Junge Power Girls im alten Klassiker

Caen, Samstag, 7. Oktober 2023. Seit im Vorjahr die für französische Verhältnisse recht große Umstrukturierung im Traber-Kalender erfolgt ist, gebührt der alten Normannen-Hauptstadt Caen nicht mehr die Ehre, den ersten Klassiker für die dreijährigen Satteltraber austragen zu dürfen.
Statt an einem Mittwoch Mitte Mai wird das Saint-Léger des Trotteurs an einem Samstag Anfang Oktober auf dem 1.954 Meter weiten Rechtskurs ausgetragen - und wurde zum Waterloo des bisherigen Primus Kyt Kat.
Dessen „Break“ nach fünf schneidigen Monté-Erfolgen am Stück, darunter drei Gruppe-II-Prüfungen sowie dem Prix d’Essai als erstem und bislang einzigem Gruppe-I-Match am 25. Juni, mit Platz vier im Prix de Basly entpuppte sich doch nicht als einmaliger Ausrutscher, wie Trainer Thomas Levesque wenige Tage zuvor verkündet hatte: „Da fehlte ihm einfach ein Rennen. Im Prix d’Essai war er auf 150 Prozent, und in der Arbeit gefällt er mir nicht schlechter als zu jener Zeit.“
Die „turfistes“ folgten ihm willig, kürten Kyt Kat, der wiederum auf seinen Standard-Jockey Mathieu Mottier bauen konnte, mit 21:10 ziemlich deutlich zum Favoriten im 16er Feld, aus dem sich Krafen und Kapaula de l’Epine zügig im Galopp stahlen - und fielen böse auf die Nase.
Dabei lief es gar nicht schlecht für den von Booster Winner gezeugten Dunkelfuchs, der sofort im Vordertreffen dabei war, Ende der Startgeraden kurz die Führung von Kaléda Géma übernahm und sie genauso rasch an den dräuenden Kifil de Bussy weiterreichte, hinter dessen breitem Rücken es sich bei kerniger Pace prima leben ließ.
Auch Ende der Gegengeraden sah es im Gegensatz zu Kifil de Bussy, der ins Schwimmen und wenig später aus dem Tritt, recht gut aus für Kyt Kat, obwohl der Pulk dichter zusammenrückte und Kyrielle des Vaux, Kaléda Géma, Kalie Glycines und Kandora Bella ihre Hühnchen zu rupfen begannen. 700 Meter vorm Ziel blies Kyt Kat zum Rückzug, und weit vorm Einlauf war klar, dass er es ohne wundersame Wiederauferstehung nicht mal aufs Treppchen schaffen würde.
Zu sehr grämen musste sich Thomas Levesque ob des neuerlichen Versagens seines Aushängeschildes nicht, denn für den sprang Schwester Camille mit Kandora Bella prächtig in die Bresche. Die 35-jährige, die fast ausschließlich Schützlinge aus dem Training ihres Bruders sowie ihres Vaters Pierre reitet, hatte sich mit dem Familienpferd lange im hinteren Mittelfeld getummelt, sich dann rechtzeitig an den Zug, der nach vorn düste, gekoppelt - und schon war die geschonte Füchsin auf der endlosen Zielgeraden überlegene Ware.
Ganz leicht rauschte sie an Kaléda Géma vorbei zum vierten Erfolg aus 13 Versuchen, der ihr Konto auf 247.720 Euro streckte. Auch die weiteren Prämien gingen sehr übersichtlich weg, nur die Gangartrichter mussten noch etwas nachsitzen: Die als Vierte anschlagende Karla de Mai wurde nach „enquête“ ausgemustert, so dass Rang vier im „Saint Leger der Stuten“ - sie holten die ersten vier Schecks - an Kalie Glycines fiel. Endlos zurück blieb Kyt Kat im arg dezimierten Feld Rang fünf.
Für Mademoiselle Levesque war’s nach den Triumphen im Prix de l’Île de France mit Dexter Fromentro 2019 und Granvillaise Bleue im Prix des Centaures 2022 Nummer drei auf höchster Ebene. Zugleich war’s in vielerlei Hinsicht ein historischer Sieg: Der erste einer Frau im 1964 erstmals ausgetragenen Saint Léger - Spitzenreiter im wahrsten Sinn ist Jean-Philippe Mary mit vier Erfolgen -, der erste für das berühmte gelbe „Casaque“ mit dem schwarzen Lothringer Kreuz der Levesques sowie der erste der Kategorie I für Züchter Rémi Boucret.
„Ich weiß gar nicht, wo sie die Kraft hernimmt, eine Reiterin zu tragen“, gestand Camille, „sie ist nicht nur klein, sondern auch zierlich und hat weder Schultern noch Hintern, wo der Schub herkommt. Aber sie hat ein Herz aus Gold! Thomas war vor dem Start nicht sehr zuversichtlich. Doch im Heat war sie gut drauf, und für ihre Verhältnisse hat sie als Zehnte sogar gut ins Rennen gefunden."
"Dass es sehr zügig zur Sache ging, kam, ihr sehr entgegen. Ich konnte immer in Deckung bleiben, und als ich aus der letzten Kurve nur noch ein Trio vor mir und reichlich in Händen hatte, ahnte ich, wir würden das Ding gewinnen. Zum Schluss schien sie ein bisschen müde, doch das waren die Anderen auch allesamt.“
Saint-Léger des Trotteurs - Monté - (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)
2450 Meter Bänderstart o.Z., 150.000 Euro
1. Kandora Bella 13,3 Camille Levesque 92
3j. Fuchsstute von Prodigious a.d. Doriana Bella von Ready Cash
Be / Tr: Thomas Levesque; Zü: Rémi Boucret
2. Kaléda Géma 13,6 Benjamin Rochard 130
3. Kyrielle des Vaux 13,9 Guillaume Lenan 770
4. Kalie Glycines 14,2 François Lagadeuc 420
5. Kyt Kat 15,5 Mathieu Mottier 21
6. Karlita 16,2 David Thomain 710
7. Kiss Me Jo Darling 16,3 Victor Saussaye 1120
8. Kentucky Valley 22,3 Alexis Collette 370
Karla de Mai 4.dai Guillaume Martin 950
Kifil de Bussy dis.r. Adrien Lamy 180
Krafen dis.r. Anthony Barrier 61
Kapaula de l’Epine dis.r. Eric Raffin 290
Kelly de Banville dis.r. Paul-Philippe Ploquin 87
Key Biscayne dis.r. Christopher Corbineau 760
Koncord Délo dis.r. Antoine Voisin 1910
Kenidille dis.r. Damien Bonne 220
Sieg: 92; Richter: überlegen 4 - 2½ - (2) - 2½ - 13 - 6½ Längen; 16 liefen
Zw-Zeiten: 12,2/1000 - 12,8/1500 - 12,5/2000m
Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro