Kommt ein Bengel geflogen
(mw) Färjestad, Samstag, 21. September 2019. Zum 13. Mal seit 2007 trafen sich in ihrer beispielhaften Kooperation die Verbände Norwegens und Schwedens auf der Heimatbahn von Europabummler Björn Goop am Nordufer des Vänersees zum „Hinspiel“ ihres V75-Länderkampfs.
Momarken, die Bahn des kleinen Städtchens Mysen einen Steinwurf westlich der gemeinsamen Grenze, bittet im kommenden März wie gewohnt zum freundschaftlichen Rückkampf. Beide Länder betreiben im schwedischen Årjäng auch das Nordiska Travmuseet mit angeschlossener Hall of Fame in trauter Eintracht. Es ist von dieser Stelle ob dieser Konstellation zwischen zwei Nationen schon oft und fast gebetsmühlenartig auf die gedeihliche Zusammenarbeit als Vorbild für den seit Jahrzehnten gebeutelten deutschen Trabrennsport hingewiesen worden, in dem alle an einem Strang ziehen - nur leider in verschiedenen Richtungen. Vielleicht fallen derart erhobene Zeigefinger unter der neuen HVT-Präsidentin auf fruchtbareren Boden…
Dass auch die Skandinavier mächtig zu knabbern haben, Sport und Wettumsatz im Zuge der Globalisierung via Internet in Schwung zu halten, steht auf einem anderen Blatt. V75-Umsätze, die an diesen Renntagen gemeinsam von der schwedischen ATG abgerechnet werden, in neunstelliger Schwedenkronen-Höhe sind ohne Jackpot inzwischen eine Utopie. Die in der Königswette gemeinsam gedrehten 95,5 Millionen SEK bewegten sich im erwarteten Rahmen. Durchaus nicht den Vorhersagen entsprachen die Resultate. Bei drei kräftigen Ausreißern schafften es lediglich sechs Systeme, alle sieben „Vinnare“ auf einem Wettschein zu vereinen, und wurden dafür mit je rund vier Millionen Kronen fürstlich entlohnt.
„13“ schlug’s in der besten, an Uno Swed, den Mann hinter dem einstigen Europa-Crack Madison Avenue, erinnernden Gulddivisionen, die zum krönenden Abschluss nochmals 100 Systeme eliminierte. Wer hatte schon mit Björn Goops dritter Farbe Ragazzo da Sopra gerechnet, hinter dem Jorma Kontio einmal mehr bewies, dass er nicht nur einer der besten nordeuropäischen Künstler ist, die Pferde rasant auf die Beine zu bringen, sondern sie auch zum gepflegten Finish zu motivieren versteht. „Ich gab Jorma auf den Weg, er solle Ragazzo richtig losknattern lassen und sich dann ein Führpferd suchen, aber ich hätte nie gedacht, dass er gewinnen würde. Ich bin genauso überrascht wie die Wetter“, strahlte Goop-Azubi und „Groom“ Anton Sverre mit der Herbstsonne um die Wette.
Einen exzellenten Catchdriver zeichnet eben aus, genau zuzuhören und die Anweisungen möglichst zu befolgen. Das tat der trotz seiner 66 Jahre noch lange nicht zum alten Eisen zählende fliegende Finne auf den Punkt genau. Von der „5“ schmetterte der „Bengel von oben“, ehe sich’s die Anderen versahen, wie der Blitz in Front und wartete auf die Ablösung, die natürlich in Gestalt von Heart of Steel nicht lange auf sich warten ließ. Örjan Kihlström hatte Perfect Spirit früh von der „1“ nach außen dirigiert und führte die äußeren Chargen Usain Henna, Reckless und Racing Mange an, innen war Speedy Face dabei. Der Rest mit Goops zweiter Waffe Bryssel innen und Mack Dragan außen als Anführer der Nachhut rang 20 Meter dahinter um Anschluss, der nach einer Runde hergestellt war.
700 Meter vorm Ziel schnupperte Usain Henna in Spur drei und bekam die entsprechenden Hintermänner, so dass Speedy Face schon mal in Spur zwei wechseln konnte, wo er den 200 Meter weiter mausetoten Perfect Spirit als Stoppschild vor der Nase hatte. Der Hambo-Sieger 2017, im Vorjahr als Sieger des Königspokals wie der SprinterMästaren einer der großen Aktivposten im Quartier Daniel Redéns, ist heuer nicht wiederzuerkennen und schlich als arg gebeutelter 20:10-Favorit als Letzter, sieht man vom spät einen Patzer einlegenden Bryssel ab, am Zielrichter vorbei. Der wiederum hatte „vorn“ reichlich Arbeit, denn Usain Henna nahm sich Heart of Steel gewaltig zur Brust und zwang ihn um Nüsternbreite in die Knie. Das reichte jedoch nicht zum Sieg - deutlich besser stach Ragazzo da Sopra.
Kontio hatte allen Raum der Welt, Goops dritten Bube nach außen zu dirigieren. Auf freier Schussbahn nahm der From-Above-Sohn noch einmal die Hufe gewaltig in die Hand und überrannte das kämpfende Duo sicher um eine Länge, was sich in nackten Zahlen als 10. Sieg und nunmehr 2.274.642 Kronen Verdienst ausdrückt. Eine weitere halbe Länge zurück holte sich Racing Mange in vierter Spur die vierte Prämie eine Länge vor dem Trio Reckless - Mack Dragan - Speedy Face, das in dieser Reihenfolge die Ziellinie Kopf an Kopf passierte.
Uno Sweds Minneslopp - Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 409.500 SEK
1. Ragazzo da Sopra 11,3 Jorma Kontio 337
6j.br. Wallach von From Above a.d. Larome von Count’s Pride
Be: Larome Breed HB; Zü: Hakan Schullström; Tr: Björn Goop
2. Usain Henna 3. Heart of Steel 4. Racing Mange 5. Reckless 6. Mack Dragan 7. Speedy Face 8. Ferrari Sisu 9. Baron Gift 10. Ferrari B.R. 11. Perfect Spirit 12. Bryssel |
11,4 Oskar Andersson 11,4 Johan Untersteiner 11,4 Joakim Lövgren 11,5 Björn Goop 11,5 Carl Johan Jepson 11,5 Adrian Kolgjini 11,7 Marc Elias 11,8 Rickard Svanstedt 11,8 Per Oleg Midtfjeld 12,2 Örjan Kihlström 13,2g Ulf Ohlsson |
387 60 69 125 169 240 165 245 442 20 473 |
Sieg: 337; Richter: sicher 1 - k.Kopf - ½ - 1 - k.Kopf - Kopf; 12 liefen
Zw-Zeiten: 10,8/500m - 12,2/1000m - 10,3/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Erwartungsgemäß wenig zu melden hatten die Gäste, die sich dennoch mutig wehrten und mit dem ins deutsche Gestütbuch eingetragenen Ibra Boko dank Erlend Rennesvik eine 270er Sensation schafften. Fast selbstverständlich war hingegen der Unionskampen-Punkt bei den Kaltblütern, die in Norwegen weit mehr als in Schweden zum guten Traber-Ton zählen und dort so etwas wie National-Heroen sind. 15:10-Favorit und Tempomacher Odd Herakles / Tom Erik Solberg vor Dauerangreifer Roli Eld / Adrian Solberg Akselsen und Troll Solen / Magnus Teien Gundersen lautete am Ende die „Stockerl-Besetzung“ durch Team Norge, wobei „Herkules“ für die fette Beute von 300.000 Kronen - mehr als in der Gulddivisionen! - mehr ackern musste, als den Favoritenwettern lieb sein konnte. Letztlich hielt er den unerschrockenen Angreifer um eine halbe Länge auf Distanz. „Dieser Typ ist einer der besten älteren Kaltblüter, die ich gefahren habe“, konzidierte der 44jährige Solberg nach seinem 2.135. Volltreffer, „er hat alles, was ein perfektes Rennpferd braucht: Schnelligkeit, ein kraftsparendes Geläuf, ist unkompliziert und auf allen Distanzen zu Hause.“ Der so gelobte Moe-Odin-Sohn steigerte mit seinem 37. Sieg sein Konto auf 6.605.213 Kronen.
V75-1 (Brons): Marcello Wibb / Johan Untersteiner 22
V75-2 (Klass II): Ibra Boko / Erlend Rennesvik 270
V75-3 (Silver): Smevikens Cruiser / Björn Goop 348
V75-4 (Kallblod): Odd Herakles / Tom Erik Solberg 15
V75-5 (Klass I): Dexter Brick / Carl Johan Jepson 49
V75-6 (Stayern): Bossy Alley / Ville Karhulahti 138
V75-7 (Guld): Ragazzo da Sopra / Jorma Kontio 337
Umsatz V75: 95.485.627 SEK
1. Rang: 6,06 Systeme à 4.090.241 SEK
2. Rang: 24.933 SEK
3. Rang: 566 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.233.980 SEK