Kommt ein Kolibri geflogen
(nn) Vincennes, Freitag, 29. November 2019. …und das in der kalten Jahreszeit im Pariser Bois de Vincennes, und macht 13 Gegnerinnen oder jene, die nach zahlreichen Galoppaden im Prix Vourasie davon übrig geblieben waren, zur Schnecke.
Schon vor der ersten Gruppe-Aufgabe für die zweijährigen Traber-Damen - die Jungs sind am Samstag dran - wurden wahre Wunderdinge von Beautiful Colibri kolportiert, die für Philippe Allaire in Mailand und Turin drei Rennen in überlegener Manier gewonnen hatte und nun erstmals außerhalb ihres Geburtslandes ihre Visitenkarte abgab. Einmal mehr erhielt die alte Weisheit, der Apfel falle nicht weit vom Stammbaum, neue Nahrung: Vater der seinerzeit gewinnreichste aktive Traber der Welt Ready Cash, Mutter Gilly LB, die zweijährig (2005) das Criterium in Mailand und den Großen Züchterpreis in Rom und damit den größten Batzen ihrer 243.602 Euro „lifetime“ gewonnen hatte - da durfte man vom von Philippe Allaire selbst gezüchteten Töchterchen einiges erwarten.
Sie legte denn auch gleich beim ersten „offiziellen“ Bänderstart ihres Lebens los wie die Feuerwehr ganz im Gegensatz zu Taste of Diamonds. Für die deutsche Breeders-Crown-Siegerin aus dem Stall des Südschweden Tomas Malmqvist, die nach ihrem Berliner Triumphmarsch noch Dritte im Vor- und Fünfte im Endlauf des Breeders‘ Course geworden war, war wie für Havane d’Aurcy die Aufgabe nach ausgiebigem Startgalopp zu Ende, noch ehe sie recht begonnen hatte, und auch Hill’s Angel verlor wenig engelsgleich rund 30 Meter auf den vorn munter dahin quirlenden Zug, der von Hirondelle Sibey vor dem italienischen „Colibri“ gebildet wurde. Stets rund 15 bis 20 Meter dahinter versuchte Bryan Coppens vergeblich, mit der Norwegerin Custom Carrera irgendwie den Anschluss herzustellen; die beiden Vögel waren bei Durchgangszeiten von 1:12,3 für 1.200 und 1:14,3 für 1.700 Meter einfach nicht einzufangen. Wohl selten zuvor hat David Thomain hinter einem zweijährigen Pferd einen derart geruhsamen Abend erlebt. Ganz bequem durfte er sich von der „Lerche“ ziehen lassen, nahm seinen „Colibiri“ 300 Meter vorm Pfosten heraus - schon schwirrte die kleine, praktische Braune vorbei, als ob‘s für sie vorher lediglich eine scharfe Trainingsarbeit gewesen sei.
Ihr vierter Sieg bei ebenso vielen Starts, mit dem sie nun 39.880 Euro ihr Eigen nennt, wäre auch ohne Hermine Sibeys Fehler locker unter Dach und Fach gewesen, die vom gewaltigen Luftzug aus dem Takt gerissen zu sein schien. Ganz entspannt durfte sich Thomain - Peitsche geschultert, Hände voll - weit vor dem Ziel umschauen, was hinter ihm geschah. Aufmerksam registriert haben dürfte er trotz des immensen Vorsprungs, wie zackig die Ricimer-Tochter Havanaise aus dem hinteren Mittelfeld auf den Ehrenplatz sprintete und auch Hill’s Angel (von Muscle Hill) nach dem anfänglichen Lapsus für Platz drei reichlich zu verkaufen hatte. Diese beiden wird der 31-jährige sicherlich verstärkt im Auge behalten, wenn für sein „Vögelchen“ die nächste internationale Aufgabe in Vincennes ansteht. Mit 1:14,6 war Beautiful Colibri im an die elffache Gruppe-Siegerin, Prix-d’Amérique-Zweite wie -Dritte und kleine (Halb-)Schwester des legendären Ourasi erinnernden Gruppe-III-Rennen um 1,8 Sekunden zügiger unterwegs als vor Jahresfrist Green Grass - und die ist mittlerweile bei 358.400 Euro angelangt.
Prix Vourasie (Gruppe III int., zweij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Beautiful Colibri 14,6 David Thomain 27
2j.br. Stute von Ready Cash a.d. Gilly LB von Supergill
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Scud. Colibri’ Sas di Philippe Allaire, IT/FR
2. Havanaise 3. Hill’s Angel 4. Haloya de Visais 5. Hermine Girl 6. Harmony Somolli 7. Custom Carrera 8. Heva Chaléonnaise Taste of Diamonds Holly d’Amour Hermine Sibey Hirondelle Sibey Havana d’Aurcy Halowie Renardier |
14,9 François-Pierre Bossuet 15,1g Björn Goop 15,2 Guillaume Marin 15,4 Christophe Lebissonais 15,4 Matthieu Abrivard 15,5 Bryan Coppens 16,5 Julien Raffestin dis.r. Alexandre Abrivard dis.r. François Lagadeuc dis.r. Louis Baudouin dis.r. Eric Raffin dis.r. Franck Nivard dis.r. Alexis Prat |
250 63 1090 980 300 1470 1330 300 580 680 29 74 630 |
Sieg: 27; Richter: überlegen 3½ - 2 - 1 - 2½ - ¾ Länge; 14 liefen
Zw-Zeiten: 12,3/1200m - 14,3/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro