Dream um einen „Hals“ aus allen Träumen.
Nach 1:11,3/2100m wanderten 33.750 der insgesamt versprochenen 75.000 Euro aufs Lasbeker Konto, was der Toto mit 21,7-fachen Sieg-Odds belohnte. „Ein sympathisches Pferd, das mir sehr gefallen hat. Oscar hat auf den entscheidenden Metern enorm zugelegt und sich toll hergegeben, um Matthieu Abrivards Have a Dream zu erwischen. Das war heute ganz nach seinem Geschmack“, erläuterte Lagadeuc.