Keine neuen Erkenntnisse

Vincennes, Samstag, 19. August 2020. Um rund zehn Tage vorgezogen, weil als Generalprobe für das im Frühjahr wegen der Corona-Schließung ausgefallene, nunmehr am 29. August nachgeholte Critérium des 4 Ans gedacht, waren die jeweils 85.000 Euro wertvollen Prix Guy Le Gonidec (für die Stuten) und Prix Jules Thibault für die einheimischen Hengste die Clous des Nachmittags. Es war fast alles am Start, was sich in der Generation 2016 Rang und Namen gemacht hatte. Umstürze ließen die Koryphäen beider Lager jedoch nicht zu.
Aus der Pause ganz nach vorn
Im Prix Guy Le Gonidec gab’s besitz- und trainertechnisch eine Titelverteidigung. Hatte im Vorjahr Flèche Bourbon für Rainer Engelkes Haras de Saint Martin und Sébastien Guarato die Kastanien aus dem Feuer geholt, so war es diesmal Gunilla d’Atout, die sich den dicksten Brocken schnappte - und das trotz einer Pause von fast sieben Monaten. Eric Raffin servierte der Braunen mit dem kleinen Stern ein Maßrennen im Rücken von Trainingsgefährtin Green Grass, der sie nach 700 Metern die sofort eroberte Führung abtrat und es sich bei nicht allzu zügiger Fahrt sehr wohlergehen ließ.
Hinter dem Guarato-Doppel reihte sich Gemme de Busset vor Glorissima, Galilea Money, Greyline und Schlusslicht Gladys des Plaines, die als Einzige rundum beschlagen antrat, ein. Außen durfte sich Goulette vor Goldy Mary, Guinness des Prés, die sich mit fünf Treffern am Stück ihr erstes Abenteuer auf Gruppe-Niveau redlich verdient hatte, Gloria du Goutier und Gaïa Olmenhof produzieren. Erst Mitte des Anstiegs kam Schwung ins gemütliche Paarlaufen. Der Ausbruch der Longshots Gaïa Olmenhof und Gladys des Plaines in Spur drei zwang auch Goldy Mary nach außen. 400 Meter vorm Ziel empfahl sich Goulette im Galopp, 100 Meter später die keine freie Bahn findende Guinness des Prés.
Zu jenem Zeitpunkt hatte sich das Favoritentrio etwas abgesetzt, aus dem Gunilla d’Atout mit dem besten Verlauf die größten Reserven offenbarte. Kaum hatte sie Raffin in Spur drei bugsiert, legte die Ready-Cash-Tochter fast mühelos den Schnellgang ein und überrannte ihr Zugpferd, an dem sich auch Goldy Mary noch um eine Dreiviertellänge vorbeirackerte, mal eben um zwei Längen.
Es war beim 13. Auftritt der neunte Volltreffer der Braunen, die erst vor einem Jahr ihre erste Gruppe-Aufgabe bestritten und sich mit dem Critérium des 3 Ans bereits einen Klassiker einverleibt hat. 361.150 Euro prangen nun in ihrem Fahrtenbuch, womit sie bei den Ladys ihrer Generation Rang zwei hinter der von Beginn an auf höchster Ebene tanzenden Green Grass (469.550 Euro) liegt, die im Critérium des Jeunes den Hengsten das Nachsehen gegeben hatte. Von der Gruppe-Muse ungeküsst bleibt Goldy Mary, die zum dritten Mal in einer Gruppe-Aufgabe mit dem Ehrenplatz vorliebnehmen musste.
Vom doch recht deutlich abgehängten Rest hielt sich Galilea Money am besten, womit der Parademarsch der Favoritinnen bis auf den Ausfall von Guinness des Prés in Sack und Tüten war.
Prix Guy Le Gonidec (Gruppe II nat., vierj. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Gunilla d’Atout 13,9 Eric Raffin 38
4j.br. Stute von Ready Cash a.d. Topaze d’Atout von Coktail Jet
Be: Ec. Saint Martin; Zü: SCEA du Beaumanoir; Tr: Sébastien Guarato
2. Goldy Mary 14,0 Matthieu Abrivard 51
3. Green Grass 14,0 Mathieu Mottier 34
4. Galilea Money 14,2 Jean-Michel Bazire 91
5. Glorissima 14,2 Etienne Dubois 1040
6. Greyline 14,3 Julien Dubois 300
7. Gloria du Goutier 14,6 Jean-Philippe Monclin 1240
8. Gemme de Busset 14,6 David Thomain 380
9. Gaïa Olmenhof 15,2 Christophe Martens 1000
Gladys des Plaines dis.r. Franck Ouvrie 1280
Guinness des Prés dis.r. Thierry Duvaldestin 59
Goulette dis.r. Franck Nivard 170
Sieg: 38; Richter: leicht 1½ - ¾ - 2 - Kopf - 1½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 16,1/1200m - 15,1/1700 - 15,1/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-08-19/7500/6
Das „Standing“ ausgebaut
Direkter Nachfolger eines gewissen Face Time Bourbon in der Siegerliste des Prix Jules Thibault wurde Gu d’Héripré, der nach Gewinnsumme - da ist Gotland, der Heros der ersten Stunden, ihm noch deutlich voraus - noch nicht der männliche Primus seiner Aufzucht ist. Den Fuchs mit der langen, schmalen Blesse hat Trainer Philippe Billard erst im Dezember 2019 ins erste Gruppe-Abenteuer geworfen. Der dankte es ihm mit vier Siegen und drei Ehrenplätzen auf diesem Level, bei denen er auch offensive Verläufe nie scheute.
Franck Nivard ließ den kraftvoll-eleganten Coktail-Jet-Sohn ganz außen eindrehen, knöpfte Gotland, der das Kommando nach wenigen Metern gegen Jean-Michel Bazires Gruppe-Newcomer Guévara du Pont an sich gerissen hatte, dieses ab, als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, und war fortan Herrscher aller Reußen. Nivard hielt die Fahrt deutlich höher, als dies eine Stunde zuvor bei den Demoiselles der Fall gewesen war, hatte dennoch bis ins Ziel die Knochen brechend voll und war bei Gu d’Hériprés zehntem Treffer aus 16 „Schuss“ nur ein Passagier, der aufpassen musste, nicht aus dem Wagen zu fallen oder von der Piste abzukommen. Fahne hoch, Zaumklappen oben gelassen, so passierte Gu die Linie zwei Längen voraus, ohne auch nur einmal angefasst worden zu sein, vor der dreifachen Allaire-Bande.
Von der hielt sich Golden Bridge am besten, der sich mit einem Zwischenspurt im Joinviller Bogen die Position hinter Gu gesichert hatte, vor dem im Schlussbogen die dritte Spur eröffnenden Gallant Way und Gotland, dem Eric Raffin sicher nicht alles abverlangte, dessen Thron jedoch mehr und mehr bröckelt. Deutlich zu viel wurde hingegen dem enorm konstanten Gelati Cut der Marsch durch die Todesspur. Der „Cut“ kam ausgangs des Schlussbogens, wo der Coktail-Jet-Son resolut den Rückwärtsgang einlegte und nur deswegen die kleinste Prämie in den Stall brachte, weil der Rest mit der roten Karte ausgemustert war.
Prix Jules Thibault (Gruppe II nat., vierj. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Gu d’Héripré 13,3 Franck Nivard 15
4j. Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Vedetta d’Héripré von Orlando Vici
Be: Ecurie Rolling; Zü: Ecurie d’Héripré; Tr: Philippe Billard
2. Golden Bridge 13,4 David Thomain 100
3. Gallant Way 13,5 Anthony Barrier 660
4. Gotland 13,6 Eric Raffin 130
5. Gamble River 13,8 Gabriele Gelormini 330
6. Gala des Crennes 13,8 Mathieu Mottier 650
7. Gelati Cut 14,1 Alexandre Abrivard 130
Guévara du Pont dis.r. Jean-Michel Bazire 51
Gamay de l‘Iton dis.r. Tristan de Genouillac 540
Gimy du Pommereux dis.r. Matthieu Abrivard 630
Sieg: 15; Richter: überlegen 2 - 2 - ¾ - 2½ - k.Kopf - 4 Längen; 10 liefen (NS Golden Renka)
Zw-Zeiten: 13,7/1200m - 14,0/1700m - 14,4/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-08-19/7500/8