Kleiner Italiener ganz groß
Halmstad, Samstag, 24. April 2021. Da hat der joviale, immer für einen guten Spruch zu habende Jerry Riordan Wetter und Fachleute vor dem dritten, ansonsten namenlosen Vorlauf zum Paralympiatravet ganz schön aufs Glatteis geführt, als er vorab über Taktik und Fitness seiner beiden „Comebacker“ räsonierte.
„Zarenne Fas, der seit dem 11. November, und Aetos Kronos, der nach der ordentlichen Vincenner Winter-Kampagne nicht mehr gelaufen ist, arbeiten gut - so gut, wie ich‘s mir auf diesem Niveau nur wünschen kann. Aber Training und Wettkampf sind nicht nur in unserem Sport stets zwei grundverschiedene Paar Schuhe. Beide sind hervorragende Pferde, mit beiden will ich nach Paralympia, aber nicht um jeden Preis."
"Wir werden sie beim Start in die neue Saison ganz sicher nicht Kopf stellen, zumal die bescheidenen Startplätze ‚9‘ (Zarenne Fas) und ‚12‘ ohnehin eine eher defensive Ausrichtung verlangen. Das Jahr ist noch lang, und wir sollten allen Respekt vor unseren Schützlingen haben und uns unserer Fürsorgepflichten für sie erinnern“, sprach der 64-jährige, der aus seinem für schwedische Verhältnisse kleinen Lot von stets um die 50 Trabern Jahr um Jahr echte Euro-Cracks zaubert.
„Aufm Platz“ schien es für sein Duo ganz nach diesen Worten zu laufen. Aetos Kronos, ohnehin noch nie ein Blitzstarter, bekam sofort die rote Laterne angehängt und genehmigte sich in dieser Lage nach 700 Metern auch noch einen kurzen Rumpler, während sich - auch wie erwartet - Handsome Brad (2) und Cyber Lane (7) um die Spitze fetzten, als gäbe es kein Morgen mehr.
Nach irrwitzigen 1:03,2 für 250 und 1:06,9 für 500 Meter sah Johan Untersteiner mit seinem 2017er Derby-Sieger ein, dass es am Paralympiatravet- und Copenhagen-Cup-Winner von 2019 zumindest in dieser Phase kein Vorbeikommen geben würde, und parkte dahinter ein. Innen reihten sich Husse Boko und Chief Orlando, der aus Italien zur Stippvisite nach Nordeuropa gereiste Norweger, auf.
Den Anführer auf dem äußeren Gleis gab Nadal Broline vor Heart of Steel, Extreme, Zarenne Fas, Sevilla und eben Aetos Kronos, während für Vagabond Bi die Party im ersten Bogen mit der roten Karte beendet war. Jepson nahm nach diesem horrenden ersten Strich die Pace gewaltig heraus, und das nutzte Instinktfahrer Magnus Djuse ungeachtet aller Vorhersagen zur Attacke.
Weit kam er in dritter Spur nicht, denn die gleiche Idee hatte Peter Untersteiner mit Heart of Steel, scherte mit dem Holländer ebenfalls aus, zwang dadurch Aetos Kronos in der zweiten Biege gar in Spur vier, umflankte Nadal Broline und bescherte der kleinen, schwarzbraunen Kampfmaschine für die finalen 1200 Meter die dritte Spur. Das schien für den Bold-Eagle-Sohn, der mit dem Håkan-Wallner-Memorial, zwei E3-Finals sowie dem Königspokal bereits vier Gruppe-Siege auf dem Kerbholz hat, zu viel des Guten.
Doch der Italo-Schwede, geboren auf dem weltberühmten Gestüt Kronos, eingetragen ins schwedische Register, dachte gar nicht daran, locker zu lassen. Gnadenlos drückte er weiter, verdrängte Heart of Steel als äußere Lokomotive, nahm sich dann Handsome Brad zur Brust, der 400 Meter vorm Ziel die Last des ersten Viertels spürte, bleischwere Beine bekam und Unglückswurm Cyber Lane ausbremste, und konnte für die Schlusskurve zumindest an die Innenkante.
Konnte dieser Husarenritt gut gehen? Auch wenn die Außenseiter Heart of Steel und der aus dessen Fahrwasser wie in glorreichen Tagen beißende Nadal Broline sowie in vierter Linie Extreme alles versuchten, bekamen sie Aetos Kronos nicht zu packen. Der hielt den Zwei-Längen-Vorteil bombensicher fest, bescherte sich den 13. Sieg „lifetime“ und Magnus Djuse bereits den dritten 2021 in einer Gulddivisionen.
Nach dieser herzerwärmenden Nummer strahlte Djuse: „Grandios! Was für ein Pferd! Ein eisenharter Typ mit einem Herz aus Gold. Ich dachte eigentlich, in der langsamen Phase problemlos zunächst in die Todeslage zu kommen, aber dann hatte Peter vor uns die gleiche Idee, und wir mussten immens weite Wege gehen. Im Einlauf war ich mir des Sieges sicher, denn so leicht lässt Aetos keinen vorbei. Er hängt sich rein, soweit die Füße tragen.“
Für Riordan war’s eine besondere Genugtuung: „Ich liebe alle meine Schützlinge - anders kann ich den Trainerberuf nicht ausüben. Aber zu Aetos habe ich ein ganz besonderes Verhältnis, weil ich ihn von klein auf unter meinen Fittichen und ihn Schritt für Schritt dorthin geführt habe, wo er jetzt steht“ - bei 8.544.262 Kronen.
Nunmehr stehen sieben der zehn Paralympia-Aspiranten fest: Neben den sportlich qualifizierten Racing Mange, Who’s Who und Aetos Kronos haben die per Wildcard verpflichteten Very Kronos, Ecurie D., Délia du Pommereux und Gelati Cut zugesagt. Hinter dem Okay für den automatisch startberechtigten Titelverteidiger Elian Web prangt hingegen ein dickes Fragezeichen.
Gulddivisionen - (int., 3. Qualifikation zum Paralympia-Travet)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Aetos Kronos 12,0g Magnus Djuse 73
5j.schwbr. Hengst von Bold Eagle a.d. Will of a Woman von Muscles Yankee
Be: Team Snyder AB & Aetos Dios AB; Zü: Allev. Kronos, SE/IT; Tr: Jerry Riordan
2. Nadal Broline 12,1 Björn Goop 409
3. Heart of Steel 12,2 Peter Untersteiner 681
4. Extreme 12,2 Steen Juul 275
5. Cyber Lane 12,6 Johan Untersteiner 21
6. Sevilla 12,6 Jörgen Sjunnesson 273
7. Husse Boko 12,8 Örjan Kihlström 369
8. Handsome Brad 12,9 Carl Johan Jepson 37
9. Zarenne Fas 13,0 Kevin Oscarsson 124
10. Chief Orlando 13,1 Vincenzo Gallo 271
11. Night Brodde 13,7g Marc Elias 865
Vagabond Bi agh. Ulf Ohlsson 307
Sieg: 73; Richter: sicher 1 - 1 - Kopf - 3½ - Hals - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 06,9/500m - 13,9/1000m - 12,8/1500m - 10,6/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Video: https://www.travronden.se/referat/aetos-kronos-till-paralympiatravet
V75-1 (Silver): Vikens High Yield / Robert Bergh 20
V75-2 (Klass II): Digital Process / Sören Boel 546
V75-3 (Diam-Sto): Ultra Bright / Örjan Kihlström 36
V75-4 (Diam-Sto): Ottilia Fri / Marc Elias 208
V75-5 (Klass I): Digital Dominance / Örjan Kihlström 53
V75-6 (Brons): Upstate Face / Carl Johan Jepson 100
V75-7 (Guld): Aetos Kronos / Magnus Djuse 73
Umsatz V75: 102.475.410 SEK
1. Rang: 7,3 Systeme à 5.315.188 SEK
2. Rang: 14.624 SEK
3. Rang: 673 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 2.003.055 SEK
Die maue Form des Lugauer-Stalles polierte unmittelbar vor der Großwette der Belgier Laradja Vrijthout kräftig auf. Der Maharajah-Sohn legte aus „Springspår 6“ des zweiten Bandes los wieder Blitz, krallte sich bald die Spitze und regierte dort mit eiserner Faust. Aus dem Schlussbogen heraus war der prächtig anzuschauende Sechsjährige eine Klasse für sich, verabschiedete sich auf zehn Längen und blieb seiner exquisiten Form treu:
Bei nunmehr fünf Auftritten unter Conrad Lugauers Regie, der ihn heute erstmals in der Hand hatte, holte er drei erste, zwei zweite Plätze und mit den heutigen 100.000 schon 305.000 seiner 503.179 Kronen, bei denen es der Wallach sicherlich nicht lange bewenden lassen wird. Der Sieg-Totalisator spuckte 2,5-fache Odds aus.