Kostbarer Bordeaux zu Weihnachten

Cagnes-sur-Mer, Freitag, 22. Dezember 2023. Während des Winter-Meetings in Vincennes läuft jenes von Cagnes-sur-Mer, das anders als in der französischen Zentrale ein gemischtes ist, zu dem die Vollblüter ihr Scherflein beitragen dürfen, immer ein wenig unterm Radar.
Zwei Tage vor Heiligabend gab‘s mit dem von 2.700 auf 2.925 Meter verlängerten und nicht mehr hinterm Auto begonnenen Grand Prix de Noël für ältere europäische Recken, die keine 800.000 Euro auf der hohen Kante hatten, auf dem Hippodrome de la Côte d’Azur die erste große Bescherung für die Traber.
Die Reise in den trockenen, 14 Grad warmen Süden trat mit dem in Schweden geborenen Bordeaux S. ein Schützling aus dem Quartier Jean-Michel Bazires an, der ansonsten alles, was „fit and well“ ist, in die Schlachten wirft, die in seinem Wohnzimmer Vincennes toben.
Für den erst von Marcus Lindgren, dann von Jerry Riordan in Schwedens Süden aktiven und vor fast zwei Jahren zu ihm überstellten Wallach hatte sich der 20-fache Sulky d’Or wie so häufig in Cagnes die Dienste von „local hero“ Christophe Martens gesichert.
Eine Kombination, die trotz unterirdischer letzter Einträge in Bordeaux‘ Fahrtenbuch (dis.r. - 12. - 10. - 12. - 11. - dis.r.) Alarmstufe rot für die „turfistes“ bedeutete, zumal er seinen letzten Sieg hier an Ort und Stelle am 12. Januar mit dem belgischen Catchdriver im Prix de la Côte d’Azur gelandet hatte. Für 2,5-fache Sieg-Odds ging der Braune schließlich bei seinem 75. Auftritt aus dem ersten Band als Favorit ab und wurde dieser Rolle letztlich verblüffend sicher gerecht.
Martens verpasste ihm aber auch einen „Maßanzug“. Als ihm im zweiten Paar außen seine Zugpferde abhanden kamen - erst war es Horchestro, der eingangs der ersten Überseite den mit Schmackes in Front gedüsten Gimy du Pommereux ablöste, nach einer Runde sein neuer Leader Eberton, der sich an die Spitze setzte -, parkte er den Schweden an vierter Position innen ein. Allerdings wurde die Lage immer ungemütlicher, denn in der dritten Kurve sah er die Spitzengruppe nach einer Kurzrochade des Guelpa-Trabers mit Girolamo aus weiter Ferne.
Es änderte auch nichts, dass sich Anführer Eberton kurz vorm Einbiegen auf die zweite Überseite im Galopp auf die Disqualifikations-Tafel empfahl. Dafür riss El Greco Bello das Kommando an sich, womit Henk Grifts spektakulär gestartetem Fragonard Délo - Robin Bakker konnte sich mit Glück und Artistik im Sulky des steigenden Akim-du-Cap-Vert-Sohnes halten - der äußere Fahrtwind um die Nase wehte.
Mitte der Gegengeraden konnten sich Bordeaux-Freunde die ersten Schweißperlen von der Stirn wischen: Martens lavierte ihn mit List und Tücke schon mal in Spur zwei hinter Fragonard Délo. Auf der endlos langen Zielgeraden fielen die Würfel rasch zugunsten des schwedisch-belgischen Tandems, obwohl Horchestro innen am müden El Greco Bello vorbei durchstoßen konnte und auch Gimy du Pommereux noch einiges in petto hatte. Je näher der Pfosten kam, desto deutlicher neigte sich die Waage Richtung 20. Sieg des Orlando-Vico-Sprösslings, der mit 1½ Längen Vorsprung überaus sicher ausfiel.
Fragonard Délo spürte den anfänglichen Bodenverlust, der ihn ins zweite Band warf, sowie den Marsch durch die Todeslage deutlich und wurde sieben Längen hinter Eclat des Noix lediglich Siebenter.
„Alles lief zunächst nach Plan, ich konnte mir ein passendes Führpferd suchen, doch in der zweiten Runde wurde es bei dem ‚Staffelspiel‘ höchst kompliziert“, bekannte der jüngere der Martens-Brüder. „Zum Glück hat sich im Schlussbogen alles bestens zu unseren Gunsten gelöst. Letztlich war’s dann doch ganz einfach. Ich bedanke mich bei Jean-Michel, dass er mir Pferde wie ihn anvertraut. Ein schönes Weihnachtsgeschenk für mich; ich denke, ich hab mit dem Sieg auch das passende für ihn gefunden“, griente der 51-jährige.
Grand Prix de Noël (Gruppe III int.; Sechs- bis Zehnj., keine 800.000 Euro)
2925m Bänderstart, 25m Zulage ab 400.000 Euro; 80.000 Euro
1. Bordeaux S. 2925 13,7 Christophe Martens 25
7j.br. Wallach von Orlando Vici a.d. Spot Over von Spotlite Lobell
Be: Global Glide AB, Silkstone HB & Johansson, SE; Zü: Global Glide AB, SE; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Gimy du Pommereux 2925 13,7 Jean- Christophe Sorel 110
3. Horchestro 2925 13,8 David Békaert 29
4. Honky Tonk Blues 2925 13,9 Nicolas Ensch 92
5. Eden Basque 2950 13,4 Romain Derieux 500
6. Eclat des Noix 2925 14,0 Jean-Charles Féron 260
7. Fragonard Délo 2925 14,6g Robin Bakker 660
8. Epson d’Ariane 2925 14,7 Nicolas Mourot 1210
9. El Greco Bello 2950 14,1 Théo Briand 280
10. Désir de Bannes 2925 14,9 Michaël Izzo 750
11. Estero 2925 14,9 Guillaume Lemoine 1420
12. Girolamo 2925 15,0 Pierrick Le Moel 580
Eberton 2925 dis.r. Junior Guelpa 93
Sieg: 25; Richter: sicher 1½ - ½ - 2 - 1 - 1½ - 7 - ½ Länge; 13 liefen
Wert: 36.200 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro