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Klingende Kassen auf The Meadowlands

Abschied von Atlanta (Foto: harnesslink.com)
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USA

East Rutherford / New Jersey, Samstag, 26. November 2022. Das letzte Riesen-Rad des nordamerikanischen „harness sport“ drehte sich an dessen erster Adresse: Acht der 14 Prüfungen von The Meadowlands am Tag des „Fall Final Four“ waren sechsstellig dotiert, insgesamt hielt das Meilenoval im Nordwesten des Big Apple 2.824.000 US-Dollar bereit - bei 8 Grad Celsius ein warmer vorweihnachtlicher Regen für die Besitzer, die bei den Jährlingsauktionen in Lexington (Anfang Oktober) und Harrisburg (Anfang November) gerade wieder Rekordsummen in die Zukunft investiert hatten.

Zweimal „vier herbstliche Finals“ riefen bei den Zweijährigen und Älteren beiderlei Gangart und Geschlecht nochmals alles, was Rang, Namen und nach einer langen Saison Kraft genug hatte, auf den Plan. Und dann fiel da noch der endgültige Vorhang für zwei ganz große Standardbreds, die sich für immer von der Rennsportbühne verabschiedeten und nun ihren Platz in der Zucht finden werden.

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Bulldog Hanover (Foto: harnesslink.com)

Das letzte Ballyhoo konnte unterschiedlicher nicht sein: Der Pacer Bulldog Hanover, am 6. November 2019 in Harrisburg für schlappe 28.000 US-Dollar an den Mann gebracht und seit dem 16. Juli 2022 mit seinen auf „The Big M“ erzielten 1:45.4/1:05,8 schnellstes Standardbred der Geschichte, verabschiedete sich mit dem 28. Volltreffer aus 37 Auftritten und 2,4 Millionen Dollar auf der hohen Kante standesgemäß von seinen Fans durch die ganz große Tür und betrieb mit Saisonsieg Nummer 14 aus 16 Versuchen kräftiges Window-Dressing, was die Wahl zum „Horse of the Year“ betrifft.
Adieu Atlanta!

Noch länger aktiv ist die mit 60.000 Dollar (Harrisburg, 7. November 2016) ebenso nicht allzu üppig bezahlte Atlanta. Auch sie hat mit dem Hambletonian-Sieg 2018 - dem ersten einer Stute nach 22 Jahren Pause - ihren bedeutendsten Triumph auf The Meadowlands gefeiert und geht nach 78 Auftritten mit einem vierten Rang, 37 Siegen und 3,5 Millionen USD in Rente bzw. die Mutterschaft.

Weltrekordlerin ist die vom Schweden Stefan Balaszi gezüchtete und für ein Besitzerkonsortium um Trainerchampion Ron Burke angetretene Grand Lady gleichfalls. Eine Krönung in der Breeder’s Crown blieb ihr allerdings in sieben Anläufen versagt - einziger kleiner Makel in der Bilanz der viertgewinnreichsten Traberstute aller Zeiten. Ihr letztes Stündlein auf der Rennbahn klang im Kreis der sechs Ladys, die an die 140.000 USD des TVG for Mares wollten, eher bescheiden aus.

Andererseits war’s für Bella Bellini das Tüpfelchen auf dem I einer famosen Saison, der ersten für die Vierjährige im Kreis der Erwachsenen: Mit dem neunten Sieg - dazu kommen vier zweite und fünf dritte Plätze - kletterte das Saison-Salär des Homebreds von David McDuffee auf 935.630 Dollar. Mehr hat im nordamerikanischen Traber-Lager heuer nur Joviality gescheffelt, die als Einzige über eine Million kommt.

Die Tochter des vor fünf Tagen plötzlich eingegangenen Bar Hopping tat das, was ihr am meisten liegt: Die Anderen jagen und sie am Ende einsammeln. Dexter Dunn legte mit ihr ebenso wenig Eile an den Tag wie Yannick Gingras mit Atlanta, und so sprangen die Beiden, mit der „1“ bzw. „2“ im Grunde exzellent bedient, nur als Vierte und Fünfte ab.

Nach 600 Metern wechselte das Kommando von Refined zu When Dovescry, und 300 Meter weiter befand es Dunn an der Zeit, über außen mal ein wenig nach dem Rechten zu sehen. In Bella Bellinis Windschatten sollte es sich für Atlanta optimal leben lassen, aber schon im Scheitel des „final turn“ war ersichtlich, wie schwer sich die „grand old Lady“ tat, Kontakt zu halten.

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Bella Bellini (Foto: harnesslink.com)

Eingangs der Zielgeraden wurde Bella Bellinis Dominanz immer augenfälliger, die ganz leicht in neuer TVG-Rekordzeit von 1:09,5 die Nase vor Refined ins Ziel steckte. Die Uncle-Peter-Tochter kämpfte Titelverteidigerin When Dovescry um einen „Kopf“ nieder. Erst drei Längen dahinter ackerte sich eine müde Atlanta am Zielrichter vorbei, die nach der Siegerehrung für Bella Bellini ebenfalls in den Winner Circle einziehen durfte und im Kreise ihrer Lieben verabschiedet wurde.

Sie wird nun auf die Crawford Farms wechseln. Besitzerin Michelle Crawford sieht dem nächsten Jahr mit Spannung entgegen, „wenn sie ihr zweites Fohlen selbst austrägt“. Eines hat sie nämlich schon: Im April ist ein Stutfohlen von Muscle Hill von einer Leihmutter mittels Embryo-Transfer geboren worden.

Über all dem Abschied von der Gigantin soll Bella Bellini nicht vergessen werden, „die eine herausragende Persönlichkeit ist“, wie Dunn befand. „Es war wie 2021: Je weiter die Saison fortschreitet, desto besser wird sie, was ziemlich ungewöhnlich ist. Heute war sie grandios, in der letzten Kurve hatte ich Kanonen in den Händen. Ich hab gedacht: Warte noch ein wenig, wir haben den ganzen langen Einlauf vor uns. Sie stand bis ins Ziel am Gebiss, und ich hatte das Gefühl, sie könne noch einen Gang zulegen. In diesen Höhen ist’s nie einfach. Du hast immer die Besten gegen Dich.“

TVG Mares - Final / Trot - (int., Stuten ab dreijährig)
1609m Autostart, 140.000 USD
1.    Bella Bellini    09,5    Dexter Dunn    15
    4j.br. Stute von Bar Hopping a.d. Bella Dolce von Kadabra
    Be / Zü: David McDuffee; Tr: Richard Norman
2.    Refined    09,7    Todd McCarthy    262
3.    When Dovescry    09,7    David Miller    52
4.    Atlanta    10,1    Yannick Gingras    34
5.    Weslynn Quest    10,5    Corey Callahan    530
6.    Sorella    10,7g    Andrew McCarthy    787
Sieg: 15; Richter: überlegen 2¼ - Kopf - 2¾ - 3 - 2¼ Längen; 6 liefen
Wert: 70.000 - 35.000 - 16.800 - 11.200 - 7.000 USD

Video: https://www.youtube.com/watch?v=odhu3t-i1S4

Ecurie D. mit versöhnlichem Abschluss

Ganz nach Wunsch war diese Saison für Ecurie D. bzw. dessen Umfeld ganz sicher nicht gelaufen. Die beiden glatten Niederlagen gegen den später verletzten Stablemate Alrajah One standen ebenso wenig auf der Programm-Planung des von Jean-Pierre Dubois fürs dänische Gestütbuch gezüchteten Infinitif-Sohnes wie jene im Maple Leaf Trot  gegen den ebenfalls von Åke Svanstedt trainierten Back of the Neck.

Negativer Höhepunkt war der International Trot, in dem er in Front kaum zu bändigen war, teils weit vor der Konkurrenz daher stiebte - und am Ende als völlig übersäuerter Neunter 18 (!) Längen hinter Cokstile den Pfosten passierte. Dass dies nicht der wahre Ecurie D. gewesen sein konnte, der bis zu seiner überraschenden Übersiedlung vor 15 Monaten in die „States“ schon in Europa für enormen Furor gesorgt hatte, bewies er beim lockeren zweiten Breeder’s-Crown-Triumph.

Mit dem Erfolg im 330.000 Dollar wertvollen TVG Open rettete er das etwas verkorkst scheinende Jahr endgültig und steht mit diesem dritten Sieg aus acht Versuchen und 736.551 Dollar blendend da. Der Grundstein war nach 500 Metern gelegt, als er It’s Academic, der bis dahin vor Jujubee, Back of the Neck und Ahundreddollarbill das Sagen hatte, von der Kommandobrücke jagte.

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Ecurie D (Foto: drf.com)

Der sich außen mit Incommunicado im Schlepp vortastende Lovedbythemasses wurde nie wirklich zur Gefahr, und so konnte Dexter Dunn eine recht ruhige Kugel schieben. Der „Kiwi“ hatte die Fäden allzeit fest in der Hand und gewann viel leichter, als es der Dreiviertellänge-Vorsprung vor dem eine späte Attacke inszenierenden It’s Academic vermuten ließe.

Rang drei ging an den extrem spät und höchst beschwerlich ins Rennjahr eingestiegenen Jujubee, der seine glänzende 2021er Saison, in der er der gewinnreichste aller männlichen Traber war, heuer nur in Umrissen bestätigen konnte.

TVG Open - Final / Trot - (int., frei für Alle)
1609m Autostart, 330.000 USD
1.    Ecurie D    08,6    Dexter Dunn    17
    6j.br. Hengst von Infinitif a.d. To Soon von Muscles Yankee
    Be: Marko Kreivi, Suleyman Yüksel & Åke Svanstedt Inc; Zü: Jean-Pierre Dubois, DK/FR; Tr: Åke Svanstedt
2.    It’s Academic    08,7    David Miller    44
3.    Jujubee    08,9    Andrew McCarthy    67
4.    Back of the Neck    09,0    Tim Tetrick    68
5.    Ahundreddollarbill    09,2    Yannick Gingras    907
6.    Incommunicado    09,4    Scott Zeron    186
7.    Lovedbythemasses    09,4    Todd McCarthy    365
8.    Amigo Volo    09,5    Brian Sears    343
Sieg: 17; Richter: leicht ¾ - 1½ - ½ - 2¾ - ¼ - Kopf - 1 Länge; 8 liefen
Wert: 165.000 - 82.500 - 39.600 - 24.400 - 16.500 USD

Video: https://www.youtube.com/watch?v=mV3N1uOShZI

Ihr Name ist Bond…

Die chronologisch erste fette Börse war mit dem  475.400 USD wertvollen Goldsmith Maid Trot den 2020 geborenen Traberstuten vorbehalten, in dem Åke Svanstedt seinen goldenen Samstagabend begann.

Hinter der am 6. Oktober 2021 in Lexington für 80.000 „bucks“ gemeinsam mit Little E LLC und der Berg Incorporation ersteigerten Bond nahm der 64-jährige höchstpersönlich Platz, ließ die Championesse des „Kindergarten Final“ vom 12. November von der „9“  vor Heart on Fire (3; von Father Patrick), Mambacita (7; von Tactical Landing) und Blonde Bombshell (6; von Walner) in Front schmettern und „never looked back“.

Herausforderungen waren komplett fehl am Platz, und so konnte die Southwind-Frank-Tochter unbeirrt zwei Längen voraus zum siebenten Sieg aus neun Versuchen düsen, der ihr Konto auf 587.264 Dollar streckte und ihr Platz vier in der „money ranking list“ der zweijährigen Trotter bescherte.

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Bond (Foto: drf.com)

Auch hinter Bond, die Nachfolgerin von Jovality wurde, passierte wenig - mit der kleinen Ausnahme, dass Heart on Fire der Angriffsversuch auf die Leaderin schlecht bekam: Innen wie außen wurde sie von ihren unmittelbaren Verfolgerinnen Mambacita und Blonde Bombshell passiert und musste mit Platz vier vorliebnehmen.

„Ich kann Sarah und Åke (Svanstedt) gar nicht genug danken”, strahlte Mitbesitzer Jeff Gural, der sich hinter Little E LLC verbirgt, „sie waren überzeugt, Bond würde ein gutes Pferd, und sie hätten einen Plan. Ich sagte, Pläne würden in diesem Geschäft nie aufgehen, doch sie belehrten mich eines Besseren. Ich habe seit 40 Jahren ‚Standardbreds‘, und dies ist der erste Plan, der wie von einem Trainer prophezeit funktioniert hat.“

Goldsmith Maid Trot - Final - (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 475.400 USD
1.    Bond    10,9    Åke Svanstedt    14
    2j.br. Stute von Southwind Frank a.d. Boccone Dolce von Donato Hanover
    Be: Åke Svanstedt, Little E LLC (Jeff Gural) & Berg Inc.; Zü: Diamond Creek Farm; Tr: Åke Svanstedt
2.    Mambacita    11,1    Yannick Gingras    91
3.    Blonde Bombshell    11,1    David Miller    206
4.    Heart on Fire    11,2    Todd McCarthy    61
5.    Check her out    11,3    Andrew McCarthy    841
6.    Secret Volo    11,5    Brian Sears    1150
7.    Quick Stop    11,6    Tim Tetrick    201
8.    Yes Please    11,8    Jordan Stratton    922
9.    Wild Jiggy    11,8    Dexter Dunn    124
10.    Brunella    18,2g    Jimmy Takter    535
Sieg: 14; Richter: leicht 2 - ¼ - 1 - 1 - 1 - 1 - 1¾ - ¼ Länge; 10 liefen
Wert: 237.700 - 118.850 - 57.048 - 38.032 - 23.770 USD
Stallions: Southwind Frank – Tactical Landing – Walner – Father Patrick – Tactical Landing

Video: https://www.youtube.com/watch?v=WiYG_zPCh8E

Auch Volume Eight führt den siebten Streich

Der gleiche Regisseur schien seine Hand im Valley Victory Trot für die männlichen zweijährigen Trotter im Spiel zu haben, denn der Rennfilm war für Volume Eight sehr ähnlich gestrickt. Auch der 70.000-Dollar-Jährling (9. November, Harrisburg) kreuzte mit der Empfehlung eines aktuellen Kindergarten-Triumphs vom 12. November auf dem Meilen-Oval auf, auch er musste von der „9“ los, und auch er genoss bei 16:10 glasklare Favoritenehren.

Kleiner Unterschied zu Bond: Andrew McCarthy musste ein bisschen mehr kurbeln, um nach 500 Metern Kilmister aus der dem Kommando zu verdrängen, die sich der von Marcus Melander vorbereitete Sieger des Peter Haughton Memorial gegen Kimmeridgian und Up your Deo geholt hatte. Damit hatte der Chapter-Seven-Sohn allerdings das Gröbste auch schon erledigt.

Der sich als zweite Chance des Wettmarkts durch die Todesspur versuchende Celebrity Bambino war längst wieder auf dem Rückzug, als 250 Meter vorm Ziel der „Überschlag“ erfolgte, und Kimmeridgian kam viel zu spät auf Touren, um noch ein bisschen an der Siegeruhr zu drehen.

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Volume Eight (Foto: harnesslink.com)

Viel lockerer, als der Dreiviertellänge-Vorsprung aussagen mag, war Treffer Nummer 7 unter Dach und Fach, der Volume Eight ein „Upgrade“ auf 432.232 „Greenbacks“ bzw. Platz sieben in der Gewinnsummenstatistik seiner Altersklasse bescherte.

Für den seit Jahrzehnten in den USA arbeitenden Australier Noel Daley ist dieser Volume Eight „der beste Zweijährige, den ich in Händen hatte. Wie er durchs Kindergarten Final gefegt ist, war mit das Beste, was ich je von einem Youngster gesehen habe. Ich bin gespannt aufs Hambo im nächsten Jahr.“

Valley Victory Trot - Final - (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 416.200 USD
1.    Volume Eight    09,9    Andrew McCarthy    16
    2j.dklbr. Hengst von Chapter Seven a.d. Lass a Rope von Encore Encore
    Be: Noel Daley, Sjoblom Racing, Sbrocco, Mazza, La Express & Jaf Racing; Zü: Robert Key; Tr: Noel Daley
2.    Kimmeridgian    10,0    Tim Tetrick    122
3.    Kilmister    10,1    Brian Sears    129
4.    Up your Deo    10,1    Åke Svanstedt    442
5.    Upstaged    10,4    David Miller    292
6.    Southwind Admiral    11,0    Todd McCarthy    489
7.    Purple Lord    11,0    Corey Callahan    970
8.    Te Amo Lindy    11,2    Scott Zeron    897
9.    Point of Perfect    11,3    Dexter Dunn    904
10.    Celebrity Bambino    14,0g    Yannick Gingras    29
Sieg: 16; Richter: leicht ¾ - 1¼ - ¼ - 2 - 4¾ - ¼ - 1¾ Längen; 10 liefen
Wert: 208.100 - 104.050 - 49.944 - 33.296 - 20.810 USD
Stallions: Chapter Seven – Walner – Chapter Seven – Walner – Muscle Hill

Video: https://www.youtube.com/watch?v=EFZvLizVDkM