Klingelnde Vorweihnachtszeit auf The Meadowlands

East Rutherford / New Jersey, Samstag, 25. November 2023. Ein letztes Mal in dieser Saison drehte sich das ganz große Rad des nordamerikanischen „harness sport“ an dessen Premium-Adresse auf The Meadowlands.
Acht der 14 Prüfungen auf der Meilenbahn im Nordwesten des Big Apple lockten in der Nacht des „Fall Final Four“ mit sechsstelligen Börsen, insgesamt wurden kurz vor Kassenschluss 2023 von „The Big M“ noch mal 2.765.000 US-Dollar ausgeschüttet - bei ungemütlichen 2 Grad Celsius ein warmer vorweihnachtlicher Regen für die Besitzer, die bei den Jährlingsauktionen in Lexington (Anfang Oktober) und Harrisburg (Anfang November) viel Geld in die Zukunft investiert hatten.
Wie üblich fiel zudem der endgültige Vorhang für diesmal vier berühmte Standardbreds, die sich von der Rennsportbühne Richtung Zucht verabschiedeten. Stellvertretend für alle Traber sagte Bella Bellini, 2022 Trotter of the Year und 2,1 Millionen Dollar schwere Goldeselin, Adieu.
Auf Seiten der Passgeher waren es die Stute Test of Faith, das Horse of the Year 2021, das sein mit 2,4 Millionen Dollar wohlgefülltes Ränzel schnürte, sowie die beiden Hengste Tattoo Artist (geb. 2017; 2,7 Mio. USD) und Confederate (geb. 2020), die im FanDuel der Open Championship Pace zum letzten Hurra unmittelbar aufeinandertrafen.
Wobei der Sweet-Lou-Sohn beim ersten und einzigen Kräftemessen mit neun Älteren als Achter für 23:10 krachend zu Boden ging und aus 15 Versuchen 2023 doch nur 13 Treffer sowie 1.633.854 USD in die Wahl zum „Horse of the Year 2023“ mitnimmt.
Auch Tattoo Artist kam nicht über Rang vier hinaus in dem FanDuel, das der bei 18,3-fachen Odds gehandelte sechsjährige Captaintreacherous-Sohn Allywag Hanover mit Todd McCarthy um einen „Hals“ gegen den zwei Jahre jüngeren Tempomacher Bythemissal/Yannick Gingras (19:10) für sich entschied.
Jiggy Jog - die Million ist rund
Ein letztes Mal keine Müdigkeit vorschützen hieß es für nur fünf Traber-Ladys in ihrer FanDuel Championship um 175.000 USD, deren dicksten Scheck sich im x-ten Duell mit M-m’s Dream die in Schweden geborene, dort nie gelaufene Jiggy Jog sicherte und mit dem achten Saisonsieg aus elf Anläufen - der Rest waren Ehrenplätze - ein grandioses Jahr perfekt abschloss.
Mit 1.038.438 USD ist die vierjährige Walner-Tochter die sechste Standardbred-Millionärin dieses Jahres. Es lief wie geschmiert für die Vierjährige, in der Dexter Dunn rasch eine Nachfolgerin für Vorjahrssiegerin Bella Bellini gefunden hat.
Von der „4“ hatte der „Kiwi“ keine Eile, parkte hinter Trainingsgefährtin Bond (2), der einzigen Dreijährigen, und M-m’s Dream (1) ein und konnte sich nach einem Kilometer eher betulichen Gänsemarschs die Hände reiben, als Dave Miller mit der Swan-for-All-Tochter zum Angriff blies. Selbstverständlich koppelte sich Dunn an. Zu Beginn des „final stretch“ zeigte die lange und mit rund 650.000 USD Gage erfolgreiche Saison bei der in Indiana geborenen M-m’s Dream Wirkung.
Bond, die Schippchen um Schippchen draufpackte, bekam sie nicht in den Griff, und selbst Jiggy Jog schien sich lange an der Southwind-Frank-Tochter die Kampfzähne auszubeißen. Doch Dunn blieb die Ruhe selbst und setzte auf die letzten 150 Meter, auf denen sich die Waage sonnenklar um zwei Längen in Richtung der Favoritin neigte.
FanDuel Championship Open Mares - Trot - (int., Stuten ab dreijährig)
1609m Autostart, 175.000 USD
1. Jiggy Jog 10,4 Dexter Dunn 13
4j.br. Stute von Walner a.d. Hot Mess Hanover von Cantab Hall
Be: Jörgen Sparredal, SE; Zü: Vestmarka AB, SE; Tr: Åke Svanstedt
2. Bond 10,6 Åke Svanstedt 51
3. M-m’s Dream 10,7 David Miller 40
4. Raised by Lindy 10,9 Scott Zeron 340
5. Swans Eye 11,3 Andy Miller 754
Sieg: 13; Richter: leicht 2 - 1 - 1 - 4 Längen; 5 liefen
Wert: 87.500 - 43.750 - 21.000 - 14.000 - 8.750 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=wqKFEofzJsQ
Southwind Tyrion wie ein Strich
Im mit 350.000 Dollar doppelt so wertvollen FanDuel Championship Open hatte Åke Svanstedt, dessen Quartier drei der sieben Aspiranten stellte, selbst die Hosen an.
Während Italiens Derby-Sieger Alrajah One vier Wochen nach seinem kolossalen Untergang in der Breeder’s Crown die nächste krachende Niederlage einstecken musste und endgültig in der harten nordamerikanischen Realität angekommen ist - der Maharajah-Sohn hatte als steter Sechster außer einer schweren Galoppade eingangs der Zielgeraden keine Szene -, bewies Southwind Tyrion, der schon am 28. Oktober für ihn in die Breeder’s-Crown-Bresche gesprungen war, dass jener Erfolg keine Eintagsfliege bleiben solle.
Mit dem am 4. Oktober 2019 in Lexington für 145.000 Dollar ersteigerten Muscle-Hill-Sohn fackelte der „grüne Riese“ nicht lange, schnappte sich vor Dauerläufer It’s Academic (4), dem ebenfalls von Svanstedt gecoachten Rattle my Cage (7) und Hambletonian-Sieger Tactical Approach das Kommando und gab es nicht mehr her, bis der fünfte Saison- und 13. Karriere-Sieg überlegen 3½ Längen voraus unter Dach und Fach war.
Tactical Approach kämpfte sich an It’s Academic, der ihn auf den finalen 500 Metern brav durch die zweite Spur gezogen hatte, zum Ehrenplatz vorbei. Ob das im Fernduell mit Confederate um den Titel des „Horse of the Year“ reicht, in das der Tactical-Landing-Sohn mit zehn Siegen aus 19 Versuchen und 1.507.989 USD geht? Das letzte Wort hat die US-Horse Writers Association, die den renommierten Titel vergibt und für den auch Nancy Takters zweite Chance Karl (s.u.) schwer in Frage kommt.
Nach Southwind Tyrion werden sich bereits jetzt Anders Malmrot & Co, die „Macher“ des Elitloppet, die Finger lecken. Svanstedt als Mitbesitzer des fünfjährigen Hengstes hat Jahr um Jahr verlauten lassen, er würde gern mit einem konkurrenzfähigen Pferd, wie es einst Resolve war, am letzten Mai-Wochenende zum Stelldichein der Super-Sprinter in Stockholm aufschlagen…
FanDuel Championship Open - Trot - (int., frei für Alle ab dreijährig)
1609m Autostart, 350.000 USD
1. Southwind Tyrion 09,0 Åke Svanstedt 38
5j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Taylor Jean von Cantab Hall
Be: SRF Stable (Lennart Ågren), Knutsson Trotting, Brittany Farms and Riverview & Åke Svanstedt Inc; Zü: Southwind Farms; Tr: Åke Svanstedt
2. Tactical Approach 09,4 Scott Zeron 27
3. It’s Academic 09,5 David Miller 81
4. Take all Comers 10,0 Tim Tetrick 234
5. Delayed Hanover 10,2 Jordan Stratton 960
6. Alrajah One 12,2g Dexter Dunn 27
7. Rattle my Cage 15,5g Yannick Gingras 351
Sieg: 38; Richter: überlegen 3½ - ¾ - 3¾ - 2½ - 16 - 25¼ Längen; 7 liefen
Wert: 175.000 - 87.500 - 42.000 - 28.000 - 17.500 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=BzgwKMfJLc0
Alle Neune für Karl
Gab es einen Tipp des Wochenendes, so war dies trotz seiner erst zwei Jahre der bislang erst einmal - und das hauchdünn - bezwungene Karl. Auf den einzigen Vorlauf, aus dem mit Mosquito auch nur ein Kandidat nicht auf den Stich im Valley Victory Trot für die männlichen zweijährigen Trotter gekommen war, hatte er als Sieger des Kindergarten-Finales verzichten dürfen, was ihn bei seinem Goldrausch kein Bisschen aus der Spur brachte.
Selbst Startplatz „6“ stellte den Dunkelbraunen mit dem Keilstern vor keinerlei Probleme. Yannick Gingras dachte gar nicht daran, mal die Innenspur aufzusuchen, ließ ihn munter in dritter und zweiter Spur marschieren und bekam, weil Svanstedt Realist und kein Phantast ist, von diesem bzw. Daiquiri Hanover (4) die Führung angedient, kaum dass die Überseite in Angriff genommen wurde.
Das war’s auch schon mit dem neunten Treffer, den der Überflieger mit schnöder Selbstverständlichkeit einklinkte, ohne dass ihm auch nur ein Mitstreiter noch mal in die Nähe kam.
Drei Längen voraus durchlebte Gingras entspannte zwei Minuten im Sulky eines Zweijährigen, „der Gänge unter sich hat, wie ich sie nur bei wenigen Pferden erlebt habe - und bei Zweijährigen schon gar nicht. Seine Kapazitäten sind unglaublich. Wir können nur beten, dass er gesund und voller Tatendrang überwintert. Dann können wir uns auf Duelle mit T C I freuen.“
Ganz so viel wie der mit 1.238.870 USD bereits in die aktive Winterruhe entschwundene Sieger der Mohawk Million, der zweimal gegen Karl den Kürzeren gezogen hat, hat Nancy Takters Stolz nicht verdient, doch ist auch er mit diesem Erfolg zum Millionär avanciert: 1.041.977 USD zieren Karls fettes Konto, der mit 1:09,7 nebenbei einen neuen Rennrekord markierte.
In klingender Münze ausgezahlt hat sich auch Svanstedts „Versteckspiel“ an zweiter Stelle: Daiquiri Hanover widerstand Winter Soldiers Griff nach dem Ehrenplatz um eine Länge sehr sicher.
Valley Victory Trot - Final - (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 423.000 USD
1. Karl 09,7** Yannick Gingras 10,5
2j.dklbr. Hengst von Tactical Landing a.d. Avalicious von RC Royalty
Be: Christina & Nancy Takter, Black Horse Racing, Crawford Farms & Bender Sweden; Zü: Crawford Farms; Tr: Nancy Takter
2. Daiquiri Hanover 10,1 Åke Svanstedt 129
3. Winter Soldier* 10,2 Andrew McCarthy 184
4. Security Protected 10,5 Tim Tetrick 160
5. Victor Laszlo 10,6 Mark Macdonald 1724
6. Nottingham 11,1 Marcus Miller 1790
7. Waterfall 11,3 Todd McCarthy 1345
8. Bright Star 11,6 Scott Zeron 620
Sieg: 10,5; Richter: überlegen 3 - 1¼ - 2¼ - 1 - 4 - 1¾ - 1½ Längen; 8 liefen (NS Wild Ticket, Flying Kronos / jeweils Attest)
Wert: 211.500 - 105.750 - 50.760 - 33.840 - 21.150 USD
*Vorlaufsieger; **Rennrekord
Stallions: Tactical Landing – Bar Hopping – Face Time Bourbon – Father Patrick – Chapter Seven
Trainer: Takter – Svanstedt – Alagna – Melander – Schnittker
Video: https://www.youtube.com/watch?v=D81d_tmB0BI
Im Speed alle eingesammelt
Mehr als eine Sekunde langsamer ging’s im 428.000 USD wertvollen Goldsmith Maid Trot für 2021 geborene Traberstuten zur Sache, bei denen weder eine der beiden Vorlauf-Siegerinnen noch die durch den Triumph im Kindergarten Final per Wildcard ins Finale gekommene Sambuca Hanover die Sahne abschöpften.
Mit Sambuca Hanover (6) besetzte Dave Miller zwar nach 250 Metern an French Champagne (3) und Soiree Hanover (2) vorbei die Kommandozentrale, räumte sie jedoch nach nicht mal 500 Metern für die mit Schmackes heranfliegende R Melina (5) - und hatte im Schlussbogen einen kleinen, aber entscheidenden Aussetzer.
Dort hatte Tim Tetrick mit Soiree Hanover längst zur Attacke geblasen. Ausgangs der letzten Biege steckte die Co-Favoritin die Nase in Front, tauchte in die Innenspur ab, hatte damit ihre Körner überraschend verschossen und spielte gar keine Rolle mehr, als sie 200 Meter vor der Linie über ihre müden Füße in Galopp stolperte.
R Melina hingegen rappelte sich wieder auf und biss bis zum Pfosten. Aus dem dritten Paar außen wurde die lange unterm Radar laufende Pizzelle mit jedem Schritt prominenter. Andy McCarthy hatte der Walner-Tochter die Kräfte vorzüglich eingeteilt. Sicher mit einer Länge sammelte sie die Kopf an Kopf raufenden Sambuca Hanover, R Melina und French Champagne beim 13. Auftritt ihrer Karriere zum dritten und wertvollsten Sieg ein, mit dem sie auf 315.850 „greenbacks“ kletterte.
„Sie war übers gesamte Jahr nicht schlecht“, antwortete der „Aussie“ auf die Frage, welche Chancen er sich ausrechnete, als er im Hintertreffen um die letzte Ecke bog, „ich war froh, dass wir so lange Deckung hatten. Wie sie am Ende beschleunigt und alle eingesammelt hat, damit hab ich nicht unbedingt gerechnet.“
Ihr Trainer Noel Daley bekannte: „Ich sah, dass es vorn einigen Trouble gab und hab gehofft, wir könnten das ausnutzen - gut sprinten konnte sie ja schon immer. Sie hat eine kurze krankheitsbedingte Pause prima weggesteckt.“
Goldsmith MaidTrot - Final - (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 428.000 USD
1. Pizzelle 10,9 Andrew McCarthy 72
2j.br. Stute von Walner a.d. Biscotti von Father Patrick
Be: Christopher Beaver & Doanld Robinson; Zü: Brittany Farms; Tr: Noel Daley
2. Sambuca Hanover 11,0g David Miller 137
3. R Melina* 11,0 Dexter Dunn 22
4. French Champagne 11,0 Åke Svanstedt 417
5. Paulina Hanover 11,1 Johnathan Ahle 1339
6. Walcango 11,6 Jordan Stratton 1286
7. Pisco Sour 11,8 Scott Zeron 569
8. Honey’s Sweet 11,8 Yannick Gingras 128
9. Soiree Hanover* 12,0g Tim Tetrick 26
10. Glamorous Hanover 13,1g Todd McCarthy 384
Sieg: 72; Richter: sicher 1¼ - k.Kopf - ¼ - ¾ - 3½ - 2½ - Kopf - ¾ - 9 Längen; 10 liefen
Wert: 214.000 - 107.000 - 51.360 - 34.240 - 21.400 USD
*Vorlaufsiegerinnen
Stallions: Walner – Bar Hopping – Chapter Seven – Muscle Hill – Father Patrick
Trainer: Daley – Norman – Butenschoen – Svanstedt – Daley