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Knaller durch die Ärmste

Die 392:10-Außenseiterin Dynasty Péji mit Damien Bonne (Foto: paris-turf.com)
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Frankreich

(nn) Vincennes, Donnerstag, 3. Dezember 2020. Während das kommende Vincenner Wochenende rund ums Finale des Grand National du Trot sowie die drei Endläufe der Open des Régions für die Drei-, Vier- und Fünfjährigen überwiegend dem Fahrsport gehört, konnten sich an diesem nieselig-trüben Donnerstagnachmittag die Monté-Spitzen profilieren.

Für die ältere Kavallerie stand der Prix Paul Buquet im Mittelpunkt, der wie in den Vorjahren über 2850 Meter, jedoch als Neuerung ohne Zulage für Spitzenverdiener ausgefochten wurde. Das schien Yannick-Alain Briands fast 900.000 Euro schwerem Boss du Meleuc in die Karten zu spielen.

Der wie üblich von Alexandre Abrivard, der im engen Fight um den „Etrier d’Or“ gegen Mathieu Mottier jeden Punkt gebrauchen kann - vier Wochen vor Ultimo liegt der Titelverteidiger mit 55 zu 63 Siegen hinten - gerittene Dunkelbraune ist über kürzere Distanzen erfolgreicher, hat sich aber auch über längere Kanten erfolgreich präsentiert und trug mangels echter Alternativen ziemlich deutlich die Last des Favoriten: Für den doppelten Titelverteidiger Clegs des Champs war’s nach fast einem Jahr der dritte Auftritt.

Mit 14 Monaten noch länger hatte Millionär Arlington Dream pausiert, für den es der zweite Versuch war. Dem billigte selbst Super-Optimist Philippe Allaire keinen der grünen Smileys zu, der für „alle Ampeln stehen auf Sieg“ blinkt. Dexter Fromentro hatte auf dem langen Weg zum Cornulier 2021 - heuer war er im wichtigsten Monté der Welt auf Rang drei gelandet - noch nichts Weltbewegendes gezeigt, Caban Prior schon bessere Monté-Tage gesehen, Bulle de Laumont nur höchst selten den Ausflug in diese Disziplin gewagt, und der Rest zählte zu den krassen Außenseitern.

Genau so eine versalzte dem Boss die Siegessuppe - und zwar ohne Wenn und Aber. Die sich nur gelegentlich ins Fahren verirrende Dynasty Péji hatte schon reichlich Gruppe-Erfahrung, auf diesem Level jedoch erst einen ihrer insgesamt acht Treffer setzen können - vor einem Jahr im Prix Edmond Henry. Für dieses Meeting scheint Trainer und Reiter Damien Bonne einige Pfunde in petto zu haben bei der Prodigious-Tochter, die von vorletzter Position vor publikumsfreien Rängen und im unteren Bogen in zweiter Spur immer stärker wurde, Clegs des Champs, Carly und Caban Prior links liegen ließ und zu Beginn des Anstiegs auch Boss du Meleuc von der Kommandobrücke jagte.

Dessen Reiter schien das nicht sonderlich zu kümmern. Bergauf wechselte der Boss nach außen, bot Dexter Fromentro und Bulle de Laumont Deckung und rückte, während sich in dritter Spur Carla du Châtelet aus dem Match sprang, der Tempomacherin im Schlussbogen mühsam auf die Pelle. Die dachte gar nicht daran, vor den Geldschränken einzuknicken. Im Gegenteil: Immer munterer wurde die Braune, machte sich leichtfüßig auf und davon und baute ihr Konto um 38.250 auf 294.880 Euro aus - für eine Eintrittskarte zum Cornulier noch etwas wenig. Für Boss du Meleuc wurde es noch bitterer, weil Clegs des Champs wie ein Wirbelwind innen an ihm vorbeisauste und sich vernehmlich fürs große Geschäft zurückmeldete.

Vier Längen später hielt sich Carly die fast gleichauf notierten und durch keine halbe Länge getrennten Caban Prior und Dexter Fromentro sicher vom Hals. Der rundum mit Eisen versehene Arlington Dream bekam, stets im Hintertreffen postiert, nur ein Aufbaurennen verpasst.

„Sie hat ein gewaltiges Laufvermögen, bezüglich Nervenkostüm und Laune ist aber bei ihr immer Vorsicht angesagt. Heute hat sie bewiesen, dass sie mit diesen Cracks mithalten kann. Beim letzten Start hat sie mich regelrecht veräppelt, darum habe ich das Training intensiviert und sie Intervalle treten lassen, was ihr augenscheinlich sehr gut bekommen ist. Es wäre zu schön, präsentierte sie sich auch am Tag des Cornulier so exzellent. Aber das ist noch rund sechs Wochen hin. Wir werden erst mal diesen Sieg genießen“, kommentierte Bonne.

Prix Paul Buquet - Monté - (Gruppe II int., Sechs- bis Zehnjähr.)

2850m Bänderstart o.Z.; 85.000 Euro

1.      Dynasty Péji                  13,5     Damien Bonne                392

         7j.br. Stute von Prodigious a.d. Rita Mitsou von Lulo Josselyn

         Be / Tr: Damien Bonne; Zü: Patrick Gilbert Guillard

2.      Clegs des Champs      13,6     David Thomain                  90

3.      Boss du Meleuc            13,8     Alexandre Abrivard           21

4.      Carly                               14,1     Antoine Wiels                  140

5.      Caban Prior                   14,2     Aurélien Desmarres         98

6.      Dexter Fromentro         14,3     Camille Levesque            92

7.      Bulle de Laumont         14,6     Matthieu Abrivard              59

8.      Beau de Grimoult         14,8     François Lagadeuc      1160

9.      Arlington Dream           15,1     Yoann Lebourgeois        120

10.    Carla du Châtelet         17,3g  Adrien Lamy                    350

         Accord Marjacq             dis.r.    Benjamin Rochard         990

Sieg: 392; Richter: leicht 2½ - 3 - 4 - 1¾ - ¼ - 4½ Längen; 11 liefen

Zw-Zeiten: 15,1/1350m - 14,3/1850m - 13,9/2350m

Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-03/7500/5

Perfekt auch im zweiten Akt

Eric Raffin und Hallix - das scheint zu passen wie die Faust aufs Auge. Auch im dritten gemeinsamen Engagement nur acht Tage nach dem überlegen gewonnenen Monté-Debüt war die Liaison zwischen dem alten und neuen französischen Champion und der Roc-Meslois-Tochter im europäisch konzipierten, jedoch exklusiv von Einheimischen bestrittenen gewinnsummenbeschränkten Prix Urgent eine Liebesbeziehung wie aus dem Bilderbuch. Mit der Ärmsten des schmalen Achterfeldes hielt sich der 38-jährige lange zurück und die Anderen mal machen.

Die Anderen - das waren bei gleichmäßigem Tempo im 1:15er Bereich vor allem die sich sofort die Regie sichernde Héra Landia, die sie verfolgenden Stallgefährten Hector des Champs und Hamilton Renka sowie Haribo Loisir. Erst dann kam die langbeinige Braune mit der halben Blesse, deren Pulver Raffin bei 7 Grad und leichtem Niesel bis 150 Meter nach der Einmündung der kleinen Bahn trocken hielt. Auf den finalen 300 Metern dankte es Hallix mit durchschlagendem Speed, bei dem sich die müde Héra Landia früh zurückzog.

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Hallix mit Eric Raffin (Foto: equidia.fr)

Auch die beiden Schützlinge Bruno Bourgoins hatten nicht mehr allzu viel auf der Pfanne, so dass Haribo du Loisir, der in der Finalkurve die dritte Spur eröffnet hatte, der einzige härtere Prüfstein blieb. Den servierte die Braune im Eilschritt ab, sicherte sich 4½ Längen voraus den ersten Halbklassiker ihrer hoffnungsvollen Karriere und hat nun 82.010 Euro auf dem Kerbholz. Selbst Platz zwei vermochte der Rodrigo-Jet-Sprössling nicht festzuhalten: Den knöpfte ihm mit kernigem Endspurt Hispanien, ein Sohn des einstigen Cornulier-Siegers Magnificent Rodney, um eine halbe Länge ab. Happiness Ellis verlor viel Kraft bei der Aufholjagd nach ihrem Startrumpler, der sie rund 30 Meter zurückwarf; in Anbetracht dessen verdient Rang vier zumindest einen kleinen Eintrag ins Notizbuch.

Sehr zufrieden zeigte sich Trainer Guillaume Gillot, der die Stute in den Attelés geschult hatte: „Allmählich sieht’s so aus, als reife ein besseres Pferd heran. Vorm Wagen war sie reichlich kompliziert. Das Reiten scheint ihr sehr viel besser zu liegen. Im Prix de Vincennes (am 27. Dezember) wird sie mit Sicherheit nicht starten. Ich möchte mit ihr den ‚Président de la République‘ (im Juni) gewinnen.“

Eric Raffin hieb in dieselbe Kerbe: „Sie ist zwar sehr gut, steht im Monté aber erst am Anfang. Da käme ein Engagement im Prix de Vincennes zu früh, zumal die Hengste bislang von sehr viel härterem Kaliber sind. Mir scheint, sie ist eher etwas für Rechtskurse. Linksherum hat sie in den Kurven einige Probleme, doch das kann sich durchaus geben, wenn sie mehr Kraft hat.“

Prix Urgent - Monté - (Gruppe III int., Dreij., keine 125.000 Euro)

2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro

1.      Hallix                               15,0     Eric Raffin                           26

         3j.br. Stute von Roc Meslois a.d. Titania von Capriccio

         Be / Zü: Ec. Cheffreville; Tr: Guillaume Gillot

2.      Hispanien                      15,3     Guillaume Martin            390

3.      Haribo du Loisir            15,3     Alexandre Abrivard           38

4.      Happiness Ellis             15,7g  Adrien Lamy                    190

5.      Hector des Champs     15,7     Damien Bonne                450

6.      Héra Landia                  15,8     Paul-Philippe Ploquin    240

7.      Hamilton Renka            15,9     Mathieu Mottier                  45

         Houston de Blary          dis.r.    David Thomain                  56

Sieg: 26; Richter: überlegen 4½ - ½ - 5 - ¼ - 1½ - 1 Länge; 8 liefen

Zw-Zeiten: 15,7/1200m - 15,2/1700m - 15,6/2200m

Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-03/7500/2

In der den Renntag eröffnenden, extrem offenen Quinté-Prüfung mischte der für 58:10 (!) zum Favoriten erkorene Ids Boko kräftig um die besten Plätze mit. Im mit dem Auto gestarteten Prix de Bourigny für vier- und fünfjährige Europäer, die keine 200.000 Euro verdient hatten, tankte sich Robin Bakker mit Deutschlands Derby-Zweitem 2018 durch die Außenspur vor, übernahm zu Beginn des Anstiegs das Zepter und trat es 900 Meter vorm Ziel an Free Man ab, dem All Wise As auf die Pelle rückte. Im Sog des Ready-Cash-Sohnes aus dem Haus der Herren Alexandre und Laurent-Claude Abrivard raufte sich Ids Boko in 1:11,5/2100m zu Platz drei und 7.000 der ausgelobten 50.000 Euro. Der bei 97:10 gehandelte Free Man wurde eine Länge vor All Wise As (beide 1:11,4) um 22.500 Euro reicher.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-03/7500/1